03
Der nächste Morgen lief deutlich entspannter, was mein Zeitmanagement betraf. Ich war pünktlich aufgestanden, hatte mich wie geplant angezogen, dann im Bad fertig gemacht, den Drang, mich doch nochmal umzuziehen, unterdrückt und bin dann pünktlich um 08:45 Uhr aus dem Hotel hinaus an die frische Luft gegangen.
Das Hotel des Künstlers war nicht weit von meinem Hotel entfernt - vielleicht 10 Minuten Fußweg, wenn es hochkam. Auf meinem Weg dorthin, holte ich mir in einem Café einen Americano to go und setzte meinen Weg grinsend, mit dem Kaffeebecher in der Hand, weiter auf den Straßen New Yorks fort.
Angekommen im dem Hotel des Künstlers, fragte ich an der Rezeption nach einem Herrn Chong. Er war der Head des Sicherheitsdienstes des Künstlers und meine bislang einzige Kontaktperson. Ich wurde gebeten, im Foyer Platz zu nehmen - Herr Chong würde mich in Kürze abholen. Jetzt, wo ich noch einen kleinen Moment mit meinen Gedanken alleine war, spürte ich, wie meine Gedanken aufgeregt zu rasen begannen. Es war, als würde ich erst jetzt richtig realisieren, dass ich wirklich in New York war und zwei Wochen hier arbeiten würde. Vorsichtig nippte ich einen weiteren Schluck Kaffee aus meinem Becher, während mein Herz aufgeregt zu klopfen begann.
Als die Fahrstuhltüren sich öffneten, schritt ein großer schlanker Mann mittleren Alters und durchtrainiertem Körper aus dem Aufzug und hielt zielstrebig auf mich zu. Wäre das freundliche Lächeln auf seinen Lippen nicht gewesen, hätte mich wahrscheinlich die Panik ergriffen, doch so erhob ich mich nun von dem weichen Sessel und lächelte munter zurück.
"Miss Cha?" "Ja, das bin ich." Wir verbeugten uns. "Ich grüße Sie. Ich bin Chong Yun. Ich begleite Sie nun hinauf." Zusammen stiegen wir in den Fahrstuhl. Die Türen schlossen sich. "Wurde Ihnen schon mitgeteilt, für welchen Künstler Sie zuständig werden?" Ich schüttelte den Kopf und blickte neugierig zu Herrn Chong auf. "Nein, kein einziges Wort zu dem Thema." Herr Chong's Blick flog kurz zur Fahrstuhlanzeige und ich folgte ihm: Etage 15, Tendenz weiterhin steigend.
"Sie werden den Artist Jeon Jungkook unterstützen", drang Chongs Stimme an meine Ohren. Grübelnd zogen sich meine Augenbrauen zusammen. Obwohl ich koreanisch-amerikanischer Abstammung und in Seoul aufgewachsen war, bedeutete das nicht automatisch, dass ich mich auch mit K-Pop auskannte. Doch den Namen Jeon Jungkook hatte ich allerdings definitiv schonmal gehört oder irgendwo gelesen... Unauffällig suchte ich den Namen auf Google.
Bingo, ein Mitglied von BTS. Nur das Gesicht zum Namen fehlte mir immer noch. Weiter kam ich jedoch auch leider mit der notdürftigen Schnellrecherche nicht, denn mit einem Pling öffneten sich die Türen und gaben den Blick in eine offene Suite mit einer langen Fensterfront hinter einladenden, riesigen Sofas frei.
Herr Chong und ich traten aus dem Fahrstuhl heraus in den Eingangsbereich und zogen unsere Schuhe aus, bevor wir weiterliefen. In der Suite war ordentlich Betrieb. Menschen wuselten kreuz und quer. Vor einem der riesigen Fenster war genügend Equipment für ein kleines Fotoshooting aufgestellt worden.
Herr Chong dirigierte mich um die Ecke, an dem ein Tisch für die Maske hergerichtet worden war. Hier sah ich auf den Hinterkopf eines auf einem Drehstuhl sitzenden Mannes mit etwas längeren und leicht gewellten Haaren, vor dem eine Frau mittleren Alters mit Pinseln und Kämmen herumhantierte. Das musse also besagter Jeon Jungkook sein, dachte ich, als ich sicher war, dass Herr Chong und ich auch wirklich auf ihn zusteuerten. Aufregung erfasste mich und ich wischte mir unauffällig die Handflächen an meiner dunkelgrauen Anzughose mit weit ausfallendem Schnitt ab.
Wir kamen in seinem Rücken zum Stehen. Herr Chong räusperte sich. "Jungkook? Deine Dolmetscherin ist da. Darf ich vorstellen, das ist Cha Mila." Kaum hatten die Worte Herrn Chongs Mund verlassen, drehte sich Jeon Jungkook auf seinem Drehstuhl zu uns um.
Zuerst bemerkte ich den Blick seiner Augen. Dann sah ich das Piercing an seiner rechten Augenbraue aufblitzen, als sich kurzes Staunen in seinen Blick schlich. Die vielen kleinen Creolen klimperten wie ein leises Windspiel, als Jungkook kurz ungläubig den Kopf schüttelte. Den Block, den er zuvor studiert zu haben schien, senkte sich auf seine Oberschenkel und fiel dann bedeutungslos zu Boden. Erfreut aber auch zurückhaltend erhob sich Jungkook. Ein warmes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und ich spiegelte es zögernd zurück. Er war war der Typ von gestern an der Ampel... und dementsprechend auch meine Crash-Begegnung am Incheon Flughafen...
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