Kapitel 18
Es war schon beinahe amüsant, wie es innerhalb eines Wimpernschlags totenstill wurde. Er spürte einen kalten Schauer seinen Rücken herunterlaufen und die Stelle, an der die Klinge an seiner Kehle angesetzt war, prickelte gefährlich. Ein falsches Wort oder auch nur eine unbedachte Bewegung und es wäre sein Ende. Dann würde er wohl auch auf der Liste mit Hawks Mordopfern landen.
Er schluckte unsicher und musste sich wirklich zusammenreißen ruhig zu bleiben, statt in blanke Panik auszubrechen. "Hawks, bitte beruhige dich. Wir können das klären, okay? Mit Worten und ohne Gewalt." Er wusste, dass diese Sätze in den meisten Fällen rein gar nichts brachten und es manchmal sogar noch schlimmer machten, doch eine ernsthaftes Gespräch war hier seine einzige Chance. Zumindest die einzige Chance, die Situation möglichst friedlich zu lösen. Er wollte den anderen nicht verletzten, aber er hatte die böse Vorahnung, dass dieser ihm keine zweite Möglichkeit geben würde. Ein sarkastisches Lachen ertönte hinter ihm und er zuckte minimal zusammen. Diese kleine Bewegung reichte schon aus, um einen neuen Blustropfen über seinen Hals fließen zu lassen und machte ihm erst nochmal richtig bewusst, in was für einer miesen Lage er sich gerade befand. "Schön, dann erklär es mir doch, Verräter!" Diese Worte ließen ihn aufhorchen und er fühlte, wie das Blut in seinen Adern gefror. "W-was? Nein, ich bin kein Verräter! Ich bin vielleicht der Sohn von Enji Todroki, aber das heißt nicht, dass ich euch verraten habe! Keinen von euch!", versuchte er zu erklären und konnte die Verzweiflung in seiner Stimme nicht verstecken. Hawks, er...er durfte ihn nicht für einen Verräter halten! Das durfte einfach nicht passieren! Nicht, wo sie sich gerade erst ihre gegenseitigen Gefühle gestanden hatten! Ein Schnauben ertönte hinter ihm. Es war klar, dass der geflügelte ihm nicht glaubte. "Hawks, bitte. Die Tatsache, dass ich ein Todroki bin, ändert nichts daran, dass ich gegen die Ideale und Vorstellungen meines Vaters bin! Ich würde euch niemals verraten! Ich bin auf der Seite der Liga!" Er machte eine kurze Pause, bevor er noch einen weiteren, sehr viel intimeren Satz, hinzufügte. "Ich bin auf deiner Seite, Keigo."
Tatsächlich schienen diese letzten Worte einen inneren Schalter bei dem Blonden umgelegt zu haben, der wieder dessen rationales Denken einstellte. Zumindest für einen Teil. Es verging ein Moment des Schweigens, bevor besagter Mann wieder das Wort ergriff. Diesmal jedoch etwas unsicher und zögerlich und ohne den vorherigen Biss. Es wirkte eher so, als bräuchte er einen Moment um das eben geschehene nochmal zu überdenken. "Und was ist mit ihm? Scheinbar hat er sich für die Seite eures Vaters entschieden." Auch ohne, dass man es laut aussprach, wusste der Schwarzschopf sofort, wer damit gemeint war. Sein Blick huschte zu den drei Jungen vor ihnen, fokussierte sich jedoch nur auf einen von ihnen. Die blau-grauen Augen waren geweitet und blickten immer wieder verängstigt zwischen ihm und Hawks hin und her. Es war deutlich erkennbar, dass ihr Besitzer unter Schock stand. Wer tat das von ihnen nicht? Sie alle waren angespannt, wie ein Seil welches kurz vor dem Zerreißen stand und es war beinahe unmöglich auszurechnen, was als nächstes passieren würde.
Er dachte über die Frage seines Begleiters nach. Ehrlich gesagt...er hatte keine Ahnung, was er darauf antworten sollte. Er wusste nicht, für welche Seite sich sein Bruder entschieden hatte und jetzt nachzufragen, wäre wahrscheinlich keine gute Idee. Shoto war schon immer der Liebling ihres Vaters gewesen. Er hatte die nötige Stärke und dazu einen klugen Geist. Etwas, was Toya in Enjis Augen nie erreicht hatte. Als er klein war, hatte er sich immer gefragt, ob er der einzige wäre, der so sehr unter der Tyrannei seines Vaters litt. Ob es nicht noch andere aus seiner Familie gab, die unter diesem ständigen Druck und diesen unmöglichen Erwartugen, langsam und schmerzhaft zerbrachen, bis nur noch ein kaputter Scherbenhaufen von ihnen übrig blieb. Das erste Anzeichen, dass er nicht die einzige leidende Seele war, bewies die mentale Instabilität seiner Mutter. Rei war noch nie ein Mensch gewesen, der große Emotionen zeigte. Weder Fremden, noch ihren eigenen Kindern gegenüber. Verständlich, immerhin wurde sie ein Leben lang dafür trainiert, die perfekte Ehefrau zu sein. Jemand, der seinem Mann treu untergeben war, nicht das Recht hatte eigene Anforderungen zu stellen und immer das tat, was man von ihr verlangte. Er hatte sie nie oft gesehen. Viel zu lang war die Liste mit ihren und auch seinen eigenen Pflichten und Aufgaben und viel zu kurz der Tag gewesen. Dennoch hatte er jedesmal, wenn er ihr begegnet war, die dunklen Ringe unter ihren Augen bemerkt. Sie sprachen von einer unglaubilischen Erschöpfung, die man nicht durch Schlaf wegbekam. Rückblickend war es vorhersehbar gewesen, dass es bald zu einer Tragödie kommen würde. Seine Mutter war nicht mehr Herr ihrer Taten und agierte nur noch aus der Angst heraus. Die Narbe auf Shotos Gesicht rief ihm all diese Erinnerungen, die er so gerne aus seinem Kopf verbannen würde, zurück ins Gedächtnis. Bilder und Stimmen, die er so verzweifelt versucht hatte zu vergessen. Er leugnete nicht, dass er seinen jüngsten Bruder nicht unbedingt gut leiden konnte. Er hatte ihn als furchbar arrogant und egoistisch in Erinnerung. Jemand, der einfach gekommen war und ihm alles wofür er stand, sein ganzes Leben, zur Hölle gemacht hatte. Dennoch sträubte sich alles in ihm diesen hier einfach sterben zu lassen. Trotz allen Umständen, sie waren noch immer Brüder.
"Es spielt keine Rolle, auf welcher Seite er steht. Du wirst weder ihm, noch seinen Freunden etwas antun. Das erlaube ich dir nicht!" Ein weiteres Schnauben ertönte hinter ihm und kurz darauf ein spöttisches Lachen. "Ich brauche deine Erlaubnis nicht. Falls du nicht selbst begreifst, was richtig und was falsch ist, dann habe ich nichts dagegen, es dir zu zeigen." Nach diesen Worten verließ der geflügelte seine Angriffsstellung. Die Feder wurde langsam von seinem Hals entfernt und wurde nun mit der Klinge voraus zu den drei verunsicherten Gestalten gehalten, die weder vor, noch zurück mit sich wussten. Diese Aktion war allersings ein fataler Fehler. Mit einem schnellen und gezielten Handgriff, packte er seinen Begleiter am Arm und drehte sie beide so, dass dieser nun mit dem Rücken an die Steinwand gepresst war. Mit einer Kraft, welche er sich selbst gar nicht zugetraut hätte, sorgte er dafür, dass auch der zweite Arm seines Gegenübers in seiner Kontrolle war, sodass der Blondschopf dazu gezwungen war, die Schwertfeder fallen zu lassen. Lautlos landete sie auf dem Boden unter ihnen, so als würde sie kein Gramm wiegen. Als wäre es nicht die selbe Waffe, die schon so vielen Menschen das Leben gekostet hatte. Demonstrativ erhitzte er seine Handflächen, eine stumme Warnung ihn nicht herauszufordern, und sah dabei zu, wie sich das Gesicht des Blonden kurz schmerzhaft verzog. Ihm war klar, dass diese Reaktion zum großteil wegen der Überraschung durch diese spontane Aktion und keinen ernsthaften Schmerz ausgelöst wurde und dennoch schwappte eine Welle der Schuld über ihn. Er wollte das nicht tun, doch man ließ ihm keine andere Wahl!
Das Feuer, welches unter seinen Fingerspitzen wütete, zwang er auf ein Minimum hinuter, sodass lediglich die Hitze, die von seinen Händen ausging an dessen Präsenz erinnerte. Er hatte nicht vor, den geflügelten ernsthaft zu verletzten, doch er konnte auch nicht zulassen, dass dieser seinen Bruder tötete. Eigentlich war ihm der Blondschopf im Kampf weit überlegen. Eine Hieb mit dessen Klinge oder eine Ladung seiner Federn, würden ihn sofort aus dem Rennen ziehen. Er selbst hatte zwar ein paar einfache Selbstverteidigungstricks, die er entweder auf der Straße aufgeschnappt oder von Toga gezeigt bekommen hatte, doch das würde nicht gegen einen Profi Killer ausreichen. Und seine Mutation...? Nunja, er hatte nie gelernt, wie man sie richtig verwendete und selbst jetzt, wo er sie mit allen Mitteln unter seine Kontrolle zwang, war da noch immer die Angst in ihm, wieder alles zu zerstören und seinen Körper noch mehr Schaden zuzufügen. Es gab immerhin einen guten Grund, weshalb er diese Macht all die Jahre nicht benutzt hatte. Gegen Hawks war er also kurz gesagt, nur ein kleiner Junge, der versuchte mit den Erwachsenen mitzuhalten und doch rührte sich besagter Mann nicht vom Fleck.
Stattdessen beobachtete er jede seiner Bewegungen mit einem sarkastischen Grinsen und einem spöttischen Ausdruck im Gesicht. Er machte sich über ihn lustig. "Und was hast du jetzt vor? Willst du mich töten und die Kids laufen lassen? Klingt nach einem grottigen Plan, wenn du mich fragst." Bei den Worten blinzelte er einmal perplex. Das...das war eine gute Frage. In den letzten Minuten hatte er einfach frei nach seinem Bauchgefühl gehandelt und hatte sich nicht überlegt, was er mit seinem Begleiter anstellen sollte, jetzt wo er ihn in dieser verletztlichen Position hatte. Seine Gedanken glitten zu dem kleinen Dolsch, welcher nach wie vor gut versteckt in seiner Tache lag. Schnell vertrieb er diesen Gedanken. Er würde sein Gegenüber auf keinen Fall mit einem Messer bedrohen! Er brauchte eine andere Methode, um diesen möglichst gewaltlos davon abzuhalten, seinen Bruder und dessen Freunde zu attackieren.
Moment...wenn er genauer darüber nachdachte, gab es wirlich etwas, was er tun könnte. "Nicht direkt, aber sowas in der Art.", beendete er die Frage des Blonden und sah, wie dessen Ausdruck sich zu Verwirrung änderte. Danach ging alles ganz schnell. Ohne, dass sein Begleiter die Zeit hatte zu reagieren, griff er ihn an Handgelenk und Trizeps, zog den Arm an seinem Körper vorbei, drückte ihm gegen das Kreuzbein, nachdem er ihn seitlich herangezogen hatte, positionierte Armbeuge an Kehlkopf und griff als letzten Schritt gezielt nach dessen Schulter und schloss sie. Nichtmal zwei Sekunden später, entglitt der geflüglete aus seinem Griff und landete kraftlos auf dem Boden, wo er regungslos liegen blieb. Dabi hatte diesen Trick oft genug mit Toga geübt, um zu wissen, dass Hawks nur bewusstlos und nicht ernstahft verletzt war. Dies war eine der ersten Kampftechniknen, die das Mädchen ihm beigebracht hatte, wobei sie immer wieder betont wie, wie wichtig dieser kleine Trick für sein Überleben in Gewaltsituationen war. Er war selbst überrascht, dass die ganze Aktion so reibungslos verlaufen war, doch vermutlich hatte sein Begleiter einfach nicht mit sowas gerechnet und wurde durch den Überraschungseffekt, welchen er selbst so gern benutzte, besiegt.
Ein panisches nach Luft japsen holte ihn in die Realität zurück und sein Blick fiel zu den 3 Jungen, die vollkommen erstarrt hinter ihm standen und die ganzen Szene machtlos mitansahen. Der Grünhaarige schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund und man konnte deutlich das Zittern in seinen Gliedern erkennen. "Hast du...hast du ihn getötet?", flüsterte der Junge mit belegter Stimme. Sein panischer Blick landete auf ihm, doch er winkte nur ab. "Nah, keine Sorge, er ist nur bewusstlos. Der kommt schon wieder zu sich.", versicherte er dem Jungen und auch wenn dieser nicht zu hundert Prozent überzeugt wirkte, nickte er schnell. Womöglich hatte er einfach zu viel Angst, um noch mehr nachzubohren. "Was hast du jetzt mit uns vor, Narbenfresse? Uns selbst umbringen?", schnitt die beißende Stimme des Blondhaarigen durch die neu entstandene Stille. Dabi wusste nicht genau, ob das eine Frage oder eine Drohung sein sollte. Einerseits wirkte der Junge, genau wie seine Freunde, zögerlich und verunsichert. Andererseits war da immer noch das selbe aggressive Glitzern in seinen Augen. "Nein." Die Antwort kam diesmal nicht aus seinem, sondern aus dem Mund seines Bruders. Mit einer Standhaftigkeit, die er ihm in dieser Situation gar nicht zugetraut hätte, trat er ein paar Schritte nach vorn und blickte ihm tief in die Augen. "Er wird uns nichts tun. Das ist doch der Grund gewesen, wieso du deinen Begleiter bewusstlos geschlagen hast. Damit wir fliehen können. Ich hab doch recht, nicht wahr...Toya?" Er musste schon sagen, auch wenn Shoto auf den ersten Blick womöglich etwas naiv und unwissend wirkte, war er das genaue Gegenteil davon. Dieser hatte ein hervorragendes logisches Denkvermögen und schien selbst in den ausweglosesten Situationen sein rationales Denken über seine Emotionen zu stellen. Eine andere Erklärung hatte er nicht, wieso sein Bruder nach allem was gerade passiert war, noch immer so ruhig und gefestigt mit ihm reden konnte. "Ja, du hast Recht. Ich will nicht, dass dir oder irgendeinem von euch etwas passiert. Es wäre also das beste für euch jetzt zu fliehen, bevor Hawks aufwacht." Er stahl einen flüchtigen Blick zu dem geflügelten, welcher noch immer ruhig auf dem Boden lag und sich keinen Millimeter bewegte. Es machte zwar nicht den Anschein, als würde dieser bald erwachen, doch wie sagte man so schön? Der Schein konnte trügen. Sein Blick wanderte wieder zurück zu den Personen vor ihm und tatsächlich schienen der Grünhaarige und überraschenderweise auch der Blibdschopf voll von seinem Vorschlag überzeugt zu sein. Mit ernsten Mienen redeten sie auf Shoto ein und versuchten diesen allen Anschein nach zur Flucht zu überreden, doch Todorokis waren eben schon immer stur gewesen. Ohne ein Wort zu sagen, befreite der rot-weiß Haarige sich aus den Griffen seiner Freunde, die verzweifelt versuchten ihn mit sich zu ziehen und trat dann langsam einen Schritt nach dem anderen nach vorn. Die blau-grauen Augen waren starr zu Boden gerichtet, während sein Körper mit jeder Sekunde immer mehr einzusacken schien. Er seufzte einmal innerlich. Er hatte nie beabsichtigt, seinen Bruder so zu verletzen, denn dieser hatte mehr Schaden von seiner Aktion abbekommen, als alle anderen Anwesenden, auch wenn man es ihm vielleicht nicht sofort ansah. Schließlich blieb er direkt vor ihm stehen, sodass gerademal eine ausgestreckte Handfläche zwischen sie passte. Er sah, wie sich der junge Todoroki unsicher auf der Unterlippe herumkaute, das tat er selbst auch immer, wenn er nervös war. Scheinbar wusste Shoto nicht, was er zu ihm sagen sollte, also entschied er sich dafür einfach selbst das Sprechen für diesen zu übernehmen. Eine Erklärungen schuldet er ihm immerhin. Zumindest eine kleine. "Hör zu, es...es tut mir unendlich Leid. Ich hatte nicht beabsichtigt, dass du es auf so eine Art und Weise erfährst. Eigentlich hatte ich nichtmal beabsichtigt, dass irgendjemand aus unserer Familie es erfährt. Ich...was damals passiert ist, tut mir Leid. Ich wollte so unbedingt weg von diesem Ort, von dem Schmerz und dem Leid, dass ich...nun, dass ich einfach losgerannt bin, schätze ich. Das war selbstsüchtig, ich weiß. Ich hatte erst danach begriffen, was diese Tat auf euch für Auswirkungen hatte und ich schätze mir fehlte einfach der Mut, um nochmal zurückzukommen. Ich wollte nicht, dass ihr mich so seht. Es wäre mir lieber gewesen, wenn du mich als Toya in Erinnerung behalten hättest."
Er konnte sehen, wie Shotos unsicherer Blick bei den Worten über seinen Körper schweifte. Er wusste nicht, wie dieser ihn in Erinnerung hatte, aber es wäre ihm deutlich lieber gewesen, wenn sein Bruder ihn nicht so gesehen hätte, wie er jetzt war. Es vergingen ein paar stille Momente, bevor sein Gegenüber sich auf einmal nach vorn beugte. Er musste sich zusammnenzureißen nicht zusammenzuzucken und spannte bei dieser plötzlichen Nähe automatisch seinen Körper an. Seine Augen weiteten sich überrascht, als er realisierte, was für eine Geste das hier war.
Eine Umarmung. Shoto hatte seine Arme fest um ihn geschlungen und presste seine Stirn gegen seine eigene. Er konnte sich erinnern, wie seine Mutter das früher bei ihm gemacht hatte. Als kleines Kind, wenn er wütend oder traurig war, hatte sie ihn immer in ihren warmen Armen gehalten und ihre Stirn gegen seine eigene gepresst. Damals hatte es ihn immer sofort beruhigt und auch jetzt, spürte er, wie sein Körper sich allmählich entspannte. Er hatte nicht erwartet, dass Shoto eine so intime Geste vor seinen Freunden zeigen würde, doch es fühlte sich nicht falsch an. Ganz und gar nicht, wenn er ehrlich war. "Wir haben dich vermisst, Toya.", hörte er die leisen Worten neben seinem Ohr und schloss unbewusst die Augen.
"Ich euch auch, kleiner Bruder."
Dabi braucht eine Umarmung. Shoto auch...
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