Epilog
Ich hatte die Prophezeiung erfüllt. Ich war frei von Osiris, jedoch war meine Freiheit sein Gefängnis. Endlich verstand ich, wieso die Prophezeiung von einem Raben gesprochen hatte.
Riven glich einem gefallenen Engel. Rabenschwarze Federn zierten seine Dämonenflügel. Er war nicht mehr von dieser Welt. Er war so absonderlich schön in dieser Gestalt, dass ich mich fragte, ob er überhaupt noch Riven war.
Mein Riven, den ich nach allem nicht loslassen konnte, weil ich ihn so sehr wollte und mir kein Leben ohne ihn, egal, in welcher Form, bereit war, vorzustellen.
"Riven?"
Er antwortete nicht, sondern sah mich nur an.
Mit einem Mal begriff ich, dass er nie mehr der Riven sein könnte, den ich kannte.
Riven, der mich auch ohne Magie akzeptierte. Riven, der mir sagte, wie alle anderen bedeutungslos waren. Riven, der, sobald wir trainierten, ein Lächeln auf den Lippen trug.
Ich schluckte. Diese Version von ihm war nie seine einzige gewesen, obwohl ich es mir gewünscht hatte. Riven hatte genauso verletzt und uns wohl beide um den Verstand gebracht.
Aber, was wirklich zählte, war, dass wir immer noch hier standen und uns Rückendeckung gaben.
"Ich werde immer da sein, wenn du mich brauchst. Ich werde mein Bestes geben, versprochen. Ich will nicht mehr streiten, um dich erst wieder zu verlieren. Ich will nur streiten, wenn ich weiß, dass ich damit um dich kämpfe.", sprach ich meine Gefühle aus.
Ich sah ihn an und mich ergriff eine solche verzweifelte Sehnsucht nach ihm und die Panik, dass es nicht gereicht hatte, dass ich nicht ausreichte, um mit ihm das hier durchzustehen.
Vielleicht wollte ich aber auch nur an seine Menschlichkeit appellieren, da ich mir nicht sicher war, ob er überhaupt noch eine menschliche Seite besaß.
Plötzlich verschwanden seine Flügel. Die magische Atmosphäre um ihn herum blieb erhalten. Sie würde wohl immer bleiben.
"Du brauchst keine Reden schwingen, um mich zu überzeugen. Du hast mich -", er hielt inne. Seine Stimme war rau von den Schreien.
"Ich habe dich überzeugt?", murmelte ich.
"Du hast mich. Du hast meinen Verstand, mein Herz, meinen Körper. Du hast alles von mir, Musa. Ich gehöre dir und es tut mir unendlich leid für alles, was zwischen uns vorgefallen ist. Ich habe in den letzten Monaten bei Conrad viel nachgedacht. Ich war ein Arsch.", zog er mich in eine Umarmung.
Hier bei Riven gab es kein Unbehagen, wenn mich Menschen sonst berührten. Da war kein Impuls, der danach schrie, so viel Abstand wie nur möglich zu bekommen. Da war einzig und allein die Gewissheit, dass das hier sich so unbeschreiblich gut anfühlte. In seiner Nähe zu sein und so gehalten zu werden. Ich wollte in seinen Armen verschwinden.
"Rosige Aussichten, kein Arsch mehr zu sein, wenn du jetzt ein Dämon bist.", schmunzelte ich. Auch Riven ergab sich einem Lächeln: "Ich bin dein ganz persönlicher Dämon."
"Was auch immer passiert, ich bin deine Seele. Ich werde dich zurückholen, falls du dich verlieren solltest.", versprach ich.
"Deal. Versprich es mir, ja? Lass mich nicht los, lass mich nicht gehen. Gerade wenn ich in Flammen stehe, brauche ich dich. Ich brauche dich immer."
Ich schluckte.
„Deal."
„Hauen wir von hier ab.", lachte Riven auf. Er wirkte so gelöst, so erleichtert. Er würde nicht sterben, ihm schien es blendend zu gehen. Osiris war wieder auf Isis und in Alfea würde ein stinksaurer Laurin auf uns warten.
"Wie? Ich kann uns nicht mehr teleportieren.", gab ich zu.
"Was du nicht sagst... Ich aber schon.", nahm Riven meine Hand.
~
Wir tauchten hinter der Schule auf dem Trainingsfeld auf. Ich hatte die Befürchtung, dass es mir in jedem Moment den Magen umdrehen würde. Teleportieren bekam mir überhaupt nicht.
"Musa!", rief mir jemand in der Ferne zu. Eine Silhouette rannte uns von der Schule aus entgegen.
"Oh, es geht dir gut.", kam Flora vor uns zum Stehen.
"Was ist los?", hakte ich verwundert nach.
"Ähm, Laurin hat den Verdacht geäußert, dass dich Riven entführt hat. Wir haben eine Suchmeldung herausgegeben und das Schlimmste angenommen...", erklärte sie. Ihre Wangen röteten sich vor Beschämung. Vor ein paar Stunden hätte ich diese Möglichkeit wohl auch noch in Erwägung gezogen.
Riven musterte Flora düster. Er wirkte eingeschnappt. So kannte ich ihn und ich verfiel in ein hysterisches Gekicher. Durch meine Adern musste noch zu viel Adrenalin von der Reise strömen. Ich stützte mich bei Flora ab. Sterne traten vor meine Augen. Schatten tanzten im Licht.
Ich realisierte zu spät, dass ich drauf und dran war, das Bewusstsein zu verlieren.
Erst als ich vernahm, wie Riven zu fluchen anfing, merkte ich, dass etwas mit mir nicht stimmte.
~
Der Krankensaal lag im sanften Schein des Mondlichts, während die Sterne ihre glitzernden Augen am Himmel öffneten. Erschöpft und geschwächt lag ich auf einem weichen Bett. Terra musste Blütenblätter und Moos mit einem Zauber versehen haben, die wie ein Schleier über mir schwebten. Die Anstrengungen der vergangenen Tage hatten ihre Spuren hinterlassen, und ich konnte kaum die Kraft aufbringen, mich zu bewegen. In meinem Inneren klaffte ein Abgrund, der wie eine Wunde pulsierte. Die Absenz von Osiris spürte ich unaufhaltsam. Es war, als hätte man mir meine zweite Hälfte aus meiner Seele gerissen. Mir war nicht klar gewesen, wie sehr man mit seinem Seelenbegleiter verbunden war.
Bis jetzt.
Das leise Rascheln von Stoff kündigte das Eintreten eines unerwünschten Besuchers an. Mein Herz begann schneller zu schlagen, als ich Laurins bösartigen Blick auf mir spürte. Er war der Kronprinz von Isis, ein Mann voller Rache. Die Erinnerung an den unerfüllten Deal zwischen uns loderte in meinen Gedanken auf.
Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung, trotz meiner Schwäche funkelte Entschlossenheit in meinen Augen.
"Laurin, dieser Weg führt nur zu mehr Dunkelheit. Lass deinen Hass los.", gab ich ihm zu verstehen. Ich redete mich um Hals und Kragen.
Seine Lachen hallte durch den Raum, kalt und bitter.
"Hass? Du glaubst wohl, ich würde dich wegen eines simplen Gefühls verfolgen? Nein, Musa. Es geht um Gerechtigkeit. Du hast versprochen, mir Osiris zu übergeben, und du hast es nicht getan."
Mit einer schnellen Bewegung zog er sein Schwert, und bevor ich reagieren konnte, stach er auf mich ein. Schmerz durchzuckte meinen Körper, als ich den kalten Stahl in meiner Seite spürte. Ein erstickter Schrei entwich meiner Kehle, während ich mich vor Schmerzen krümmte.
"Laurin, nein!", flehte ich, doch er schien meine Qualen zu genießen. Mit einem kranken Lächeln zog er das Schwert aus meiner Seite und stieß erneut zu. Ich erkannte die violetten Steine auf dem Griff des Schwerts.
Es gehörte Riven.
Jeder würde denken, dass es Riven war, der mich attackiert hatte. Riven, der mich schon einmal angegriffen hatte, und jetzt seine Tat zu Ende bringen wollte. Tränen vermischten sich mit meinem Blut, als der Schmerz mich überwältigte.
"Ich habe solange auf diesen Moment gewartet.", hauchte Laurin, "Du hast vergessen, dass ich nicht mehr an den Schwur, den ich mit Osiris geschlossen habe, gebunden bin, nicht wahr? Du hast keine Macht mehr über mich. Diesmal steht es mir frei, dich umzubringen, und du hast keine Befehlsgewalt mehr über mich."
Blut bildete sich in meinem Mund. Ich spuckte Laurin direkt in sein Gesicht.
"Ich habe den Deal nicht gebrochen. Du hast Osiris bekommen. Er ist wieder auf Isis und strenggenommen gehört er dir. Du bist der Kronprinz von Isis. Du wirst über den Planeten herrschen.", presste ich jedes einzelne Wort mühsam aus meinen Lungen.
"Du weißt genau, dass wir das so nie ausgemacht haben.", spiegelte sich eine eisige Kälte in seinen Augen.
"Laurin, bitte.", wimmerte ich, meine Stimme brüchig vor Schmerz. "Hör auf. Ich flehe dich an, lass mich in Ruhe. Wir können einen anderen Weg finden."
Die Dunkelheit umhüllte mich, als ich gegen die Schmerzen ankämpfte. Meine Augen füllten sich erneut mit Tränen, als ich Laurin anflehte. "Bitte, Laurin, wenn da jemals etwas Menschliches in dir war, wenn du jemals Gefühle hattest... Zeig Gnade. Heile mich."
Seine kalten Augen fixierten sich auf meine, und für einen Moment schien ein Anflug von Zögern in ihnen aufzublitzen, aber seine Worte sagten etwas anderes aus: "Du hast deine Chance vertan, Musa."
So ließ er mich zurück, ließ mich wirklich sterben.
Der Schmerz überflutete mich und ich fühlte, wie meine Kraft schwand. In meiner Verzweiflung blickte ich zum Fenster hinaus, wo der Morgen langsam die Dunkelheit vertrieb. Hoffnung und Verzweiflung kämpften in mir, während ich zwischen Leben und Tod balancierte. Die Welt schien verschwommen und fern, während mein Atem flach und unregelmäßig wurde.
Plötzlich durchzuckte mich ein schimmerndes Licht, das mich umgab und in mein Bewusstsein drang. Ich konnte nicht glauben, was ich sah. Riven tauchte aus den Schatten auf, seine grünen Augen erfüllt von Entschlossenheit und Sorge.
"Musa.", flüsterte er, als er zu mir eilte. Seine Hände berührten meine blutenden Wunden, seine Finger strichen sanft über meine Haut, als ob er versuchte, den Schmerz zu mildern.
"Riven...", hauchte ich schwach, meine Stimme kaum mehr als ein geflüstertes Echo. "Du... du bist... zu mir gekommen... Wie hast du gewusst... was... passiert ist..."
Seine Augen waren voller Schmerz, während er mich ansah.
"Ich wollte nach dir sehen. Ich konnte nicht schlafen, aber das hier... Scheiße, WER HAT DIR DAS ANGETAN??!"
"Laurin.", ich wollte seinen Namen nie wieder aussprechen müssen, "Riven, es tut so weh. Alles tut so verdammt weh... Bitte, hilf mir.... Ich habe Angst..."
Riven beugte sich über mich, seine Lippen sanft auf meine gedrückt. Doch während wir uns küssten, konnte ich spüren, dass Riven zögerte. Sein Geist schien nach einer Lösung zu suchen, wie er mich retten konnte. Unsere Seelen waren miteinander verbunden, und ich konnte seine Gedanken und Emotionen fühlen. Es war, als ob er nach einem Ausweg suchte, einer Möglichkeit, mich zu retten, die er noch nicht gefunden hatte. Und dann, während seine Lippen die meinen berührten, spürte ich eine plötzliche Erkenntnis in seinen Gedanken. Sein Geist fokussierte sich, und eine Idee schien in ihm aufzugehen. Ein Dämonenkuss. Ein Kuss, der Leben schenken konnte, wenn die Liebe stark genug war. Ein Dämon, der liebte, war etwas so Widernatürliches, dass seine Kräfte ungeahnte Ausmaße annehmen konnten.
Ein Schauer durchlief meinen Körper, als seine magische Energie durch den Kuss hindurchströmte, den Schmerz verdrängte und die Dunkelheit zurückwies. Der Kuss fühlte sich an wie eine Verbindung zwischen unseren Seelen, als ob er einen Teil von sich selbst in mich goss, um mich zu retten.
Seine Lippen waren warm und voller Verlangen, als sie sich auf meine senkten. Der Kuss war voller Emotionen, die sich in einem Wirbelwind aus Leidenschaft und Sehnsucht entluden. Ein elektrisches Prickeln durchzog mich, als unsere Lippen sich trafen und verschmolzen.In diesem Kuss spiegelten sich all die Gefühle wider, die wir füreinander empfanden. Unsere Freundschaft, die im Laufe der Zeit zu etwas Tieferem geworden war. Die Angst um den anderen, die uns beide antrieb. Die Verbundenheit, die wir in unserer gemeinsamen Zeit aufgebaut hatten. Als der Kuss endete, öffnete ich meine Augen und sah in seine. Unsere Blicke trafen sich, und ich konnte die tiefe Emotion darin sehen. Ein sanftes, hoffnungsvolles Leuchten lag in seinen Augen.
Ich befand mich in meinem seltsamen Schwebezustand, als würde ich über Wasser gleiten. Die Einstichstellen verblassten. Mein Atem beruhigte sich.
"Riven, was hast du getan?", konnte ich es nicht fassen.
Mein Nacken und meine Schultern brannten.
Deine Haut ist von Schattenmalen überzogen. Sie zeigen an, dass du einen magischen Kuss mit einem Dämon eingegangen bist.
Du hast mich gerettet, Riven.
Nur zu welchem Preis? Wir sind unwiderruflich miteinanderverbunden.
Diese Verbindung ist doch schon immer da gewesen. Ich kenne deine Gedanken, deine Gefühle. Es ist okay. Ich bin okay dank dir.
Ein weiteres Mal beugte er sich zu mir hinunter, und unsere Lippen trafen sich erneut in einem Kuss, der leidenschaftlicher und intensiver war als zuvor. In diesem Kuss spiegelte sich all die Liebe, das Verlangen und die Hoffnung wider, die wir füreinander empfanden. Unsere Seelen waren miteinander verschmolzen, und in diesem Augenblick wusste ich, dass wir gemeinsam alles überwinden könnten.
Mit diesem Kapitel beende ich meine Story. Ich hoffe, sie hat euch gefallen!!!❤️ Lasst mir gerne ein Kommentar zurück. Falls ihr weitere Stories von mir lesen möchtet, habe ich verschiedene Dramione-FanFictions auf meinen Account.
Alles Liebe, eure -flames
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