13 ♫ It's Berlin
Had to get the train
From Potsdamer Platz
You never knew that
That I could do that
Just walking the dead
Sitting in the Dschungel
On Nürnberger Straße
A man lost in time
Near KaDeWe
Just walking the dead
Where are we now?
The moment you know
Twenty thousand people
Cross Böse Brücke
Fingers are crossed
Just in case
Walking the dead
Where are we now?
The moment you know
You know
As long as there's sun
[ David Bowie ]
HARRY ║ Der Flughafen Berlin-Tegel empfing mich mit strahlendem Sonnenschein und Hitze. Die Reisetasche hatte ich geschultert und eigentlich geglaubt, dass es in Europa kühler war, als in Australien.
Pustekuchen.
Ratlos stand ich in der Ankunftshalle und schob mir den weißen Hut in den Nacken, doch noch wagte ich es nicht die Sonnenbrille abzunehmen. Ich checkte mein Handy und wurde nicht, wie erwartet, vor Ort abgeholt.
Spencer bat mich zum Parkplatz zu kommen. Während ich also mit einem mulmigen Gefühl durch den Flughafen irrte, sah ich mich immer wieder unauffällig um. Doch weit und breit konnte ich keinen einzigen Fotografen entdecken.
Es war richtig unheimlich. Niemand in Berlin schien meine Ankunft zu interessieren, während man sich auf anderen Flughäfen fast gegenseitig ins Aus kickte. Draußen blieb ich erst unschlüssig stehen und stampfte dann über den belegten Parkplatz. Er war so gut wie voll und ich hatte keine Ahnung, wie ich Spencer finden sollte. Unbarmherzig knallte die Sonne auf mich herunter.
Zu meinem Glück fand er mich.
„Hey Zach, hier!", ertönte seine Stimme und ich drehte mich einmal um mich selbst, wie ein Volltrottel. Erst dann bemerkte ich den Typen, der wild mit der Hand in der Luft herumfuchtelte und an einem dunklen Telsa versuchte auf sich aufmerksam zu machen.
Spencer trug, genauso wie ich, eine Pilotensonnenbrille und grinste breit. Sein AC/DC-Shirt erinnerte mich an Los Angeles und als ich näher kam, da erkannte ich, dass er einen Sonnenbrand auf der Nase hatte.
„Eigentlich wollte ich dich mit einem Oldtimer abholen, aber die Tussi beim Autoverleih meinte, dass Oldies in Berlin selten wären und deine Paranoia wollte ich nicht unbedingt frönen", sprach Spencer leichthin und ich öffnete den Kofferraum, um meine Sachen zu verstauen. Dann fächelte ich mir mit dem Hut Luft zu.
„Und da dachtest du, du passt dich an. Wieso hast du nicht gleich einen Trabant genommen?", fragte ich und sah, dass Spencer mich überrascht über das Autodach anblickte, schließlich grinste er: „Sieh an, sieh an, du hast dich informiert, was Berlin angeht."
Ich ging zur Beifahrertür: „Ein bisschen. Ich muss als paranoider Sack doch wissen, wo die Notausgänge sind."
Spencer schüttelte belustigt den Kopf: „Damit hätte ich rechnen müssen. Zum Trabant, die Berliner sagen Trabbi dazu. Die Kiste wäre etwas klein für uns, außerdem ist es bestimmt nicht witzig mit einer Seifenkiste auf Autorädern no Limit über die Autobahn zu brettern."
Was meinte er damit?
Auf jeder Autobahn gab es eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Ich schwang mich in den Wagen und kurz darauf schloss auch Spencer seine Fahrerseite. Dann startete er den Motor und ich hörte die Reibeisenstimme von Rod Steward. Im Gegensatz zu mir fuhr Spencer immer mit Musik Auto und ließ sich vom deutschen Verkehr nicht verunsichern.
„Hast du deinen Personenschützer anschießen und betäuben müssen, damit du alleine in den Flieger steigen durftest?", fragte er an einer roten Ampel.
Ich schickte gerade eine Nachricht an Preston mit Codewort, dass ich noch atmete und schmunzelte: „Nein, allerdings komme ich in den Knast, wenn wir in irgendwelche Schwierigkeiten geraten."
„Da braucht sich dein Boss keine Sorgen machen, denn irgendwann werden wir da ganz sicher reingeraten", meinte Spencer optimistisch.
Wieso er das so lustig fand, verriet er mir nicht. Während er sich auf das Navigationsgerät konzentrierte, mit den Fingern auf dem Lenkrad zum Takt der Musik trommelte, da wollte ich mich entspannt zurücklehnen und durchatmen.
Stattdessen gelang es mir nicht mich auf den ersten, zweiten Eindruck von Berlin zu lenken. Immer wieder betrachtete ich Spencer aus dem Augenwinkel. Irgendetwas war anders, aber ich kam nicht drauf, was es war. Aber vielleicht kam mir das auch nur so vor, weil ich ihn lange nicht gesehen hatte.
Vor dem Waldorf Astoria hielt er den Wagen an und ich legte den Kopf in den Nacken. Spencer gab gerade den Autoschlüssel ab und zwei Pagen schnappten sich unser Gepäck.
„Ich dachte, wenn wir die Woche schlechtes Wetter haben, dann wäre zumindest ein guter Ausblick das Mindeste", sprach Spencer und ich begriff, dass er etwas im oberen Stockwerk gebucht hatte. Während er die Magnetkarten am Empfang holte und für uns eincheckte, sah ich mich um.
Hotels dieser Art war ich gewohnt, deshalb beeindruckten mich das Foyer mit all seinem Protz nicht mehr. Blumen-Arrangements, die über ein Meter hoch waren, elegante Sitzmöbel – Zeit verbrachte man hier trotzdem wenig.
Gelassen schlenderte Spencer zum Aufzug und ich folgte ihm. Wir mussten in den 24zigsten Stock und schließlich erreichten wir die Corner Suite, wo die zwei Pagen gerade unser Gepäck hin lieferten.
Mit einem Trinkgeld verschwanden die übereifrigen Gehilfen und schlossen die Tür hinter sich. Ich sah mich um, die Corner Suite war mindestens 60 m² groß und hatte Panoramafenster mit einem atemberaubenden 180-Grad-Blick über die Berliner City West.
Der geräumige, separate Wohn- und Schlafbereich verfügte über einen großzügig geschnittenen Schreibtisch, eine Sitzecke, eine elegante Chaiselongue und sämtlichen Extras, die man so brauchte - eine private Bar mit Nespresso-Kaffeeautomat sowie einen 70-Zoll-LCD-Fernseher mit Apple TV-Technologie.
Ich zog mir die Sonnenbrille von der Nase und warf den weißen Hut auf das Bett, dann merkte ich, wie sich zwei Arme um meinen Oberkörper schlangen und mich nach hinten zogen. Prompt spürte ich Spencers warmen Atem, der mich am Hals kitzelte.
Automatisch entspannte ich mich in der Umarmung. Allerdings nicht lange, denn Spencer strich mit den Lippen leicht hinter meinem Ohr entlang und eine Gänsehaut rieselte über meinen Körper.
„Eigentlich wollte ich heute unbedingt noch mit dir durch Berlin ziehen", raunte er. Ich drehte mich in seiner Umarmung und dann zeigte mir Spencer, dass er sich eindeutig noch Besseres vorstellen konnte.
Ohne zu zögern küsste er mich, sanft und so, als würde er den eigentlichen Kuss noch ein wenig hinauszögern wollen.
Ich schmeckte Reste von Latte macchiato, er roch nach Sonne und dieser typischen Spencer-Note, die mir immer noch ein Rätsel war. Er benebelte mir dermaßen den Kopf, dass ich kaum wahrnahm, dass er mich Richtung Couch schob. Deshalb schnappte ich nach Luft, als ich schließlich ins Polster gedrängt wurde.
Automatisch streckte ich die Hand aus und zog Spencer am Saum seines Shirts zu mir. Rechts und links stütze er sich an der Rücklehne mit den Händen ab, dann beugte er sich vor und ließ die leichten Liebkosungen seiner Lippen sein.
Stattdessen drängte sich seine Zunge zwischen meine Lippen und ich ließ die Hände über seine Oberschenkel wandern, berührte den rauen Stoff seiner Jeans und strich an seinen Seiten entlang, nur um am Ende die Finger in sein dichtes, weiches Haar zu vergraben.
Er knabberte an meiner Unterlippe und mir entwich ein Seufzer. Diese Begrüßung hatte es wirklich in sich. Vielleicht lag das aber auch daran, dass uns hier definitiv niemand stören würde.
Die Augen geschlossen, genoss ich es mich komplett fallen zu lassen. Spencers Wärme, seine Lippen, die Art zu küssen betäubten mein Hirn geradezu. Es sollten eigentlich bei mir sämtliche Alarmglocken läuten, aber stattdessen pumpte mein Herz, als müsste es einen Marathon kompensieren.
So könnte ich ewig hier sitzen bleiben.
Doch fürs Erste wären die geplanten sieben Tage ein Anfang.
Ich brauchte Berlin nicht sehen, geschweige denn die deutsche Luft. Das Hotel würde mir völlig reichen. Das Hotel und Spencer. Es war das erste Mal, dass ich so dachte und ich wunderte mich nicht einmal darüber.
Spencers Lippen verließen meine und sofort fühlten sie sich kalt und einsam an. Meine innere Hitze jagte er noch ein paar Grad höher, indem er federleichte Küsse auf meinem Hals verteilte. Damit nahm er sich viel Zeit mir ein Keuchen zu entlocken.
Das ich hinter dem Ohr eine empfindliche Stelle besaß, schien er sich gemerkt zu haben.
Mit den Armen umschlang ich ihn, ließ den Abstand zwischen uns verschwinden und stöhnte leise auf. Dies schien ihm zu gefallen und er gönnte mir eine Pause.
Eine Pause, die eindeutig zu lange dauerte.
Seine Finger bewegten sich an meiner Seite entlang und ich hatte das Kinn auf seiner Schulter abgelegt und öffnete die Augen: „Was ist los, wieso hörst du auf?"
Tief holte Spencer Luft, dann löste er sich zu meinem Bedauern komplett von mir und warf sich neben mir in das weiche Polster der Couch.
„Weil es gleich arg eng in meiner Hose wird und darauf kann ich im Moment verzichten", gab er ungeniert zu. Mit der linken Hand strich er sich durch das dunkle Haar, sein Blick traf mich: „Außerdem haben wir noch genug Zeit."
Da hatte er recht, auch, wenn ich prompt einen Kloß im Hals verspürte. Ich streckte die Hand aus und berührte mit den Daumen seine Nase: „Wo kommt das her?"
„Spaniens heiße Sonne", erklärte er mir. „Wir haben an einem Nachmittag Open Air gespielt und die Hitze hat uns einfach überrascht, auch als wir auf Rock am Ring in Nürburgring auftraten, da war so ein Bomben Wetter, mit dem niemand rechnete."
Es erinnerte mich an unsere erste Tour durch Mexiko und Argentinien, denn auch Niall hatte sich dort böse verbrannt. Zwischendurch mussten wir Pause machen und uns neu eincremen und vermehrt Wasser trinken.
Spencer stand auf und inspizierte die Minibar, dann öffnete er eine Cola und musterte mich: „Sollen wir auswärts essen, Harry?"
Ich verzog das Gesicht: „Mir ist ehrlich gesagt nicht danach heute noch vor irgendwelchen Leuten wegzulaufen."
„Ich würde meine linke Pobacke darauf verwetten, dass du deine Zach-Verkleidung dabei hast", behauptete er amüsiert und damit hatte Spencer gar nicht mal unrecht. Natürlich hatte ich sie dabei. Ich runzelte die Stirn: „Weißt du, wie warm es draußen ist?"
„Und weißt du, dass du nur eine Ausrede suchst, damit wir nicht rausgehen?", erwischte er mich eiskalt und hockte sich zu mir zurück auf die Couch. „Hast du Angst, dass man uns sieht? Ich dachte das wäre egal, weil man uns eh für Kumpels halte würde. So wie Ben Affleck und Matt Damon oder Leonardo diCaprio und Tobey Maguire."
Trotzdem blieb ich skeptisch und dem abgeneigt. Natürlich war mir klar, dass wir wirklich das Hotel verlassen würde, aber ich hatte gehofft, dass es nicht gleich am ersten Tag sein musste.
„Irgendeiner wird uns sowieso erkennen", meinte Spencer direkt, „aber es kann doch echt egal sein. Uns steht nicht auf der Stirn geschrieben – na, du weißt schon."
Das stimmte. Immerhin sagte man Niall und James Corden auch keine Affäre nach, nur weil sie abhingen und zusammen unterwegs waren.
„Und was die Zach-Verkleidung angeht", fuhr Spencer fort, „du könntest auch einfach deinen Stil ändern, dann können dich die Leute automatisch nur noch schwer zuordnen."
Was das hieß, lernte ich kurz darauf, denn ich durfte mich an Spencers Klamotten bedienen.
Meine Jeans behielt ich, schnappte mir jedoch ein Bandshirt mit dem Aufdruck von Black Sabbath und Spencer riet mir zu einer Snapback, unter der ich meine Haare verstecken konnte. Dann hielt er mir ein paar weiße Converse Chucks hin.
„Ohne diesen extravaganten Klimbim siehst du echt total anders aus", behauptete er überrascht. „Da sind sogar deine Tattoos egal."
Er selbst hatte die schwarze Jeans an den Hosenbeinen umgekrempelt, ein graues Shirt an und drüber ein kariertes Hemd angezogen. Die Snapback der Lakes trug Spencer falsch herum. Ich griff nach meiner Sonnenbrille, doch anders als ich, schob sich Spencer eine Nerdbrille auf die Nase.
Ganz Tourist rieb Spencer sich die Hände und betrachtete sich im Spiegel: „Okay, Zeit für den ersten Testlauf."
„Der Erste?"
„Ja, wenn wir heute entdeckt werden, dann machen wir es morgen anders", erklärte er optimistisch und ich seufzte schwer. Mir war nicht ganz wohl dabei. Mit der Zach-Verkleidung würde ich mich besser fühlen, aber es war unglaublich warm draußen. Die Nachteile der dicken Perücke und der langen Ärmel hatte ich in Los Angeles schon verflucht.
Als wir auf den Aufzug warteten, da sprach Spencer: „Du siehst aus, als würde ich dich zu deiner Hinrichtung bringen, dabei gehen wir nur an die frische Luft."
Ich schob das Handy in meine Hosentasche. Geld, Ausweis, im Kopf ging ich alles durch, denn als Spencer mir verkündet hatte, dass wir nicht das Auto nutzen, da war mir eine leichte Panik durch die Adern gekrochen.
„Ich habe schon ewig keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr benutzt", gab ich zu. Niall war da locker vom Hocker und wie er mit Mara unerkannt bleiben konnte, war mir ein Rätsel. Genauso, wie er in London mit seinem Cousin U-Bahn fuhr, ohne eine Hysterie auszulösen.
Laut Louis lag es daran, dass Niall kein so auffälliger Typ war, wie ich. Meiner Meinung nach lag das im Auge des Betrachters. Oder aber Niall hatte einfach nur Glück.
Im Foyer gab Spencer die Schlüsselkarten ab und schlenderte zum Ausgang, doch ich zögerte kurz. Spencer bemerkte es und blieb stehen. Er schob sich die Snapback tiefer in den Nacken, seine grauen Augen musterten mich und dann sprach er: „Hab' keine Angst, Harry."
Unweigerlich musste ich gequält grinsen: „Weißt du, dass du das ständig sagst?"
„Was?", irritiert blickte er mich an und ich schob hinterher: „Das ich keine Angst haben soll. Das hast du auch in Los Angeles gesagt, als wir über die Mauer geklettert sind."
Und als wir uns zum ersten Mal küssten.
Er schien das nicht bemerkt zu haben: „Echt? Ist mir nicht aufgefallen."
Mir dafür umso mehr.
Spencer schwieg ein paar Sekunden, er wurde ernst: „Du machst dir immer um alles und jeden so einen Kopf, dass du Hemmungen hast zu handeln. Als hättest du Angst vor irgendwelchen Konsequenzen."
Das war wohl wahr.
„Ist bei dir so viel schief gegangen, dass du so vorsichtig bist?", wollte er wissen.
Ich schluckte hart, dann gab ich zu: „Nicht direkt, aber ich habe gelernt, dass ich besser vorsichtig bin mit dem, was ich tue, weil die Presse und auch Fans in unzählige Dinge etwas Falsches rein interpretieren." Ich zuckte mit den Schultern. „Mittlerweile sollte es mir am Arsch vorbei gehen."
„Aber das tut es nicht", schlussfolgerte Spencer. „Dir ist wichtig, was die Leute über dich denken."
Er traf den Nagel auf den Kopf. Louis hatte sich eine dicke Haut zugelegt, was die Presse anging, aber meine Familie regte sich über schlechte Presse regelmäßig auf und ein Rest blieb immer an einem hängen.
„Das sollte dich jedoch nicht daran hindern etwas zu riskieren", riss Spencer mich aus meinen Gedanken. „Dir könnten so viele gute Sachen entgegen. Ich mache dir einen Vorschlag, wenn du dich absolut nicht entspannen kannst, dann rufen wir uns ein Taxi und machen einfach etwas anderes."
Mir pumpst ein Fels vom Herzen.
„Aber vorher hat Berlin eine Chance verdient, oder?", hakte er nach.
„Na schön, okay. Probieren wir es", lenkte ich ein und ein breites Lächeln zog über Spencers Gesicht. Ein Lächeln, dass mich manipulierte. Ich hasste das, doch gleichzeitig auch nicht.
Wir verließen das Waldorf Astoria Hotel, warme Luft schlug mir ins Gesicht. Spencer zog sein Handy aus der Hosentasche und öffnete eine App, dann sprach er: „Unser Urlaub kann beginnen!"
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