Kapitel 25

Das Blut gefror in seinen Adern. Aber...er hatte doch extra kontrolliert, dass ihnen niemand gefolgt war! Fuck! Würde, wer auch immer sich da heimlich an sie herangeschlichen hatte, direkt vor ihm stehen, wäre es zwar ein Problem, doch kein so großes, da er dann einfach das selbe, wie bei der Katzenfrau tun könnte. Jetzt, wo ihr Gegner sich allerdings hinter ihm befand, war das ganze schlecht umzusetzen. Er hatte kein viertes Augenpaar, weshalb er die Person nicht sehen und aus dem Grund auch nicht auf Stärke und Schwächen und sowas analysieren konnte. Auch der bloße Gedanke, dass sich jemand von hinten an ihn herangeschlichen, ohne dass er es bemerkt hatte, war äußerst furchterregend. Er nahm einen tiefen Atemzug und schloss seine Augen. Versuchte seine Nerven zu entspannen und seine Gefühle herunterzuschlucken. Er durfte sich seine Angst nicht anmerken lassen! Mit einem weiteren tiefen Atemzug drehte er sich schließlich langsam um. Sein Körper erhitzte sich, bereit um jeden Moment anzugreifen, doch als er die Person erblickte, die hinter ihm stand, erstarrte er sofort in seiner Bewegung. "Hawks!" Seine Stimme klang halb geschockt, halb glücklich. Genauso fühlte er sich gerade auch. Er blinzelte verwirrt, versicherte sich, dass dieser Anblick keine reine Einbildung war, doch tatsächlich war es sein Freund, welcher dort stand und den Blick zu Boden gerichtet hatte. Die blonden Locken sahen noch wirrer aus, als üblich, er stand gebückt und seine roten Schwingen hatte er ausgefahren, während die einzelnen Federn in ihnen aufgeplustert und zerstreut wirkten.

Dabi brauchte keinen weiteren Moment, um über sein Handeln nachzudenken, sondern ließ von einer Sekunde auf die nächste alles stehen und liegen. Mit humpelnden Schritten lief er auf seinen Partner zu, so schnell, wie es ihm in dieser Situation möglich war. Die Schmerzen in seinem Bein waren in diesem Augenblick völlig vergessen. Nur wenige Zentimeter von dem Blondschopf entfernt kam er schließlich zum stehen und fiel diesem dann förmlich um die Arme. Auch, wenn er dies nicht beabsichtigt hatte, siegten in diesem Fall seine Emotionen über jede rationale Frage, die er hätte stellen können. Die Erleichterung seinen Freund wieder bei sich zu haben, war einfach zu groß. Es hätte weiß Gott alles mit diesem passieren können! Er schloss die Augen, während er den anderen Mann fest an seinen eigenen Körper presste. Fast so, als hätte er Angst dieser würde jeden Moment wieder verschwinden, wenn er ihn losließ. Erst ein schmerzerfülltes Zischen ließ ihn inne halten und sorgte dafür, dass er sich wieder von dem geflügelten drückte. Die goldenen Seelenspiegel waren auf ihn gerichtet, doch sie wirkten unfokussiert und schienen immer wieder zwischen Traumwelt und Realität zu wechseln. Auch der Atem seines Gegenübers ging unregelmäßig und leise, wie ihm nun auffiel. "Dabi..." Die Worte kamen schwach und leise aus dem Mund seines Partners. Sie klangen mehr erzwungen als alles andere und sorgten dafür, dass Panik in ihm aufstieg. Was war nur in der Zeit passiert, in der sie getrennt gewesen waren? Er versuchte standhaft seine Emotionen zu kontrollieren und seine eigene Panik und Angst nicht auf dem anderen zu übertragen, doch einen Teil seiner Sorgen konnte er nicht verstecken. "Ich bin hier! Ich bin hier, okay? Was ist passiert?" Er fasste seinem Gegenüber an die Wangen und klatschte sachte zu, um dessen Aufmerksamkeit zu ergattern, da ihn das ungute Gefühl beschlich die goldenen Seelenspiegel würden immer wieder von der Realität abdriften. "Es tut weh..." Diese Aussage ließ die Panik in seinem Inneren noch viel weiter ansteigen, ohne dass er es selbst stoppen konnte. Die Worten des Blondschopfs klangen nun noch leiser, als zuvor. So als würden sie gleich zerbrechen. Er nahm einen zittrigen Atemzug, um den Klos in seinem Hals erneut herunterzuschlucken. Er musste verdammt nochmal ruhig bleiben! Für Hawks und auch für ihn selbst. "Was tut weh? Hawks, du musst mir sagen, was dir weh tut." Keine Antwort. Er rüttelte sein Gegenüber leicht, nicht so doll, um ihm Schmerzen zuzufügen, aber so, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Dieser schien verwirrt, desorientiert, bevor er sich an seine Worte und Dabis Frage erinnern zu schien. "M-Meine Seite...", stotterte er leise und automatisch glitt sein Blick über den Körper seines Partners. Jetzt erst bemerkte er dessen Hand, welche fest auf eine Stelle an seiner Hüfte gepresst war. Die Knöchel stachen bereits weiß hervor und er fragte sich, wie viele Schmerzen der andere wohl haben musste? Hawks war hart im Nehmen, davon hatte er sich schon selbst überzeugt, doch jede Person hatte eben eine gewisse Grenze. Vorsichtig glitt seine Hand zu der Hüfte seines Partners, welcher bei der flüchtigen Berührung zusammenzuckte. "Shhh. Es ist alles in Ordung. Ich will dir nicht weh tun. Ich möchte nur nachschauen, wie sehr du verletzt bist, okay? Ist das in Ordnung für dich?" Seine Stimme war so sanft, wie nur möglich. Es fühlte sich an, als würde er ein verschrecktes Tier beruhigen, doch tatsächlich schien es zu helfen, dass sich der geflügelte wieder halbwegs in den Griff bekam. Er war sich nicht sicher, ob dieser seine Frage überhaupt verstanden hatte, doch nach einem Moment nickte er ihm mit zusamnengebissenen Zähnen zu.

So sanft er konnte, entfernte er einen Finger nach dem anderen und danach schließlich Hawks komplette Hand von der Stelle, wo sie an seiner Hüfte fest gepresst waren. Er war überrascht keinen Blufleck vorzufinden. Nichtmal einen kleinen Blutspritzer konnte er erkennen. Das, was er sah, war ein dünner Kratzer. Schmaler, als die Klinge eines Messer und ohne jegliches Blut, welches herausquoll. Das einzig, wirklich auffällige daran war, dass der Kratzer selbst stark gerötet war und auch die Haut um die Wunde herum in der gleichen kränklichen Farbe erstrahlte. Eine Entzündung. Zumindest war es das, was er dachte. Er brauchte einen Moment, um die richtigen Worte dafür zu finden, bevor er sich ein kleines, zuversichtliches Lächeln aufzwang. "Das...das ist nur ein Kratzer, Hawks. Du musst dir darum keine Sorgen machen.", versuchte er den anderen zu beruhigen, doch dieser schüttelte nur heftig mit dem Kopf. "Kein K-Kratzer...Gift.", stotterte er und erneut gefror Dabis Blut in seinen Adern. Welches Gift? Von wo? Fuck, was war hier nur los?! Konnte ihn bitte jemand aus diesem schlechten Albtraum befreien?! Er nahm einen tiefen Atemzug nach dem nächsten und versuchte das ganze rational zu klären, sich jetzt bloß nicht von seinen Gefühlen übernahmen zu lassen. Es musste doch irgendeinen guten Grund für Hawks Zustand geben! Bevorzugt nichts, was etwas mit Gift zu tun hatte. "Hawks, du...du bist verwirrt, weil du Schmerzen hast. Das ist kein Gift. Das ist nur ein Kratzer, okay?" Er wusste nicht recht, ob er mit den Worten eher seinen Freund oder sich selbst beruhigen wollte. So oder so funktionieren beide Optionen nicht, als der geflügelte bei seiner Aussage erneut mit dem Kopf schüttelte. Diesmal schwächer, als noch Minuten zuvor. "Nein...Gift! Gekämpft...i-ich habe gegen einen von ihnen gekämpft. Giftmutation...hat mich...damit erwischt.", versuchte der Blondschopf ihm zu erklären. Jedoch sackte seine Stimme immer wieder während des Redens in den Abgrund und er sah so aus, als würde er gleich zusammenbrechen. Es war ein Rätsel für sich, wie er es in diesem Zustand überhaupt erst hierher zu ihnen geschafft hatte.

Dabi biss sich auf die Innenseite seiner Wange und schloss die Augen, während er einen tiefen Atemzug nach dem nächsten nahm. Fuck! FUCK! Was sollte er denn nun tun?! Sein Bein war im Arsch, Hawks war vergifted wurden und sie hockten auf dem Dach irgendeines dämmlichen Bekleidungsgeschäfts, während unter ihnen die Hölle los war! Fuck! Er wusste nicht, was er jetzt tun sollte! E-Er wusste nicht, was er jetzt tun sollte!

Er kam erst wieder aus seinen verzweifelten Gedanken zu sich, als er ein Stöhnen neben sich hörte. Ein schmerzerfülltes Stöhnen. Als sein Blick zurück zu Hawks wanderte, hatte dieser die Augen geschlossen und ganz langsam, beinahe wie in einem Slow-Motion Filter sackte diesem erst das eine und danach auch das andere Bein weg. Völlig überfordert mit der Situation wich er zur Seite hin aus und beobachtete unter Schock, wie der Blondschopf, wie ein Dominostein nach unten fiel und mit dem Gesicht voran auf dem Boden aufkam. Durch dieses plötzliche Ausweichen verlor er ebenfalls das Gleichgewicht und landete selbst auf dem Boden, was dafür sorgte, dass eine erneute Schmerzenswelle durch sein Bein schoss. Jedoch achtete er gar nicht darauf. Sein gesamter Fokus lag auf dem Mann, der regungslos vor ihm lag und keinen Mucks von sich gab. Vollkommen erstarrt sah er Hawks an. Er wusste nicht, was er tun sollte! Sein Freund würde hier und jetzt sterben und es war seine Schuld! Gefangen im Schock und der Panik bemerkte er gar nicht, wie sich ihm von hinten zögerliche Schritte näherten. Erst ein zaghaftes Rütteln an seiner Schulter beförderte ihn ins Hier und Jetzt zurück. In einem Ruck, fast so als hätte jemand mit einem Messer auf ihn eingestochen, drehte er sich um und machte sich bereit für den Angriff. Er stoppte sich jedoch selbst, als er in zwei verunsicherte graue Augen blickte. Iida...

Der Junge wirkte mehr als nur zögerlich und unentschlossen als er neben ihm stand und brauchte einen Moment, um die richtigen Worte zu finden. Es war offensichtlich, dass auch dieser Angst hatte. Wahrscheinlich jedoch aus einem ganz anderen Grund, als er selbst. "Ist...ist das ein Freund von dir? Braucht er Hilfe? Ich...ähm ich könnte helfen, wenn du es mir erlaubst?" Die Worten hörten sich für ihn, wie ein weit entferntes Flüstern an. Viel zu gefangen war er in Schock und Angst. Als er jedoch realisierte, was genau der andere da von sich gegeben hatte, weiteten sich seine Augen und er griff abrupt nach Iidas Arm. So als hätte er Angst sein Retter würde sich sogleich in Luft auflösen. Er war gerade nicht wirklich Herr seiner Taten und agierte mehr aus der Verzweiflung heraus. "Ja! Bitte hilf ihm! Bitte, ich habe kein Geld, was ich dir als Gegenleistung anbieten könnte, aber bitte hilf ihm. Er ist...ein guter Freund...ein sehr guter Freund! Bitte! Es...Es gibt ein Krankenhaus hier in Shizuoka, welches auch Mutanten behandelt! Frag nach Doktor Garaki und man wird dir Einlass gewähren! Ich kann ihn nicht selbst hinbringen, wegen meinem Bein! Bitte! Bitte!" Er war sich nicht sicher, wie lange er noch gebettelt und sinnloses Zeug vor sich hin gebrabbelt hätte, als Iida ihm sanft aber bestimmend die Hände auf die Schultern legte, um ihn damit vor erst zum Schweigen zu bringen. "Woah, woah, ganz ruhig! Du musste dich beruhigen, sonst bekommst du noch einen Herzinfarkt! Ich kann deinen Freund in dieses Krankenhaus bringen, aber erst musst du mir sagen, wo es ist." Beruhigen! Hah, Iida hatte gut reden! Wie verdammt sollte er sich in dieser Situation denn beruhigen?! Sein Freund lag im Sterben! Also...vielleicht...höchstwahrscheinlich. Selbst wenn Hawks nicht wirklich im Sterben liegen sollte, so brauchte er dennoch Hilfe! Sofort! Es war ihm ein Rätsel, wie Iida so ruhig und rational bleiben konnte. Andererseits hatte dieser ja keine Verbindung zu Hawks. Für ihn war dieser einfach einer von vielen, ohne besondere Stellung oder Wert. Der Gedanke, dass es Menschen auf dieser Welt gab, die so über seinen Partner dachten, fühlte sich seltsam an. Für ihn bedeutete dieser viel zu viel, als dass er es in Worte fassen könnte.

Als Iida den Schock in seinem Gesicht bemerkte, wurden seine Züge automatisch weicher und er kniete sich langsam vor ihn hin, um auf seiner Augenhöhe zu sein. "Beruhige dich! Wie ist dein Name?" Diese Frage überrumpelte ihn etwas, wenn er ehrlich war. Es war absurd, mehr als absurd. Iida hatte ihn heute schon mehrmals gerettet, ohne sich dabei auch nur ein einziges Mal zu beschweren, während er nichtmal seinen Namen kannte. Im Grunde wussten sie beide überhaupt nichts über den jeweils anderen. Sie waren Mutanten, ja, das verband sie irgendwie, aber mehr gab es da auch nicht, was er über sein Gegenüber sagen konnte. Er fragte sich noch immer, was Iida überhaupt erst dazu verleitet hatte ihm zu helfen, schließlich waren sie beide Fremde füreinander. Er selbst war niemand, der einem Fremden so einfach vertraute und sich für ihn aufopfern würde. Andererseits, war er selbst auch schon ein paar Jahre älter, hatte mehr erlebt und mehr Erfahrungen gesammelt. Seine Hoffnung in die Menschheit hatte er schon vor einiger Zeit aufgegeben, während Iida anscheinend noch an reine Gutherzigkeit und die Kraft der Freundschaft glaubte. "D-Dabi. Mein Name ist Dabi.", stotterte er atemlos von der Panik und den aufgewühlten Emotionen in seinem Inneren. Der Schwarzhaarige nickte ihm einmal zu. Sicher konnte sich dieser selber denken, dass dies nur ein Tarnname war, wer würde sein Kind denn schon 'Einäscherung' nennen, doch es schien ihm zu reichen. "Okay Dabi, das wird jetzt ein bisschen weh tun." Bei den Worten aktivierte sich automatisch sein Schutzinstinkt. Was sollte weh tun? Wovon sprach Iida da? Verdammt, war dieser vielleicht doch nur ein Verräter und er war mitten in seine Falle getappt?

Bevor er Zeit zum reagieren hatte, war es bereits zu spät. Ein stechender Schmerz durchzog ihn von seinem rechten Bein aus, durch sämtliche Muskeln und Glieder in seinem Körper und er biss sich beinahe selbst die Zunge ab, als er versuchte einen Schrei zu unterdrücken. Erst jetzt spürte er den fremden Druck an seinem rechten Bein und als sein panischer Blick nach unten wanderte, konnte er Iidas Hände an seinem kaputten Knie erkennen. "Was war das? Was hast du gemacht?", fragte er mit leicht hysterischer Stimme. Am liebsten wäre er bis zum andere Ende des Daches gerutscht und hätte sich dort zu einer Igellkugel zusammengerollt. Jedoch hielten ihn die vorsichtigen aber bestimmenden Hände des Schwarzhaarigen an Ort und Stelle fest. "Deine Kniescheibe ist herausgerutscht, deswegen hattest du auch diesen dicken Knubbel an der Seite deines Beins. Ich habe dir die Kniescheibe wieder eingerenkt. Keine Sorge, ich habe eine Ausbildung zum Rettungshelfer, also weiß ich, was ich tue. Du solltest zwar noch immer Schmerzen haben, aber dafür kannst du jetzt wieder besser laufen.", erklärte sein Gegenüber ruhig. Er erinnerte ihn dabei an einen Arzt, der mit seinem Patienten sprach. 'Kniescheibe herausgerutscht...' Er sagte das so, als wäre es etwas vollkommen alltägliches. Ihm war jedenfalls noch nie davor die Kniescheibe herausgerutscht und wieder eingerenkt worden. Er verzog die Stirn zu Falten, während er versuchte seine Gedanken zu ordnen. Es passierte gerade so verdammt viel auf einmal! Sein Gehirn fühlte sich so an als würde es gleich explodieren!

"Iida, d-das Krankenhaus...du musst ihn dort hinbringen.", setzte er wieder an ihrem bedeutendsten Problem an und spürte erneut, wie die Panik langsam die Oberhand über ihn gewann. Auch sein Helfer schien dies zu bemerken und rüttelte ihn mit sanfter Gewalt an den Schultern. "Dabi! Hey, beruhige dich! Tief ein und Ausatmen. Ich kann deinen Freund in dieses Krankenhaus zu Doktor Garaki bringen, aber dafür musst du mir erst sagen, wo es sich überhaupt befindet." Richtig, beruhigen! Tief ein und Ausatmen und die Nerven entspannen! Panik würde keinem von ihnen etwas bringen! Er schloss die Augen und lief in Gedanken den Weg bis zu Garakis Krankenhaus. Es war etwas knifflig den richtigen Weg von ihrem jetzigen Standort aus zu finden, doch glücklicherweise war er bereits als Kind in dieser Stadt aufgewachsen. Er bemühte sich zu einem ruhigen und verständlichen Ton, während er dem Schwarzhaarigen eine gedankliche Landkarte gab, mit der er das Krankenhaus gar nicht verfehlen konnte. Sein Gegenüber hörte ihm aufmerksam zu und nickte dann einmal zuversichtlich. "Alles klar! Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um deinen Freund so schnell wie möglich zu diesem Garaki zu bringen. Du bleibst erstmal hier oben, okay? Ich weiß zwar nicht, was genau dort unten los ist, aber was ich ganz genau weiß ist, dass du gerade defintiv nicht in dem geeigneten Zustand für einen Kampf bist. Am besten wartest du solange bis sich der Tumult aufgelöst hat und schleichst dich dann so unbemerkt, wie möglich weg, sodass dich keine Polizisten finden.", erklärte Iida ihm genauso ruhig, wie schon die ganze Zeit davor. Dabi nickte und versuchte sich selbst eine Scheibe dieser Standhaftigkeit abzuschneiden. Sein Inneres schrie geradezu mit dem Drang etwas zu tun. Es war schwer sich einzugestehen, dass er in diesem Zustand keine große Hilfe war und die Verantwortung an eine andere Person, die er erst seit heute kannte, abzugeben. "Dabi?" Die gleiche ruhige Stimme riss ihn aus seinen Gedanken zurück ins Hier und Jetzt. Noch immer war Iidas Gesicht zuversichtlich und er lächelte ihm entschlossen zu. "Beruhige dich. Es wird alles gut gehen." Die Worte waren gut gemeint, nur leider konnte er ihnen keinen Glauben schenken. Nicht jetzt, wo sein Freund bewusstlos neben ihm lag, er die Verantwortung an einen Fremden abgeben musste und selbst nichts dazu leisten konnte auch nur irgendwas davon besser zu machen. Es fühlte sich furchtbar an. Einfach nur zuzuschauen und nicht selbst handeln zu können.

Er antworte nicht und der Schwarzhaarige schien das als ein Zeichen anzusehen endlich loszulegen. Mit einem letzten brüderlichen Klopfen auf die Schulter entfernte dieser sich von ihm und lief dann auf Hawks zu, welcher noch immer regungslos auf dem Boden lag und auch keinen einzigen Laut von sich gab. Mit vorsichtigen Berührungen hob er den Blondschopf in seine Arme, der bei der Geste nichtmal zuckte. Es war furchtbar mit anzusehen und am liebsten hätte er sofort eingegriffen, doch er musste einfach auf Iidas Fähigkeiten vertrauen. Mit bedachten Schritten lief dieser auf die metallische Feuertreppe zu und allein der Gedanke daran, dass er Hawks gleich mit ihm allein lassen müsste, ließ blanke Panik in ihm aufsteigen. "Warte kurz!" Seine Stimme klang gehetzt, beinahe hysterisch, während er mit humpelnden Schritten auf die zwei Männer vor ihm zu lief. Seine zitternden Hand fuhr sanft durch die goldenen Locken und blieb schließlich an dem Wangenknochen seines Freundes liegen, wo er mit den Fingern beruhigende Kreise rieb. Die Haut war kalt. Kälter als sonst. Er nahm einen tiefen Atemzug, bevor sich seine Lippen zärtlich auf die Stirn des Anderen legten. "Ich liebe dich." Die Worte flüsterte er so leise, dass es wahrscheinlich nur er selbst verstanden hatte, doch in dem Moment war ihm das vollkommen egal. Es musste raus und gesagt werden. Wenn nicht jetzt, dann hätte er vielleicht nie wieder die Chance dazu.

Die Zeit schien viel zu schnell zu gehen, als er sich wieder von seinem Freund löste und sein Blick von diesem zu Iida wanderte. "Bitte pass auf ihn auf. Und beeil dich." Sein Gegenüber lächelte ihm zuversichtlich zu und tippte sich danach auf die Wade. Die selbe Wade, aus der nun Auto ähnliche Auspuffe herausragten. Waren die Dinger schon vorher da gewesen? "Keine Sorge, Schnelligkeit ist mein Element.", versicherte der Junge ihm mit einem Zwinkern. Dabi brachte ein kleines, wenn auch gequältes, Lächeln zustande und nickte dem anderen dann stumm zu. Er drehte sich weg, als dieser mit Hawks im Arm die Stufen der Feuertreppe hinunter raste und blickte stattdessen zum Wolkenverhangenen Himmel hinauf.

Er spürte noch, wie ihm eine blutige Träne die Wange hinuter rann, dann brach er zusammen.

Mann, was für ein Drama! Dabei wollten sie doch nur in Ruhe shoppen gehen...

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