39 ♫ Closer to the edge

It's a beautiful lie

It's a perfect denial

Such a beautiful lie to believe in

So beautiful, beautiful it makes me

It's time to forget about the past

To wash away what happened last

Hide behind an empty face

Don't ask too much, just say

'Cause this is just a game

[ 30 Seconds to Mars ]



SPENCER ║  Als Nick, der beste Freund meines Bruders, mich anrief, da wusste ich sofort, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Nicks Stimme war ruhig, einfühlsam, aber das täuschte nicht darüber hinweg, was sie mit mitteilte.

Aaron war tot.

Einfach so.

Niemand sah es kommen, es gab keinerlei Anzeichen.

Ich konnte das Gespräch mit Nick nicht beenden, die Worte kamen kaum bei mir an. Wie sollte ich reagieren? Was erwartete man von mir? Mein Körper fühlte sich gänzlich taub an, da waren überhaupt keine Empfindungen. Ich wehrte mich dagegen.

Parker war der Erste, der mich drauf ansprach, sein Blick war besorgt, er wollte das Konzert verschieben, doch was war der Sinn davon? Das Stadion war gänzlich ausverkauft und... Menschen würden enttäuscht sein.

Nein. Das wollte ich nicht.

Der Gang auf die Bühne war leicht, es passierte von alleine. Genauso, dass ich es packte dieses Konzert zu spielen. Was ich nicht packte war Spontanität und die betroffenen Gesichter von Mara, Fenton, Alex und Mattheo.

Nacheinander wollten sie mit mir sprechen, doch das konnte ich nicht. Mattheo reichte mir nach dem Konzert eine Wasserflasche: „Spencer, wenn es okay ist, dann sagen wir die Termine für die nächsten Tage ab."

„Nein", ich schüttelte den Kopf. „Mir geht's gut, wirklich." Zumindest behauptete ich das, denn alles was ich tun konnte, war die Worte von Nick zu verdrängen und nicht daran zu denken, dass es wahr war.

Abends kam Alex im Hotel vorbei. Aber ich wollte nicht reden. Also bat ich ihn zu gehen. In der Nacht darauf ließ ich Mara im Hotelzimmer alleine, weil ich die Anwesenheit nicht ertrug. Leider kam ich nur bis zum Foyer, dort trat mir Paul in den Weg.

Ich war nahe dran die Kontrolle zu verlieren, bis er mir anbot: „Wenn du raus willst, dann nimm einen Personenschützer mit. Niemand wird Fragen stellen."

Und so fing ich draußen an zu laufen. Immer dabei einen Schatten Namens Corwin hinter mir. Ich wusste nichts über ihn, außer, dass er schweigsam war und sich meinem Tempo anpasste. Zweimal wurde ich angesprochen, aber jedes Mal waren es harmlose Leute.

Ich packte die Auftritte in Shows, zahlreiche Interviews und mir gelang es den Menschen um mich herum vorzugaukeln, dass sie sich nicht kümmern musste. Denn so lange ich denken konnte, kümmerte ich mich um mich selbst. Allerdings bekam ich durchaus mit, dass Paul Einfluss nahm, was die Interviews betraf. Denn er strich gewisse Fragen.

Zumindest glaubte ich, dass sie meine Grenze weiter akzeptierten.

Als wir auf einen neuen Flug in einem abgesperrten Bereich warteten, da suchte ich nach neuer Musik und Mattheo setzte sich zu mir. „Spencer, hör mal... am Dienstag wird dein Bruder beerdigt und vielleicht sollten wir Kansas City verschieben und du nach Nashville fliegen."

„Nein", antwortete ich lediglich und widmete mich wieder meinem Handy, auf das ich neue Song zog. Mattheo holte angestrengt Luft: „Jeder versteht das und wir können die Termine nachholen."

„Ich habe gesagte, ich will das nicht", sprach ich nun lauter. „Wieso geht das nicht in dein Hirn!"

„Aber-", schob er nach und in diesem Augenblick bröckelte meine Geduld und Beherrschung gefährlich: „Hör auf damit! Ihr alle!", ich sah Alex, Fenton und Mara wütend an, die in einigen Metern Entfernung taten, als würden sie nicht lauschen.

„Kümmere du dich lieber darum, dass du deine beschissenen Noten gebacken kriegst, wenn du online College-Kurse machen willst, denn du bist nicht gerade der Hellste!" Ich bemerkte nicht einmal, dass ich aus meinem Sitz gefahren war, doch Alexs Blick war wie eine Ohrfeige.

Ohne ein Wort zu sagen, sah er mich schlicht weiter an. Ich atmete gezwungen ruhig aus, dann sprach ich: „Tut mir leid, so meinte ich das nicht."

Statt darauf einzugehen nickte Mattheo nur und meinte: „Ich sage den anderen, dass Kansas City nicht gestrichen werden muss."

Damit glaubte ich, dass das Thema erledigt sei.

Zumindest horchte Fenton in Minneapolis nicht nach, als wir zum dritten Mal ein Tattoo-Studio besuchten. Nachdem wir als Band den Notenschlüssel in ein kleines Tattoo einarbeiten ließen, waren wir zwei irgendwie auf den Geschmack gekommen. Zwischen meinen Fingern waren je zwei Noten, gefolgt vom Notenschlüssel.

Nun sollte das Kunstwerk auf meiner Schulter, den Oberarm entlang erweitert werden. Es wirkte wie ein surrealistisches Werk, dabei waren zahlreiche Kleinigkeiten drin eingearbeitet. Die Noten für einen Song, den Beat, Namen, Schatten, an manchen Ecken 3D.

„Ziemlich cool", fasste Fenton zusammen. „Tut's nich' weh?"

Ich spürte nicht einen Stich und als ich das fertige Werk sah, musste ich ihm recht geben. Es gefiel mir unglaublich gut und man sah auf den ersten Blick nicht, was drin steckte. Die Undurchsichtigkeit machte ihren Reiz aus.

Meine Freunde fingen an meine Grenze wieder zu respektieren. Zumindest hatte ich mir das vorgegaukelt. So lange, bis ich in Kansas checkte, dass ich kein Zimmer im Hotel mehr für mich alleine bekam. Alex zog bei mir ein, es war offensichtlich, was sie damit bezwecken wollten.

Ich musste ihnen beweisen, dass mit mir alles in Ordnung war und sie mit diesem Eiertanz aufhören konnten. Also funktionierte ich. Niemand konnte sich beschweren. Ich stand morgens auf, tauchte bei den Terminen auf und als Emma anrief, da sagte ich den Treffen zu.

Zweimal gingen wir aus und beim zweiten Mal begriff ich, dass unser Abkommen so nicht weiter laufen konnte, denn sie ging mir an die Wäsche. Zuerst hatte ich damit kein Problem, immerhin war sie eine schöne Frau. Sie roch anziehend, ihre Küsse schmeckten nach Wein, aber als sie im Hotelzimmer an dem Gürtel meiner Hose nestelte, da schob ich sie von mir.

„Stopp", keuchte ich und stieß sie damit gehörig gegen den Kopf: „Was?" Atemlos starrte sie mich an und ich versuchte meinen Puls wieder unter Kontrolle zu bekommen: „Es ist spät, ich muss gehen." Ich wusste nicht einmal, warum ich das nicht wollte. Aber alles in mir sträubte sich gegen Nähe jeder Art.

Bevor sie mich auch nur pikiert darauf hinweisen konnte, dass sie genug Platz für die Nacht hatte, hatte ich auch schon die Türklinke in die Hand. Es glich einer Flucht.

Dass ich die Kontrolle über meine Beherrschung verlor wurde mir das erste Mal bewusst, als wir nach der Show bei Jimmy Kimmel Live! im Filmstudio nach der Sendung auf den Wagen warteten. Mitten im Flur drehte sich meine Umwelt. Mir knickten die Beine weg, ich bekam keine Luft mehr und nahm sämtliche Stimmen wie ein Echo wahr.

Die Panikattacke kam so plötzlich, dass ich ihr nicht mehr Herr wurde. Ich schaffte das nicht alleine. Jemand hielt mich rechts und links fest, ich rutschte an der Wand herunter und dann verankerte sich mein Blick.

Mara sprach mit mir, ganz ruhig und obwohl ihre Stimme klang, als käme sie von ganz weit weg, fixierte ich mich auf sie. „Bleib ruhig, keine Angst, alles in Ordnung – hier passiert dir nichts."

Ach ja?

„Atme kontrolliert, langsam", gab sie weiter Anweisungen und ich tat das einfach. Sie machte die Atmungen mit mir zusammen, immer wieder wiederholten wir die Übung und dann bebte die Panik langsam ab.

Ich war komplett durchgeschwitzt und Paul zwang mich kaltes Wasser zu trinken, Nüsse zu essen und Kaugummi zu kauen. Mara sprach noch immer mit mir, lenkte meine Gedanken auf etwas anderes. Sie zwang mich mir vorzustellen, welche Bundesstaaten neben Iowa lagen.

Schlussendlich wurde mir klar, dass Paul eindeutig dafür war das Tempo unserer Termine zu drosseln. Das er recht hatte sah ich nicht ein. Ich schaltete auf stur, niemand konnte mich zwingen zu reden, oder irgendetwas zu zugeben.

Im Silverdome Stadium, in Detroit musste ich der Tatsache dann jedoch ins Auge blicken. Auf Dauer konnte ich nicht die Leute um mich herum auf Distanz halten, Aaron verdrängen und das Tempo durchhalten.

Mitten auf dem Konzert riss bei mir ein Faden. Plötzlich waren bei 'Darkboy' ein großes Loch in meinem Kopf. Alles war weg. Alex sprang ein, etwas schief und nicht sehr treffsicher, aber er half mir wieder die Spur aufzunehmen.

Wir taten, als wäre es ein spontaner Gag, aber als es mir zwanzig Minuten später bei 'Hear me now' passierte, da... hörte ich auf zu funktionieren. Fassungslos, enttäuscht von mir, ließ ich das Mikro sinken und dann... machte an dieser Stelle einfach jemand anderes weiter.

Die Musik war verstummt, ich sah Mara auf mich zu eilen und da stimmten die Fans von alleine den Refrain von 'Hear me now' an. Sie klatschten den Beat des Songs und Mara tätschelte mir die Wange, dann hörte ich sie sagen: „Noch vier Songs, Spencer. Das schaffst du."

Irgendwie schaffte ich das tatsächlich, aber mir fehlte die Begeisterung, die Freude und dieser Schub an Adrenalin. Es war, als würde all das regelrecht gefressen werden. Wir verließen schließlich die Bühne und meine Beine fühlten sich an wie Gummi. Doch bevor mir noch einmal dasselbe wie bei Jimmy Kimmel passierte, atmete ich so, wie Mara es mir gezeigt hatte.

Als hätte Alex es geahnt, sprach er im ruhigen Ton auf mich ein, sodass ich dieses Mal nicht zusammenklappte. Besser machte es die ganze Sache trotzdem nicht.

Mir war klar, warum es am nächsten Tag nach dem Frühstück zu einer Versammlung im Pavillon des Hotels kam. Paul hielt die gesamte Tour an und ich sah ein, dass es vielleicht besser war. Denn wenn ich die Konzerte nicht so abliefern konnte, wie es die Fans verdienten, dann war ich fehl am Platz.

„Macht Pause", erklärte Paul uns. „Atmet durch, fahrt in den Urlaub, trefft euch mit Freunden. Plant für die nächsten sechs Wochen gar nichts. Parker will bis März eine Unterbrechungen durchsetzten, wir werden sehen ob das funktioniert."

März... das war ja ewig.

„Die Konzerte und alles andere, das können wir nachholen. Jeder wird verstehe, wieso", behauptete er. „Doch jetzt will ich, dass niemand, wirklich niemand von euch die nächsten Wochen arbeitet. Es sei denn Parker verlangt etwas anderes."

Wir packten unsere Koffer und im ersten Augenblick wusste ich nicht, was ich jetzt mit so viel Freizeit anfangen sollte. Ratlos saß ich im Hotel auf dem Bett und dachte darüber nach, was ich nun anfangen wollte. Ich könnte einen großen Rucksack packen und einfach losreisen. Einfach in den Zug steigen.

Oder ich schlug die Zeit bei Daniel tot. Allerdings wusste ich, dass es nicht gut war, wenn wir dauerhaft Zeit miteinander verbrachten. Besonders für ihn nicht. Ich mochte Daniel sehr, aber er war für mich eher Freund, statt mehr und es herausfordern wollte ich nicht. Dafür setzte ich die Art Freundschaft nicht auf Spiel, ich war zu gerne bei ihm und genoss seine Gesellschaft.

Mein Handy klingelte und ich hatte das Unternehmen aus Deutschland dran, das ich beauftragt hatte die Grundbauarbeiten an meinem Loft zu übernehmen. Es war auf dem Papier zwar ein Loft, aber wenn man sich die Charakterzüge ansah, dann wirkte es eher wie eine Maisonetten-Altbauwohnung.

Berlin hatte mir damals nicht nur wegen Harry so gefallen, sondern auch wegen seiner Vielfältigkeit. Es war die erste Stadt gewesen, in der ich mich seit Langem mal wieder richtig wohl fühlte. Ich lauschte der Stimme des Chefs, sein deutscher Akzent im Englischen kam stark heraus, doch ich verstand, dass die Arbeiten beendet waren und ich sie mir jeder Zeit ansehen konnte.

Meine Erleichterung war enorm. Jetzt hatte ich einen Plan, oder zumindest für eine ganze Weile etwas zu tun. Ich konnte es kaum erwarten den Flug nach Berlin zu nehmen, meine Ruhe zu haben und... ohne Aufsicht zu sein.

Leider machte mir Fenton eiskalt einen Strich durch die Rechnung. „Ich komm' mit."

„Vergiss es", hielt ich ihm im Foyer vor, doch er sah mich nur angriffslustig an: „Wat willste' mach'n, mir sagen, wat für ein Erbsengehirn ich bin? Dat weiß ich doch schon."

Tief atmete ich durch, aber bevor ich etwas sagen konnte, fuhr Fenton mit einer rüden Handbewegung dazwischen: „Gib's auf, ich komm mit. Spar' dir den Atem."

Und damit hatte ich verloren.

„Das Ganze ist ein abgekartetes Spiel", hielt ich ihm vor, nachdem wir schließlich Stunden später in Berlin-Tegel landeten und unser Gepäck holten. Fenton schob sich die Snapback in den Nacken: „Hm?"

„Ihr habt euch abgesprochen, der Rest deiner Gang und du", führte ich aus und schnappte mir die Reisetasche und den Koffer. Paul würde uns in einigen Tagen anrufen und einen Personenschützer nachschicken. So lange sollten wir unter dem Radar laufen. Sollte irgendwie zu schaffen sein.

Fenton tat, als könnte er kein Wässerchen trüben und folgte mir. Vor dem Loft trafen wir den Chef der Baufirma und den Vorarbeiter des Malerbetriebes. Man musste in einen Hinterhof und kam nur mit einer Schlüsselkarte und einem Passwort ins Treppenhaus des Gebäudes. Die Sicherheit hatte mir von Anfang an gefallen.

Mit den Fahrstuhl fuhren wir in den achten Stock nach ganz oben. Auch dort musste ich noch einmal die Karte und ein weiteres Passwort nutzen. Erst dann betraten wir das Loft, welches ich gekauft hatte.

Beide Männer erklärten mir ihre Arbeiten. Die Fenster waren Doppelverglast, die Wände sauber weiß gestrichen, der Boden mit neuen dunkel Laminat belegt. Es sah toll aus und das sagte ich ihnen auch.

Die Altbauelemente waren erhalten geblieben, fiel Licht drang in die weiten Räume und sowohl die Küche, als auch das Bad waren fertig gestellt.

„Wow, nett hier", entwich es Fenton. „Bisschen leer, nä?"

Ich antwortete nicht, sondern bedankte mich bei den Herren, besprach die zweite Anzahlung morgen zu überweisen und wollte wissen, wie viele Arbeiter beschäftigt gewesen waren. Sie sollten einen Bonus bekommen, immerhin waren sie schnell und sauber gewesen.

Kaum waren die Männer weg, sprach Fenton: „Wir sollt'n nen' Hotel suchen, hast ja nich' mal nen' Bett."

Knapp sah ich auf die Uhr: „Die Läden machen hier gleich auf, ich will ins Möbelhaus."

„Wat? Jetz'?"

Jetlag ließ grüßen.

Ich quälte Fenton, indem ich mir viel Zeit ließ. Er legte sich irgendwann in ein Bett welches als Ausstellungsstück diente und machte die Augen zu. Doch egal wie sehr ich ihn reizte, er ließ es über sich ergehen.

Ein paar Möbel kaufte ich direkt, doch zu Hause kam Fenton die Erkenntnis, dass wir die Möbel selbst aufbauen mussten. Er zeigte enorme Geduld, doch irgendwann schlief er tief und fest auf der nackten Matratze ein.

Ich wollte ihn nicht hier habe, er sollte einfach gehen, aber egal wie ekelhaft ich war, er bleib. Stattdessen half er mir in den folgenden Tagen beim Aufbau mehrere Möbel, kaufte Lampen, Decken, Bettwäsche, Handtücher und alles, was man so brauchte, mit mir ein.

Er ließ sich am vierten Tag sogar von mir anschreien, als ich die Nase gestrichen voll hatte. „Verschwinde doch endlich! Was zum Teufel hält dich noch hier, ich kann selbst auf mich aufpassen!"

„Ich weiß", sprach Fenton lediglich trocken und bückte sich, um die nächste Gebrauchsanweisung für eine Kommode zu lesen. „Ich bleib' trotzdem." Mittlerweile hatte er sogar die zweite Magnetkarte und konnte kommen und gehen wann er wollte.

„Hör auf meinen Aufpasser zu spielen, du brauchst selbst einen!", fuhr ich ihn an. „Lass dieses ständige kochen, du kaufst zu viel ein und verschwinde doch einfach nach Texas!"

Fenton sah mich nicht an und ganz egal, was ich ihm an den Kopf warf, er war am nächsten Morgen immer noch da. Also ging ich laufen und das war mein größter Fehler. Zwar half mich joggen dabei den Kopf frei zu kriegen, aber es verschaffte Fenton auch die Möglichkeit zu telefonieren, ohne, dass ich es mitbekam.

Seine Anwesenheit erdrückte mich, sie forderte mich, dabei tat er nichts Besonders, er war einfach nur da. Ich schlief schlecht und die Tatsache, dass er es wusste, trieb mich in die Ecke. Der Schlafmangel machte mich noch gereizter, wütender und ich kam gefährlich an meine Grenzen.

Bei einer lauter Auseinandersetzung griff ich zum Saum seines Shirts und presste ihn hart gegen die Wand. Meine Knöchel traten weiß hervor, kurz schloss ich die Augen und begriff, was genau ich hier eigentlich tat.

Ich atmete schwer durch und ganz langsam lockerte sich mein Griff. Fenton umfasste meine Handgelenke und gepresst sprach ich: „Es tut mir leid."

„Spencer... is' okay", hörte ich ihn sagen und ich unterdrückte den Ekel vor mir selbst: „Nein, das ist es nicht." Ich zog meine Hände weg, denn dieses Gefühl von ersticken und ertrinken überwältige mich fast.

Meine Rettung nahte, als ich am nächsten Morgen in die Küche kam und mir im Flur zwei Taschen auffiele. Mein Aussetzer schien Fenton endlich in die Flucht zu schlagen.

„Ich flieg' heut' nach Hause", verkündete er. Er hielt mir Müsli unter die Nase, doch ich stellte die Schüssel nur weg: „Grüße deine Mom."

„Werd' ich mach'n", gab er zu und grinste: „Hier steigt ne' Party, wenn ich weg bin, ne?"

„So was von", antwortete ich trocken und brachte ihn bis zum Taxi, das zehn Minuten später im Innenhof hielt. Schweigend verabschiedeten wir uns, denn ich wusste nicht was ich sagen sollte. Stattdessen sah ich dem Taxi nach, was meinen Freund zum Flughafen brachte und endlich, endlich war ich alleine.

Doch ich fühlte mich nicht besser.

Ich schnappte mir meine Musik, schnürte meine Laufschuhe und beschloss, dass ich eine neue Route ausprobierte. Das lenkte mich zumindest ab. Danach würde ich ein paar weitere Möbel aufbauen. Mein Schlafzimmer und die Möbel in der Küche standen. Auch die Couch im Wohnzimmer.

Gestern hatte ich den Fernseher angeschlossen, aber er stand nackt auf dem Boden. Ein Heim einzurichten war nicht so einfach. Mir fehlte so viel, aber das war ja egal, denn ich hatte viel Zeit. Ich könnte nach vielen kleinen Läden suchen, Berlin neu entdecken und mich beschäftigen, bis Parker einsah, dass diese Pause nicht bis März gehen musste.

Mein Zeitgefühl verschwand, irgendwann kehrte ich zurück nach Hause und gaukelte mir vor, dass ich endlich wieder frei atmen konnte. Alleine und frei von ständiger Beobachtung. Ich war nicht länger auf Bewährung und ich sollte mich darüber freuen.

Als ich jedoch die Tür zu meinem Loft aufstieß, da wurde mir bewusst, das ich keineswegs ohne Aufpasser war, es kam nur viel, viel schlimmer, als es mir Fenton je hätte sein können.

Mitten im großen Durchgang von der Küche zum Wohnzimmer stand Harry und ich blieb prompt stehen. Mein Magen krampfte zusammen.

Das durfte nicht wahr sein. 

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