Erneut überkam Stille das Telefonat.
„ Auf keinen Fall sagte ich! Hörst du mich? Du weißt, dass du deine Medikamente nicht einfach so absetzten darfst!" Sagte er zynisch. Dr. Ming war mein Arzt und hatte mich bisher mein Leben lang auf Schritt und Tritt behandelt und versorgt.
Auch jetzt noch, trotz des Umzugs.
Er war älter, klüger und war derjenige, der von meinem Geheimnis wusste.
Seit ich klein war, hatte er sich um mich und meinen älteren Bruder gekümmert.
„ Mein ganzes Leben lang nehme ich die Scheiße schon zu mir und noch immer hat sich nichts geändert. Stattdessen lebe ich am Arsch der Welt, und muss mich noch immer verstecken!" keifte ich.
Schon wieder herrschte Stille.
„ Luka, nein! Das ist viel zu riskant! Was ist wenn es jemand erfährt oder schlimmer noch die Polizei oder Regierung es herausfindet? Sie werden dich suchen kommen! Du bringst uns alle in Gefahr!"
„ Tut mir leid. Es geht nicht anders. Ich renne schon lange genug." Ehe Dr. Ming weitere Einwände erheben konnte, beendete ich abrupt das Telefonat. Er könne mich noch so oft anrufen: Ich würde meine Meinung nicht mehr ändern.
Erleichtert und noch etwas aufgeregt vom Konflikt schnappte ich meine Packung Zigaretten von der Kommode und stampfte nach draußen.
Erstmals musste ich runter kommen.
Und gerade als ich den glühenden Stängel zwischen meinen Fingern zu meinen Lippen bewegen wollte, fiel mir das Teil auch sogleich runter.
Kurz war ich wie versteinert. Denn meine gesamte Aufmerksamkeit wurde wieder auf die weiße Gestalt am See gezogen.
Ich verspürte eine Mischung aus Angst und Aufregung zugleich.
Es war so ein Gefühl, dass ich zuvor in meinem gesamten Leben noch nie so verspürt hatte.
Denn obwohl mir jeder Instinkt in mir schrie, ich solle fliehen, wollte ich näher ran.
Ich war verloren in einem einzigen starken Tornado aus unendlicher Sehnsucht.
Doch es fühlte sich nicht wie diese Ketten von vorhin an. Auch wenn ich in einer gewissen Art diesem Gefühl hilflos ausgeliefert und in diesem gefangen war, so entsprang es von mir aus und war ein freiwillig erlegtes Gefühl.
„ Luca..."
Meine Augen rissen sich noch weiter auf, als sie es sowieso waren und ich war mir sicher, dass gerade Dopamin literweise von meinem Körper ausgeschüttet wurde.
„ Komm her."
Sie war erneut da und stand schon wieder in mitten auf diesem See. Noch immer einige Meter weiter weg, doch diesmal konnte ich sie viel klarer erkennen, als gestern.
Ich sah die Figur besser und erkannte die zuvor unbekannte leuchtende Person als eine Frau mit weißen langen Kleid und blonden, nein fast schon weißen langen Haaren.
Von ihr aus ging anscheinend ein leichtes weißes Leuchten. Besonders von ihren Augen, mit welchen sie mir mitten ins Gesicht starrte.
Ich musste wissen wer sie war.
Ich musste herausfinden, was das ganze Hier zu bedeuten hatte und warum sie in Mitten auf einem See stehen konnte.
War sie vielleicht wie ich?
Ohne eine Sekunde weiter zu zögern, als ich bei der nächsten Gelegenheit anhand eines Zucken meiner Fingerspitzen spürte, dass ich mich wieder bewegen konnte, sprintete ich schon los.
MrsFelou
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