Kapitel 19
Kalte Winterluft wirbelte durch sein Haar und trieb ihm Schneeflocken ins Gesicht. Er hattte sich vermutlich noch nie in seinem Leben so dumm und hilflos, wie in diessem Moment gefühlt. Immer wieder huschten seine Augen zu seinem Begleiter, der stumm neben ihm her stampfte und den Blick starr nach vorn gerichtet hatte. Dass dieser nach Dabis Aktion kein Wort mehr mit ihm wechselte, war ihm natürlich klar gewesen und es war schon überraschend, dass der Blondschopf nicht einfach seine Flügel ausgebreitet hatte und allein weggeflogen war. Dennoch schmerzte es. Gerade erst hatten sie einen Höhenflug in ihrer Beziehung gehabt und hatten sich ihre gegenseitigen Gefühle gestanden und jetzt sowas! Am liebsten würde er sich selbst anschreien! Er war zwar froh, mehr als froh, dass er seinen Bruder und dessen Freunde vor dem sicheren Tod bewahrt hatte, doch der Preis den er dafür zahlen musste, ließ ihn zweifeln ob dies auch tatsächlich die richtige Entscheidung gewesen war oder ob er sich damit nicht doch wieder sein ganzes Leben, den guten Weg auf dem er sich befunden hatte, verbaut hatte. Zugeschüttet mit Steinen, die er sich selbst in den Weg gelegt hatte. Er war sich sicher, dass vieles von dem Vertrauen, der Zuneigung, welche er zu Hawks aufgebaut hatte, nach dieser Aktion verschwunden waren. Nachdem der geflügelte aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht war, hattte dieser sich natürlich denken können, was geschehen war und hatte Dabi instinktiv die kalte Schulter gezeigt. Kein Wort hatte er bisher mit ihm gewechselt und diese Stille machte die ganze Situation nur noch unerträglicher. Da wäre es ihm lieber gewesen, angeschrien zu werden. Selbst als er versucht hatte mit dem anderen Mann zu sprechen, ihm die Situation zu erklären, wurde er nur abgewimmelt und traf auf blankes Unverständniss. Es ließ seine Kehle trocken werden und seine Brust schmerzhaft ziehen. Er konnte nachvollziehen, dass sein Begleiter wütend und verwirrt war, doch würde er ihm zuhören, dann könnte er zumindest die Zusammenhänge verstehen. Vielleicht würde er dadurch ja begreifen, weshalb der Schwarzhaarige so gehandelt hatte. "Hawks, bitte! Ich weiß, dass du wütend auf mich bist und du hast auch jedes Recht dazu, aber lass mich wenigstens erklären. Bitte!", versuchte er es ein letztes Mal und zog seinem Gegenüber am Ärmel, um ihn am weitergehen zu hindern. Dieser befreite sich genauso schnell wieder aus seinem Griff, doch blieb tatsächlich dort stehen, wo er war. Langsam drehte er sich zu ihm um und der missachtende Blicke, der ihm zugeworfen wurde, ließ ihn erschaudern. "Ah, du willst es mir also erklären? Als du das die letzten Male gesagt hast, hast du entweder versucht dich herauszureden oder hast mich bewusslos geschlagen. Wozu sollte ich dir also jetzt noch zuhören?" Zurückblickend stellte er mit Schreck fest, dass Hawks recht hatte. Er war den Fragen tatsächlich mehr ausgewichen, als eine wahrheitsgetreue Antwort darauf zu liefern. Schuld schwappte über ihn und er benötigte alles an Selbstbeherrschung, um den Blick nicht von den bohrenden goldenen Seelenspiegeln abzuwenden und beschämt zu Boden zu starren. Er wollte es erklären! Er wollte, dass man seine Beweggründe verstand und nachvollziehen konnte, wieso er auf diese Art gehandelt hatte! Es war nur mehr so, dass er nicht wussste, wo er bei dem Thema anfangen und aufhören sollte. Es gab so viel, was er dazu erzählen könnte. So viele Details, die eine wichtige Rolle spielten. Gleichzeitig war er sich nicht sicher, ob er all diese Dinge wirklich laut aussprechen konnte.
Nach einem Moment des gegenseitigen Schweigens, indem sie nur stumm in die Augen des jeweils anderen gestarrt hatten und indem Dabi fieberhaft nach einer geeigneten Antwort suchte, ertönte ein Schnauben neben ihm. "Hab ich dir doch gesagt, du weichst aus." Nach diesen Worten machte der Blondschopf eine Bewegung, sich umzudrehen und weiterzulaufen, doch Dabi hielt ihn schnell auf. Egal, ob es angenehm für ihn selbst war oder nicht, er musste das ganze erklären! Zumindest einen Teil davon. "Warte! I-Ich...es tut mir Leid. Ich wollte es euch sagen, das wollte ich wirklich, aber ich...ich hatte Angst, dass...dass ihr denkt ich wäre ein Verräter und mich verstoßen würdet. Ich...ihr seit die einzige Familie, dich ich jemals hatte! Von Beginn an, wart ihr alle so unglaublisch freundlich und hilfsbereit zu mir. Alle Menschen, auf die ich zuvor getroffen war, haben mich nur zu ihrem eigenen Vorteil benutzt oder mich wie ein wertloses Objekt behandelt. Bei euch dagegen...bei euch war das nicht so. Ihr habt mich nicht behandelt, als wäre ich wertlos und als wäre ich bloß irgendein Opfer, das ihr vom Straßenrand aufgelesen habt. Ihr habt mir einen Sinn, eine Aufgabe, gegeben. Ich dachte, wenn ich euch sage, wer ich wirklich bin, würdet ihr mich nicht mehr bei euch haben wollen. Das war egoistisch und unbedacht und es...es tut mir ehrlich Leid." Mit jedem Satz sackte seine Stimme weiter in den Abgrund und die letzten Worten glichen mehr einem heimlichen Flüstern. Dennoch wusste er ganz genau, dass der geflügelte es verstanden hatte. Er sah es in dem nachdenklichen Ausdruck in den goldenen Raubtieraugen, der zu dünnen Fältchen verzogen Stirn und dem angespannten Gliedern des Anderen. Dieser dachte ernsthaft über das gesagte nach und stellte ihn nicht einfach als Verräter und Lügner hin. Zumindest eine positive Sache in dieser verkorksten Situation.
Eine Weile schwiegen sie beide und starrten sich nur stumm an, bevor ein kurzes Räuspern seine Aufmerksamkeit ergatterte. "Toya Todoroki, also?" Hawks sprach seinen Nachnamen anders, als seinen Vornamen, aus. Seine Stimme war voller Verachtung und purem Hass. Ihm lief ein Schauer den Rücken hinuter, doch er ermahnte sich selbst zur Ruhe. Schweigend schüttelte er den Kopf und beobachtete, wie die goldenen Augen sich verwirrt zusammenzogen. "Nein, nichtmehr. Ich bin schon seit langer Zeit nichtmehr die Person, als die ich geboren wurde. Die ich sein sollte. In mir fließt zwar das Blut eines Todorokis, aber ich bin kein Teil dieser Familie. Nichtmehr." Abschätzig musterte der Blondschopf ihn und schien zu überlegen, ob er diese Aussage glaubte oder ob er sie doch lieber als Lüge abstempelte. Er konnte dessen Misstrauen dabei gut nachvollziehen. In der kurzen Zeit, in der er jetzt schon zur Liga gehörte, hatte er viele wichtige Dinge verschwiegen. Es war nicht so, dass kein anderer von ihnen Geheimnisse hatte, beispielsweise wusste er selbst so gut, wie nichts über Hawks Vergangenheit, aber er fühlte sich dennoch schuldig, weshalb er sich selbst versprochen hatte, jetzt die Wahrheit zu sagen und die Fragen seines Begleiters ehrlich zu beantworten. Das, was er über seine Familie erzählt hatte, klang vermutlich im ersten Moment nach einer billigen Ausrede, doch das war es nicht. Er hatte die Wahrheit gesagt. Er gehörte nichtmehr zu dieser Familie. Wahrscheinlich hatte er das noch nie. "Und dein Bruder? Bestimmt rennt er jetzt zu eurem Vater und erzählt ihm was passiert ist!" "Nein!" Die Antwort hatte schneller seinen Mund verlassen, als er überhaupt richtig darüber nachdenken konnte. Er nahm einen tiefen Atemzug und schluckte die aufgewühlten Emotionen in ihm herunter. Er wollte nicht, dass Shoto einer Tat verdächtigt wurde, die er gar nicht begangen hatte und auch nicht begehen würde. Andererseit, durfte er sich nicht zu sehr von seinen Gefühlen steuern lassen. Sie konnten diese Situation rational und mit einem klaren Kopf klären. Sie beide.
"Nein, das würde er nicht tun. Shoto ist vielleicht kein Teil der Liga oder einer anderen bekannten Mutantengruppe, die unsere Ziele verfolgt, aber auf der Seite unseres...Vaters ist er auch nicht. Ich kann verstehen, dass du ihm nicht traust, das würde ich in deiner Position auch nicht, aber ich kenne meinen Bruder! Er würde mich, nein, er würde uns nicht einfach ausliefern. Vorallem nicht an jemandem wie Enji Todoroki. Dieser Bastard hat seine eigene Familie vollkommen zu Grunde gerichtet! Shoto ist nicht so dumm, demjenigen zu helfen, der ihm immer nur Schmerz und Leid gebracht hat. So ist mein Bruder nicht." Als Dabi von seinem Vater, wenn man diesen Kerl überhaupt so nennen konnte, sprach, sah er eine neue Emotion über das Gesicht seines Gegenübers schwappen. Etwas, was er nicht ganz zuordnen konnte. Es wirkte, als hätte sich dieser an etwas erinnert, was er am liebsten sofort wieder vergessen würde. Er sparte sich einen Kommentar darauf, immerhin hatten sie wichtigere Dinge zu klären und wartete stattdessen darauf, dass sich sein Begleiter wieder in den Griff bekam und die übliche beinahe undurchschaubare Maske erneut auf dessen Gesicht saß.
Mit einem leisen, kaum hörbaren, seufzen richtete sich der Blick des Blonden zu Boden und mit dem Fuß kickte er frustriert ein paar Kieselsteine aus dem Weg. "Was sollen wir denn jetzt Overhaul erzählen? Wir können ihm schlecht sagen, dass du unsere Zielpersonen hast laufen lassen." Das war eine Frage, welche er sich schon selbst gestellt hatte. Es hatte auch gar nicht mal so lange gedauert, bis ihm eine passende Ausrede eingefallen war, denn die Wahrheit war defintiv keine Option. Zumindest, wenn sie diesen Ort wieder heil und mit dem Kontakt aus dem Tartarus verlassen wollten.
"Ganz einfach..." Während sich die goldenen Augen interessiert und skeptisch im seine Gestalt bohrten, bückte er sich. Seine ausgestreckte Hand landeten auf dem Boden und hob etwas von dem steinigen Untergrund auf. Mit einem leisen Knacken seiner Wirbelsäule und einem unangenehmen Ziehen der kleinen Metallklammern in seiner Haut, richtete er sich wieder auf. Seine blauen Augen starrten dabei geradewegs in die goldenen Seelenspiegel vor ihm, die ihn zugleich interessiert und verwirrt musterten. Was ihm auffiel war, dass beinahe alles der vorherigen Wut und Frustration aus dem Gesicht des Anderen gewichen war. Er sah ihn ganz normal an, als wären all diese Dinge heute, nie passiert.
Ihm war bewusst, dass Hawks noch einige unbeantwortetete Fragen auf der Zunge brannten, zu denen dieser eine ehrliche Antwort wollte, doch zu sehen, dass er ihn nach dieser Aktion nicht komplett verabscheute war eine Erleichterung, welcher er gar nicht recht in Worte fassen konnte. Mit einem kurzen Heben seiner Mundwinkel öffnete er seine Hand und beobachtete, wie eine dunkle Staubschicht vor seinen Augen durch die kalte Winterluft schwirrte. "Wir sagen ihm, dass ich unsere Zielpersonen zu einem Haufen Asche verbrannt habe. Wenn er Beweise will, soll er gerne selbst in die Gasse gehen. Ich bin mir sicher, dass man die Spuren meines Feuers dort gut erkennt.", erklärte er und konnte die Belustigung in seiner Stimme kaum verstecken. Unschludig klimperte er mit seinen Wimpern und war selbst überrascht, wie schnell und unbetroffen ihm diese Lüge von den Lippen gegangen war. Sein Gegenüber blinzelte perplex, so als könnte er nicht glauben, was er gerade gehört hatte, bevor sich ein schiefes Grinsen auf den weichen Lippen ausbreitete. "Du willst wirklich einen Yakuza Boss anlügen?" Fragend skannten die goldenen Seelenspiegel sein Gesicht ab, doch er verdrehte nur die Augen. "Seit wann hast du denn Angst davor ein Risiko einzugehen?", neckte er und sah, wie der geflügelte einmal gespielt beleidigt schnaubte. "Du kannst ihm ja gerne allein erklären, was wirklich passiert ist, wenn die drei erneut vor seinem Fenster vorbei spazieren." In der eigentlichen Aussage, steckte eine Frage. Man hörte deutlich heraus, dass sein Begleiter sich in dieser ganzen Situation wirklich unwohl fühlte. Er hätte Hawks gerne in den Arm genommen und ihm versichert, dass alles gut werden würde, doch er beschränkte sich auf ein ehrliches Lächeln und sanfte Worte. "Das wird nicht passieren. Ich habe mit ihnen gesprochen. Sie werden sich hier nichtmehr blicken lassen. So dumm ist selbst dieser blondhaarige Teufel nicht.", erklärte er.
Bevor sein Bruder schließlich mit seinen Freunden abgehauen war, musste er diesem noch die ein oder andere Frage beantworten.
Wo er all die Zeit gesteckt hatte? Was er mit Hawks hier gemacht hatte? Ob es ihm gut ging? Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis er Shoto endlich vom Flüchten überzeugen konnte, doch natürlich hatte er das nicht getan, ohne seine eigenen Fragen zu stellen. Die Antworten, welche er darauf bekommen hatte waren, genau wie seine eigenen, nicht das genauste vom genausten, doch sie reichten ihm aus.
Shoto stand nicht auf ihrer Seite und fand ihre Wege zu radikal, allerdings stand er auch nicht auf der Seite ihres Vaters. Er hatte sozusagen den goldenen Mittelweg gewählt. Er und seine Freunde waren Teil eines geheimen Projekts, welches sich zum Schutz von Mutanten einsetzte. Jeder von Ihnen hatte seinen eigenen Grund zur Teilnahme. Shoto, wegen ihres Vaters, der Grünhaarige Junge, da seine beiden Elternteile Mutanten waren und der blonde Teufel, weil dieser selbst einer ihrer Art war. Laut Shoto konnte dieser aus seinen Händen Explosionen erzeugen, sie aber nicht gut kontrollieren, weshalb er sich meist auf seine reine Körperkraft beschränkte. In Dabis Augen, waren diese wilden Fäuste, die keine Gnade zeigten, auch schon vollkommen ausreichend. Jedenfalls ließen sich die drei Jungen in diesem Programm zu Polizisten ausbilden, die von außen vollkommen normal wirkten, sich insgeheim allerdings für den Schutz und die Rettung anderer Mutanten einsetzten. Hier in Tokio waren sie nur aufgrund eines Praktika und würden in ein paar Tagen wieder zurück reisen, wo auch immer sich diese mysteriöse Organisation befand. Sie hatten nur ein Auge auf die Shie Hassaikai geworfen, da in ihrer Gruppe das Gerücht herumging, dass sich dort Mutanten befanden und sie wollten sich lediglich von der Wahrheit dieser Aussage überzeugen und dabei vielleicht den ein oder anderen neuen Anwärter für sie gewinnen. Shoto hatte ihm versprochen, dass sie nie wieder an diesen Ort zurückkehren würden, immerhin hatten sie noch kein Interesse daran zu sterben. Er glaubte dem Wort seines Bruders. Shoto war vieles, aber kein Lügner.
Es verging ein Moment des Schweigens, bevor eine bekannte Stimme neben ihm ertönte. "Du hast eine Menge zu erklären, weißt du das?" Womöglich hätten diese Worte abschreckend auf ihn gewirkt, doch die Art, wie sein Begleiter diesen Satz sagte, wie er ihn ausprach und betonte, gaben ihm das seltsame Gefühl, dass es okay war mit ihm darüber zu reden. Hawks war nichtmehr wütend auf ihn. Vielleicht ein wenig enttäuscht und verwirrt, aber nicht zornig. Alles, was dieser brauchte waren ein paar Antworten, ehrliche Antworten. Es gefiel ihm zwar nicht wirklich sich so offen zeigen zu müssen und seine tragische Lebensgeschichte aufzudecken. Viel lieber hätte er noch etwas gewartet und es dem Blondschopf und allen anderen erzählt, wenn er selbst auch wirklich bereit dazu war, doch er hatte schon früh gelernt, dass das Leben nicht immer so verlief, wie es einem gerade in den Sinn kam. Er wäre ein Narr, würde er diese Antworten erneut verweigern und versuchen sich herauszureden. Viel zu unangenehm wären die Konsequenzen. Außerdem...er vertraute Hawks. Er wusste, dass dieser nicht falsch mit diesen Informationen umgehen würde und ein Mensch war, der ein Geheimnis für sich behalten konnte. "Ich weiß. Früher oder später hätte ich es euch sowieso sagen müssen, also...naja, dann schätze ich, ist das jetzt nicht viel anders." Er versuchte eine neutrale Fassade zu wahren. Standhaft zu bleiben, doch beinahe automatisch senkte sich bei diesen Worten sein Blick und er schaffte es nicht, wieder in die goldenen Seelenspiegel vor ihm zu sehen. Nicht die Fragen an sich waren das, was ihm solche Angst machte. Es waren die Reaktionen auf seine Antworten. Wäre Hawks wütend auf ihn, dass er so viele Dinge verschwiegen hatte? Wäre er enttäuscht? Odervielleicht...vielleicht wäre dieser ja auch glücllich darüber, dass er ihm die Wahrheit erzählt hatte?Er hörte, wie Schritte auf ihn zukamen, doch er schaute nicht auf. Er brauchte nicht zu sehen, um zu wissen, um welche Person es sich handelte. Ein seufzen ertönte und er konnte beinahe bildlich vor sich sehen, wie Hawks sich gerade verlegen am Hinterkopf gekratzt hatte. "Hey, hör zu. Das heute...das war eine blöde Situation, in der wir uns beide wie Idioten benommen haben. Aber weißt du was?"
'Was?', wollte er fast fragen, doch er hielt sich zurück und wartete stattdessen darauf, dass sein Gegenüber seinen Satz beendete. Er spürte, wie er minimal zusammenzuckte, so angespannt wie er die ganze Zeit schon gewesen war, als zwei elegante Finger ihm sanft unters Kinn fassten und seinen Kopf nach oben drückten. "Wir holen uns jetzt diese verdammte Quelle von Overhaul und danach gehen wir nach Hause, klären dort alles wichtige und belassen es dabei. Wenn du es nicht willst, musst du es nicht sofort allen anderen erzählen, aber ich möchte dass du zumindest mir gegenüber ehrlich bist. Okay?" Ein kleines Lächeln lag auf den weichen Lippen vor ihm und die goldenen Augen strahlten ihm warm und liebevoll entgegen. Alles der vorherigen Wut und Frustration war verschwunden und ersetzt durch viel intimere Gefühle, die nur sie beide etwas angingen. Er konnte sich ein eigenes Lächeln nicht verkneifen und legte seine Hände sanft an den Nacken seines Begleiters. "Okay.", antwortete er leise, bevor er sich ein Stück nach vorn beugte, um ihre Lippen miteinander zu versiegeln.
"Du hast sie also zu einem Haufen Asche verbrannt?", fragte der Yakuza Boss leicht ungläubig und wechselte immer wieder verwunderte Blicke zwischen ihnen hin und her. Es war Dabi dabei mehr als nur unangenehm wieder hier zu sitzen. Auf den viel zu teuren Holzstühlen, die mit einem dunklen Lederstoff bezogen waren, direkt vor dem breiten Schreibtisch von Overhaul höchstpersönlich, hinter dem dieser selbst thronte. Er hatte erwartet, dass dieser etwas zu der gestrigen Situation sagen würde. Zu ihrem geheimen Kuss. Er war sich nicht sicher, was genau er erwartet hatte. Zorn? Enttäuschung? Eine...Entschuldigung? Zumindest wäre eine Entschuldigung das angebrachteste gewesen. Etwas, mit dem er sich nicht ganz so unwohl und verraten gefühlt hätte. Stattdessen wurde er mit kühlen Augen und einem neutralem Gesichtsausdruck konfrontiert. Selbst das anfängliche Interesse war verschwunden. Der Braunhaarige tat so, als wäre diese Sache zwischen ihnen niemals passiert. Er wusste nicht, ob er das gut oder schlecht finden sollte. "Es war die schnellste und unkomplizierteste Lösung, dachten wir. Niemand hat etwas davon mitbekommen und diese drei Männer, werden nie wieder die Nase in eure Angelegenheiten stecken.", klärte Hawks Overhaul auf und der Schwarzhaarige bekam mal wieder zu spüren, wie geschickt sein Begleiter im lügen und vertuschen war. Naja, er selbst war wahrscheinlich nicht anders. Der Yakuza Boss strich sich einmal nachdenklich über die Stirn. Er schien nicht wirklich von dieser Mord-Methode überzeugt zu sein, doch über was sollte er sich schon beschweren? Sie hatten das getan, was von Ihnen verlangt wurde und die Mission erfolgreich beendet. Zumindest in der Version, die sie dem anderen Mann erzählt hatten. Schließlich nickte dieser kurz und öffnete daraufhin eines der Schubfächer an seinem Schreibtisch. Er fischte ein wenig darin herum, bevor er einen unscheinbaren Notizzettel und einen edel wirkenden Kugelschreiber herausholte. Mit äußerster Präzision und Sorgfalt schrieb er eine Reihe von Zahlen auf das Papier, bevor er dieses über die Tischfläche hinweg zu ihnen schob. Er fühlte sich glatt wie ein Legasthenie Betroffener, als er diese perfekt geschwungene Schrift im Kopf mit seiner eigenen verglich. "Damit hätten wir alle unseren Teil des Deals erfüllt. Es war mir eine Freude.", ertönte die unschuldige Stimme des Braunhaarigen und Dabi musste sich bemühen, nicht irgendeine seltsame Reaktion darauf zu zeigen. Noch immer spannte sich sein Körper bei dem Klang von dessen Stimme und seinem freundlichen und unschuldigen Tonfall an. Noch immer kreisten die Erinnerungen dieses bestimmten Tages in seinem Kopf herum, jedesmal wenn er in diese kalten Augen starrte. Gott, er hoffte inständig, dass er diesen Mann nie wieder besuchen müsste! Statt diese Gedanken laut zu äußern, streckte er seine Hand aus, um sich höflich zu verabschieden.
"Ich kann es kaum erwarten, wieder Zuhause anzukommen. Ein Tag bei diesen Freaks ist eine Bestrafung.", murmelte der Blondschopf, als sie aus Overhauls Arbeitszimmer herausgetreten waren und die langen Gänge zum Anfang des unterirdischen Labyrinths liefen. Er schmunzelte bei diesen Worten nur. So gemein, wie es auch klang, der geflügelte hatte Recht, denn er selbst war auch nicht sonderlich erpicht auf einen weiteren Besuch bei der Shie Hassaikai. Als sein Blick zu Hawks wanderte, schoss ihm eine Idee durch den Kopf, wie er seine heutigen Aktionen begleichen könnte. Naja, zumindest für einen kleinen Teil. "Was hältst du davon, wenn wir nach Hause fliegen?" Er wusste genau, dass Hawks die Bahn und die vielen Menschenmassen darin nicht mochte und viel lieber zusammen mit dem Wind trieb. Frei und ohne Sorgen. Dieser runzelte die Stirn und sah ihn verwundert an. "Ich dachte, du hasst es zu fliegen?" Er verdrehte bei den Worten nur die Augen. "Kann ich dir nicht auch mal einen Gefallen tun?" Es war süß, wie der geflügelte sich immerzu um sein Wohlbefinden erkundigte und seine eigenen Vorlieben und Wünsche hinter seine stellte, doch jetzt würde das ganze mal andersherum verlaufen. Er würde seinem Begleiter zeigen, dass er nicht immer nur von diesem verwöhnt werden müsste, sondern auch etwas gutes für diesen tun könnte. "Ganz sicher? Ich will nicht, dass dir übel wird.", fragte der andere unsicher. Er schüttelte demonstrati den Kopf und sah sein Gegenüber entschlossen an. "Wir fliegen!", stellte er klar fest und ließ dabei keinen Platz für Widerworte. Zuerst schien Hawks noch ein wenig unentschlossen, ob dies die richtige Entscheidung wäre, doch dann breitete sich ein sanftes Schmunzeln auf dessen Gesicht aus und spürte ein warmes Gefühl in seiner Magengegend.
"Wie du willst."
Ihr erster Beziehungs Streit. Zum Glück ist es nochmal gut ausgegangen...😬😂
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