Kapitel 28

Die Zeit schien langsamer zu vergehen, als sie Arm in Arm auf dem Bett lagen und ihre Körper aneinander schmiegten. Jeder unschuldige Atemzug und jeder zarte Wimpernschlag zog sich, wie Stunden dahin. Keiner von ihnen sagte ein Wort. Stumm lagen sie nebeneinander und schauten sich tief in die Augen, so als würden sie versuchen zu der Seele des Anderen vorzudringen. Das einzige Geräusch, welches die Stille zwischen ihnen durchbrach war das rhythmische "Tik, Tik" der Uhr an der Wand und das leise Rascheln roter Federn auf der weißen Matratze. Es fühlte sich gut an. Während die meisten Menschen ihr Leben voll und ganz dazu aufgeopfert hatten im Rausch, der Hysterie und Schnelligkeit der Zeit zu verbringen und all ihre Handlungen auf den Grad ihrer Produktivität abschätzten, gab es für ihn etwas ganz anders, was ihn erfüllte. Diese stillen Momente, in denen es keine drängenden Hintergedanken und rufenden Pflichten gab, sondern nur sie beide und ihre harmonierenden Herzschläge, machten ihn glücklicher als jede erfüllte Aufgabe oder Pflicht es jemals könnte. Jede Sekunde war ein Geschenk. Das wusste er besser, als die meisten anderen Menschen. Kein einziger Moment würde jemals zu dir zurückkommen, egal wieviel Geld oder Ansehen du hattest. Wenn du diese Zeit nicht so verbrachtest, wie sie dich selbst glücklich machte, wofür lohnte es sich dann schon noch zu leben?

"Keigo?", flüsterte er in die Stille hinein. Die Zeit, in der sie einfach nur stumm nebeneinander gelegen und sich fest umschlungen gehalten hatten, fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Eigentlich hatte er nicht vor gehabt den anderen in seiner Ruhe zu stören, immerhin war dieser erst heute aus dem Krankenhaus entlassen und war schon in dieser kurzen Zeit mit genug Fragen und besorgten Worten bombardiert wurden. Es hatte ganz schön lange gedauert, bis sie den Rest der Liga schließlich vollständig abgeschüttelt hatten und ein wenig allein sein konnten. Nun, sagen wir so, ohne einen kleinen großen Anfall von Shigaraki wäre dies wohl nicht möglich gewesen. Es erinnerte ihn an seine eigene Ankunft hier vor 7 Tagen. Er hatte nichtmal eine Frage beantworten können, als schon die nächsten zehn in die Runde geworfen wurden. Er hatte ja nachvollziehen können, dass sie sich Sorgen machten und wissen wollten, was passiert war, aber oh mann, hatte es eine Panik nur wegen seines kaputten Knies gegeben! Noch immer war sein rechtes Bein in der Mitte leicht geschwollenen und er hinkte beim gehen, doch es wurde mit jedem vergangenen Tag besser und es würde nichtmehr lange dauern, bis er wieder normal laufen könnte. Das größere Wunder war sowieso, wie er es an diesem Tag zurück zur Liga geschafft hatte, ohne mit dem Gesicht voran in den Schnee zu fallen, aber sein Körper war eben schon immer robuster gewesen, als er aussah. Ab und zu schweiften seine Gedanken auch zu dem schwarzhaarigen Jungen ab, der ihn und Hawks einfach so aus reiner Gutherzigkeit gerettet hatte, ohne irgendwelche Gegenfoderungen zu stellen. Alles wäre anders gekommen, hätte Iida ihm nicht seine Hilfe angeboten und diese Veränderung wäre nicht gerade zum Guten gewesen. Er schuldete diesem Jungen mehr, als er überhaupt in Worte fassen konnte, dabei hatte er nichtmal die Chance dazu gehabt sich anständig zu bedanken! Vielleicht...vielleicht würden sie sich ja irgendwann wiedersehen, immerhin hieß es doch: "Man sieht sich immer zweimal im Leben.", oder nicht?

Ein schläfriges Murren riss ihn aus seinen wirren Gedanken ins Hier und Jetzt zurück. Stimmt, da gab es ja noch eine Sache, die er den Mann neben ihm fragen wollte! Ihr Klammergriff hatte sich in all der Zeit, in der sie nur schweigend nebeneinander gelegen hatten, ein Stück gelöst und der Blondschopf lag nun entspannt neben ihm. Seine Augen waren geschlossen und sein Atem ging ruhig und gleichmäßig. Er sah friedlich aus. Man könnte meinen, er würde schlafen, doch er kannte seinen Freund in der kurzen Zeit in der sie nun schon ein Paar waren, bereits so gut, dass er den Unterschied erkannte und sich nichtmehr so leicht von diesem täuschen lassen ließ. Als der geflügelte nicht weiter reagierte entschied er sich schließlich dazu ein wenig aufdringlicher zu werden. Geschickt krabbelte er aus dem Unterschlupf von Hawks Armen, die nun locker über seiner Taille hingen, heraus und setzte sich danach breitbeinig auf dessen Hüfte, während er ihn sanft an der Schulter rüttelte. Immer darauf achtend dem anderen dabei nicht weh zu tun. "Hey, Keigo!" Ein weiteres unzufriedenes Murren war seine Antwort, bevor sein Gegenüber schließlich beinahe in Zeitlupe erst das eine und danach das zweite Augenlid nach oben klappte. Sein verschlafener Blick wanderte erst ein wenig desorientiert durch die Umgebung, bevor er schließlich auf ihm hängen blieb. Bei dem kleinen frechen Grinsen auf seinen Lippen, verdrehte dieser nur die Augen, doch konnte sich ein eigenes Schmunzeln nicht verkneifen. "Was gibt's denn, Nervensäge?" Bei dem Spitznamen schnappte er einmal empört nach Luft. Er hatte sich mit seinen Fragen extra reduziert, hatte eine lange Zeit einfach nur geschwiegen. Da hatte er wohl ja jetzt das Recht dazu, eine einzige Antwort zu bekommen, oder nicht? Er war immerhin der sensible Freund, der sich fast zu Tode gesorgt hatte! Spielerisch und mit einer gemurmelten Beleidigung boxte er dem anderen gegen den Arm und zog eine eingeschnappte Schnute. Seine Reaktion löste bei seinem Freund nur einen kleinen Lachanfall aus, der bei seiner gespielt beleidigten Miene nur beschwichtigend die Hände in die Höhe reckte. "Na schön, ich gebe zu, Toga und Twice waren beide sehr viel nerviger mit ihren Fragen. Also, was liegt dir auf dem Herzen?"

Nach der Frage seufzte er einmal kaum hörbar auf. Er wollte zwar noch immer eine Antwort von dem Blondschopf, allerdings war er sich nun, wo dieser ihn so erwartend ansah, nichtmehr zu 100 Prozent sicher, ob es auch der richtige Zeitpunkt dafür war. Er wollte seinen Freund nicht überfordern oder unschöne Erinnerungen wecken, wo dieser das alles doch heute erst hinter sich gelassen hatte. Er kam sich blöd vor, dass er sich so oft an solchen kleinen und womöglich unbedeutenden Details aufhing. Als er jedoch in die aufmerksamen Seelenspiegel sah, die voll und ganz auf ihn gerichtet waren, wusste er, dass es für einen Rückzug zu spät war. Langsam ließ er sich wieder nach unten sinken, sodass er nun frontal auf dem Körper seines Gegenübers lag. Sein Gewicht verlagerte er dabei so gut es ihm möglich war auf die Seiten des Bettes, wo er seine Füße in die Matratze gerammt hatte und achtete strikt darauf nicht die verletzte Seite seines Partners zu berühren. Vielleicht ließ dieser es sich nicht so offen geraus anmerken, aber er war noch immer schwach und verletzlich. Es war zwar nur ein kleiner Kratzer an seiner Hüfte, doch dieser kleine Kratzer hatte schon einmal in einer ganz schönen Katastrophe geendet. Sein Kopf legte er auf der Brust des Blondschopfs ab und hörte dessem stetigen Herzschlag zu. "Ich habe mich nur gefragt...naja, an dem Tag, du weißt schon welchen ich meine, da hattest du erwähnt, dass es ein besonderer Tag für dich wäre. Ich hatte nicht weiter nachgefragt, weil ich dachte, dass du es mir dann erzählst, wenn du dafür bereit bist, aber...nun, unsere Pläne haben sich eben ein wenig geändert." Er konnte den zögerlichen Unterton in seiner Stimme nicht verstecken. Vielleicht wäre es wirklich besser gewesen, wenn er Hawks nicht sofort auf sowas angesprochen, sondern noch ein wenig gewartet hätte? Dieser Tag war für keinen von ihnen schön gewesen und besonders nicht für den geflügelten. Schweigen war seine Antwort. Nervös lugte er zu dem anderen hinauf, der ihn mit einer unlesbaren Miene anstarrte. Er erkannte Verwirrung darin und sehr viel Schock. "Du...du erinnerst dich daran?" Die Stimme seines Freundes triefte geradezu vor Unglaube. Bei dieser Reaktion rümpfte Dabi nur die Nase. Natürlich erinnerte er sich daran! Er glaubte nicht, dass er diesen Tag so schnell vergessen würde, selbst wenn er es versuchte. "Natürlich! Für wen hältst du mich denn? Eine alte Oma mit Demenz?" Bei seinem neuen Selbstbewusstsein musste Hawks schmunzeln und wuschelte ihm einmal neckisch durch die schwarze Mähne, bevor sich wieder ein etwas ernsterer Ausdruck auf sein Gesicht legte. "Naja, es ist nur...bisher haben sich nicht viele Menschen daran erinnert." Der Blondschopf mied nach diesem Satz seinen Blick. Die goldenen Raubtieraugen landeten überall im Raum, außer auf ihm. Noch immer war es ungewohnt seinen sonst so selbstbewussten und energiegeladen Partner so verletzlich zu sehen, doch das sollte nicht heißen, dass er diese Seite als nervig oder störend empfand. Ganz im Gegenteil. Es zeigte deutlich, dass sie alle nur Menschen waren. Vorsichtig griff er nach der Hand seines Gegenübers und überlappte ihre Finger miteinander, bevor er leicht zudrückte. Ein stummes Zeichen, dass Hawks nicht allein mit dieser Sache war. Ein leises Seufzen ertönte und dieser erwiderte seinen Druck, wenn auch nur zaghaft.

Er konnte ihm seine Unentschlossenheit ansehen und entschied sich nach einem weiteren Moment der Stille dazu, selbst die Initiative zu ergreifen. "Es war dein Geburtstag, nicht wahr?" Nach diesen Worten landeten die goldenen Augen abrupt zurück auf ihm. Allein schon an dem Blick, der ihm nun zugeworfen wurde, erkannte er, dass er mitten ins Schwarze getroffen hatte. Dass sein Freund nicht gern über seine Vergangenheit sprach, das wusste er und es war in Ordnung für ihn, wenn es Dinge gab, die er nicht über diesen wusste, denn anders herum war es genauso. Niemand auf dieser Welt sollte dafür verurteilt werden, ein paar schwache Punkte zu haben. Er schmunzelte, doch konnte nicht die Verbitterung in seinen nächsten Worten verstecken. "Mach dir nichts draus. Außer meinen Geschwistern hat sich auch nie jemand an meinen Geburtstag erinnert." Als der erste Schock in Hawks Gesicht verflogen war, breitete sich ein kleines Lächeln auf seinen Lippen aus, welches reines Verständnis symbolisierte. Es war traurig, aber es verband sie irgendwie dass sie beide nicht aus den besten Familien stammten und die glorreichsten Lebensgeschichten zu erzählen hatten. Auch, wenn der Blondschopf es ihm nie so klar heraus gesagt hatte, so wusste er, dass sie beide schon ganz ähnliche Dinge durchgestanden hatten. Niemand, der in der Liga war, hatte ein Leben, welches nur aus Friede, Freude, Eierkuchen bestand. Nun, wahrscheinlich hatte kein einziger Mutant auf dieser Welt so ein Leben. Entweder man kämpfte und wurde gefangen genommen oder man musste sich auf ewig in den Schatten verstecken. "Oh mann, sag nicht, dass ich deinen Geburtstag auch verpasst habe?", scherzte sein Gegenüber und brachte ihn damit selbst zum Lachen. Seit sie sich kannten, hatte Hawks ihn öfter zum lachen gebracht, als irgendjemand davor in seinem Leben. Wenn das kein Zeichen war, dann wusste er auch nicht. "Nein, keine Sorge. Ich hab erst am 18. Januar." Ehrlich gesagt war er ganz schön beeindruckt von sich selbst, dass er sich überhaupt noch an das richtige Datum erinnern konnte. Wenn nichtmal seine Eltern dies taten, dann wäre es nicht verwunderlich, hätte er es auch schon längst vergessen. "Na, dann ist es ja gar nichtmehr so lange hin. Wie alt wirst du?" Diese Frage überrumpelte ihm dann doch etwas. War es seltsam, dass er sein Alter schon seit geraumer Zeit nichtmehr mitzählte? Ja, das war es wahrscheinlich, aber wenn man auf der Straße lebte, gab es eben wichtigere Dinge, an die man denken musste. Also...16 war er gewesen, als er von Zuhause weggelaufen war. 6 bis 7 Jahre hatte er dann obdachlos in Tokio verbracht. Das bedeutete, er musste jetzt 22 oder 23 Jahre alt sein! Er teilte seine Gedanken mit seinem Partner, welcher einmal auflachte und dann selbst gestand, dass er sein genaues Alter nicht wusste, sich jedoch auch auf 21 bis 23 schätzte.

Einen Moment saßen sie nur schweigend nebeneinander und grinsten sich gegenseitig an, bevor ein neuer Gedanke plötzlich wie ein Blitzschlag in Dabis Verstand einschlug. "Warte! Wenn du Geburtstag hattest, dann brauchst du ja auch ein Geschenk!" Nun war der geflügelte an der Reihe dumm aus der Wäsche zu gucken. Bei diesem überforderten Gesichtsausdruck konnte er sich ein Lachen nicht verkneifen. Es wirkte fast so als- "Du siehst so aus, als würdest du gar nicht wissen, was ein Geschenk ist! Hast du denn noch nie zuvor etwas zum Geburtstag bekommen?", witzelte er in sarkastischer Stimme, doch das Grinsen fiel von seinen Lippen, als er den ernsten Ausdruck auf Hawks Gesicht sah. Normalerweise war dieser immer für einen Spaß zu haben und zögerte nicht davor sich in etwas scheinbar völlig sinnloses hineinzusteigern. Jetzt jedoch waren dessen Züge geglättet und zeigten keinerlei Spur von Belustigung. Er biss sich auf die vernarbte Unterlippe und fluchte innerlich. Vorher nachzudenken und danach zu sprechen, wäre vielleicht ganz hilfreich! "Du...du hast wirklich noch nie ein Geschenk zum Geburtstag bekommen, oder?", fragte er mit verlegener Stimme. Sein Gegenüber sah ihn einen Moment lang nur still an, bevor er schließlich mit den Schultern zuckte und eine eigene Frage stellte. "Hast du?" Diese Worte wirbelten Dabi einige Jahre in die Vergangenheit zurück. Nicht alle Erinnerungen an sein damaliges Leben waren schlecht und das hier war defintiv eine von denen, an die er besonderes gern zurückdachte. "Ja. Meine Geschwister haben immer etwas kleines für mich gemacht. Ein gemaltes Bild oder etwas selbst gebasteltes. Wir konnten nie richtig feiern oder durften uns überhaupt anmerken lassen, dass wir wussten, welcher Tag war, da mein Vater solche Sitten als Schwäche und Ablenkung von wichtigen Zielen ansah. Das machte mir aber nichts. Alles, was für mich zählte, war das Wissen, dass jemand an mich denkt.", erklärte er in sanfter Stimme und spürte das überwältigende Nostalgie Gefühl in seinem Inneren aufkeimen.

Als er wieder zu seinem Freund blickte, lag ein kleines Lächeln auf seinen Lippen und er wirkte sofort viel weniger verbittert und ernst. "Das klingt schön. Ich habe keine Geschwister, die sowas für mich hätten machen können und meine Eltern waren viel zu beschäftigt damit gewesen ihre Drogenvorräte aufzufüllen." Hawks sagte das alles so unglaublich sorglos. So als würde es ihm absolut nichts bedeuten. Drogen, also? Sowas in die Richtung hatte er schon in Betracht gezogen. Er hatte schon damit gerechnet, dass der Vater oder auch jemand anders aus der Familie seines Partners gewalttätig war und Drogen hingen ja meist eng mit sowas in Verbindung. Jetzt jedoch zu hören, dass seine Theorie stimmte, machte es nicht gerade besser. Der Gedanke, sein Gegenüber wäre auf so eine unmenschliche Art großgezogen wurden, war einfach nur furchtbar. Hawks war so eine unfassbar tolle Person und er hatte sowas nicht verdient! Nichts davon. "Das tut mir Leid.", sagte er und hängte danach noch einen weiteren, weitaus zögerlicheren Satz dahinter an. "Wenn...wenn du mal über irgendwas reden möchtest. Mein Ohr steht dir immer zur Verfügung. Ich hoffe, du weißt das.", gab er offen zu. Er erwartete gar nicht, dass der Andere dieses Angebot sofort annehmen würde und das musste er auch gar nicht. Reden, wirklich offen und ehrlich zu reden, war keine so leichte Sache. Vorallem wenn es um etwas wie Gefühle ging. Es brauchte nunmal Zeit und die würde er seinem Partner auch lassen. Er wollte nur, dass dieser wusste, dass er sich immer zu ihm wenden konnte, wenn er das Bedürfinis hatte die Last auf seinen Schultern etwas zu erleichtern. Dieser lächelte ihm nach diesen Worten dankbar zu und küsste ihn einmal zärtlich auf den Handrücken ihrer überlappten Hände.

"Danke, ich weiß dass zu schätzen, wirklich, aber heute ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Außerdem hast du etwas von einem Geschenk erzählt!" Bei den Worten leuchteten die Augen des Blondschopfs auf, wie bei einem Kind, welchen man einen Ausflug in den Freizeitpark versprochen hatte. Bei dieser kindlichen Vorfreude konnte er sich ein eigenes Schmunzeln nicht verkneifen und erhob sich dann bedacht quälend langsam von seiner Position auf der Hüfte seines Partners, um dann vom Bett zu steigen. Die Idee war ihm eher spontan gekommen und eigentlich hatte er gar kein geplantes Geschenk für den Anderen. Wie auch, wenn er heute erst erfahren hatte, dass dieser scheußliche Tag dessen Geburtstag gewesen war? Jedoch gab es da etwas, was er diesem sowieso irgendwann geben wollte und so bot es sich gleich an. So glücklich, wie sein Freund gerade aussah, war er sich nicht sicher, ob er überhaupt hätte "Nein" sagen können. "Also, es ist zwar nicht sehr viel, aber es ist der Gedanke auf den es ankommt, nicht wahr?", erklärte er, während er eines der Regale in seinem Zimmer nach dem besagten Objekt durchstöberte. Auch, wenn er wusste, dass Hawks sich im Moment wahrscheinlich über alles freuen würde, was man ihm vor die Füße legte, so war da doch die Angst in ihm, diesen zu enttäuschen oder gar zu kränken. Wenn dies schon das erste Geburtstagsgeschenk war, was er jemals bekam, so sollte er es auch wirklich mögen! Es dauerte nicht lange, bis er den Gegenstand in die Hände bekam und aus der Schublade zog. Tja, dann hieß es nun wohl "Jetzt oder Nie!"

Mit einem zaghaften Grinsen drehte er sich zu dem anderen um und sah, wie die goldenen Iriden gebannt auf ihn gerichtet waren und jede seiner Bewegungen musterten. "Schließ die Augen. Und nicht schummeln!", wies er dem anderen an, während er langsam auf ihn zulief. Des Geschenk dabei gut hinter seinem Rücken versteckt. Hawks hatte sich nun gerade aufgesetzt und wirkte ganz hippelig vor Aufregung. Seiner Anweisung kam er nur murrend nach, doch tat es schließlich ohne weitere Proteste. Grinsend setze Dabi sich vor ihn auf die weiße Matratze und beobachtete ihn für einen Moment, bevor er schließlich zur Tat kam. "Ich werde dich anfassen, also erschreck nicht.", warnte er den geflügelten, bevor er auch schon begann sein Geschenk vorzubereiten. Ab dem Punkt müsste es diesem sicher auch klar sein, um welches Objekt es sich genau handelte, doch den Überraschungeffekt wollte Dabi sich dennoch nicht nehmen lassen. Als er fertig war, begutachtete er sein Werk kurz, bevor er sich wieder seinem Gegenüber zuwandte. "Augen auf!", verkündete er und keine Sekunde später klappten die Lider des Angesprochenen auch schon nach oben. Ein roter Wollschal, der beinahe exakt die Farbe seiner majestätischen Schwingen wiederspiegelte, war nun elegant um seinen Hals gewickelt. Er stand ihm besser, als Dabi erwartet hatte. Aber gut, er sprach hier von Hawks. Wahrscheinlich könnte dieser alles tragen, was er wollte und dabei noch immer eine gute Figur machen. Einen langen Moment, der sich wie eine Ewigkeit dahin zog, starrte sein Partner einfach nur auf dieses neue Kleidungsstück, bevor sein Blick wieder zu ihm wanderte. In dessen Gesicht lag dabei ein Ausdruck, den er keiner klaren Emotion zuordnen konnte. "Hast du den gemacht? Für mich?" Etwas verlegen kratzte er sich am Hinterkopf und zuckte dann mit den Schultern. Er hatte durch diese Worte irgendwie das Gefühl sich rechtfertigen zu müssen. "Naja, du hattest vorher ja keinen und im Winter zu fliegen ist kalt, also dachte ich, dass du ihn vielleicht gebrauchen könntest." Weitere Worte der Erklärung waren gar nicht nötig, als er auch schon das riesige Lächeln auf Hawks Gesicht sah und danach zwei fremde Arme, welche sich fest um seinen Körper schlangen spürte. Sein Freund vergrub seinen Kopf in seiner Halsbeuge und drückte ihn dicht an sich, während seine Flügel hinter ihm glücklich flatterten. "Danke! Danke, Toya!" Er wusste nicht recht, was er dazu sagen sollte. Er hatte mit vielen Reaktionen gerechnet, aber nicht damit, dass der Andere so überglücklich wäre. Schließlich entschied er sich dazu seine eigenen Arme um sein Gegenüber zu schlingen und lehnte seinen Kopf auf dem des anderen.

"Happy Birthday, Keigo."

Die zwei waren jetzt eine Woche lang unglücklich, wird Zeit, dass sie sich mal wieder über etwas freuen können...

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top