Kapitel 34

Der Ort, an dem sie sich nun befanden, wirkte, wie aus einem zu süßen Traum herausgerissen. Das alles hier war vollkommen surreal und gleichzeitig war es so real, wie die Luft, die er atmete und der Boden, den er unter seinen Füßen spürte. Sein ganzes Leben lang hatte er gehofft, gebeten, dass es etwas, wie das hier, einen Ort, wie diesen, wirklich gab, doch richtig daran geglaubt hatte er nie. Es war ihm immer viel zu riskant und unwahrscheinlich vorgekommen. Jetzt jedoch...nun jetzt stand er hier. In einem unterirdischen Tunnelsystem, gut verborgen vor allen neugierigen Blicken, in dem "normale" Menschen und Mutanten miteinander lebten, als hätte es niemals einen Konflikt zwischen ihnen gegeben. Diese Organisation, die sogenannte "UA", was für "united antagonists", also soviel wie "vereinte Feinde" stand, war das, von dem er schon immer geträumt hatte. Eine Gesellschaft, die sowohl Menschen ohne, als auch mit besonderen Kräften, respektierte und aktzeptierte. Es war ein Ort des Friedens und der Sicherheit. Die Bewohner dieser Tunnel reichten von Kleinkindern, bis zu Menschen, die in ihren letzen Lebensjahren zu sein schienen und alle wurden mit der gleichen Portion an Würde und Anerkennung behandelt. Nicht alle von ihnen lebten dabei dauerhaft hier unten und kamen gar nicht mehr ans Tageslicht. Manche von ihnen, nun vorallem die "normalen" Menschen, die es noch immer sehr viel leichter im Leben hatten, gingen einer Arbeit nach, einige der Jugendlichen hatten ein Hobby in der "Außenwelt" und wiederum andere arbeiteten für ganz eigene Geschäfte der UA.

Sie waren, wie die Polizisten des Untergrundes. Die modernen Robin Hoods. Sie verachteten die Gesellschaft, wie sie jetzt war, mit all ihrer Intoleranz und Respektlosigkeit und halfen denen, welche von allen Seiten, als die Schurken der Geschichte dargestellt wurden, in Wahrheit aber die echten Opfer waren. Dafür besaß diese Organisation eine eigene, professionell ausgebildete Polizei Einheit, die von außen so wirkte, wie jede andere, sich jedoch intern stark für die Rechte und Sicherheit von Mutanten einsetzte. Es war eine großartige Sache, wirklich, jedoch kam Dabi diese Beschreibung nur schmerzlich bekannt vor und er wusste auch noch ganz genau, von wem er sie schon einmal gehört hatte. Shoto. Sein jüngster Bruder. Ihr Aufeinandertreffen hatte er noch klar im Kopf, genauso wie die Worte des jungen Mutanten. Er hatte auch von einer Gruppe von Polizisten gesprochen, die nicht nur aus "normalen" Menschen, sondern auch aus Mutanten bestand und sich insgeheim für andere Mutanten einsetzte. Das schlimmste daran, Shoto war ein Teil dieser Gruppe! Schon allein bei dem bloßen Gedanken daran, hier auf seinen jüngsten Bruder zu treffen, lief es ihm kalt den Rücken hinunter. Es hatte ja nicht schon gereicht, dass er Natsuo, als ihren Informanten enttarnt hatte, nein, wenn er jetzt auch noch Shoto begegnen würde, dann würde die Achterbahn seiner Gefühle steiler nach oben fahren, als jemals zuvor! Shoto wusste, wer er war. Wenn er es nicht schon zuvor überall herum erzählt hatte, dann wäre es nun der passende Zeitpunkt für diesen, Dabis wahre Identität vor aller Welt aufzudecken.

Sein Kopf brodelte. Sein Verstand quillte über vor Sorgen und noch mehr Sorgen. Am liebsten wäre er einfach wieder gegangen und nie wieder an diesen Ort zurückgekommen, doch diese Option, so schön sie auch klingen mochte, stand ihm leider nicht zur Verfügung. Es hieß, wie schon so oft in seinem Leben, "Augen zu und durch!". Das schwierigste an dieser Situation war dabei sich nichts anmerken zu lassen. Wenn er nicht unnötig verdächtig wirken wollte, musste sein Gesicht neutral und sein Verstand klar bei der Sache bleiben. Das war nur leider schwer, wenn sein Kopf schon voll bis zum Rand war und die Worte der anderen mehr einem statischen Rauschen in seinen Ohren glichen. Er war sich nicht einmal sicher, was sie gerade taten oder wo sie hinliefen. Er konnte sich daran erinnern, die Worte "Anführer" und "Gespräch" gehört zu haben. Er folgerte daraus, dass ihre kleine Gruppe gleich eine geschäftliche Unterhaltung mit dem Boss der UA führen würde, doch ganz sicher war er sich nicht. Es sollte sich jedoch herausstellen, dass er mit dieser Annahme richtig lag.

Nach einer gewissen Strecke, tiefer und immer tiefer, in diesen beachtlichen Bau hinein, kamen sie schließlich, unter Natsuos Führung, zu einem abrupten Stopp. Die Stelle, wo ihre Füße sie hingeführt hatten, war eine breite Metalltür, eingelassen in eine abgerundete Tunnelöffnung, welche an den Seiten mit einer Zementartigen Schicht bedeckt war, die er schon an einigen anderen Bereichen dieses riesigen Ameisenbaus entdeckt hatte. Anscheinemd besaß einer der Mutanten in dieser Organisation eine Fähigkeit, die es es ihm erlaubte, Zement herzustellen. "So, da wären wir. Das Arbeitszimmer unseres Anführers.", holte ihn eine zu vertraute Stimme aus seinen Gedanken in die Gegenwart zurück. Er hob seinen Blick, doch schaffte es noch immer nicht, seinem Bruder direkt ins Gesicht zu schauen. Stattdessen legten sich seine Augen auf die hochwertig wirkende Kleidung von diesem und abwägig fragte er sich, wieviel Mutantenblut er wohl schon, als Doktor im Tartarus, vergießen musste, um sich diese Teile leisten zu können. Genauso schnell, wie dieser Gedanke gekommen war, verscheuchte er ihn jedoch auch schon wieder. Es war kein Thema, über welches er jetzt oder auch sonst irgendwann nachdenken wollte. "Er weiß von unserer Ankunft?", fragte Shigaraki in einem skeptischen Ton und starrte dabei die breite Tür vor ihnen an, so als würde er versuchen sie, allein durch seinen Blick, zu öffnen. "Natürlich, natürlich. Genau genommen weiß dieser ganze Bau, dass ihr hier seit. Auch wir müssen gewisse Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, versteht sich.", erwiderte der Weißhaarige in seiner gewohnt lässigen Art und das typisch freche Schmunzeln kehrte auf seine Lippen zurück. Der Blauhaarige machte einen zustimmenden Laut, bevor er sich kurz nach hinten umdrehte, um sich, wie es schien, zu vergewissern, dass sie ihm noch alle folgten und ihn unterstützten, bevor er sich erneut der massiven Metalltür zuwand.

"Na schön, dann sollte unserem Gespräch ja nun nichts mehr im Weg stehen.", folgerte er in neutraler Stimme. Diese Aussage sorgte dafür, dass Natsuos selbstsichere Fassade ein Stück zu bröckeln begann und das Grinsen von seinen Zügen verschwand. Stattdessen fanden nun seine Zähne seine Unterlippe und sein Gesicht schien seltsam zögerlich. "Nun...ja, im Weg steht euch in der Tat nichts mehr. Ich muss euch nur warnen, dass die Person, die dort drinnen auf euch wartet, niemand ist, mit dem ihr rechnen werdet. Wahrscheinlich werdet ihr ziemlich überrascht und vielleicht sogar geschockt sein. Ich bitte euch darum, ruhig zu bleiben und euch erst das anzuhören, was er zu sagen hat, bevor diese ganze Situation in einer Szene endet." Diese Worte hörten sich für Dabi ganz klar nach einem schlechten Omen an. Dieser Tag war zwar schon jetzt ziemlich beschissen, doch er wusste besser, als jeder andere, dass es immer noch schlimmer werden konnte. Auch der Rest der Liga wirkte von dieser Aussage ziemlich misstrauisch und im Augenwinkel konnte er ihre harten Blicke erkennen, mit denen sie die Tür vor ihnen geradezu durchbohren zu schienen. "Überrascht in wie fern?", fragte Shigaraki skeptisch und seine blutroten Augen schienen in dem dimmrigen Licht des Tunnels förmlich aufzuleuchten.

Natsuo zögerte eine Sekunde lang, schien darüber nachzudenken, was er ihnen erzählen konnte, ohne sie sofort zu verschrecken, bevor er schließlich mit den Schultern zuckte. "Wenn ihr die Antwort darauf wissen wollt, dann müsst ihr durch diese Tür treten. Es ist besser, wenn ihr euch erst einen eigenen Eindruck auf diese Situation verschafft.", antwortete der Weißhaarige. Einen Moment lang verweilte er noch stumm bei ihnen, bevor er schließlich einen Schritt nach dem nächsten zurücktrat. Ihre Blicke folgten ihm, doch er schüttelte nur kurz den Kopf, so als wenn er sagen wöllte: "Sorry, von hier geht keine Hilfe aus.". Dabi war immer noch ein wenig verwundert über diese ganze Situation, immerhin hatte er erwartet, dass sie das Geschäftsgespräch mit Natsuo selbst, als ihren Kontaktmann, führen würden, doch als hätte dieser seine Gedanken gelesen, beantwortete er die innere Frage des Schwarzschopfs auch schon. "Tut mir Leid, ich war nur dafür zuständig, euch hierher zu bringen. Das Gespräch müsst ihr allein führen." Es waren die letzten Worte, die letzte kümmerliche Erklärung, welche sie von dem jungen Todoroki bekamen, bevor sich dieser endgültig von ihnen abwandte und sich an die Fersen, eines zufällig vorbeilaufenden Mutantens heftete.

Stille hallte in ihren Reihen wieder. Jetzt waren sie ohne Unterstützung und mal wieder komplett auf sich allein gestellt. "Shigaraki, ich gebe es ja nur ungern zu, aber das riecht für mich nach einem verdammt schlechten Omen." Toga war die erste, welche nach einem langen Moment des Schweigens, wieder das Wort ergriff. Die sonst so unbeschwerte und optimistische Teenagerin klang nun ernst und analysierend. Sie hatte sich schon den ganzen heutigen Tag so untypisch für sich selbst verhalten. Manchmal vergaß Dabi, dass auch sie kein sorgloses Kind mehr war. "Es ist die einzige Chance, die wir haben...", antwortete, statt wie erwartet Shigaraki, nun Hawks und die Stimme seines Freundes ähnelte mehr einem gedankenverloren Murmeln. Dabi wusste, dass der Blondschopf noch immer nicht ganz von dem Plan, sich im Tartarus bei seinem Vater zu rächen, abgekommen war. Er würde ihn gern vollständig umstimmen, ihm erklären, dass Rache nichts von seinem Leid besser machen würde, doch er konnte diesen auch nicht zu etwas zwingen, das er nicht wollte. Es war dessen Entscheidung und diese musste er im Einklang mit seinem Gewissen und nicht dem von Dabi treffen. Nach der Aussage des geflügelten hielten sie alle für einen weiteren Moment die Klappe und ließen sich Natsuos Worte gut durch den Kopf gehen. Der Laut, welcher diesmal die Stille durchbrach, war ein empörtes Schnauben. "Ihr glaubt doch wohl nicht ernsthaft, dass diese Schwächlinge uns besiegen können? Hallo, wir sind die Liga! Die gefürchteste Verbrechergruppe in ganz Japan!- Versohlen wir diesen Verrätern den Arsch!" Bei Twice konnte man nie genau sagen, welche Emotionen gerade in seinem Inneren herrschten, doch Dabi glaubte, außer dieser feurigen Entschlossenheit, noch etwas anderes aus seiner Stimme herauszuhören. Besorgnis. Sie alle waren besorgt. Mehr, als sie sich womöglich anmerken ließen.

Ein leises Seufzen war die Antwort auf diese wilden Worte, bevor ihr Anführer schließlich einen finalen Schlussstrich unter dieses Gespräch zog. "Er hat Recht. Wir sind die Liga, wir haben schon mit schwierigeren Dingen gearbeitet. Folgt mir, wenn ihr einen Beitrag dazu leisten wollt, diese Welt zu einer besseren zu machen. Wenn nicht, dann lasst es bleiben." Niemand wagte es, noch etwas auf Shigarakis Worte zu erwidern. Sie alle standen nur, bis auf die Knochen angespannt, hinter ihm und beobachteten, wie dessen Hand sich langsam auf den goldenen Griff der Tür legte und diesen dann herunterdrückte. Das Metallgerüst quietschte in den Angeln und der Blauhaarige brauchte einiges an Kraft, um die Tür komplett aufzudrücken und ihnen den Eingang freizumachen. Diese Tür war für jemanden eines weitaus größeren Kalibers gebaut wurden. Der Raum, in den sie nun nacheinander eintraten, war aufgebaut, wie ein typisches seriöses Arbeitszimmer. Es gab keine auschweifende Dekoration oder zusätzliche Möbel zu denen, die man wirklich benötigte. Alles schien genau auf den Grad des Nutzens abgeschätz und jeder Störfaktor, jede noch so kleine Ablenkung sofort beseitigt wurden zu sein. Der Raum war kalt und steril. Dabi fühlte sich nicht wohl oder willkommen darin, ganz im Gegenteil. Sobald er auch nur den ersten Schritt hinein wagte, spürte er einen kalten Schauer seinen Rücken hinunterlaufen und ein seltsames Prickeln in seinen Muskeln, so als würden sie sich von selbst aktivieren und ihn aus dem Raum herausbringen wollen. Schon seit dem heutigen Morgen hatte er dieses beißende Gefühl von Misstrauen verspürt, doch in diesem Moment schien der Wunsch nach einem Rückzug immer lauter und lauter in seinem Verstand zu werden. Er konnte sich nicht ganz erklären, wo all diese Empfindungen auf einmal herkamen, doch sie waren nicht unbeabsichtigt.

Der rechte Zeitpunkt für Misstrauen war nun mehr denn je, als es plötzlich eine kräftige Männerstimme war, welche durch den Raum hallte und die angenehme Stille, wie ein Messer, durschnitt. "So trifft man sich also. Ich hatte damit gerechnet, schon sehr viel eher mit euch zu kollidieren, doch, so weit ich mich erinnern kann, ist dies hier unserer erste offizielle Begegnung. Es freut mich, euch kennenzulernen, Liga." Die Worte ließen ihn erstarren. Nicht die Worte selbst, sondern die Stimme, die sie aussprach. Er kannte sie. O-Oh Gott...er kannte diese feste Stimme nur zu gut. Sie war es gewesen, die ihn all die grausamen Jahre lang auf der Straße am Leben erhalten hatte, die ihm schreckliche Dinge ins Ohr geflüstert hatte, nur um ihn noch einen Grund zu geben, weiterzumachen und nicht verfrüht den Löffel abzugeben. Sie war es, die seine tiefsten Albträume erfüllte und an die er sich erinnerte, jedes Mal, wenn er in den Spiegel schaute und sein Blick auf die unzähligen Narben, welche seinen Körper in krankhaften Auswucherungen schmückten, fiel. Es war die Stimme eines Mannes, den er einfach nicht vergessen konnte, selbst wenn er sich nichts lieber wünschte, als das. Als er seinen Blick hob, waren seine Augen wie festgefroren, auf der Person, die sich nun vor ihnen aufbaute. Er erinnerte sich an alles. An die scharlachroten Haare, die kurzen Bartstoppeln in dem selben grässlichen Ton, die harten Gesichtszüge mit den genauso harten Schultern, welche in einen muskelbepackten Körper übergingen und die Augen. Diese verfluchten Augen, welche ihn Tag für Tag nur mit Spott und Enttäuschung begegnet waren. So blau, wie die geheimnisvollen Wellen des Ozeans, wie das sternenbedeckte Himmelszelt bei Nacht. Er hasste diese Farbe. Es war die gleiche, welche sich auch in seinen Iriden widerspiegelte.

Kälter und immer kälter rann es seinen Rücken hinunter, als er den Mann vor sich anstarrte und seine Muskeln versteiften sich so sehr, als würde er direkt auf einer Feldmine stehen. Sein Atem blieb in seiner Kehle stecken und bildete dort einen Kloß, der mit jeder vergangenen Sekunde nur noch dicker und schwerer zu werden schien. Er konnte die Reaktion der anderen auf ihren...unerwarteten Gastgeber nicht erkennen. Die Welt, um ihn herum, war verschwommen und stumm. Alles, auf das er sich in diesem Moment fokussierte, alles an das er auch nur dachte, waren die beiden emotionlosen, blauen Augen, welche von oben auf sie herabstarrten. Er kannte diesen Mann. "Verräter." Dieses Wort hörte sich, wie das einer anderen Person und nicht, wie das seine, an. Seine, sonst so ruhige Stimme, war nun hart und voller ungezügelter Verachtung. Es war nicht Toya, der da sprach. Es war Dabi. Noch immer blendete er alles, um sich herum, aus, doch auch so konnte er sagen, dass er von allen Seiten angestarrt wurde. In dem Moment war es ihm, milde ausgedrückt, scheißegal und er trat noch ein paar Schritte nach vorn. Sollte doch die ganze verdammte Welt seine Worte hören!

"Glaub nicht, dass ich nicht wüsste, wer du bist. Ich kann dir ganz genau sagen, was für ein Mann sich hier in dunklen Tunneln vor den Konsequenzen seines Handelns, seiner abscheulichen Taten, versteckt, Enji Todoroki. So sieht man sich also mal wieder, hm? Lass mich dich anschauen. Wie ich sehe, bist du älter geworden und fetter. Sag mir, macht es Spaß ein Leben des Wohlstands und Genußes zu führen, während zur gleichen Zeit andere Menschen, unschuldige Menschen, wegen dir leiden müssen? Ist es schön sich vollzufressen und sich auf einem weichen Ledersofa den Arsch zu wärmen, während einer anderen Person zur selben Zeit, nur wegen dir, die Arme gebrochen und das Gesicht eingeschlagen werden? Fühlst du dich hier wohl, in deinem sicheren Versteck, mit reichlich Bauern, die für dich die Drecksarbeit erledigen?" Er musste eine kurze Pause einlegen. Lang genug, um seine Gedanken zumindest zu einem gewissen Teil zu ordnen und einmal tief durchzuatmen, doch zu kurz, um den anderen die Chance zu geben, etwas darauf zu erwidern. "Du bist ein schlechter Witz! Eine Schande für deine eigene Art! Ein Mutant, der andere Mutanten fängt und sie ins Schlachthaus bringt! Bist du stolz auf dich? Du scheinst alles erreicht zu haben, was du dir je erhofft hast. Du bist reich, berühmt und an der Spitze der Nahrungskette! Alle, die unter dir liegen sind nur Dreck unter deinen Schuhsohlen, ist es nicht so? Sag mir, Enji Todoroki, bist du stolz auf dich?!"

Schweigen. Noch nie zuvor hatte er sich selbst auf so eine Art reden hören. Seine Stimme bebte vor Hass und Verachtung. Er hatte erwartet, dass er Angst hätte, wenn er seinem Vater nach all diesen Jahren zum ersten Mal wieder gegenüber stehen würde. Hatte erwartet, dass er sich zusammenrollen und in den Schatten verkriechen würde, wie Toya es getan hätte. Das hier war jedoch ein neues Leben. Er war nicht mehr Toya und er hatte keine Angst mehr. Alles, was er in diesem Moment verspürte, war Wut. Sein Blick hielt standhaft den, der blauen Augen vor ihm, identisch zu seinen eigenen und es kam ihm so vor, als würde nicht einmal ein flüchtiges Zwinkern ihren eisernen Starrkontest durchbrechen. Seine Finger hatten sich mit so einer Kraft in seine Handrücken gebohrt, dass es weh tat und er fürchtete, seine Zähne würden brechen, so fest hatte er sie aufeinander gebissen. Er war wütend. Oh Gott, er war so wütend. "Ich weiß, was ihr von mir haltet. Ich weiß, dass ihr denkt, ich wäre ein herzloses Monster und ehrlich gesagt liegt ihr damit gar nicht einmal so falsch. Ich habe unzählige Fehler in meinem Leben begangen, die meisten davon ohne Aussicht auf Vergebung. Jedoch habe ich mich geändert. Ich bin nicht mehr der Enji Todoroki, der kaltblütige Mutantenfänger, der ich einmal gewesen war. Ich habe eure Zeit und Aufmerksamkeit nicht verdient, aber lasst mich zumindest erklären. Ich kann euch nicht helfen, wenn ihr eure Augen und Ohren vor mir verschließt."

Diese Stimme, sie...sie war so ruhig und gefasst. Es war nicht der Ton, den der Vater aus seinen Erinnerungen, angewandt hätte. Der Mann, den er kannte, wäre mit Aggression auf seine Worte eingegangen, hätte ihn angeschrien und für einen unwissenden Nichtsnutz verkauft. Diese Person hier war jedoch so...so ruhig. Er wirkte beinahe resigniert. Die sonst so feurigen Augen hatten nichts mehr ihres alten Enthusiasmuses und starrten ihn nur emotionslos an. Diese Ruhe...er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Es ließ ihn nur noch mehr in Rage verfallen. "Schwachsinn! Jemand, wie du, ändert sich nicht! All die Opfer, all die unschuldigen Menschen, die wegen dir leiden und ihr Leben lassen mussten. Denkst du, diese Taten könntest du einfach vergessen und hinter dir lassen? Ich sage dir etwas, Enji Todoroki. Man erntet immer, was man säht. Die Vergangenheit stirbt nicht, egal, wie sehr du versuchst, dich zu ändern!" Er wartete gar nicht erst auf die Antwort zu seinen Worten. Mit dem selben hasserfüllten Blick drehte er sich schließlich auf dem Absatz um und stampfte, ohne ein weiteres Wort, hinaus. Er hielt es nicht eine Minute länger bei diesem Heuchler aus! Dieser...dieser Bastard, der ihm so viel genommen hatte und dachte, er könnte es einfach so wieder ungeschehen machen! Konnte er nicht und Dabi würde nicht leichtfertig daneben stehen und stumm zuschauen, wie dieser Dreckskerl auch seine neue Familie in den Abgrund trieb!

Der Knall der Tür war das letzte, was er noch hörte, bevor sich sein Kopf in seinen Händen vergrub und er seinen Rücken gegen eine der harten Erdwände sinken ließ.

Erst Natsuo, dann Shoto und jetzt Enji. Was für ein Chaos...

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