51 ♫ Old time feeling

I could lie here forever, 

listen to the falling rain

I didn't think I would ever get touched this way again

Until you came, 

you smiled at me and rolled away the years

Back to a place there was time enough to love, 

love enough to give

In the early morning walking, 

I have you by my side

The morning breeze is blowing all the trouble from my mind

And when evening comes, 

we'll watch the moon ride easy in the sky

The way it used to be, 

that old way of loving is coming back to me

You give me that old time feeling

We'll find a better place, a feeling that we can't erase

The rainbows that we chased will never end

We're coming close again

When your love lets me in

I don't know where I stop and you begin

You give me that old time feeling

[ Mara Corbin ]



HARRY ║ Morgens neben Spencer aufzuwachen war etwas Besonderes. Und zwar schon immer gewesen.

Viele Menschen hatten keine Ahnung, was für ein Privileg sie eigentlich hatten, wie reich sie waren, wenn sie neben dem Menschen die Augen öffnen durften, den sie liebten.

Ich musterte seine schlafende Miene, das zerdrückte Haar und das sanfte Spiel von Licht, welches durch die Vorhänge fiel und über seinen Rücken glitt. Spencer lag auf den Bauch und schlief tief und fest. Es gab selten einen Morgen an dem ich vor ihm wach war und so genoss ich diesen Momenten sehr.

Noch immer war da dieses hässliche und nagende Gefühl in meinem Magen. Das Gespräch gestern hatte rein gar nichts geändert. Stattdessen blieb der Drang Spencer irgendwie diesen kindischen Stempel aufzudrücken.

Er war kein Freiwild und die Leute mit denen er sich traf, sollten nicht denken, sie seien die Einzigen für ihn. Ich wollte, dass sie wussten, dass es mich gab, und dass er meiner war.

Obwohl das so nicht stimmte.

Keine Beziehung miteinander, bedeutete keine Ansprüche und doch wollte ich sie haben.

Meine Augen fielen auf die Markierungen, die ich auf Spencer hinterlassen hatte. Der dumme Gedanke, dass er so wohl kaum mit Emma eine Fortsetzung hinlegte, brachte mich auf solch naive Ideen. Jetzt schämte ich mich dafür. Denn ihn meinen Stempel aufgedrückt zu haben, beruhigte mich nicht.

Ich fühlte mich einfach nur scheiße.

Wie ein schmutziges, hässliches Geheimnis.

Tief atmete ich durch und versuchte mir einzureden, dass ich zufrieden sein sollte mit dem, was ich bekam. Spencer verbrachte seine freie Zeit immerhin mit mir, sollte mich das nicht glücklich machen?

Fast lautlos bewegte ich mich und meine Lippen strichen schließlich über seinen Nacken.

Er regte sich und Sekunden später drehte er sich auf den Rücken. „Morgen", raunte er verschlafen und lächelte. Die Art, wie er mich ansah, gaukelte mir vor, dass es nur mich gab. Aber konnte ich das wirklich mit Gewissheit sagen?

Ich erwiderte das Lächeln und spürte Spencers Finger, die sich in mein Haar gruben und dort verweilten. Sein Daumen glitt über mein rechtes Grübchen, ich wusste, wie sehr er sie mochte.

Spencer roch nach dem Duschgel und der Creme, die er am Vorabend nutze. Ich hätte ewig mit ihm liegen bleiben können, nur um kleine Zärtlichkeiten auszutauschen, doch er schien andere Pläne zu haben: „Sollen wir frühstücken?"

„Besondere Wünsche?"

„Nein", er schüttelte den Kopf und drehte uns herum, sodass ich unten lag. „Hauptsache Kaffee." Schwungvoll kroch er aus dem Bett. „Komm schon Harry, ich kann uns Pancakes und Bacon machen."

In Boxershorts streckte er sich und öffnete die schweren Vorhänge. Sein Gang war anders und ich wusste genau warum. Gestern hatte er sich von mir nehmen lassen und jetzt erinnerte das Ziehen im Hintern ihn daran. 

Zumindest würde er heute nicht vergessen, dass er gestern mit mir geschlafen hatte. Ich wollte nicht austauschbar sein und an irgendetwas musste ich mich halten. Und sei es nur durch so einen kindischen Gedanken.

Ich rieb mir über das Gesicht und schwang die Beine auf festen Boden: „Man sollte sich echt sorgen um deine Ernährung machen."

„Blödsinn", behauptete Spencer und schlug den Weg in die Küche ein. Kurz darauf hörte ich Geklapper und zwang mich ihm zu folgen. Wie ein Spürhund durchsuchte er einfach meine Küche und ich erkannte, dass er sich ein Shirt aus der Reisetasche im Flur genommen hatte.

Draußen knallte bereits am frühen Morgen die Sonne und daran schien sich Spencer nicht zu stören, denn der Durchgang zum Pool war noch immer offen. Niemand von uns hatte ihn gestern geschlossen und die Klimaanlage eingestellt.

„Du hast kein Mehl hier", sprach Spencer und stellte zwei Pfannen auf den Herd. Eier und Bacon, sowie Butter standen neben ihm. „Wo sind deine Gewürze?"

„Oben links", antwortete ich und stellte die Kaffeemaschine an und öffnete den Kühlschrank für Milch und O-Saft. „Frühstücken wir draußen?"

„Würde ich sagen", meinte er und es klang, als hätten wir dieses Gespräch jeden zweiten Morgen. Was für eine Täuschung. 

Nach und nach schafften wir alles nach draußen und als wir am Tisch unter der weißen Markise platznahmen, da konnte ich den Kaffee nicht genießen. Ich stocherte nur im Rührei herum und ließ den Bagel sinken.

Spencer bemerkte es: „Was ist los?"

„Nichts... ich...", automatisch unterbrach ich mich, dann holte ich schwerfällig Luft. „Keine Ahnung."

Wir verfielen in Schweigen und ich drehte die Tasse in der Hand. Mein Blick glitt über den ruhigen Pool, dann fragte ich: „Was wollen wir heute machen?"

„Wie wäre es, wenn wir einfach hierbleiben, gammeln und nichts tun?", schlug Spencer vor und ich runzelte alarmiert die Stirn. Das war so gar nicht seine Art und ich sagte es ihm auch: „Normalerweise kannst du es nicht erwarten dir die Hacken abzulatschen und die sicheren vier Wände zu verlassen."

Unwirsch zuckte er mit den Schultern: „Es macht dich nervös, wenn wir uns draußen aufhalten, also ist es besser, wenn wir es einfach lassen." Er grinste. „Außerdem hast du doch alles hier, was man braucht, um sich gut zu beschäftigen. Einen Pool, bestimmt auch einen Kinosaal und ich habe einen Billardtisch gesehen."

„So lange ich nicht ‚Der Pate' zwei und drei gucken muss, ist es mir egal, ob wir die Sonne aussperren", behauptete ich. 

Spencer verzog belustigt das Gesicht: „Wir könnten die Saw-Reihe schauen, ich habe noch keinen einzigen Teil davon gesehen."

„Ich auch nicht", gab ich leichthin zu. „Worum geht es da eigentlich?"

„Ist ein bisschen wie 'My little Pony'", antwortete er und ich sah ihn belustigt an: „Ja klar, verschaukeln kannst du dich selbst. Liam und Louis fahren auf diese Reihe total ab. Es wird sicher um was anderes gehen, als um rosa Ponys."

Er nickte leichthin mit einem süffisanten Grinsen und vernichtete seinen Bacon: „Dann lass dich überraschen."

Wieder schwiegen wir. An sich störte mich das nicht, denn so sollten wir eigentlich völlig entspannt den Morgen genießen. Der Fehler in der Gleichung war jedoch, dass keiner von uns sich großartig lockermachte. Ich merkte es daran, weil Spencer seinen halbvollen Teller von sich schob und den O-Saft hin und herschaukeln ließ.

„Okay", sprach Spencer schließlich eher zu sich selbst, als an mich gerichtet. Doch als seine grauen Augen mich trafen, da wandte ich den Kopf. Er stellte sein Glas ab: „Tut mir leid wegen gestern."

„Das sagtest du schon", erinnerte ich ihn und streckte die Beine aus. Spencer musterte mich weiter, dann fuhr er fort, nüchtern und sachlich: „Du bist jetzt da, wo ich über ein Jahr war."

Verwirrt blinzelte ich und er meinte: „Du bist so unzufrieden, wie ich es war, als wir heimlich zusammen waren und so, wie es jetzt bei uns läuft, kann es nicht bleiben."

„W-Was meinst du?", eine hässliche Kälte kroch an meinen Waden empor, es fühlte sich zudem an, als würde eine unsichtbare Hand mir die Luft abschnüren.

Er zwang sich zu einem schwachen Lächeln. Doch es zog nicht, Spencer blieb ernst und angespannt.

Direkt fragte er mich: „Bist du glücklich?"

Das brachte mich aus dem Konzept.

Spencer beugte sich vor und der Zug um seine Mundwinkel wurde traurig: „Nein, natürlich bist du das nicht. Du kannst es ruhig zugeben, es ist in Ordnung."

„Ich bin es wirklich nicht", prompt fiel eine große Last von meinen Schultern. Statt zu drängen, wartete er ab und ich gab zu: „Dieses... wir treffen uns und schauen mal, das ist nicht mein Ding. Denn im Endeffekt heißt es, dass jeder von uns machen kann, was er will. Ohne, dass er dem anderen Rechenschaft schuldig ist."

Unwirsch wedelte ich mit der Hand: „Das Problem daran ist, dass ich kein Interesse daran habe, andere Leute so zu treffen, wie wir es tun."

Langsam nickte Spencer: „Ist eben nicht jedermanns Ding."

„Aber es ist dein Ding!", sprach ich lauter. „Und das kotzt mich an! Das Schlimmste ist, ich kann da nicht einmal etwas zu sagen, weil ich kein Recht darauf habe! Stattdessen muss ich dich also gewähren lassen und es hinnehmen, wenn du mit anderen-!" Ich konnte das nicht zu Ende aussprechen und begann den Satz erneut: „Es macht mich rasend, kannst du das nicht verstehen?"

Ich kam mir dumm und primitiv vor. Nicht rational.

„Nein", gab Spencer zu. „Ich verstehe das wirklich nicht, denn warum sollte ich mit anderen etwas anfangen, wenn ich verliebt bin in dich?"

Das beruhigte mich kein Bisschen.

Seine Hand legte sich auf meine und einen Moment betrachtete er das Bild unserer Hände. Spencer lächelte erneut, aber dieses Mal wirkte es völlig losgelöst und entspannt: „Du siehst nicht, wie großartig du bist, Harry. Ich habe absolut keinen Grund, wieso ich jemand anderen treffen sollte."

Mir entwich ein trockener Ton: „Ja sicher, im Moment denkst du noch so. Aber das kann sich jeder Zeit ändern und wenn es so weit ist, dann brauchst du nicht einmal ein schlechtes Gewissen mir gegenüber haben oder es mir erzählen."

„Dann vertraust du mir nicht?", horchte Spencer ruhig.

Eine schwierige Frage, denn natürlich vertraute ich ihm.

Eigentlich.

Uneigentlich machte mich das, was wir hatten total unsicher. Ich wollte meine Hand wegziehen und just in diesem Augenblick umfasste Spencer sie fester.

Nachdenklich sah er mich an, dann sprach er: „Ich will, dass du glücklich bist, Harry."

Mein Herz machte einen Sprung und ich sah ihn eindringlich an: „Dann sei mit mir zusammen." Das war doch nicht schwierig, denn wir waren schließlich schon einmal in einer festen Beziehung gewesen und es konnte funktionieren. Mir mussten uns vielleicht nur mehr Mühe geben. Uns anstrengen.

„Nein", kam es zögerlich von Spencer. „Denn ich weiß, dass das wiederrum mich nicht glücklich machen wird. Ich würde mich nur fühlen, wie du jetzt."

Meine Hoffnung fiel in sich zusammen und gleichzeitig fühlte ich mich furchtbar, weil ich begriff, wie egoistisch ich war und was ich da von Spencer verlangte. „Es ist hoffnungslos." Ich entzog mich seiner Hand und rieb mir mit den Händen durch das Gesicht.

Sein sanftes Lachen ertönte: „Es ist nur eine Frage, wie viel wir bereit sind zu riskieren und wie sehr wir möchten, dass es mit uns funktioniert."

Das verstand ich nicht und als ich ihn abwartend ansah, da fuhr Spencer fort: „Ich will dich meinem Bruder vorstellen, du weißt schon, nach Nashville fahren und ihn besuchen."

„Was?", entwich es mir heiser.

„Ja, ich war noch nicht dort und wollte das mit jemanden zusammen machen. Allerdings will ich nicht vor Aaron stehen und lügen, denn dann nehme ich lieber Fenton mit", in diesem Moment schmunzelte Spencer. „Auch ihn will ich dir vorstellen, weil...", er räusperte sich und ich erkannte einen verschämten Ausdruck auf seinem Gesicht. „..., weil man das als best Buddy wohl so macht."

Nun musste ich unweigerlich grinsen: „Hast du Ärger von ihm bekommen?"

„Aber so richtig", gab er zu und ich erinnerte mich daran, wie pissig mir Fenton in Berlin begegnet war. Ich kannte diese Art von Louis und mir war damals schon klar gewesen, dass Fenton einen bestimmten Anspruch an den Tag legte.

„Ich will dich mit nach New York nehmen", griff Spencer den Faden weiter auf. „Denn ich möchte, dass du Daniel kennenlernst. Ja, ich weiß, was ich da verlange, aber du sollst sehen, dass er nicht meine Kendall ist. Sondern eher meine Taylor."

Das hielt ich für keine gute Idee.

„Und dann wären da meine Eltern", er sah über den Pool und ich erkannte Nervosität. „Ich werde sie nicht anlügen, nicht nachdem sie sich so viel Mühe geben und ich das Einzige bin, was sie noch haben."

„D-Du hast sie getroffen?", entwich es mir verblüfft und Spencer nickte: „Sie waren dabei als unser Konzertfilm gedreht wurde und ich hatte es satt wütend zu sein. Im Endeffekt war meine Mom genauso verloren wie ich und mein Vater überfordert. Sie haben Aaron nicht weniger vermisst als ich, sondern sind am Schmerz ein bisschen mit ihm gestorben."

Er sagte das so, als habe er lange darüber nachgedacht und ich hatte den großen Drang, ihn fest in meine Arme zu schließen, Trost zu spenden und ihn zu halten. Aber Spencer wollte keinen Trost, er wollte das Glück genauso sehr wie ich.

„Deine Familie, Harry", sprach er und leicht versteifte ich mich. „Es ist mir genauso wichtig, dass sie es wissen, wer du bist und wer ich. Ich möchte nicht so tun, als wäre ich dein Kumpel, wenn ich je wieder deiner Mutter begegne."

Angestrengt atmete ich aus und dann sagte Spencer etwas, was es mir schwer machte einen Grund zu finden, wieso ich nicht wollte, dass sie sich überhaupt je wiedertrafen.

„Ich weiß, dass ich viel verlange, aber ich verspreche dir, solltest du es tun, dann gehe ich diesen Weg mit dir gemeinsam. Wir machen das zusammen und egal was passiert, wie es aufgenommen wird, ich werde hinter dir stehen."

Seine grauen Augen musterten mich und er lehnte sich angespannt zurück: „Ich werde nie von dir wollen, dass du es so offiziell machst, dass Fans und Öffentlichkeit es wissen, dein Privatleben ist die heilig. Aber lass mich ein Teil davon sein."

„Dann wärst du glücklich?", entwich es mir und Spencer nickte: „Ja. Das sind meine Bedingungen, damit die Beziehung wirklich funktionieren kann."

„Darüber muss ich nachdenken", sprach ich und zwar sehr gründlich. Er lächelte: „Das verstehe ich."

„Es kommt mir nur so vor als hätte ich mehr zu verlieren, als du", gab ich zu, denn für Spencer war es kein Problem dazu zu stehen, wer er war.

Seine Miene veränderte sich: „Das stimmt nicht, denn wenn du dich dafür entscheidest es nicht zu riskieren, dann verliere ich genauso viel wie du." Er zögerte kurz, schließlich sprach er: „Du hast keine Vorstellung davon, wie wichtig du mir wirklich bist, nicht wahr?"

„Doch!", entwich es mir hastig, doch Spencer lächelte gequält: „Nein. Wenn ich dir sage, dass ich dich liebe, dann kommt das nicht so richtig bei dir an."

Vielleicht... hatte er recht. „Tut mir leid, ich brauche immer etwas, woran ich mich festhalten kann." So dumm das auch klang. Ich wollte etwas Festes, etwas, das nicht zurückgenommen werden konnte.

Spencer musterte mich, schließlich stand er auf und ließ mich alleine zurück. Wie vor dem Kopf gestoßen sah ich ihm nach, dann holte ich tief Luft, griff nach der Tasse Kaffee ohne zu trinken und beugte mich vor. Mit den Unterarmen stütze ich mich auf meinen Knien ab und sah auf den Pool.

Ich fühlte mich wie auf einem Leichenschmaus. Die Stimmung war drückend, unangenehm und so zäh wie Kaugummi. Spencers Schritte kehrten zurück und ich sah auf. Er blieb neben mir stehen und zum ersten Mal wirkte er so unsicher, wie ich es war.

Statt sofort etwas zu sagen, schien er darüber nachzudenken, wie er es offen aussprechen sollte, was ihn zögern ließ. „Mara hat schon einmal für dich geschrieben, oder?"

„Ja", gab ich zu.

„Dann weißt du, dass fast alles, was sie schreibt, wahr ist", schlussfolgerte er und ich dachte an jenen Song, den ich bei der ersten Zeile bereits verstand und niemals gewollt hatte, dass er aufgenommen würde.

„Bevor wir wieder auf Tour sind, da habe ich sie gefragt, ob sie für mich schreiben würde", erzählte er mir und ich dachte prompt an ‚Once before i die' und er schien das zu erraten: „Sie hat mehr für mich geschrieben als ‚Once before i die'. Eigentlich wollte ich den Song nur für mich und wie du schon sagst, etwas, woran man sich festhalten kann."

Leicht zuckte er mit den Schultern, dann entsperrte Spencer sein Handy: „Es ist das Letzte, was ich habe, um dich zu überzeugen über deinen eigenen Schatten zu springen, Harry. Wenn das nicht reicht, dann gebe ich auf. Denn dann bin ich nicht der Richtige für dich und bevor wir uns beide unglücklich machen, sollten wir es vielleicht ganz lassen."

Hart schluckte ich.

Mein Körper fühlte sich eisig an und ich hatte Mühe gleichmäßig zu atmen. Obwohl sich alles in mir sträubte, so wusste ich, dass Spencer recht hatte. So sehr ich ihn wollte, so wenig wollte ich gleichzeitig, dass er sich so fühlte, wie ich mich jetzt.

„Ich habe dir etwas geschickt und wenn du dich entschieden hast, dann sag mir Bescheid, ja?", er ließ das Handy sinken. „Ich packe eben und dann lasse ich dich alleine. Zum Nachdenken und so."

„Wo willst du hin?", fragte ich ihn als ich ihm ins Haus folgte. Dort schnappte sich Spencer seine Hose von gestern und schlüpfte hinein: „Schätze zu Fenton und Mara. Sie haben sich am Strand ein Haus gemietet und sicher noch Platz."

Ich konnte nichts Anderes tun, als ihn gehen zu lassen, denn er hatte recht, zuerst musste ich mich entscheiden, was ich wollte. Es war Falsch und Richtig zugleich, dass ich ihn einfach packen ließ und schließlich stand Spencer im Flur. Er hatte die Türklinke zur Haustür schon in der Hand, da hielt er inne.

„Egal, wie du dich entscheidest, das war es wert", sprach er und ich blinzelte: „Was?"

Doch statt zu antworten, lächelte Spencer und ging.

Die Tür fiel hinter ihm zu und ich wartete regungslos darauf, dass die Erkenntnis wie ein Orkan über mich hineinbrach. Aber stattdessen war da nur Taubheit und Leere. Ich hörte ihn wegfahren, das Geräusch entfernte sich und schließlich umhüllte mich dröhnende Stille.

Ich wusste nicht wie lange ich einfach nur auf die Tür starrte. Irgendwann riss ich mich los und ging in die Küche. Spencer hatte mir etwas geschickt, also musste es auf meinem Handy sein.

Wollte ich wirklich wissen, was es war?

Ja.

Ich entsperrte das Handy und sah auf eine Datei, die von Spencer kam. War das der Song, den Mara geschrieben hatte?

Old time feeling.

Kurzerhand ging ich zu meiner Musikanlage, schloss mein Handy an und drückte mit klopfenden Herzen auf Play. Ich wusste nicht, was ich erwarten sollte, aber was es auch war, es wurde niemandes Erwartungen gerecht.

Das Einzige, was ich hörte waren Klavierklänge und Spencer selbst. Ich wusste, dass er nur mäßig Klavier spielte, also hatte ihm jemand bei der Aufnahme geholfen. Gerade wandte ich mich von der Anlage ab, als ich mitten in der Bewegung innehielt und aufhörte zu atmen.

Seine Stimme war rau, nicht für ruhige Musik gemacht und doch hätte keine andere Stimme den Inhalt mehr Nachdruck verliehen, als seine. Sie klang verlebt, einfühlsam und so echt, dass über meinen gesamten Körper eine Gänsehaut rieselte.

Der Song war Spencers letztes Argument und ich begriff direkt warum. Unmissverständlich machte das Lied klar, dass ich etwas Festes hatte und die Wahrheit, wie Spencer mich sah, was ich für ihn war, direkt vor mir lag.

Denn ‚Old time feeling' gehörte mir alleine.

Ich musste überhaupt nicht darüber nachdenken, ob ich es riskieren wollte. Jede Minute mit Spencer war mir sämtliches Risiko wert. Schließlich... hatte er versprochen den Weg mit mir zusammen zu gehen.

Er war dieser Eine.

Der eine Mensch.

Und mehr musste ich nicht wissen.  

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