67 ♫ Lay me down

Can I lay by your side?

Next to you, you

And make sure you're alright

I'll take care of you

I don't want to be here

If I can't be with you tonight

I'm reaching out to you

Can you hear my call?

This hurt that I've been through

I'm missing you, missing you like crazy

[ Sam Smith ]




HARRY „W-Was? Ich verstehe nicht, was Sie-"

. . .

„Wir nehmen den nächsten Flug."

. . .

„Zieh den Kopf in London ein, Harry."

. . .

„Unter dem Radar heißt für mich, dass Schweine fliegen können."

. . .

„Ich wusste, dass ich Spence nicht alleine hätte lassen sollen. Er macht nur Blödsinn!"

. . .

„Berlin."

. . .

„Wir fahren zu DP & Beach. Vorerst ist es sowieso sinnlos euch im Krankenhaus abzusetzen. Ihr werdet nicht auf die Intensivstation gelassen. Bis dahin müsst ihr warten, bis die Familien da sind."

. . .

„Wir haben den Stalker."

. . .

„Sie müssen verstehen, dass wir Sie rechtlich gesehen nicht bis zur Intensivstation bringen können. Sobald die Familien da sind und die Formalia durch sind, werden wir-"

. . .

„Mir ist scheißegal, was die Formalia sagen!"

. . .

„Noch vor Ort mussten sie ihn reanimieren."

. . .

„Ihr Wohnzimmer ist zur Zeit ein Tatort."







Es war die schlimmste Zeit meines Lebens. Stunden musste ich in einem Ruheraum aushalten, während ein paar Zimmer weiter Personenschützer und Parker mit Mara redeten. Immer wieder dachte ich daran, was reanimieren bedeutete.

Man machte nur eine Herz-Lunge-Wiederbelebung, wenn man den Atem- und Kreislaufstillstand und den unmittelbaren nahenden Tod abwehren wollte. Bedeutete das, das Spencer bereits weg gewesen war?

Ich saß auf der Couch und hielt nach vorne gebeugt meinen Kopf in den Händen. Alleine der Gedanke daran, dass ich ihn nie zurück kriegen würde machte mich schier wahnsinnig. Es war, als würde mir jemand all die Zeit entreißen, die ich mit Spencer noch hatte haben können.

Meine Gedanken rasten.

Wie in Schnelldurchlauf dachte ich an Los Angeles und den Höschenclub, den Rave, diesen einen Augenblick am Steg. Dann an unser Wiedersehen im Hotel, den ersten Kuss, der mir den Boden unter den Füßen wegzog, das erste Date, das buchstäblich ins Wasser fiel und all diese Treffen, die eigentlich nie existiert hatten.

Einmal mehr wurde mir klar, wieso ich diese Stunden so geliebt hatte, nämlich weil es in dieser Zeitspanne nur Spencer und mich gab.

Was sollte ich nur machen, wenn ich ihn nie wieder so zurück bekam, wie ich ihn das letzte Mal gesehen hatte? Ich wollte daran nicht denken, aber diese fiese, hässliche Stimme in meinem Hinterkopf hielt sich hartnäckig.

Spencers Vater hatte am Telefon sehr gefasst bewirkt, seine Mutter weniger und wieder wünschte ich, ich könnte endlich zu ihm.

Dabei erinnerte ich mich daran, was Spencer mir vorhielt, bevor er in Paris alles beendete. Jetzt schmeckte diese Wahrheit unglaublich bitter, denn er hatte recht.

„Stell dir vor, du hast einen Unfall, wen wird man da anrufen? Natürlich, deine Mutter. Ich werde das alles durch Twitter erfahren, weil absolut niemand daran denken wird, dass ich dir wichtig bin. Genauso wird es sein, sollte mir etwas zustoßen."

Zwar hatte man mich angerufen, aber es änderte nichts an diesem einen Fakt. Auf dem Papier war ich niemand, der in solchen Ausnahmesituationen zu ihm durfte. Ohne Preston und Paul wäre ich nicht einmal angerufen worden und hätte alles erst von Twitter erfahren.

Hastig schnappte ich mir mein Handy und sah auf Twitter nach. Doch da war nichts Auffälliges. Mich sollte das beruhigen, aber das tat es nicht. Ich schlief irgendwann unruhig auf der Couch ein und wachte völlig verrenkt wieder auf.

Parker weckte mich und hielt mir eine Tasse Kaffee hin. Er wirkte angespannt und trug dieselbe Kleidung, wie in der Nacht. „Tut mir leid, dass ich Sie warten ließ, Mr Styles", sprach er. Er setzte sich mir gegenüber hin. „Die Polizei hat Ihr Haus freigegeben und ich vor einigen Stunden die Tatortsreiniger beauftragt."

Dieser Mann schien sich wahrlich um alles zu kümmern.

„Vor einigen Minuten bekam ich den Anruf, dass Sie ihr Haus nun wieder betreten können. Vielleicht wollen Sie duschen und sich umziehen", schlug er mir vor. Hart schluckte ich und hielt den Kaffee angerührt in der Hand: „Ich darf einfach zurück?"

„Ja. Ich kann Ihnen einen Fahrer organisieren. Soll ich mich melden, sobald sich der Stand der Dinge ändert?", Parker war entgegenkommend und ich nickte. Der heiße Kaffee verbrannte mir fast die Zunge und wenig später stand ich vor den Büroräumen und wartete an der kalten Luft.

Ich fröstelte und kurz darauf fuhr ein schwarzer Geländewagen vor. Nach reden war mir nicht und erst im Auto fiel mir ein, dass ich nicht wusste, was Mara nun machte. Niall würde mich umbringen, aber irgendwie war mir das fast schon egal.

Trotzdem schrieb ich ihm eine Kurznachricht und gestand, dass ich keinen Plan hatte, wo Mara nun war, aber mir sicher war, dass man sich gut um sie kümmerte. So wie Parker gerade alles für mich regelte, so würde er es bestimmt auch für sie machte.

Vor meinem Haus blieb ich eine ganze Weile stehen, ohne mich zu bewegen und ließ den Blick über die unscheinbare Fassade gleiten. Das Garagentor war immer noch nicht richtig verschlossen und die Tatsache, dass Spencer mir nicht richtig zuhörte, als ich ihm das System erklärte, hatte ihm vielleicht das Leben gerettet.

Zumindest wenn er je von der Intensivstation runter kam.

Tief atmete ich durch und betrat mein Haus, dass sich nun anfühlte, wie eine dieser Absteigen aus einem Horrorfilm. An der Haustür bemerkte ich Klebereste des gelben Bandes von der Polizei, doch es war mir egal. Kaum stieß ich die Tür auf, hatte ich Mühe zu atmen, denn ich sah die Spur, die Joe an Verwüstung angerichtet hatte.

Im Flur war der große Spiegel zersplittert und ich sah die Orte, an denen Blut hingelangt war. Es roch nach Bleiche und brannte sich regelrecht in meine Nase. Deshalb hustete ich im ersten Effekt. Meine Füße fühlten sich an wie mit Blei gefüllt.

Ich ließ die Haustür auf, damit ich Luft bekam, denn ich glaubte, dass die ganzen Räume nahezu Luftlos waren. Langsam ging ich voran, sah auf den hellen Holzflecken auf der Kommode und auf dem Teppich.

Mir drückte jemand die Kehle zu und je näher ich dem Wohnzimmer kam, umso schlimmer wurde der beißende Geruch von Bleiche und Desinfektionsmittel. Ich spürte mein Herz hart gegen meine Brust hämmern und blieb mitten in meinem Wohnzimmer stehen.

Obwohl die Tatortreiniger wirklich gut waren, so malte ich mir in meiner schlimmsten Vorstellen aus, was hier passiert war. Wie erstarrt sah ich auf den Boden, wo man deutlich sah, dass dort Blut entfernt worden war.

Ohnmacht, Wut und Hilflosigkeit stiegen in mir auf. Am liebsten hätte ich mir einen Spaten geschnappt und diese farbliche Lache, die sich vom Boden abhob, zerstört. Stattdessen wollte ich mich auf die Couch setzten, doch ich konnte nicht.

Der kleine Tisch fehlte und auch dort breitete sich Bleiche aus. Übelkeit schmeckte ich auf meiner Zunge. Mir knickten vor dem Sessel fast die Beine weg. Fast kraftlos ließ ich mich ins Polster sinken und starrte auf den Boden.

Dabei verlor ich völlig das Zeitgefühl, stattdessen konnte ich nur daran denken, was sich hier abgespielt hatte. Es war grausam sich den Vorstellungen hinzugeben. Doch irgendwie musste ich mich damit quälen.

. . .

„...rry."

. . .

„Har..."

. . .

„Harry?"

. . .

Eine eine Hand legte sich auf meine Schulter und in diesem Moment war mir, als würde jemand das Licht vor meinen Augen anmachen. Erschrocken zuckte ich zusammen und sah direkt in Louis' Gesicht. Irritiert runzelte dieser die Stirn, dann bemerkte ich hinter ihm Niall und Liam, die sich schweigend umsahen.

„Alles okay?", wollte Louis wissen und ich schüttelte den Kopf: „Nein."

Darauf murmelte er nur ein: „Verstehe", und richtete sich auf. Meine Freunde verschafften sich einen Überblick, was meine Bude betraf, dann setzten sie sich verteilt auf die Sitzlandschaft. Die Couch ließen sie wohl wissend aus.

„Wie lange sitzt du schon hier?", fragte Niall und ich rieb mir über das Gesicht, verwirrt blickte ich zu Uhr: „Keine Ahnung, ich... oh... scheinbar seit einigen Stunden." Ich hatte nicht mehr bemerkt, dass die Zeit nur so zwischen meinen Fingern wegfloss. Vielleicht vernebelte die Bleiche auch meinen Verstand, kein Plan.

Meine Freunde sahen sich nacheinander an und dann stellte Liam eine Frage, die sich anfühlte, als würde er mir als Ertrinkender die Hand reichen: „Harry, sollen wir dir beim Umzug helfen?"

Das hier war kein Ort, an dem ich noch allzu viel Zeit verbringen wollte. Hier hatte Spencer unglaubliche Qualen erlitten und ich wollte keinen Gedanken daran halten, was mit Fenton war. Es würde vielleicht dafür sorgen, dass ich keine Luft mehr bekam.

Mein Zuhause war zum Albtraum geworden.

„Du rufst jetzt Richard an, unser Management kümmert sich auch um neue Immobilien", sprach Niall und zog mein Handy aus der Manteltasche, dann suchte er nach der richtigen Nummer. Louis nickte bekräftigend: „Wir können ein Umzugsunternehmen buchen, anfangen private Kisten zu packen."

„Bei mir kannst du die nächsten Tage gerne übernachten", bot Liam an. Noch bevor ich richtig verstand, begriff ich, dass meine Freunde sich für mich kümmern würden. Lange war ich nicht mehr so glücklich und froh gewesen, sie wieder da zu wissen. Als echte Freunde, nicht nur als Bandmitglieder.

Richard versprach mir, sich sofort um eine Liste von Immobilien zu setzten, ich würde sie in einigen Stunden haben. Sobald ich dieses Telefonat hinter mir hatte, ging es mir ein kleines Stück besser.

So lange, bis ich die Nummer von Familie Jones auf dem Display sah. Verwirrt sahen Niall und ich uns an, denn auch er wurde angeklingelt. Gutes Zeichen, schlechtes Zeichen?

Mr Jones teilte mir mit, dass sie nun auf dem Weg ins Krankenhaus seien und ob ich schon dort war. Ich sprang sofort auf und wollte in die Garage, doch Niall folgte mir und meinte: „Lass mich fahren, Harry. Ich bin sicher, du wirst nicht ganz bei der Sache sein."

Louis und Liam versprachen sich um alles weitere zu kümmern, ich sollte mich nicht aufhalten lassen und das tat ich auch nicht. Im Auto trommelte ich mit den Fingern auf meinen Knie herum und sprang aus den Wagen, sobald Niall auf dem Parkplatz vom St Mary's Hospital hielt.

Ohne nach rechts und links zu sehen, eilte ich über den Bürgersteig und legte mich fast aufs Maul. Der Fahrstuhl in der Eingangshalle kam viel zu langsam und ich wollte gerade die Treppen nehmen, als ich endlich erlöst wurde. Leider wurde ich direkt vor der Intensivstation abgefangen.

Parker wirkte überrascht: „Sie sind schnell, Mr Styles. Mrs und Mr Jones sind gerade erst reingegangen. Es dürfen immer nur zwei Leute rein." Das hieß, dass ich wieder warten musste. Aber dieses Mal würde ich es zumindest bis zu Spencer schaffen.

Unruhig ging ich auf und ab.

Ich wusste nicht, wo Niall war und es war mir gleichgültig.

Fast eine Stunde musste ich warten, dann ging die Tür zur Intensivstation auf. Ich erkannte sofort Bram, tiefe Schatten lagen unter seinen Augen und er wirkte so erschöpft, wie ich mich fühlte. Er zwang sich zu einem Lächeln als er mich sah: „Harry, Sie sind wirklich schnell."

„Ja, was man von Ihnen nicht behaupten kann", antwortete ich ehrlich und er nahm mir das nicht übel: „Da haben Sie recht. Ich habe die Minuten nach London auch gezählt." Knapp sah er zur Tür: „Geben Sie meiner Frau ein paar Minuten, dann können Sie rein. Wir haben die zuständige Erlaubnis unterschrieben. Also dürften Sie Spencer nun uneingeschränkt besuchen."

„Danke", entwich es mir schwer atmend. Bram gab mir einen Klaps gegen die Schulter, dann wandte er sich Parker zu und fragte den alten Herrn, ob er ein Kaffee mit trank. Dieser lachte erleichtert: „Im Moment ist mir eher nach einem großen Schnaps."

„Ich bin sicher, dass wir irgendwo eine gute Flasche Scotch auftreiben können, aber gegen Tequila hätte ich auch nichts", gab Bram zu. Wie konnten diese beiden jetzt über Alkohol reden?

Es dauerte fast zwanzig Minuten, als die Tür endlich wieder aufging. Lauren wirkte um Jahre gealtert, aber auch erleichtert. Sie lächelte erschöpft als sie mich ansah und zu meiner Überraschung umarmte sie mich. Dabei bemerkte ich, dass sie geweint hatte.

„Tut mir leid, dass Sie warten mussten, Harry. I-Ich wollte noch kurz... mit Spencer alleine reden", entschuldigte sie sich und prompt bekam ich ein schlechtes Gewissen, weil mir die Warterei an die Nerven ging. Natürlich achtete seine Mutter nicht auf die Uhr. Ich würde es auch nicht tun.

Lauren atmete befreit durch, dann bereitete sie sich vor: „Sie dürfen sich gleich nicht erschrecken, wenn Sie Spencer sehen, er... ja... ich hoffe, er ist nicht direkt eingeschlafen, als ich gegangen bin."

Und wenn, es wäre mir völlig egal.

„Wenn es heute Nacht keine weiteren Komplikationen gibt, dann kommt er morgen auf eine normale Station, jetzt liegt er im Zimmer 14", schloss Lauren und nahm schließlich Abstand. Als nächstes stieß ich die Tür zur Intensivstation auf. Der Flur war ruhig und ich suchte die Zimmertüren ab.

Als ich die 14 fand, da hielt ich inne. Mein Herz raste und ich zwang mich vorab zu klopfen. Eine Antwort bekam ich nicht, also öffnete ich die Tür und betrat das Einzelzimmer. Zahlreiche Monitore standen um das Bett herum. 

Spencers Herzschlag wurde überwacht, genauso seine Atmung. Ein Beatmungsschlauch lag unter seiner Nase und ich sah auf die vielen Infusionen, die ihm zugefügt wurden. Ich zwang mich zum Bett zu gehen und unterdrückte den Schluckauf.

Eine Hand war bangiert, zwei Finger geschient. Ich sah, dass Spencers Kopf verbunden war und sowohl seine Nase, als auch seine Schläfe blau anlief. Lautlos schritt ich um das Bett herum und ließ mich auf dem Besucherstuhl auf seiner linken Seite nieder. Seine Augen waren geschlossen und ich bemerkte, dass er eine aufgeplatzte Lippe und eine geschwollene Wange hatte.

Ich wollte ihn anfassen, doch im letzten Moment hielt ich inne und tastete mit den Fingern über seine gesunde Hand. Dabei beobachtete ich, wie sich seine Brust schwach hob und senkte. Ich blickte auf die Hand, strich über die Innenfläche von seiner, meine Fingerspitzen berührten ihn kaum.

Beinahe zuckte ich erschrocken zusammen als Spencer sich bewegte, denn seine Finger verschränkten sich steif mit meinen. Langsam sah ich hoch und erkannte, dass er wach war. Sein rechtes Auge flackerte.

Zuerst schluckte ich hart, doch dann musste ich lächeln. Ich war so unglaublich froh, dass er reagierte und da war. Nur zu gerne hätte ich ihn mehr berührt, aber ich wollte ihm nicht weh tun.

„Uh... H-Harry", hörte ich ihn leise, fast war es nur ein undeutliches Flüstern, doch es sorgte dafür, dass mir eine Gänsehaut über den Rücken rieselte.

Was allerdings folgte, ließ bei mir alle Dämme und Anspannung brechen. Dabei war es mir völlig gleichgültig, was für ein schwaches Bild ich abgeben musste. Meine Erleichterung war einfach nur grenzenlos.

„H-Hab'... kein...e ... Angst."

In diesem Moment fing ich lautlos an zu weinen. 

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