36 ♫ Cold hard heart

Manchmal scheint die Uhr des Lebens still zu stehn,

manchmal scheint man immer nur im Kreis zu gehn.

Manchmal ist man wie von Fernweh krank,

manchmal sitzt man still auf einer Bank.

Manchmal greift man nach der ganzen Welt,

manchmal meint man, dass der Glücksstern fällt.

Manchmal nimmt man, wo man lieber gibt,

manchmal hasst man das, was man doch liebt.

[ Peter Maffay ]



SPENCER ║ „Wir gehen raus, ein, zwei Bierchen trinken und dann können wir ja wieder ins Hotel gehe", sprach ich. Fenton sah mich so skeptisch an, als würde ich hinzusetzten: „Und ich zahle drei Millionen Dollar für ein falsches Alibi und deinen nackten Hintern auf einem Foto."

Indirekt war es allerdings auch so.

Fenton seufzte schwer: „Na jut, aber wenn ich ne' neue Leber brauch', biste' dran!" Sein Grinsen ließ mich jedoch wissen, dass er Verständnis hatte. Das war eine der guten Eigenschaften von ihm, Fenton musste nicht über die Dinge reden. Auf das Warum wusste er auch so die Antwort.

Doch das Beste an ihm?

Er hielt über all die großen und kleinen Sünden die Klappe. Zumindest meistens.

Während Mara, Alex und Mattheo irgendso eine Bar aufsuchen wollten, wo gute Musik gespielt wurde, wollte ich mich ablenken. Im Hilton Club stieg die Party und da ich schon einmal dort gewesen war, konnte ich Fenton auch mit den richtigen Aussichten begeistern.

Das Gebäude war im viktorianischen Stil gehalten und die Decke zwei Stockwerke hoch. Griechische Bauten waren zu bestaunen, die dicken Säulen mit Tüchern umwickelt und auch die Decke war voller Stoff. Dazwischen konnte man übergroße weiße Sterne bewundern. Natürlich samt Kronleuchter und Discokugeln.

Die laute Musik dröhnte mir entgegen und ich ging an runden hohen Sockeln vorbei, wo sich leicht bekleidete Damen räkelten. Sie trugen nicht mehr, als reizvolle Dessous und übergroße Flügel, die von Victoria's Secrets hätten sein können. Sie interessierten mich jedoch nicht.

Coole DJ's legten auf und ich musste mich immer noch daran gewöhnen, dass Fenton und ich zielstrebig den VIP-Bereich ansteuerten. Manchmal vermisste ich es einfach unter normalen Leuten zu feiern. Aber mittlerweile war das zu heikel.

Wollte man wirklich Spaß haben und möglichst ungestört sein, dann blieb nur der VIP-Bereich. Wir machten uns an der Bar mit Tequila warm und Fenton verkündete: „Lass dich nich' lumpen, hoch den Humpen!"

Immerhin bekamen wir von Mara keinen Spruch mehr reingedrückt von wegen: „Auf die Männer, die wir lieben und die Penner, die wir kriegen." Wenn ich das noch einmal hörte, dann würde ich von ihr verlangen eine ganze Flasche Tequila zu exen.

Salz vermischte sich mit Alkohol und Zitrone und dann schalteten wir ab. Am Anfang tanzte Fenton wie ein Fünfjähriger beim Topfschlagen, mittlerweile hatte er die Kniffe raus. Weniger war mehr und er fuchtelte nicht mehr peinlich mit den Händen in der Luft herum.

„Komm schon, sei Wingmann", forderte er mich auf, um so eine kurvige Brünette klar zu machen. Im Endeffekt brauchte mich Fenton nicht mehr zum flirten, wieso er jedoch weiterhin drauf bestand, blieb mir ein Rätsel.

Spielend machte Fenton mit Starthilfe die Brünette klar und ich seilte mich belustigt ab. Wir machten es immer so und wollte einer nach Hause, schrieb er eine Nachricht, genauso, wenn man die Nacht wo anders verbrachte. Keiner hatte ein Problem damit alleine in der Menschenmenge zu verschwinden und ich liebte das.

Niemand achtete auf einen, es gab nur den Beat unter den Füßen und eine Zeit, die sich nicht festhalten ließ. Die Realität auszusperren tat gut, ich konnte atmen. Ich konnte die Gedanken an Harry verdrängen – mich zu zwingen gar nicht mehr an ihn zu denken war das Beste.

Mehrere schlaflose Nächte hatte ich gebrauchte um mir einzureden, dass das, was wir hatten, sowieso nie von Dauer gewesen wäre. Wir waren nicht richtig füreinander und es wurde einfach Zeit diese Tatsache einzusehen. So einfach war das.

Und so bescheuert es sich auch anhörte, es war richtig das zu beenden. Vielleicht fühlte es sich noch nicht 100 prozentig so an, aber der Tag würde kommen. Mara bot mir zwar an, drüber zu reden, aber das hatte ich bereits getan.

Bei unseren Zwischenstopp in Nashville war ich bei meinem Bruder vorbei geschneit. Ich war der festen Überzeugung, dass wenn Aaron mir zwar nicht antworten konnte, zumindest zuhörte und begriff, was ich ihm sagte.

Es war okay so.

Zurück an der Bar ließ ich den Blick schweifen und fand Fenton nicht mehr in der Menge, auch auf meinem Handy war keine Nachricht zu lesen. Demnach war er also erfolgreich beschäftigt. Automatisch musste ich grinsen, bestellte Cuba Libre und einen weiteren Tequila. Dabei bemerkte ich die junge Frau neben mir.

Beinahe hätte ich mich mit Tequila besudelt als ich sie erkannte. Langes, gewelltes blondes Haar, ein auffälliger Schmollmund und Körperformen, die... echt nett waren. Leider verdeckte das eher lockere Kleid diese.

Gigi Hadid war definitiv eine echt scharfe Frau. Nur im Moment störte die kleine Falte zwischen ihren Augenbrauen in ihrem hübschen Gesicht. Sie nippte an ihrem Margarita, versuchte gelassen auszusehen und ließ dabei keinen Moment ihr Handy aus den Augen.

„Wartest du auf die Zusage der juristischen Fakultät, oder wieso siehst du so nervös aus?", sprach ich sie an. Überrascht nahm Gigi den Blick von ihrem Handy, sie seufzte, studierte mich erst irritiert und lächelte schließlich: „Ich sehe nervös aus? Eigentlich dachte ich eher zum morden bereit."

„Wessen Mord planst du denn in Gedanken?", wagte ich mich amüsiert vor. Nun fluchte sie: „Männer! Seit Wochen liege ich meinen Kerl in den Ohren, dass er sich den heutigen Abend freihalten soll und was ist? Ausgerechnet heute küsst ihn die ach so wichtige Muse und er bleibt länger im Tonstudio!"

„Ja, wir Kerle sind manchmal ziemlich scheiße", gab ich zu.

„Aber so was von! Ihr versprecht uns leichtgläubigen Gänsen erst den Himmel auf Erden und dann haltet ihr euch sowieso nicht dran", empörte sie sich weiter. „Ich bin das so, so, so leid!"

„Darauf solltest du etwas härteres Trinken, als diesen Saft da", schlug ich vor und hielt ihr meinen Tequila hin. Gigi zögerte: „Statt wütend zu sein, soll ich mir die Birne zudröhnen?"

„Manchmal klappt das", meinte ich gelassen und bestellte neuen Tequila. In diesem Moment leerte sie das kleine Glas, verzog das Gesicht und gab zu: „Ich glaube, ich brauche mehr davon."

Nun musste ich lachen. Der Barkeeper kam zu uns, wir bekamen Nachschub.

„Euer letztes Album hat mir gefallen", wechselte Gigi nach dem dritten Tequila das Thema. „Hätte nicht gedacht, dass ihr doch keine Eintagsfliege seid."

Ich griff mir ans Herz: „Jetzt sollte ich mich geschmeichelt fühlen, nicht wahr? Aber du erwartest nun nicht, dass ich sage, das mir dein letztes Sports Illustrated - Cover gefallen hat, oder?"

„Wegen der mangelnden Klamotten, oder wegen meiner verzückten Ausstrahlung?", hörte ich sie sarkastisch horchen. Ich wandte mich ihr zu: „Egal was ich jetzt sage, ich antworte sowieso falsch, also – wegen deinem unglaublichen Ausdruck in Haltung und den restlichen Mist."

„Spencer, richtig?", fragte sie und ich nahm einen großen Schluck Cuba Libre: „Prinzipiell ja, aber du darfst mich auch Simon nennen."

Sie lachte hell auf: „Nein, nein, die sieben Buchstaben werde ich mir gerade noch merken können. Hey, noch eine Runde", sie schnippte mit dem Finger und bat den Barkeeper darum unsere Tequila-Gläser aufzufüllen.

Gigi war eine angenehme Gesellschaft. Wir taten zuerst nichts anderes, als nur zu reden, zu trinken, zu fluchen und irgendwann änderte sich das. Ich konnte nicht einmal genau sagen, wie es passierte, das wir schließlich den Club verließen und lachend aus dem Fahrstuhl stolperten.

Sie hatte ein Apartment im Hilton Hotel und kaum, dass wir die Tür hinter uns geschlossen hatten, war sowohl mir, als auch ihr klar, was passieren würde. Der zahlreiche Tequila schwächte meine Hemmungen ab.

Gigis Lippen schmeckten nach Salz und Zitrone, sie roch süßlich, angenehm. Ihre Art zu küssen war sanft und wandelte sich ins Fordernde. Regungslos blieben wir zuerst im Flur, unter meinen Händen fühlte sich ihre Gestalt schmal und weich an.

Und dann ging alles ganz schnell. 

Unsere Klamotten säumten den Weg bis ins Schlafzimmer, nur das nötigste Licht wurde angemacht und ich genoss ihr niedliches Seufzen an meinen Lippen. Ich hatte Sex echt vermisst und ihn jetzt unkompliziert zu haben, bestärkte mich in meiner Entscheidung das mit Harry beendet zu haben.

Gigis Haut war weich, leicht gebräunt und ich ließ mir Zeit damit ihren Körper zu entdecken. Reizte ihre vollen Brüste, schmeckte ihre Haut und als sie uns herumdrehte, mich auf den Rücken drückte, da kitzelte mich ihr goldblondes Haar. Sie langte zur Nachtkonsole und fischte ein Kondom heraus, kurz darauf ließ sie sich auf meinem harten Schwanz nieder und ich stöhnte laut auf.

Lasziv begann sie ihre Hüfte zu bewegen. Es war so leicht sich fallen zu lassen, ihr schönes Gesicht zu betrachten und sie machen zu lassen. Meine Hände wanderten an ihrem Körper entlang, liebkosten jede Kurve und es war mir völlig egal, dass sie eigentlich das Mädchen eines anderen war.

Sie schien dies für den Augenblick auch großzügig zu vergessen.

Als sie genug Kontrolle ausgeübt hatte, da war ich derjenige, der sie auf die Matratze presste und unseren Spaß verlängerte. Ihre Finger verschränkten sich mit meinen, tief drang ich in sie ein und ihr Körper wölbte sich meinen entgegen.

Der Orgasmus rollte durch meinen Körper, ich schloss die Augen und nachdem ich spürte, wie sie sich unter mir versteifte, den Absprung vor mir machte, da folgte ich ihr. Atemlos kam ich neben ihr zu liegen. Die Laken wirkten erschreckend kalt auf meinem erhitzen Körper und Gigis Brust hob und senkte sich heftig.

Ihr Atem wurde gleichmäßiger und als ich sie ansah, da konnte ich förmlich greifen, was in ihrem Kopf passierte. Also tat ich das, was am Besten war, ich stand auf und angelte nach meinen Sachen. Gigis Gewissen spiegelte sich mehr und mehr in ihrem Gesicht wieder.

Gerade schlüpfte ich in meine Hose, als ihr Blick mich traf. Noch immer fühlte ich mich erhitzt, entspannt und im Gegensatz zu ihr, gut. „Hör zu, mach dir keine Gedanken, von mir erfährt niemand etwas."

Erleichterung glitt über ihre Miene und ich zog mir das Shirt über den Kopf. „Sieh... einfach zu, dass dein Kerl nichts merkt." Keine Ahnung, ob ich es so machen würde. Eigentlich sollte ich mich schlecht fühlen, denn ich wusste, wie es war derjenige zu sein, der betrogen wurde.

Aber irgendwie... fühlte ich genau das Gegenteil.

Automatisch strich ich mir durch das zerzauste Haar, ich wollte noch etwas zu Gigi sagen, doch sie stand auf und schritt nackt ins Bad. Ein letztes Mal sah ich ihren schönen Körper, der bis eben noch spielend auf meinen reagiert hatte. 

Halbwegs gescheit angezogen verließ ich einfach das Apartment und zog mein Handy hervor.

Schnell schrieb ich Fenton eine Nachricht während ich zum Aufzug ging, doch als die Türen sich dort öffneten, da vergaß ich sie abzuschicken.

Zayn Malik trat aus dem Fahrstuhl. Er wirkte seltsam nachlässig und hinterließ eine Nikotinwolke, als er gleichgültig an mir vorbei ging. Ich huschte in den Aufzug, drückte den Knopf und obwohl es hässlich war, schlich ein sichtlich amüsiertes Grinsen über meine Lippen.

Armer Sack, rannte blind durch die Gegend und hatte keine Ahnung, was der Preis dafür war, dass er seine Freundin regelmäßig versetzte.

Im Foyer des Hotels war nicht viel los, es war immerhin halb drei und da mir nicht danach war zurück zur Party zu gehen und auch nicht, um unser Hotel aufzusuchen, nutze ich ein Taxi. Die nächste Adresse lautete Manhattan.

Innerhalb von wenigen Jahren hatte sich Daniels Adresse enorm verändert. Ich kannte den Code für sein elektronisches Schloss und so lange Daniel ihn nicht änderte, nahm ich das hin als willkommen sein.

Die Etagenwohnung befand sich im obersten Stock, man musste den Code ihm Fahrstuhl eingeben und wurde von einem Portier vorher mies angesehen, doch daran störte ich mich nicht. Mit dem Fahrstuhl fuhr man direkt in die Wohnung und wie ich es erwartet hatte, war Daniel noch war.

Laute Heavy Metal Musik lief.

Meine Schritte wurden verschluckt und ich bemerkte, dass die hohen Wände und weiten Räume immer noch kahl und fast so gut wie leer waren. Es gab ein Sofa, das einsam und verlassen mitten im Raum stand, in der Küche gab es lediglich einen Stuhl und zwei Töpfe samt Kaffeeautomaten.

Im Flur schritt ich an einem originalen Cola-Automaten vorbei, in dem man Geld reinwerfen musste. Direkt daneben stand neu, ein Softeis-Automat. Ich steuerte den Wintergarten mit dem Glasdach an und wurde fündig.

Daniel Hornbrook war mittlerweile zur einer Künstlermarke geworden, aber er hatte sich kein Deut verändert. Als Student war er chaotisch, melancholisch und für jede Demonstration bereit. Der junge Michael Moore quasi. Gegen Waffen, gegen Amerikas Militär, politisch absolut Links und ein Meister der Debatten.

Aber an allererster Stelle Comic-Autor und Künstler. Riesige Leinwände lehnten gegen die Wand. Sein Küchentisch stand in einer Ecke, beladen mit Zeichnungen. Ich sah Farbtöpfe, Pinsel und Skizzen.

Daniel selbst stand hochkonzentriert an einer dreimal drei Meter hohen und breiten Leinwand und hielt einen dünnen Pinsel mit absolut ruhiger Hand. Sein Stil war Pop Art und nicht immer verstand ich seine Gedanken hinter den Werken. Oft waren sie politisch und gesellschaftlich kritisierend und mit seinem Anwalt war Daniel mittlerweile sicher per du.

Ohne mich bemerkbar zu machen, legte ich mich in der Mitte des Raumes auf den Boden, spürte den harten Bass und zog einen Bilderband unter meinem Rücken hervor. Die Fenster mussten eindeutig mal wieder geputzt werden, man sah den Himmel kaum.

Die aggressive Musik schmerzte in meinen Ohren, doch ich beschwerte mich nicht. Ich wusste, dass Daniel sich so am besten konzentrieren konnte. Schon ironisch, dass er sich für die Arbeit immer erst anbrüllen lassen musste.

Irgendwann war die Musik auf einen Schlag aus, meine Ohren klingelten und dann bemerkte ich, wie er sich barfuß neben mir nieder ließ und die Beine zum Schneidersitz zwang. Er stellte einen Teller mit Sandwichs zwischen uns und aß selbst ein Softeis aus seinem Automaten.

Ich hob den Kopf und musterte ihn. Daniel lächelte, es war ein ausgeglichenes und völlig zufriedenes Lächeln, welches er schon hatte, als wir uns das erste Mal trafen. Er hatte nie viel auf Geld und Erfolg gegeben, Hauptsache er konnte malen. Seine Hände und sein Shirt war voller Farbspuren.

„Sieh an, der große heiße Rockstar lässt sich dazu herab mich zu besuchen", sprach er und ich musste grinsen: „Ach halt die Klappe, Picasso von Morgen."

Seine blauen Augen funkelten amüsiert, er streckte sich und zog zwei Dosen Cola zu uns: „Findest du nicht, dass du aufhören solltest mich immer zu solchen anrüchigen Zeiten zu besuchen?"

„Tagsüber schläfst du", hielt ich ihm vor. Ich sah auf seine dunklen Haare, die ihm mittlerweile in die Augen fielen: „Du solltest zum Friseur, bald siehst du aus, wie ein Mopp."

„Ach, das hat Zeit bis zur nächsten Ausstellung", behauptete er. „Und, wie geht es dir so?"

„Wie üblich", wich ich aus. Daniel nickte, dann fragte er völlig unverblümt: „Stellst du mir Harry Styles vor?"

„Nein", antwortete ich prompt und legte mich wieder auf den Rücken. „Geh auf ein One Direction Konzert und du lernst ihn selbst kennen. Bei deinen Kontakten." Außerdem kam es mir merkwürdig vor.

„Ihr seid befreundet", rieb er mir unter die Nase. Schwer seufzte ich, denn Daniel fragte mich nicht zum ersten mal nach: „Meine Güte Danny, was hast du nur mit ihm? Hör auf zu nerven."

„Iss was, du launischer Clown", wehrte er sich gelassen. „Ich mag seine Gesichtszüge und würde ihn gerne... mal skizzieren."

„Und dann springt er in Comicform in deiner Story von irgendwelchen Dächern", fasste ich trocken zusammen. Unwirsch zuckte Daniel mit den Schultern: „Du hast mir schon deine Bandmembers nicht vorgestellt."

„Willst du das denn?", fragte ich und er lächelte: „Nein, aber gegen Eddie Redmayne hätte ich nichts. Er hat äußerst interessante Gesichtsmerkmale."

„Den kenne ich selbst nicht", gab ich zu, doch Daniel nahm das nicht weiter tragisch. Gelassen aß er das Eis auf und ich fragte: „Kann ich hier bleiben?"

„Sicher", er nickte. „Aber du weißt, dass ich immer noch auf einer Matratze schlafe?"

Unglaublich. „Du wohnst seit über einem Jahr hier und deine Bilder sind so teuer, dass man sich Autos dafür kaufen kann. Wieso bestellst du dir kein gescheites Bett bei Ikea?"

Langsam stand Daniel auf: „Ich wette, deine Bude sieht genauso aus wie meine."

„Nein", hielt ich dagegen. „Sie ist gänzlich leer." Und noch nicht gekauft.

Daniel lachte, ich legte mich wieder hin und dann rief ich: „Kannst du die Musik wechseln?"

Er tat mir den gefallen und wenige Momente später spielte die Anlage schwere, italienische Oper. Ich atmete tief durch, legte die Hände auf den Bauch und sah an die schmutzige Glasdecke. Obwohl ich mich vor kurzem noch gut gefühlt hatte, verpuffte das Gefühl mehr und mehr.

Es passierte das, was ich jeden Tag aufs Neue bekämpfte und nicht immer gewann ich diese Schlacht. Manchmal brauchte ich sie nicht einmal aufnehmen.

Eine erschreckende Leere machte sich breit. 

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