Kapitel 15

Als das helle Tageslichte auf seine Augen traf, musste er einige Male blinzeln, um sich daran zu gewöhnen und gähnte dann einmal verschlafen auf. Er fühlte sich warm und geborgen. Lange war er nicht mehr mit so einem angenehmen Gefühl erwacht.
Er gähnte noch einmal und brauchte ein paar Sekunden, um sich an seinen neuen, wachen Zustand zu gewöhnen und spürte erst jetzt, dass er sich an etwas großes gepresst hatte. Etwas großes, lebendiges. Fragend drehte er sich um und als er erblickte, neben was oder besser gesagt wem er da lag, geriet sein Atem automatisch ins stocken. Ein wirrer blonder Haarschopf war alles, was er unter der weißen Bettdecke ausmachen konnte, doch das reichte ihm voll und ganz um zu wissen, um welche Person es sich handelte. Sofort war das warme und wolige Gefühl verschwunden und stattdessen durch Angst und Nervösität ersetzt. So vorsichtig er konnte, rückte er Stück für Stück von dem Körper neben ihm weg, sodass er nun dicht an die Wand gepresst da hockte. Kläglich suchten seine Augen nach einem Ausweg aus dem Bett, bei dem er den schlafenden nicht wecken würde, doch dieser hatte die ganze länge des Bettes beansprucht und es war beinahe unmöglich an ihm unbemerkt vorbei zu kommen.
Fuck! Hätte er gestern nicht rumgeheult, wie ein kleines Baby, dann wäre es jetzt nicht zu dieser Situation gekommen! Es war ihm ja schon unangenehm, dass der Blondschopf ihn gestern beruhigen und in den Arm nehmen musste, doch das hier toppte alles! Er konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, mit diesem zusammen eingeschlafen zu sein. Er konnte sich nur noch an seinen kleinen Heulkrampf erinnern und danach war alles schwarz. War er...Oh Gott, war er einfach in den Armen des anderen eingeschlafen? Er war gestern so schockiert von der Sache mit Overhaul gewesen, dass er sich über sowas gar keine Gedanken gemacht hatte. Auch jetzt beschäftigte ihn noch die Sache mit dem jungen Yakuza Boss. Was hatte sich dieser dabei nur gedacht? Hatte er sich denn überhaupt etwas dabei gedacht? Er fand ihn atttracktiv und hatte ihn einfach ohne jede Hemmung auf dem Gang geküsst. Er wollte sich gar nicht erst vorstellen, was noch alles zwischen ihnen passiert wäre, hätte Hawks sie nicht unterbrochen. Es war schon beinahe amüsant, wie oft ihn sein Begleiter jetzt schon gerettet hatte. Als erstes hatte er ihn natürlich von der Straße geholt und ihm ein ordentliches Zuhause gegeben. Dann hatte er sich um seine Narben gekümmert und hatte ihn auf ihrer gemeinsamen Mission unterstützt. Dass er ihn gestern schon wieder retten musste, war ihm dabei mehr als nur peinlich.
Verdammt, wie konnte man bitte schön so idiotisch und unselbstständig sein?

In seine Gedanken vertieft merkte er gar nicht, wie er unruhig auf seinem Platz herumrutschte und leise Flüche von sich gab. Er stoppte erst, als ein leises Geräusch neben ihm ertönte, was ihn sofort in allem Inne halten ließ. Vorsichtig lugte er nach unten und als er eine träge Bewegung unter der weißen Decke warnahm, hätte er sich am liebsten sofort in Luft aufgelöst. Noch eine Bewegung war zu sehen und ein müdes Murren ertönte. Er biss sich auf die Lippe, um keine Laute zu machen oder in einem anderen Maß die Aufmerksamkeit auf sich selbst zu lenken, doch dafür war es schon zu spät. Es dauerte nicht lange, bis sich ein verschlafenenes Augenpaar öffnete und langsam durch die Umgebung schweifte. Das sonst so glänzende gold war matt und verschleiert, doch mit jeder weiteren Sekunden, bekame es etwas mehr von seiner üblichen schärfe. Schließlich landeten sie auf ihm und analysierten ihn für einen Momemt, bevor auch ihr Träger zu realisieren schien, in was für einer Situation sie sich gerade befanden und sich langsam aufrichtete. Als Hawks nun im Bett saß, statt zu liegen und damit den Weg nach draußen frei gemacht hatte, war der Schwarzhaarige drauf und dran dies zu nutzen. Er richtete sich auf und wollte gerade aufstehen, aus dieser fragwürdigen Situation fliehen, als er am Handgelenke gepackt und zurück nach unten gezogen wurde. "Warte Mal einen Moment.", ertönte die raue Stimme seines Gegenübers und er fühlte, wie ihm ein Schauer über den Rücken lief. Einerseits, weil diese Worte gerade verdammt sexy geklungen hatten, andererseit weil er Angst davor hatte, was ihr Besitzer als nächstes sagen könnte. Würde er Fragen stellen? Ja, natürlich würde er Fragen stellen, Idiot!
Er konnte es dem geflügelten wirklich nicht verdenken, dass er ein paar Antworten zu der gestrigen Situation haben wollte, doch er war sich nicht sicher, ob er ihm diese auch geben konnte oder besser gesagt wollte. Unsicher blickte er in die goldenen Augen, die ihn mit einem unlesbaren Ausdruck musterten. Es verging ein Moment der Stille, in dem sie sich beide nur gegenseitig anstarrten, bevor einer von ihnen doch noch das Wort ergriff.

"Wie geht's dir?" Er hatte mit allen möglichen Fragen gerechnet, aber nicht mit dieser. Obwohl sie im ersten Augenblick so einfach und unbedeutend erschien, war sie das genaue Gegenteil davon und er haderte mit sich selbst, was er darauf antworten sollte. Wenn er lügte, würde man ihm das sicher anmerken, doch die Wahrheit würde nur noch mehr Probleme mit sich bringen und darauf konnte er gerade getrost verzichten. "Mir geht's gut.", entschied er sich für die leichte Variante und hoffte, dass dieses Gespräch damit beendet war, doch da hatte er die Rechnung ohne seinen Begleiter gemacht. Der schnaubte kurz auf und schüttelte demonstrativ den Kopf. "Lüg mich nicht an, Dabi. Ich sehe doch ganz genau, dass es dir nicht gut geht." Die Stimme des anderen klang nun leicht vorwurfsvoll und das machte ihn irgendwie wütend. Es war nicht seine Schuld, dass das mit ihm passiert war, okay? Es war zwar seine Entscheidung gewesen, den Blondschopf gerade anzulügen, doch auch nur, weil es besser für sie beide wäre, dies Sache einfach zu begraben. "Warum fragst du dann erst? Wenn du dir schon selbst die Antwort dazu denken kannst." Der Kommentar kam bissiger heraus, als er eigentlich beabsichtigt hatte und doch fühlte es sich irgendwie gut an. Es war befreinend, seinen ganzen angestauten Frust an jemanden auszulassen, auch wenn es wohl die letzte Person war, bei der er sowas beabsichtigt hatte. Es dauerte ein wenig, bevor sein Gegenüber ihm schließlich antwortete und die Worte verließen nur zögerlich und unsicher seinen Mund, so als wüsste er nicht, ob es angemessen war, sie laut auszusprechen. "Weil ich mir Sorgen um dich mache. Deshalb." Wäre es ein anderer Tag und eine andere Situation gewesen, dann hätte er sich über diesen Satz sicher gefreut. Hätte ein warmes Gefühl im Bauch und eine schüchterne Röte im Gesicht bekommen, doch jetzt steigerte es nur noch seine Frustration. "Das musst du aber nicht. Ich bin kein Baby mehr! Ich kann selbst auf mich aufpassen.", schnappte er zurück und musste sich wirklich zurückhalten, um dabei nicht lauter zu werden. Danach würde er sich sicher wieder schuldig für seine ungezügelten Emotionen fühlen, doch im Moment dachte er da nicht daran. Er benötigte lediglich ein Ventil für seinen Frust. "Das weiß ich und ich wollte auch nicht andeuten, dass du unselbständig bist und mich als deinen Aufpasser brauchtst. Ich mache mir lediglich Sorgen um dich. Das ist alles." Er musste sich ein Stöhnen verkneifen. Er hatte doch schon gesagt, dass er allein mit seinen Problem klarkam und nicht auf die Hilfe, von anderen Menschen angewiesen war und dennoch wurde er weiterhin mit diesem besorgten und mitfühlenden Ausdruck gemustert, der seine Wut nur weiter wachsen ließ.
"Das will ich aber nicht!"
"Was?"
"Dass du dir Sorgen machst!"
"Wieso?"
"Weil ich es nunmal nicht will, zufrieden?"
"Nein, aus welchem Grund willst du es nicht? Glaubst du, dass ich mich über dich lustig machen werde, sobald du ein wenig Schwäche zeigts?"

Jetzt stöhnte er wirklich auf und knirschte frustriert mit den Zähnen. Ihm war egal, was Hawks darüber dachte, doch es war ganz klar unnötig, sich Sorgen um ihn zu machen. Wieso verstand der andere das denn nicht? Auf Tokios Straßen hatte er für Jahre allein überlebt und war nie auf die Hilfe anderer Personen angewiesen gewesen! Er musste sich zusammenreißen nicht überzureagieren und seinen Begleiter mit allem möglichen sinnlosen Zeug vollzuschreien, sodass seine Worte mehr wie ein aggresives Zischen klangen, doch zumindest verstand man, was er sagte. "Weil ich es verdammt nochmal nicht will, okay! Ich bin kein Schwächling und ich bin auch nicht auf deine Hilfe angewiesen. Ich komme sehr gut allein zu recht! Warum zur Hölle ist dir das überhaupt so wichtig?" Seine Hände, die er mit der Zeit zu Fäusten geballt hatte, zitterten leicht, während er Hawks all diese Worte an den Kopf knallte. Es war nicht fair. Der andere machte sich doch nur Sorgen um ihn, was nach der gestrigen Situation absolut verständlich war und doch war da so ein kleiner Teil in seinem Gehirn, der einfach nicht zulassen wollte, dass andere Menschen Sympathie mit ihm empfinden konnten. Dass er nicht sein ganzes Leben lang dazu verdammt war allein zu sein, wusst er natürlich, doch es fiel ihm nach all den schlechten Ereignissen in seinem jungen Leben schwer zu glauben, dass jemand ihn tatsächlich so respektieren konnte, wie er war. Dass sich der andere Sorgen um ihn machte, klang deshalb wie eine honigsüße Lüge oder noch schlimmer eine Beleidigung. Er wollte eigentlich nicht so aggresiv reagieren, doch irgendwie fühlte er sich gerade entblößt. Offen. Er mochte diesen Zustand nicht. "Weil du mir wichtig bist, okay? Weil ich dich mag und dich ein wenig mehr leiden kann, als es gut für mich ist. Weil ich es nicht ausstehen kann, dich so traurig und verletzt zu sehen. Deshalb mache ich mir Sorgen." Das brachte ihn erstmal zum Schweigen. Er wusste nicht, was der andere damit meinte. Er konnte ihn mehr leiden, als es gut für ihn war? Also wenn das ein Scherz sein sollte, dann war das hier definitiv die falsche Zeit dafür. "W-Was meinst du damit?", fragte er kleinlaut. All die Wut und Frustration in ihm hatte sich in Luft aufgelöst. Da war nur noch die Angst vor der Antwort auf seine Frage. Hawks seufzte einmal. Nicht wütend oder genervt, sondern erschöpft. Stumm rutschte er ein wenig näher zu ihm und sorgte dafür, dass sie sich gegenseitig tief in die Augen blicken mussten. "Ich mag dich, Dabi. Ich mag dich sogar sehr. Weißt du, als wir uns das erste Mal trafen, hattest du so eine seltsame Aura, die mich sofort in ihren Bann gezogen hat. Ich wollte dich besser kennenlernen und erfahren, wer der Mann hinter dieser Präsenz ist und je mehr Zeit ich mit dir verbracht habe, desto besser verstand ich, dass das nicht einfach nur Freundschaft ist, die ich empfinde. Ich weiß, dass eine Woche keine lange Zeit ist, doch die Gefühle in mir sind echt und ich wenn mich nicht alles täuscht dann fühlst du genauso, nicht wahr?" Er war viel zu geschockt, um diese Frage zu beantworten. Niemand hatte ihm jemals gesagt, dass er ihn mochte oder etwas für ihn empfand. Alles was er kannte, war von jemandem benutzt zu werden. Da war nie ein 'Ich mag dich' gewesen. Keine süßen Worte, die ihm Abends ins Ohr geflüstert wurden. Es war immer nur um den eigenen Vorteil gegangen. Sein Atem geriet leicht ins Stocken und es kostete ihn alles an Kraft, den Blick zu erwidern und nicht einzuknicken. "Du...Du liebst mich?", flüsterte er in die bedrückende Stille hinein und konnte fühlen, wie sich ein Klos in seiner Kehle bildete. Sein Gegenüber blinzelte ihm erst perplex zu, doch als er die Worte richtig realisierte, begann er zu lächeln. Kein sarkastisches oder schadenfrohes Grinsen, sondern ein ehrliches Lächeln, welches pure Wärme ausstrahlte. Sanft strich er ihm eine lose Ströhne hinters Ohr und sobald er seine Finger wieder wegzog, breitete sich eine merkwürdige Kälte auf dieser Stelle aus. "Liebe ist ein großes Wort, Dabi. Ich möchte es nicht benutzen, wenn ich mir nicht vollkommen sicher darüber bin und dich dadurch womöglich noch enttäuschen. Allerdings...ich weiß, dass ich dich wirklich sehr gern habe und wenn du es auch möchtest, dann wäre es eine Freude für mich dich noch näher kennenzulernen." Der Klos in seinem Hals wurde nur noch dicker und schlucken brachte rein gar nichts dabei, diesen zu bekämpfen. Sie...sie mochten sich! Er wurde von jemandem gemocht! Trotz der eigentlichen fröhlichen Situation, spürte er, wie seine Augen zu brennen und sein Körper zu zittern anfingen. Er fühlte sich furchtbar seltsam. Einerseits freute er sich natürlich, doch da war noch dieses andere Gefühl von Unglaube und Verachtung, welches ihm leise ins Ohr flüsterte, dass das alles nur eine Lüge wäre. Dass es niemanden gab, der ihn mögen könnte.

Unfähig sich noch weiter zu beherrschen, japste er nach Luft und fühlte etwas nasses seine Wange entlang rinnen. Es war, als würden alle Emotionen, die er Jahrelang so gnadenlos unterdrückt hatte, jetzt mit einmal auf ihn einstürzen und ihn so weit unter sich begraben, dass es keinen Ausweg mehr gab. "Hey, Dabi? Alles in Ordung? Habe ich etwas falsch gemacht?" Statt zu antworten, schlug er sich die bebende Hand vor den Mund, um seine erbärmlichen Schluchzer zu dämpfen. Er wollte seinem Begleiter nicht das Gefühl geben, dass er etwas falsch gemacht hatte, denn das entsprach ganz sicher nicht der Wahrheit, doch selbst wenn er versuchen würde zu sprechen, kämen wahrscheinlich nur weitere Schluchzer aus seiner Kehle. Er war so konzentriert darauf seine Laute zu dämpfen, dass er gar nicht bemerkte, wie sich jemand neben ihm bewegte und näher zu ihm rückte. Erst als sich zwei starke Arme um ihn schlangen und er an einen warmen Körper gezogen wurde, realisierte er, in was für einer Situation er sich gerade befand. Bei der ungewohnten Geste verkrampfte er sich ein wenig, doch als eine sanfte Hand ihm über den Rücken strich und dabei stets darauf achtete, seine Narben und Klammern nicht zu irritieren, ließ er schließlich seine Mauer sinken und lehnte sich immer mehr in die zärtlichen Berührungen.
Es war okay! Verliebte berührten sich so, nicht wahr? Er hatte keinen blassen Schimmer von Beziehungen und Liebe, wie ihm nun schmerzlich bewusst wurde. Liebe...sicher fühlte es sich schön an. Es war in Ordung, dass der Blondschopf ihn nicht liebte oder es zumindest nicht wusste. Wie dieser bereits gesagt hatte, war es ein großes Wort mit einer noch größeren Bedeutung, welches man nicht einfach so nach einer Woche benutzte. Ein weiterer Schluchzer verließ seinen Mund und er spürte, wie vorsichtige Finger ihm unters Kinn fassten und seinen Kopf langsam anhoben, sodass er automatisch in zwei goldene Augen blickte. "Shhh. Es ist alles gut, okay? Du brauchst nicht zu weinen." Heh, das war wohl leichter gesagt, als getan. Eigentlich war er nicht sehr sentimental, doch gerade spielten seine Emotionen vollkommen verrückt.Er hatte keine Ahnung, wie Hawks gerade so standhaft bleiben konnte. Wahrscheinlich hatte dieser im gebiet Liebe einfach mehr Erfahrung. Bei seinem Look war das gar nicht so unrealistisch. "Was ist los, hm?" Die Stimme des Blondschopfs war so sanft und angenehm, dass es ein Prickeln in seinem Bauch auslöste. Mit der zitternden Hand strich er sich eine Spur aus bluttrigen Tränen aus dem Gesicht, bevor er kurz schniefte und tatsächlich ein paar leise Worte herausbrachte. "Es tut mir Leid. Es...es ist nur...ich verstehe nichts von Liebe und Beziehungen. Bevor ich dich kennengelernt habe, wusste ich nichtmal, dass ich sowas empfinden kann und dann kommst du und bringst meine ganze Welt durcheinander. Ich wurde mein Leben lang nur benutzt, Hawks. Wie ein Spielzeug, dass immer wieder an einen neuen Besitzer gereicht wird, bis es irgendwann vollkommen zerfetzt und enstellt im Mülleimer landet." Er biss sich auf die Unterlippe und starrte nervös in die goldenen Augen vor ihm, die ihn stumm aufforderte weiter zu reden. "Du...Du bist dagegen wie die Sonne. Hell und strahlend und so wunderschön. Du spendest Licht und Wärme wo du nur hingehst. Du hast sowas kaputtes wie mich nicht verdient." Seufzend schmiegte er sich wieder an den warmen Körper vor ihm und atmete dessen Duft ein. Währenddessen strichen ihm sanfte Finger durchs Haar und er konnte nicht anders, als sich weiter in die zärtliche Berührung zu lehnen. Es war schon beinahe beängstigend. Normalerweise hasste er es von anderen Menschen auf so eine Weise angefasst zu werden, allen voran Männern, da er nur schlechte Erinnerungen damit verband, doch bei Hawks schienen all diese Ängste wie in Luft aufgelöst. Wenn dieser ihn berührte, fühlte es sich nicht kalt oder emotionslos, sondern warm und liebevoll an. Er war wie das Zuhause, welches er nie gehabt hatte. "Du hast Recht. Du bist kaputt. Eine gebrochene Seele, deren Einzelteile schon längst vom Wind verweht wurden, aber glaub mir, das bin ich genauso. Ich bin keine Sonne, die Licht und Sicherheit spendet. Ich bin eher ein Schatten, der auf ewig dazu verdammt ist, dem Licht hinterherzujagen und es dennoch nie erreichen wird." Es war schwer sich den geflügelten mit seinem wirren blondem Haar, seiner hellen Kleidung und seinen Augen aus flüssigem Gold, als Schatten vorzustellen. Andererseits, wenn man dessen Stellung in der Gesellschaft und die Taten, die er bereits vollbracht hatte ansah, dann war es gar nicht mehr so abwägig. Wahrscheinlich waren alle aus der Liga, nein, alle Mutanten der Welt, Schatten die niemals das Licht der Hoffnung erreichen würden.

"Glaubst du, dass wir jemals normal sein können?" Er wusste nicht recht, wo die Frage auf einmal hergekommen war, doch nachdem sie sich einmal in seinen Gedankengang geschlichen hatte, wollte er eine Antwort darauf. Es dauerte etwas, bevor sein Gegenüber dazu etwas sagte und selbst da wirkte er noch unsicher. "Wenn ich ehrlich bin, keine Ahnung! Was bedeutet es denn überhaupt normal zu sein? Wenn es heißt, seine freie Meinung und sein Recht zum Protest aufzugeben, dann bleibe ich liebend gern so, wie ich bin. Diese Welt braucht dringend eine Veränderung und solange es noch Menschen gibt, die genauso denken wie ich, werde ich mich nicht geschlagen geben." Wahre Worte, das musste man seinem Begleiter lassen. Der Blick des Anderen wanderte zurück zu ihm und ein Grinsen breitete sich auf den weichen Lippen aus. Fragend zog er eine Augenbraue hoch und legte den Kopf schief. "Was?" Ein kurzes Lachen verließ die Kehle des geflügelten und er schüttelte einmal amüsiert den Kopf. "Schon gut, du siehst mich nur gerade ziemlich verliebt an." Jetzt konnte er sich ein eigenes Lachen nicht verkneifen und die ganzen stürmischen Emotionen in ihm, begannen langsam abzuflachen und zu einer Mischung zu werden, die beruhigend und glücklich machte. "Ist das denn so falsch.", fragte er neckisch und sah den Mann vor ihm Grinsen. "Oh, ganz und gar nicht. Es ist nur sehr witzig dabei zuzusehen, wie schnell sich deine Stimmung ändern kann." Er zog eine beleidigte Schnute und boxte Hawks einmal spielerisch gegen den Arm. "Das ist deine Schuld! Wenn du mich mit allen möglichen Dingen überrumpelst, kann ich ja gar nicht anders reagieren." Sein Gegenüber zog neckisch eine Augenbraue hoch und lehnte sich dann noch ein Stück weiter zu ihm, sodass Dabi dessen warmen Atem auf seinem Gesicht spüren konnte. "Oh glaub mir süßer, ich kann noch viel mehr Gefühle aus dir hervorholen." Warte...h-hatte er ihn gerade wirklich 'süßer' genannt? Oh Gott! Für die umverkennbare Röte, die sich auf seinem Gesicht ausbreitete, hätte er sich am liebsten eine Klatschen können, doch er benötigte seine ganze Energie schon dafür, um mit einem zumindest einigermaßen normalen Ausdruck in die goldenen Augen vor ihm zu schauen und keine peinlichen Grimassen zu ziehen. Nur abseits bemerkte er, wie warme Hände sich an sein Becken legten und mit den Fingerspitzen langsam nach oben fuhren. Er biss sich auf die Lippen, um keine unangenehmen Geräusche von sich zu geben, doch als die Finger an seiner Hüfte angekommen waren, atmete er abrupt aus und zuckte ein wenig zusammen. Bei dem fragenden Blick, der ihm zugeworfen wurde, kratzte er sich einmal verlegen am Hinterkopf. "Das kitzelt.", murmelte er und hoffte instinktiv, dass der Andere diesen Fakt nicht zu seinem Vorteil nutzen würde. Viele seiner Nervenzellen waren zwar durch seine Verbrennungen bereits abgestorben, aber genau an dieser Stelle waren sie noch aktiv. Unschuldig blinzelte er dem geflügelten zu und hoffte, dass es nicht so enden würde, wie er vermutete, doch er hatte nicht damit gerechnet, wie schadenfroh der Blondschopf war. "Wirklich? Was passiert dann, wenn ich das tue...?" Bevor Dabi die Chance hatte zu reagieren, waren die sanften Berührungen fort und wechselten stattdessen einem kneifen und zwicken, welches ihm zum zucken und unkontrollierten Lachen brachte. "W-Warte, Ich-Hey...hör auf, du Idiot." Seine schroffen Worte wurden durchh sein unkontrolliertes Lachen abgeflacht und er hatte keine Kraft mehr bissige Sätze von sich zu geben. Seine Arme griffen kläglich nach denen seines Begleiters und versuchten ihn zu verteidigen, doch gegen Hawks hatte er keine Chance. Er wusste nicht, wie lange ihr kleines Spielchen so gegangen war, doch er fand sich schon bald völlig außer Atem mit dem Rücken auf der Matratze wieder. Seine Bauchmuskeln brannten und er inhalierte gierig jeden Luftzug, der an ihm vorbeizog. Er brauchte einen Moment, um seinen Atem zu beruhigen und als er die Augen öffnete, starrte er sofort in ein goldenes Paar Seelenspiegel. Sein Gegenüber hatte die Hände neben seinem Kopf auf der Matratze aufgestützt und lehnte so dicht über ihm, dass er dessen Atem auf seinem Gesicht spüren konnte. Als er begriff, in welcher Position sie sich gerade befanden, beschleunigte sich sein Herzschlag und ein aufgeregtes Kribbeln breitete sich in seinem Körper aus. "Darf ich?" Verwirrt runzelte er die Strin, doch als er das Verlangen in dem Gesicht vor ihm erblickte, beantwortete sich seine Frage von selbst. Nervös kaute er auf seiner Unterlippe herum und nahm einen tiefen Atemzug. Zögerlich nickte er und sah einen freudigen Schimmer in den goldenen Augen glänzen, der ihn zum Lächeln brachte.

Mit der Hand fuhr Hawks unter seinen Kopf und hob diesen liebevoll an. Es verging eine letzte Sekunde des Zögerns, bevor dieser sich schließlich vorbeugte und die letzten Zentimeter zwischen ihnen besiegelte.



Fuck, ihr glaubt nicht wie schwer ich mich mit diesem Kapitel getan habe...🥴

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