09
Ein paar Stunden später saßen wir völlig in den Unterricht vertieft, Seite an Seite am Wohnzimmertisch auf der Couch. Still verinnerlichte Jungkook die Liste mit Vokabeln, die ich ihm als Training für kommende Interviews erstellt hatte. Die Prinzipien der Grundgrammatik kannte er bereits. Er schien jedoch manchmal beim deklinieren der Zeitformen festzuhängen.
Während er lernte, bereitete ich ihm einen Lückentext auf Englisch vor, den er später dann mit den Verben in den richtigen Zeitformen ergänzen sollte. Erst als JK plötzlich seufzte und den Kopf an meine Schulter lehnte, wurde mir bewusst, dass sich unsere Oberschenkel und Oberarme schon die ganze Zeit berührt hatten. Diese Erkenntnis ließ meine Wangen ein wenig warm werden und ich hoffte, dass Jungkook nicht den Kopf heben würde, um mich anzusehen. Schweigend presste ich für einen Moment die Lippen aufeinander und sah auf zur Decke. Puh... war es schon die ganze Zeit so warm hier drin? Nervös begann ich mit meinem Stift auf dem Block zu trommeln.
Erneut seufzte er und dieses Mal hob er den Kopf, um mich anzusehen. Seine braunen Augen fixierten mich mit erschöpftem Blick. "Ich bin zwar echt durch... aber frag mich mal ab." Abwartend hob ich die Augenbrauen. "Sicher, dass du das willst?" Müde nickte er.
Nur etwas später schossen die Vokabeln laut durch den Raum:
"...solution?" "Lösung!"
"adjust?" "anpassen!"
"meaning?" "Bedeutung!"
"okay, wir sind durch!", rief ich, streckte die Arme von mir und ließ mich nach hinten in die Couch fallen. Sie war von der Sitzfläche her so tief, dass nur noch meine Füße über den Rand geguckt hätten, hätte ich mich normal hingesetzt und mich an die Rückenlehne gelehnt.
Ich streckte mich und seufzte, während ich ausatmete. JK ließ sich neben mich fallen und für einen Moment starrten wir einfach nur schweigend an die Decke.
"Hast du Hunger?", fragte er plötzlich und drehte seinen Kopf zu mir. Ich drehte ihm mein Gesicht zu und sah ihn an. Mein Blick verlor sich direkt in seinen dunklen Augen. "Mhm.", entgegnete ich mit einem bestätigendem Ton. "Cool. Ich bestelle uns was.", erwiderte er und machte Anstalten, sich wieder aufzusetzen, um nach seinem Handy zu greifen. Ich blieb liegen - hatte keine Lust meine mickrigen Bauchmuskeln anzuspannen, um mich umständlich aufzusetzen...
Doch als Jungkook sich mit fragendem Blick zu mir umdrehte, seufzte ich ergeben und krepelte mich in eine sitzende Position hoch. Er lachte. "Das sah aber nicht gesund aus, Mila." "Danke, für deine Anteilnahme, Jungkook...", erwiderte ich trocken. Dann warf ich einen neugierigen Blick auf sein Handydisplay.
"Sushi?", der abschätzige Unterton in meiner Stimme war Absicht... und er wirkte! Leichte Unsicherheit flackerte kurz in seinem Blick auf, denn Sushi hatten wir damals in New York nicht zusammen probiert. "N-nur wenn du willst...", begann er zu stottern und eine süße Unsicherheit nahm ihn für den Moment in Besitz. "Hmm...", machte ich, woraufhin seine Augen immer größer wurden. Ich nahm am Rande meines Sichtfeldes wahr, wie sein Bein ungeduldig zu wippen begann - er konnte es einfach nicht ausstehen, auf die Folter gespannt zu werden... was für ein Spaß... "Sushi klingt gut", erlöste ich ihn und beobachtete belustigt, wie sich sein Blick kurz darauf verfinsterte. "Das wird noch ein Nachspiel haben, meine Liebe..." Oh, das will ich doch hoffen...
Träge ließ ich mich wieder zurückfallen und streckte mich erneut. "Na dann such du dir mal zuerst aus, was du haben willst.", ließ ich ihm den Vortritt, doch ein verneinender Laut kam zurück und ließ mich aus den Augenwinkeln zu ihm rüber schielen. "Ladies first...", sprach er und winkte mit dem Handy einen Moment, bevor er es mir hinhielt. "Ach, einen-auf-Gentleman- machen kannst du auch?" "Wenn ich will...?", entgegnete er. Der Unterton in seiner Stimme, ließ mein Herz beschleunigen und jagte einen kleinen Schauer meine Wirbelsäule hinunter. Erneut befahl ich meinen Bauchmuskeln zu gehorchen, um mich wieder in die sitzende Position zu bringen. Dann griff ich nach Jungkooks Handy.
Während ich mich durch das Menü des Restaurants scrollte, spürte ich plötzlich JK's Atem über meinen Oberarm streifen. Augenblicklich stellten sich meine Härchen auf den Armen auf und mein Kopf drehte sich ihm zu.
Der Blick seiner dunklen, undurchdringlichen Augen fing mich ein und hielt mich fest. Leicht verzogen sich seine Mundwinkel zu einem Lächeln, während sich eine seiner Augenbrauen hob. Mein Atem stockte und ich konnte schwören, dass er meinen Puls hörte. "... ich kann auch anders...", raunte er plötzlich tief und ein weiterer Schauer durchfuhr mich.
Er hob eine Hand und strich damit zart über meine Rückenmitte an der Wirbelsäule hinauf. Als er am Übergang von der Schultermitte zum Nacken hin ankam, schauderte ich wieder unter seiner Berührung. Mein Herz lief Marathon. In der Luft lag ein Knistern. Mein Blick fiel auf seine leicht geöffneten Lippen. "Jungkook...", flüsterte ich und stockte, als sich seine Hand in meinen Nacken legte. "Hm?", entgegnete er leise. Sein Blick glitt über mein Gesicht und blieb an meinen Lippen hängen. Langsam neigten sich unsere Köpfe einander zu. Was sollte ich tun? Was sollte ich tun?! Kurz verharrten unsere Lippen nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Bum-bum, schlug mein Herz und ich hauchte: "Was tun wir hier...?"
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