37 ♫ Second Special
Ich kann nicht mehr seh'n, trau nicht mehr meinen Augen
Kann kaum noch glauben, Gefühle haben sich gedreht
Ich bin viel zu träge, um aufzugeben
Es wär' auch zu früh, weil immer was geht
Wir waren verschwor'n, wär'n füreinander gestorben
Haben den Regen gebogen, uns Vertrauen gelieh'n
Wir haben versucht auf der Schussfahrt zu wenden
Nichts war zu spät, aber vieles zu früh
Wir haben uns geschoben, durch alle Gezeiten
Haben uns verzettelt, uns verzweifelt geliebt
Wir haben die Wahrheit, so gut es ging verlogen
Es war ein Stück vom Himmel, dass es dich gibt...
Du hast jeden Raum mit Sonne geflutet
Hast jeden Verdruss ins Gegenteil verkehrt
Du hast der Fügung deine Stirn geboten
Hast ihn nie verraten, deinen Plan vom Glück
Ich gehe nicht weg, hab' meine Frist verlängert
Neue Zeitreise, offene Welt
Habe dich sicher in meiner Seele
Ich trage dich bei mir
Bis der Vorhang fällt
[ Herbert Grönemeyer ]
AARON ║ Im Wachkoma zu liegen war schon etwas Komisches.
Alles spielte sich in meinem Kopf ab, oder... auf eine seltsame Ebene.
Zuerst verstand ich dieses System nicht. Ich war wach, hörte Stimmen und bekam alles in meinem Umfeld mit, aber ich konnte mich nicht bewegen.
Es war die Hölle.
Ich verfiel in Panik, in Wut, in überwältigende Hilflosigkeit. Bis ich begriff, dass es egal war. Es änderte nichts, wenn ich mich der Panik hingab, die Kontrolle kam nicht so zurück, wie ich es wollte.
Dafür lernte ich etwas anderes.
Mein Geist konnte sich von meinem Körper lösen und ich war absolut frei. Ich konnte in einem Feld stehen, den Wind spüren, ihn hören und dem Kinderlachen lauschen, das immer wieder zu mir herüber wehte.
So gelang es mir zu ignorieren, dass die Welt außerhalb meines Körpers sich weiter drehte und ich all dies mitbekam und kein Teil mehr davon war. Ich brauchte immer wieder eine Pause davon und dann zog ich mich auf das Weizenfeld zurück.
Dadurch entglitt mir das Zeitgefühl, doch es war mir nicht wichtig. Zumindest manchmal. Allerdings war die geistliche Kontrolle und Vorstellung auch alles was ich hatte.
...
„Aaron, mein Junge, bitte wach auf."
Meine Mom bettelte mich an. Immer und immer wieder. Doch ich konnte sie nicht dazu bringen damit aufzuhören.
...
„Spencer erholt sich", mein Vater klang gepresst, müde, erschöpft und ich fühlte Erleichterung durch meinen Körper rasen. Spencer... ach ja... Gott sei dank.
...
„Wir geben nicht auf!", versprach mir meine Mom. „Irgendwann kommst du zurück, Schätzchen. Wir warten auf dich."
Das hoffte ich doch.
...
„E-Es tut mir leid... es ist... meine Schuld", die Worte meines Bruders gingen in Schluchzen unter und es zerriss mir das Herz. Ich wollte ihm sagen, dass er so etwas nicht sagen sollte, doch ich konnte nicht.
...
„Vitalfunktionen sind in Ordnung, Atmung stabil."
Dämliche Ärzte, sie umkreisten mich, als wäre ich ein Tier im Zoo. Am liebsten hätte ich denen die Zunge rausgestreckt, oder dem Mittelfinger gezeigt.
...
Etwas quietschte. Dann hörte ich leise Spencers Stimme: „I-Ich... bleibe hier, okay?"
Es war immer okay.
...
Spencers Haare kitzelten mich. Er roch nach diesem Kindershampoo mit Orange. Seine Wärme war angenehm und ich wollte den Arm um ihn legen, aber ich konnte nicht. Ich lauschte seinem Atem, eine Schwester kam rein, trat ans Bett, notierte etwas und ging wieder. Sie sagte kein Wort.
...
Schlief er schon wieder hier, oder immer noch? Wieso hatte Spencer keine Decke, er würde sich erkälten. Als hätte er meine Gedanken gelesen, kroch er vorsichtig unter die Decke. An seinem Bein war etwas. Verband? Erholte er sich gut vom Unfall?
...
Ich blieb lange im Feld. Die Sonne war dort warm. Vögel flogen über meinen Kopf hinweg. Das Kind sang weiter und ich breitete die Arme aus und schloss die Augen. So fühlte ich mich wohl. Hier würde ich bleiben.
...
„Wach doch einfach auf!", meine Mom heult, sie wurde hysterisch, schrie mich an, grub ihre Nägel in meinen Arm. „Hör du mich! Du sollst verdammt noch mal aufwachen!"
Schwestern stürmten das Zimmer, versuchten sie zu beruhigen, doch es kam zu handgreiflichen Auseinandersetzungen. Zwei Sicherheitsmänner halfen den Schwestern und brachten sie raus.
Ja Mom, natürlich höre ich dich, aber du mich nicht.
...
„Hi Aaron, besser siehst du aus", Jessi, die Drummerin unserer Band war da. Sie setzte sich und ich bemerkte, dass sie sich zu einem Lächeln zwang. „Nick und die anderen kommen Morgen noch mal... sie... sind zu feige um dir zu sagen, dass wir beschlossen haben nicht mehr zusammen zu spielen." Jessi bekam Schluckauf. „Du fehlst uns."
Ach ihr Idioten. Sucht euch doch einfach jemand Neuen.
„Wir wollen keinen anderen."
Na toll.
...
Nick öffnete das Fenster in meinem Zimmer. Mein bester Freund zündete sich einen Joint an. Am liebsten wäre ich ihm ins Gesicht gesprungen.
„Carrie sagt, das hilft. Ich bin nicht sicher."
Mach sofort den Müll aus, du Knalltüte!
„Wir vermissen dich, Aaron."
Ja, ich euch auch.
...
War Jessi schon wieder hier? Ihr Haar war kürzer, stand ihr gut. Hübsch war sie, trotz dieser Autoreifenringe unter ihren Augen. Wieso war sie denn so nervös?
„Eigentlich wollte ich damit warten, bis du wieder wach bist, aber... ich weiß nicht, wann das ist." Jessi atmete tief durch, strich sich eine dunkle Haarsträhne hinter das Ohr und sah mich an. „Ich bin verliebt in dich. Schon ziemlich lange."
Oh.
„Du hast es nie bemerkt, aber das ist okay."
Ich war ein Idiot.
...
Mir kam es so vor, als würde Spencer ständig größer werden. Er kam direkt nach der Schule vorbei, Baseball interessierte ihn nicht mehr. Geduldig hörte ich ihm zu, wenn er mir erzählte, was er erlebt hatte. Manchmal machte er Hausaufgaben und dann versprach er, dass er mir Musik mitbringen würde.
Er hielt sein Wort.
...
Die Zeit floss durch meine Hände, manchmal verweilte ich eine Ewigkeit auf dem Feld, sah nur in den Himmel, ließ die Wolken vorbeiziehen. Langsam begann ich bestimmte Dinge zu vergessen. War mein bester Freund Nick wirklich bei mir gewesen und hatte mir erzählt, er würde heiraten? Hatte Carrie mir CDs mit neuer Musik vorbeigebracht? Es kam mir vor, als wäre mein Dad schon sehr, sehr lange nicht mehr da gewesen.
...
Irgendwann gelange es meinem Bewusstsein sich völlig zu lösen. Ich glaubte im Zimmer herumgehen zu können. Es war seltsam, als wäre ich ein Geist. So wanderte ich durch die Korridore, sah aus dem Fenster und beobachtete meinen kleinen Bruder, wie er eines Tages eine Tasche in mein Zimmer schmuggelte.
Spencer versteckte die Tasche in meinem Schrank. Wollte er hier einziehen? Woher kam das Veilchen unter seinem Auge? Er war so furchtbar blass, sagte ihm niemand, dass er gesund zu essen hatte?
„Ich habe neue Musik mit", erzählte er mir, „und vielleicht sollten wir ein paar coole Serien schauen." Er fing an mich mit Two and a half men zu quälen. Einfach nur furchtbar.
...
Konnten wir nicht Prison Break oder American Horror Story weiter schauen? Und konnte um Himmels Willen jemand diese dämliche Musik von Rihanna und Katy Perry zerstören. Ich wollte den Müll nicht schon wieder hören.
...
Spencer schwieg. Er erzählte überhaupt nichts mehr, stattdessen zog er sich bei mir im Zimmer um und schlief bei mir. Warum ging er nicht nach Hause? Aber die Schule schwänzte er nicht, oder?
„Ich komme morgen wieder", murmelte er.
Morgen... wann war das...
...
Meine Mom war da. Sie sah erbärmlich aus und roch nach Alkohol. Von der eleganten Frau war nichts mehr übrig. Sie verwandelte sich in eine fiese, hässliche Hexe aus den Märchen.
„Ich hasse sie alle", sprach sie zusammenhanglos. „Sie alle!" Dann begann sie jämmerlich zu weinen. Es hörte sich an, als würde sie ersticken und ich konnte nichts tun, um sie zu trösten.
...
Der Konzertfilm der Rolling Stones flatterte über den Fernseher, mir war danach mitzusingen, doch das übernahm Spencer. Ab und an fiel er im Refrain mit ein, dann wandte er sich wieder seinen Vorbereitungen für das College zu.
Der Stimmbruch hatte ihm gut getan, bisschen mehr Übung und Carrie würde sich die Finger nach ihm lecken. Konnte mal jemand dieser verpeilten und gerissenen Frau Bescheid geben?
...
Wenn man viel Zeit hatte, dann verlor man sich.
Mir passierte das mehr als einmal. Ich reiste gedanklich durch die gesamte Welt. Ich wollte gehen, komplett loslassen und endlich diese Welt, in der ich nicht richtig zurück konnte, verlassen. Aber irgendetwas hielt mich zurück.
Ich machte mir Sorgen und als ich in meinem Kopf durch die Straßen von Paris flog, mir den Eiffelturm bunt vorstellte, da begriff ich es. Ich konnte Spencer nicht alleine lassen. Er redete nur mit mir, wenn er etwas hatte, was er nicht für sich behalten konnte. Mir kam es vor, als wäre er alleine. Verschwand ich, dann brauchte er jemanden bei sich.
Oft wartete ich darauf, dass er beste Freunde erwähnte, Mom oder Dad, aber das tat er nicht. Er erzählte von Musik, von Song Battle und eines Tages fiel Carries Name.
...
Madam kam vorbei und scheiße war die alt geworden. Ihre Klamotten waren dieselben. Dreist zündete sie sich eine Zigarette an, streckte die Beine aus und quatschte drauf los. Wie gut ich doch aussehen würde, dass sie mir was zu Essen mitgebracht hätte, ich aber nicht dicker werden sollte, all so ein Bullshit. Erst dann kam sie zum Punkt.
„Ich habe einen Plan und würde gerne wissen, was du so davon hältst", sagte sie und setzte mir die Kopfhörer auf, dann schloss sie ihr Handy ab und spielte das Lied What if i'd have been the one von 38 special. Nur, dass es nicht 38 special waren.
„Gut, oder?"
Gut? Verdammte Scheiße, das war geil! Innerlich fühlte ich mich, als wäre ich mitten auf einem riesigen Rock Konzert, nur für Sekunden spürte ich wieder das Leben, die Begeisterung und diese unglaubliche Liebe.
Carrie sah auf den komische Kasten, der meine Herzschläge aufzeichnete. Schließlich lächelte sie: „Ja, das dachte ich mir. Spencer klingt ein bisschen wie du, aber er... will nicht alleine professionelle Demos aufnehmen."
Natürlich wollte er das nicht. Alleine war es immer beschissen. Musik teilte man mit richtig guten Freunden. Das Problem dabei?
Mein Bruder hatte solche Freunde nicht.
...
Huch?
Kam mir vor wie ein Augenaufschlag und Carrie war wieder da. Hatte sie sich umgezogen? Ihr langes Haar war zerzaust, draußen war es dunkel und sie roch streng nach Bar und Zigaretten.
„Ich habe vier talentierte Leute, sie alle taugen nichts alleine. Denkst du, es ist ein Versuch wert?", wollte sie wissen.
Tja, das würde sie rausfinden müssen und das tat Carrie dann auch.
...
„Ich bin eine ganze Weile nicht da", verabschiedete sich Spencer bei mir. „Aber ich komme wieder, versprochen."
Ach nein, je länger er fort blieb, umso besser fühlte ich mich. Er sollte raus aus diesem Zimmer, wenn ich es schon nicht konnte.
...
Mein Dad trat zu mir ans Bett, sein Gesichtsausdruck war hart und sein Blick driftete ins Leere. „Tut mir leid, ich war lange nicht da... ich... wir... deine Mom und ich mussten uns erst einigen Problemen stellen."
Zögerlich setzte er sich, rieb sich über die Anzughose und atmete angestrengt. Meine Fresse, was war denn los mit ihm.
„Deine Mom... sie wird in einigen Wochen wieder vorbei kommen."
Warum sie fern blieb, das erzählte er mir nicht.
...
Nick stürmte mein Zimmer. Vor der Brust trug er eine Babytrage und flüsterte, um die Windel nicht zu wecken. Komisch, dass er mittlerweile schon Vater war: „Aaron, Kumpel, ich habe echt tolle News." Vor meiner Nase wedelte er mit einer CD herum. „Sie nennen sich The Metropolis und klingen richtig geil." Hastig stöpselte er meinen CD-Player um. Hatte der Depp noch nichts von MP3 gehört? Selbst ich als Koma-Boy kannte mich da aus.
Er setzte mir die Kopfhörer auf und spielte den ersten Song. Mein Herz schlug schneller und Nick lächelte: „Sie sind toll, nicht wahr?"
Ja... es war voll meine Musik.
...
Eine der Schwestern machte mir den Musiksender an. Ich war ihr dankbar und wartete immer nur darauf, dass etwas von The Metropolis gezeigt wurde. Manchmal hatte ich Glück und ich konnte Schnipsel erhaschen.
Spencer schien sich wohl auf der Bühne zu fühlen. So frei, kraftvoll und... ich wünschte ich würde neben ihm die Musik leben.
...
Ich erträumte mir eine Realität, in der war ich bei ihm und beobachtete, wie er anfing auf den Brettern der Welt zu spielen. Spencer trug meine Weste und das gab mir das Gefühl dabei zu sein. Seine Art sich zu bewegen erinnerte mich an zahlreiche Musiker, die bereit den Weg auf die andere Seite gesucht hatten.
Ich war unglaublich stolz auf ihn, denn er lebte den Traum, den ich mir immer gewünscht hatte. Kein Tropfen Neid kam in mir auf. Im Gegenteil, ich hoffte, dass er diesen Traum auch selbst hatte und nicht, weil andere ihn dazu verleiteten.
Es sollte sein eigener Traum sein.
...
Spencer kam vorbei. Man, mein kleiner Bruder hatte sich gemacht. Die Mädchen mussten sich die Finger nach ihm lecken. Doch die reizten ihn scheinbar gar nicht.
Nachdenklich betrachtete er mich und dann sprach er: „Ich... ähm habe jemanden kennengelernt."
Oh, ich war ganz Ohr.
„Es ist allerdings ein... äh... Mann", gab er zögerlich zu. „Ich hoffe, das ist kein Problem."
Hatte er sie noch alle? Man liebt, weil man liebt. Dafür gab es keinen Grund.
Komm schon, Kleiner. Stecke mir mehr Details.
Spencer gab sie mir. Er fing an mir von einem Harry zu erzählen und sein Gesichtsausdruck machte mich glücklich. Die Art, wie er über Harry sprach, zeigte mir unmissverständlich, wie besonders der Typ für ihn war.
Um seinetwillen hoffte ich, dass dieser Harry sich benahm. Sonst suchte ich ihm heim, als Geist, oder als Ablatsch von the Ring.
...
D.B. Parker höchst persönlich stattete mir ein Besuch ab. Allerdings konnte ich mich nicht erinnern, was er sagte, oder gar wollte. Am Ende hinterließ er nur ein zuversichtliches und dankbares Lächeln.
...
Somewhere over the rainbow. Way up high. And the dreams that you dreamed of once in a lullaby. Somewhere over the rainbow. Blue birds fly and the dreams that you dreamed of dreams really do come true.
Ich stand wieder im Feld. Die Stimme des kleinen Jungen sangen weiter und als ich den Kopf in den Nacken gelegt hatte, da riss ich die Augen. Das Lied hatte mich immer getröstet, doch jetzt wurde mir klar, wieso es nicht aus meinem Kopf verschwand.
Mein Herz wurde schwer, die Hilflosigkeit kehrte zurück und mir war danach zu schreien und zu weinen, aber stattdessen passierte nichts. Regungslos blieb ich im Weizenfeld stehen.
...
„Ich habe darüber nachgedacht in Europa zu arbeiten", mein Vater schien lange über die Worte nachgedacht zu haben. „Die amerikanische Politik ist mir zuwider."
Konnte ich verstehen, so wie die Nachrichten rund um diesen blonden Clown aussahen.
„Denk nicht, dass ich für diesen Irren gearbeitet habe", hielt er mir vor und beinahe hätte ich gelächelt. „Wir sind schließlich Demokraten."
So war es.
...
Als ich Spencer sah, wusste ich, dass etwas nicht stimmte. Er wirkte müde, erschöpft und ausgelaugt. Und dann sagte er nur einen einzigen Satz, der mich vollkommen ins Bild setzte.
„Ich glaube... ich bin nicht der Typ für... öffentliche Beziehung."
In diesem Moment wollte ich diesen Harry in den Arsch treten. Scheiß auf die Details.
...
Klatschnachrichten liefen, diese mollige Schwester verbrachte ihre Mittagspause neben mir und ließ den Fernseher laufen.
„Dein kleiner Bruder datet Emma Watson", tratschte die Schwester. „Hübsches Mädchen."
Ach, das war doch nicht echt.
Ich kannte Spencers echtes Lächeln und das, was er aufsetzte, wenn er jemanden etwas vorspielte. Nur glaubte ich der Einzige zu sein, der diesen Unterschied kannte. Jemand musste auf ihn aufpassen.
...
Ich erkannte sie im ersten Moment nicht. Meine Mom sah anders aus. Gut, erholt, jünger und sie roch nach sanften Parfüm. Sie gab mir einen Kuss auf die Wange und setzte sich zu mir. Elegant frisiert, ordentlich gekleidet faltete sie die Hände im Schoß.
Es war nicht schwer zu verstehen, dass sie abwesend gewesen war, um trocken zu werden.
„Ich bin eine furchtbare Mutter", gestand sie mit ruhiger Stimme. „Alles, was ich Spencer vorgeworfen habe... das war falsch und absolut hässlich. Ich... hätte für ihn da sein müssen und ihn nicht dafür verantwortlich machen sollen, was passiert ist."
Sie unterbrach sich, atmete angestrengt und erstickt kam es von ihr: „Er war noch ein Kind... und... alles, was passiert ist, ist nicht seine Schuld."
Niemand hatte Schuld.
Es war eine Verkettung von Umständen.
„Ich weiß, dass es vielleicht zu spät ist, aber, ich werde versuchen das gut zu machen und zu ändern", ihre Worte, sie fühlten sich an, wie warmes Sonnenlicht. „Er wird das nicht wollen", schlussfolgerte sie. Der Blick meiner Mom wurde fester und dann sagte sie etwas, was mich berührte.
„Aber weißt du was? Ich habe Geduld und bin hartnäckig. Irgendwann wird er mir vielleicht verzeihen."
Irgendwann würde er sie brauchen, ja... da hatte sie recht.
„Und genau dann werde ich da sein."
Ich wünschte, ich könnte ihr sagen, wie sehr ich sie dafür liebte.
...
In derselben Nacht, als es ruhig auf der Station war, ich nur die Schritte der Schwester auf dem Gang hörte, da passierte es endlich. Ich kehrte nicht mehr zurück auf das Feld. Das brauchte ich nicht, denn ich konnte loslassen.
Mich hielt in der echten Realität, in die ich nicht eingreifen konnte, nichts mehr. Spencer hatte jemanden, der da sein würde. Ich vertraute meine Mom. Denn wenn nicht ihr, wem dann?
Ich tanzte über den Gang des Krankenhauses, dabei hörte ich wieder die Stimme des kleinen Jungen. Spencer war nicht mehr der Junge, den ich beschützen musste, er hatte Menschen um sich, die das übernehmen würden.
Und ich... ich konnte jetzt gehen. Laut begann ich zu singen, frei von alldem. Meine Zeitlosigkeit nahm ein Ende. Die Ketten, die mich auf der Erde hielten verschwanden. Mein Körper erlöste mich von meinem Dasein.
Endlich starb ich.
Someday I'll wish upon a star.
Wake up where the clouds are far behind me.
Where trouble melts like lemon drops.
High above the chimney top that's where you'll find me.
Oh, Somewhere over the rainbow way up high.
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Hallo ihr Lieben :)
Danke schön für eure motivierenden Kommentare, auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind, was wir ja nicht zwingend sein müssen.
Dies ist das letzte Special und... es war wunderschön zu schreiben. Danke an Jessi für die Unterstützung <3
Ich hoffe sehr, dass man jetzt wieder etwas mehr versteht, woher Spencer kommt, was bei ihm passiert ist und wie wichtig Aaron eigentlich war. Mit tat es leid ihn so loszulassen, aber irgendwie hatte er das verdient. Und bei Aaron empfinde ich das weniger als traurig, sondern als befreiend.
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