60 ♫ Rousay

From the moment that I saw you

The day you stepped into my life

I knew you were the only one

You just saved me with your smile

You are all I ever wanted, you are all I ever hoped for

I take your hand and we're gonna dance

All through the night

[ Franxon Meyer ]



HARRY ║ Bis nach Rousay brauchte ich gute drei Tage. Dabei lag Schottland nicht am anderen Ende der Welt, die Insel dafür schon. Als ich Preston anrief, riet er mir warme Kleidung einzupacken, weshalb ich zurück nach London musste.

Anders ausgestattet ging es los. Mit dem Auto tuckerte ich quer durch Schottland, weil ich mit dem Flugzeug oder Zug noch länger gebraucht hätte. Ich schlief in zweitklassigen Motels und fühlte mich einfach furchtbar gerädert. Vielleicht, weil ich hoffte, dass sich meine Familie bei mir melden würde.

Doch es geschah nichts.

An Tag drei, früh am Morgen, rief ich Louis an. Wieso ausgerechnet ihn, wusste ich nicht. Zu meiner Überraschung bat Louis mich um eine halbe Stunde Zeit, er brachte Freddie gerade in den Kindergarten und ich hörte den Knirps im Hintergrund. Immerhin einer von uns hatte sein Leben im Griff.

Also frühstückte ich und als ich mit einem Becher Kaffee im Auto saß, da rief Louis zurück, ganz so, wie er es versprochen hatte. Der Anfang war schwierig, aber dann zu reden, ihm zu erzählen, was passiert war, das tat gut.

Früher hatten wir das oft gemacht, irgendeinen Film laufen gelassen und miteinander geredet. Mir war nie klar, wieso wir das plötzlich ließen und wie sehr ich das eigentlich vermisste. Louis hatte jedoch nur einen einzigen Rat für mich: „Gib deiner Familie Zeit und krieg den Kopf frei. Mehr kannst du im Moment nicht tun, außer dich von Schuldgefühlen zerfressen lassen."

Ein bisschen beruhigte er mich damit und ich dankte ihm. Seit Louis an Briana dran war, hatte er sich verändert und ich konnte das nur begrüßten. Er wurde erwachsen und verantwortungsbewusst. Der unreife Spinner, der nicht mehr an andere dachte, verschwand.

Gut für Freddie, und vielleicht auch für Briana.

Meinen Wagen konnte ich nicht mitnehmen, als ich die Fähre nach Mainland nahm, also musste ich jemanden organisieren, der ihn eine Zeitlang bei sich aufnahm. Ein kleiner Autohändler in der Nähe bot diesen Service an. Nach all der Versicherung und den ganzen Papierkram konnte ich endlich auf die Fähre. Der Wind war heftig und die Luft nasskalt.

Viele Leute waren nicht unterwegs, denn die Saison war schon lange vorbei. Nur ein paar Einheimische, die an Land arbeiteten, hielten sich im Inneren auf, spielten Karten und tranken billigen Kaffee.

Ich wechselte in dieser Zeit meine Klamotten. Die dicke Winterjacke tat ihren vollen Dienst, genauso wie die Boots und die Mütze, die ich irgendwann einmal von Liam bekommen hatte. Damals sortierte er alles aus, was ihn an seine lockige Exfreundin erinnerte. Jetzt erwies mir die Mütze einen super Dienst.

Zwei Stunden später waren meine Glieder müde und ich immer noch nicht am Ziel. Außerdem checkte ich den Fährenplan auf Mainland nicht, also suchte ich jemanden, der mir helfen konnte. Mit der Mütze tief ins Gesicht gezogen, dick eingepackt und einer Reisetasche wirkte ich ein bisschen wie auf der Flucht, oder ein Aussteiger.

„Wo wolln'se hin?", dröhnte ein Fischer zu mir rüber. Es sah aus, als würde man den Hafen evakuieren. Einige kleinere Boote wurden an Land geholt.

„Nach Rousay", rief ich ihm zu. Der mitgenommene Fischer runzelte die Stirn: „Die Fähre is' heut Vormittag zurück, wegen Sturm und so, kommt erst Moin. Wart' mal - hey Ennes, is Buzz schon wech?"

Der Fischer brüllte über meinen Kopf hinweg zu einem Mann, in einem blauen Overall. Dieser blieb mit seinem Werkzeugkasten stehen: „Ne, hat gerad' den Motor checken lass'n. Is' jetzt bei Mckenzie und nimmt Essen mit."

Ich verstand kein Wort aber dafür war der Fischer zu hilfsbereit und erklärte mir, wo das Diner war und das ich dort einfach nach einem Buzz fragen sollte. Sofort schnappte ich mir meine Tasche und raste los.

Das Diner roch nach Fritteuse und war sehr spärlich besucht. Unter meinen Füßen klebte der Boden und es dudelte typisch schottische Musik aus den Boxen. Gleichzeitig lief ein alter Fernseher mit den BBC Nachrichten.

„Hey Süßer", sprach mich die Frau hinter der Theke an. Ihr rotes Haar war künstlich und sie lächelte schief: „Was darf's sein?"

„Ich suche einen gewissen Buzz", sprach ich und sie nickte mit dem Kopf auf einen Kerl in grauer Arbeitskleidung und einer abgenutzten Strickmütze. Freundlich sah er nicht aus und er schien es eilig zu haben, denn er schlag sein Essen nur zu herunter. Neben ihm stand eine Tüte mit Tupperware.

„Stimmt es, dass Sie heute noch nach Rousay übersetzten?", sprach ich ihn an und er blinzelte: „Huh? Wer hat'n dat gesacht?"

„Ein netter Herr am Hafen", gab ich zu. Buzz stürzte seinen Kaffee herunter und zog dann seine Geldböse hervor, damit er sein Essen zahlen konnte. „Jau, der Sturm kommt, meene Alte macht mir de' Hölle heiß, wenn ich hier bleib'", setzte er mich unnötigerweise in Kenntnis. „Stimmt so, Kenzie. Bis nächst' mal."

„Können Sie mich mitnehmen?", fragte ich hastig und folgte diesem Buzz. Normalerweise hätte ich so etwas niemals gemacht, aber ich wollte unbedingt nach Rousay, so schnell, wie nur möglich.

Buzz musterte mich von oben bis unten, er wollte wissen: „Wie heiß'n se'?"

„Harry", entwich es mir knapp.

Er schien zu zögern: „Isch muss sofort los."

„Ich auch!", behauptete ich und dann hatte ich endlich eine Mitfahrgelegenheit. Das Boot von Buzz schaukelte in den Wellen, aber es war zumindest um einiges größer, als die anderen Nussschalen. Drei weitere Fischer waren mit an Board und statt mich vorzustellen, erklärte Buzz nur: „Der kommt mit."

Keiner der Männer stellte Fragen, stattdessen wies mich Buzz an am Deck zu warten und er verschwand ins Innere. Ich wurde mehrfach gemustert und jeder tat, als wäre er sehr beschäftigt. Fast zehn Minuten später kam Buzz erst wieder: „Kommen se' mit nach drin. Wird'n bisschen ungemütlich gleich."

Ungemütlich war die Untertreibung des Jahrhunderts.

Ich hätte die Nachrichten sehen sollen, denn der androhende Sturm war zwar noch nicht da, aber er kündigte sich gewaltig an. Im Decksaufbau saß ich in einer Ecke und versuchte nicht zu kotzen, während Buzz über Funk Anweisungen gab und das Boot navigierte. Als mir langsam bewusst wurde, auf was ich mich hier eingelassen hatte, da nannte ich mich selbst einen Vollidioten.

Die Typen könnten mich auf offenen Meer rausschmeißen, oder wir soffen gleich alle gemeinsam ab. Ich wusste nicht, was mir mehr Angst machen sollte. Mit dem Handy hatte ich keinen Empfang und schließlich hielt mir einer der Arbeiter einen Eimer unter die Nase. Gerade noch rechtzeitig, denn mein Magen entleerte sich.

Buzz lachte dröhnend und nach einer Ewigkeit wurde das Boot ruhiger, es hörte auf zu schaukeln. Keine Wellen brachen mehr wie Donnerschläge gegen die Außenwände und ich glaubte, dass die Welt sich nicht mehr ständig drehte.

Wackelig stand ich auf und einer der Arbeiter half mir an Deck: „Nich' dein Ding, ne?" Es war mir egal, dass sie spotteten, denn kaum hatte ich festen Boden unter den Füßen, da atmete ich erst einmal tief durch und spülte mir den Mund mit Wasser aus.

Es roch nach Salz und als ich mich umsah, bemerkte ich den seltsamen Nebel und dass sämtliche Boote von zahlreichen Leuten gesichert wurden. Überall hörte ich die Schottisch-gälische Sprache und den rauen Umgangston.

Eisiger Wind zerrte an meiner Jacke und ich beeilte mich den Hafen zu verlassen. Die Insel war klein, also würde es hier kaum ein Taxiunternehmen geben. Ich wollte schon nach meinem Handy kramen und Preston anrufen, als ich sah, dass Mark mich schon erwartet hatte. Dieser lehnte ebenso dick eingepackt gegen einen klapprigen Jeep.

„Woher wusstest du, dass ich komme?", wollte ich wissen. Mark grinste: „Buzz hat mich angefunkt und gefragt, ob ich wüsste, wer du bist. Wir haben mit den Fischern gesprochen und um Mithilfe gebeten. Sie sind schwer auf Zack und super vernetzt."

Lag wohl auch daran, dass es hier nicht allzu viele Menschen gab. „Also haben sie mich deshalb abgecheckt", stellte ich fest und der Bodyguard nickte: „Wir haben dich beschrieben und als sie sicher waren, dass du dich nicht für jemand anderen ausgibst, hat Buzz dich mitgenommen. Und jetzt steig ein, Harry. Du bist doch bestimmt echt fertig und willst den schweren Sturm nicht an der frischen Luft miterleben."

So wie das Wasser gegen die Stege und Boote knallte - Nein.

Im Auto fragte ich: „Aber der Sturm ist kein Grund zur Sorge, oder?"

„Geht so, wir haben auf jeden Fall den Rat bekommen bis Morgen erst einmal in den Häusern zu bleiben und uns nicht dumm an die Klippen zu wagen", Mark lenkte den Wagen hoppelig vom kleinen Parkplatz und ich sah, dass die Straße genau breit genug für eine Spur war. „Tut Preston und mir also den Gefallen und bleibt im Haus."

„Wir wohnen nicht zusammen?", im gleichen Moment klatschte ich fast gegen die Autoscheibe, denn die Straße war extrem schlecht. Draußen sah ich, wie sich die Wolken zusammenzogen und der Nebel nun verschwand. Vögel kämpften in der Luft gegen den Wind, und sie schienen dieses Duell zu verlieren.

Mark schaltete die Scheinwerfer an: „Nein, wir dachten, etwas Abstand tut uns gut, außerdem waren alle freien Häuser zu klein für vier Personen. Preston und ich haben das Haus knapp zweihundert Meter von euch weg. Macht also keinen Scheiß."

„Ihr seid euch also ziemlich sicher, dass hier niemand hinkommt, der-!"

Mark lachte: „Bei dem Sturm? Der bräuchte schon ein U-Boot und mit deinem Kommen hatten wir ja einen klasse Test, wie gut das Netz der Bewohner funktioniert."

Mir tat jeder Knochen weh, als Mark endlich den Wagen anhielt und wir vor einem kleinen Steinhaus standen. Ich drehte mich um und konnte das Meer sehen, aber durch das flache Land auch das Haus, wo sich Preston und Mark aufhalten würden.

Die Fensterläden waren bereits versiegelt und Mark reichte mir einen Schlüssel. „Spencer und Preston müssten bald kommen, sie wollten auf der anderen Seite der Insel noch einkaufen. Nur für den Fall, dass der Sturm ein paar Tage anhält."

Ich schloss die schwere Tür auf und betrat ein kleines, aber feines Haus. Die Einrichtung war eher praktisch, jemand hatte trotzdem versucht es gemütlich wirken zu lassen. Im Flur konnte ich mich kaum mit der Tasche drehen und im Durchgang zur Küche stieß ich mir an einem Türbalken den Kopf.

„Heizen könnt ihr mit Holz und dem offenen Kamin. Das Wasser in der Dusche wird nicht richtig warm, aber der Rest ist mehr als in Ordnung", erklärte mir Mark und machte das Licht an. Kurz flackerte es. „Genug Kerzen gibt es ebenfalls in jeder Schublade, für den Fall, dass der Strom ausfallen sollte. Aber vielleicht solltet ihr die Taschenlampen einfach nicht verlegen."

Diese lagen auf der Kommode, die zum nächsten Raum zeigte. Ich zog den Kopf ein und Mark verabschiedete sich bei mir. Dann schloss er die Tür hinter sich und ich war alleine. Ich hörte den Sturm, der an den Fensterläden zerrte und erschauderte.

„Okay", sprach ich mit mir selbst. „Sehen wir uns um." Vorher schnüffelte ich durch die Schränke der Küche und nahm einen großen Schluck Wasser. Prompt fühlte ich mich besser.

Wenn wir uns die nächsten Wochen hier aufhalten würden, dann sollte ich mich hier auskennen. Das Bad war sehr karg eingerichtet, nur eine Dusche, Klo und kalte Fliesen. Dafür lagen viele weiche Handtücher bereit. Hastig wusch ich mir mit dem eisigen Wasser das Gesicht und versuchte wieder fit zu werden, doch der Effekt blieb aus.

Neben der Küche war ein Wohnzimmer. Vor dem Kamin stand die schwere Couch mit zwei Stehlampen und ich sah, dass auf dem Boden ein alter CD-Spieler und mehrere Hüllen lagen.

Ich bückte mich und sah, dass die Hüllen handgeschrieben waren. Kurzerhand drückte ich auf Play und ich zuckte beinahe zusammen. Eine Stimme füllte den Raum, die Spencers recht ähnlich war. Mir wurde klar, dass ich gerade seinen Bruder hörte. Ich hatte nie daran gedacht, wie Aaron wohl gewesen war und konnte mich nur an das orientieren, was Spencer mir erzählte.

Und das war nicht besonders viel.

Angeblich war er Fenton ähnlich. Jetzt, wo ich die Stimme hörte, da war es schwer sich das vorzustellen. Irgendwie glaubte ich wohl immer, dass Aaron die vernünftigere Version von Spencer und statt dunkelhaarig, blond war.

Da ich keinen Fernseher entdecken konnte, sondern nur einen Laptop, da fragte ich mich, ob Spencer sich die letzten Tage nur die Musik seines Bruders angehört hatte. Ich ging nun eine schmale Treppe hoch und stieß mir erneut den Kopf. Die Balken gingen mir langsam wirklich auf die Nerven.

Spencers Reisetasche lag in einer Ecke, der Schrank war halb eingeräumt und ich konnte nicht anders, ich ließ mich erschöpft auf das Bett fallen. Faul kickte ich mir die Schuhe von den Füßen und konnte nicht leugnen, dass das Bett nichts war, im Vergleich zu denen in den Motels.

Die Bettwäsche roch frisch, ein bisschen nach Spencer und war so wunderbar weich und warm. Ohne groß darüber nachzudenken kroch ich unter die Decke und schloss die Augen. Innerhalb von Sekunden war ich fest eingeschlafen.

Die Reise hatte mich buchstäblich geschafft. Meine Glieder waren so schwer, mir ständig kalt und gefühlsmäßig war ich buchstäblich im Eimer. Dabei war es richtig, dass ich endlich mit meiner Familie gesprochen hatte.

Ich war davon ausgegangen, dass Spencer mich wach machen würde, doch das tat er nicht. Mich holte der Sturm aus dem Tiefschlaf. Er rüttelte am Dach herum, heulte ums Haus und sorgte für die Atmosphäre aus einem Horrorfilm. Was nicht dazu passte war die angenehme Wärme, die in den Raum drang.

Noch immer stand die Tür zum Schlafzimmer auf und ich erkannte, als ich mich aus dem Bett kämpfte, dass meine Schuhe zur Seite geräumt worden waren. Leise Geräusche drangen von unten und ich zog mich zuerst um, dann machte ich mich auf dem Weg nach unten.

Feuer brannte im Kamin, es roch nach frischen Tee und Zimt. Ich fand Spencer in der Küche vor, er hörte mich und wandte sich um. Dick angezogen und im Gesicht vom Wind abgekämpft, musterte mich. Hinter ihm stand ein großer Topf auf den Herd und eine Tüte mit Brot stand auf dem Küchentisch.

„Gut geschlafen?", fragte er und lächelte. Der Wind hatte leichte Fältchen an seinen Augen verursacht. Mein Herz krampfte sich zusammen, mir war nach heulen zumute und gleichzeitig war ich so unglaublich froh, dass er hier war und vor mir stand.

„Ist nicht gut gelaufen, hm?", las er an meinem Gesicht ab und dann tat ich das einzig Richtige in diesem Moment. Ich machte wenige Schritte auf ihn zu und zog ihn fest in eine Umarmung. Es beruhigte mich seine Wärme zu spüren und tief seinen Duft einzuatmen.

Spencers Arme umschlangen mich, hielten mich fest und ohne Fragen zu stellen, strichen seine Hände nach und nach beruhigend über meinen Rücken. Atmen wurde leichter, das innerliche Chaos lichtete sich.

„Ich habe sie enttäuscht", sprach ich schließlich und Spencer drehte leicht den Kopf, seine Stirn lehnte gegen meine Schläfe: „Ja... und das ist verständlich, oder?"

Der Kloß in meinem Hals schien fast zu platzen: „Ich habe einfach zu lange gewartet."

Sanft strich Spencer über meine Wange, ich konnte ihn kaum ansehen: „Nein Harry, du hast selbst länger gebraucht, bis du zugeben konntest, was passiert ist." Es klang nicht bitter, traurig oder wütend, sondern absolut nüchtern. Trotzdem machte es das nicht besser.

Mir wurde erst jetzt bewusst, wie lange Spencer eigentlich auf mich gewartet hatte. Ich war echt dumm gewesen. Aber jetzt spielte das keine Rolle mehr, er machte mir keinen Vorwurf und dafür war ich ihm dankbar.

„Magst du mir von dem Gespräch mit deiner Familie erzählen, während ich versuche mich um dich zu kümmern?", fragte er und löste sich langsam von mir. Als ich am Holztisch saß und Spencer mir eine dampfende Schüssel mit frischer Gemüsesuppe unter die Nase schob, da atmete ich tief durch. Der Geruch ließ mir das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Er goss uns beiden Tee ein und reichte mir eine Scheibe Brot. Ich lächelte: „Du warst groß einkaufen?"

„Ja, die alte Mrs Isobel mag mich und hat mich mit Suppen und Kuchen eingepackt", gab er zu. „Sie wollte nur ein bisschen Hilfe im Haus und am Ende fand sie, dass ich mehr essen sollte. Der Kühlschrank ist ebenfalls voll, weil Preston wohl glaubt, dass wir vollgefressen keinen Blödsinn machen."

Das klang nach ihm. Ich schmunzelte und begann die Suppe zu essen. Spencer ließ mir Zeit und erst, als ich das Brot in zwei Hälften riss, da begann ich von Zuhause zu erzählen. Von der Babyparty, von Tony und dann von dem Morgen, als ich meine Familie enttäuschte.

„Ich fühle mich so dumm", gab ich zu. „Natürlich habe ich sie damit verletzt, dass ich ihnen so lange nichts sagte."

Spencer goss sich Tee nach, er verurteilte mich nicht, sondern hörte nur weiter zu. Ratlos gab ich zu, dass ich nicht wusste, wie es weitergehen sollte und das machte mich noch fertiger, als ich es schon war. Ich hatte mich noch nie irgendwie mit meiner Familie überworfen, deshalb war die jetzige Situation umso furchtbarer.

„Gib deiner Familie Zeit, mehr kannst du im Moment sowieso nicht tun", meinte Spencer schließlich und drückte aufmunternd meine Hand. Ich verschränkte seine Finger mit meinen und nickte: „Ja, ich weiß."

„In der Zwischenzeit päppel ich dich ein bisschen auf", beschloss Spencer und ich musste prompt lächeln: „Sehe ich so furchtbar aus?"

„Ja, angespannt, müde, erschöpft, alles zusammen", gab er ungeschönt zu. „Und jetzt bist du auch noch mit mir hier eingesperrt. Nichts mit Spa und Wellness. Wir haben nur lauwarmes Wasser und manchmal kippt der Strom weg."

Der Wind heulte und ich seufzte: „Sicher, dass du nicht doch gut massieren kannst?"

Spencer stand auf und räumte unsere Sachen weg, dann schob er mich Richtung Wohnzimmer. Das Feuer im Kamin ließ den Raum gemütlich wirken. Und zu meiner Verblüffung warf er mir eine Decke über den Kopf und drückte mich auf die Couch.

„Strecke die Füße aus, ich will mich von deinen Zehn vorarbeiten und wir werden sehen wohin", behauptete er, doch mir war nicht danach zumute, also zog ich Spencer zu mir und endlich begrüßte ich ihn so, wie es richtig war. Seine Lippen schmeckten nach Tee und in diesem Moment war alles weit entfernt von mir.

Jetzt hatten Spencer und ich zum ersten Mal ohne Limit Zeit für uns. Und genau diese würde ich so sehr auskosten, wie ich nur konnte.

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