Kapitel 14
Die Unterhaltung lief überraschend gut. Viel besser als er erwartet hatte. Tatsächlich teilte Overhaul ihnen mit, dass er eine wertvolle Quelle, um Informationen aus dem Tartarus zu bekommen, hatte. Kurz gesagt, er verfügte über mehr Wissen als die Liga sich jemals zu Träumen gewagt hätte. Dass er ihnen bei ihrer letzten Mission die Datei hatte zukommen lassen, war zwar in erster Linie eine Entschädigung für ihre Hilfe gewesen, allerdings war es der Hintergedanke des jungen Yakuza Bosses gewesen, genau so eine Situation, wie jetzt zu erzeugen. Er wäre eine schlechter Geschäftsmann, hätte er die Informationen einfach so preisgegeben, doch nun wo Shigaraki ihm ihre Hilfe im Austausch gegen Wissen anbot, war das für die Shie Hassaikai quasi eine Win-Win Situation. Sie hatten fähige Mitglieder bei einem ihrer Aufträge oder was auch immer und die Liga hatte das, was sie von Anfnag an wollten. Außerdem würden beide Gruppen von einem Sturz des Tartarus profetieren. Sie alle hätten zum einen mehr nützliche Rekruten und zum anderen würde ein Angriff auf ein so hoch angesehenes Sicherheitslager ein Zeichen setzten, dass niemand sich mit Mutanten anlegen sollte. Wahrscheinlich klang es ziemlich unfair, dass Overhaul mit all diesem Wissen noch keinen eigenen Angriff gestartet hatte und lieber darauf wartete, dass jemand anderes kam, der sich die Hände schmutzig machen konnte, doch nach seiner ersten Mission mit Hawks hatte Dabi dafür vollstes Verständnis. Es war keine einfache Angelegenheit einen Mord zu begehen, weder körperlich noch mental und jeder sollte selbst entscheiden, ob er mit dieser Last umgehen konnte oder eben nicht. Er verurteilte die Shie Hassaikai nicht, nur weil sie damit nicht klarkamen oder zumindest nicht in so einem Ausmaß, wie es bei diesem Projekt der Fall wäre. Er selbst hatte auch schon ausführlich darüber nachgedacht, ob er bei der Sache mitmachen würde oder nicht. Die Liga würde es ihm nicht übel nehmen, wenn er nicht aktiv dabei wäre, dass hatten sie ihm von Anfang an gesagt, schließlich gab es auch noch andere Rollen, bei denen er keinen eigenen Körpereinsatz zeigen müsste und sie dennoch unterstützen würde. Dennoch stand sein Entschluss fest. Er würde nicht auf irgendeinem Drehstuhl sitzen und über einen Computerbildschirm beobachten, wie seine Freunde sich in Todesgefahr begaben! So war er einfach nicht. Er würde das gemeinsam mit ihnen durchstehen und wenn dies bedeutete, dass er seine unkontrollierbaren Flammen einsetzen musste, dann sollte es so sein!
Jedenfalls war Overhaul durchaus bereit dazu ihnen diese Informationen über einen fairen Deal zukommen zu lassen. Kampfkraft gegen Wissen.
Es gab da so eine gewisse Truppe von Polizisten, alle noch jung und unerfahren, die Augenmerk auf die Shie Hassaikai gelegt hatte. Jeden Tag konnte man beobachten, wie sie scheinbar völlig unschuldig an diesem Gebäude vorbeischlenderten und dabei immer wieder unaufällige Blicke auf das stets bewachte Tor stahlen. Ob sie etwas ahnten, war unklar und bevor niemand einen Beweis dafür hatte, dass nicht alles hinter geschlossenen Türen mit Rechten Dingen zuging, konnte ihnen auch niemand etwas anhaben, doch bevor man ein Risiko einging, welches man hätte vermeiden können, räumte man es lieber sofort aus dem Weg.
Ihr Auftrag war also diese Gruppe zum schweigen zu bringen und für immer von der Liste potentieller Gefahren zu streichen. Das ganze sollte dabei möglichst unbemerkt vollzogen werden, damit es nicht doch noch die Gefahr gab, dass ihnen jemand auf die Schliche kam. Natürlich hatten sie zu diesem Deal sofort eingewilligt. Es war nichts neues für seinen Begleiter jemanden zu töten und auch er selbst hatte ein wenig Kampferfahrung gesammelt. Für die Informatioenn, die sie dafür bekommen würden, würde es sich alle Mal lohnen. Da Overhaul den Auftrag so schnell wie möglich beendet haben wollte, hatte er ihnen angeboten die Nacht hier zu verbringen und hatte ihnen extra ein Zimmer bereitgestellt. Natürlich war keiner von ihnen wirklich begeistert darüber gewesen, doch schließlich waren sie zu der Erkenntniss gekommen, dass es ihre Mission um einiges vereinfachen würde, wenn sie zusagten. So müssten sie nicht extra nochmal zurück nach Shizuoka und am nächsten Morgen wieder nach Hosu fahren. Wenn die Polizisten morgen erneut ihre kleine Runde drehten dann wäre es die letzte für sie. Sie selbt konnten die Informationen kassieren und danach wieder zurück nach Hause gehen, so als wäre nichts von alldem geschehen. Hörte sich doch eigentlich gar nicht so schlecht an, oder?
Für heute Abend war noch eine kleine Party oder sowas in der Art geplant, um ihre Gäste zu feiern. Ziemlich pompös dafür, dass die Liga schon öfters hier war, doch Hawks hatte nur gesagt, dass die Shie Hassaikai den ganzen Zirkus jedesmal, wenn Besucher zu ihnen kamen, aufführte. Ein kleiner Trink- und Spielabend und ein wenig tanzen. So schlimm konnte es doch nicht werden, oder? Doch konnte es! Bereits als der Schwarzhaarige daran dachte, bekam er eine Gänsehaut. Die heimlichen Seitenblicke, die Overhaul ihm während ihres Gesprächs zugeworfen hatte, waren mehr als nur offensichtlich gewesen und zeigten deutlich, dass der andere Mann Interesse an ihm hatte. Auf welcher Ebene wollte er sich dabei gar nicht erst vorstellen. Sich davor zu drücken war allerdings auch keine Option. Er war kein totales Arschloch und wollte auch nicht den Eindruck darauf geben. Murrend richtete er sein Vogelnest einer Frisur zu recht oder zumindest versuchte er es. Seine Haare waren schon immer so wild und widerspenstig gewesen, dass er sie einfach immer so gelassen hatte, anstatt sie mit allen Mitteln zu zähmen. Er hatte zwar wirklich keine Lust auf diesen Abend, doch wenn er sowieso hinging, dann könnte er sich auch um einen einigermaßen aktzeptablen Look bemühen. Nicht, dass ein glatt gestrichenes Oberteil und eine halbwegs gerade Frisur eine große Veränderung waren, aber er hatte sich immerhin bemüht. Anders als ein gewisses zu groß geratenes Hühnchen, welches nur faul auf seinem Bett herum saß und ihm dabei zusah, wie er sich in dem Spiegel, der mindestens doppelt so lang und breit wie er selbst war, zurecht machte. "Kannst du nicht zumindest ein bisschen Haargel benutzen? Es ist genug davon im Badezimmer.", fragte er. Nicht weil er den wilden Look des Blonden nicht ausstehen konnte, denn wenn es darum ging hatte er absolut nichts, worüber er sich beschweren konnte. Es war nur mehr so, dass er nicht der einzige sein wollte, der darauf Wert legte. Wie ein langweiliger Ordnungsfanatiker wollte er auch nicht rüber kommen. "Nahh, ich mag meine Haare so wie sie sind.", antwortet sein Begleiter nur träge und wuschelte sich demonstrativ durch die wilden Locken. "Schön, aber kannst du nicht zumindest vorttäuschen, dass du dich ein wenig darüber freust? Ich will das auch nicht, glaub mir, aber wir müssen da eben durch.", versuchte er den anderen davon zu überzeugen, zumindest nicht ganz wie ein nasser Sack durchzuhängen. "Solange die Tanzfläche groß genug ist.", war dabei die weise Antwort des geflügelten und er verdrehte einmal die Augen. Dass dieser ein Tanzfan war, hatte er sich schon gedacht.
Durch den Spiegel sah er, wie sein gegenüber einen kurzen Blick auf sein Handy erhaschte und sich danach langsam aufrichtete, bevor er entspannt auf ihn zuschlenderte. Ein Paar warmer Hände landete auf seinen Schultern und er fühlte einen heißen Atem an seinem Ohr. "Außerdem habe ich doch jemanden, der mir Gesellschaft leisten kann." Mit diesen Worten ließ der Blondschopf von ihm ab und lief geschmeidig richtung Tür, so als wäre nichts gewesen. Dabis Herz dagegen schien doppelt so schnell wie davor zu schlagen und er hatte Mühe nicht rot anzulaufen. Hawks Nähe machte ihn immer so unglaublisch nervös und ein persönliches ASMR von diesem machte es nicht gerade besser. "Bist du dann soweit? Diese Party oder wie auch immer diese Leute das nennen, ist bereits losgegangen.", sagte Hawks so gefasst, wie eh und je und der Schwarzhaarige fragte sich, ob dieser überhaupt bemerkte, was für eine Wirkung er auf ihn hatte. Nach einem letzten prüfenden Blick in den Spiegel, drehte er sich schließlich um und folgte seinem Begleiter, der bereits auf dem Gang auf ihn wartete.
Entspannt schlenderten sie die langen Korridore entlang und er war froh, dass er schon immer ein gutes Gedächtnis gehabt hatte, sonst hätte er sich allein bereits ab der ersten Biegung in diesem Labyrinth verloren. Sein Gegenüber war dabei selten schweigsam, was wahrscheinlich an der seltsamen Amtosphäre lag, die diesen Ort umgab. Alles fühlte sich so kalt und emotionslos an, so als wäre alles an Individualität und Fantasie durch strikte Disziplin und Ordnung ersetzt wurden. Dies erinnerte ihn schmerzlich an sein eigenes, früheres Zuhause. Dort wurde auch jede Art von Wärme oder Geborgenheit in die hinterste Ecke des Gemäuers verband, wo niemand sie jemals wieder finden würde. Erst nachdem er von diesem Ort weggelaufen und schließlich nach Jahren auf die Liga getroffen war, hatte er erneut solche Gefühle empfunden. Gott, er konnte gar nicht in Wort fassen, wie glücklich er bei diesen Menschen war. Bei ihnen war es vollkommen egal, wie kindisch, chaotisch oder einfach anders man war. Das einzigst wichtige war die Person tief in deinem Inneren. Der Mensch, der du wirklich warst.
Seine Augen huschten zu Hawks, der ruhig neben ihm herlief und den Blick nach vorn gerichtet hatte. Hatte er ihm gegenüber jemals erwähnt, wie dankbar er dafür war, dass er ihn von der Straße geholt und zur Liga gebracht hatte? Sicher konnte er es sich selbst denken, doch das ganze ausgesprochen zu hören war immer nochmal etwas anderes und Dabi wollte auch nicht wie ein undankbarer Idiot wirken.
Die Geräusche von mehreren Stimmen gleichzeitig, die wirr in einander redeten, unterbrachen seinen Gedankengang und lenkten seinen Fokus auf den großen Saalähnlichen Raum, an dem sie nun angekommen waren. Obwohl er kein großer Fan von dieser Gruppe und ihren Mitglieder war, konnte er nicht leugnen, dass diese muntere und ausgelassene Atmosphäre seine Laune nicht zumindest ein wenig hob. Der Beat von lauter Partymusik dröhnte durch das Zimmer und er hörte die Menge triumphierend aufjubeln.
Das war also eine Party? Er war davor noch nie auf einer gewesen, doch von dem was er bisher gesehen hatte, konnte er sagen, dass es ihm einigermaßen gefiel. Diese ganze lockere Stimmung lenkte von der harten Realität da draußen ab und ließ ihn für einen kurzen Moment vergessen, wer er war und warum er sich überhaupt hier befand. Er entschloss sich dazu, seine Anfänglichen Sorgen und Zweifel beiseite zu schieben und einfach den Moment zu genießen.
Der Liga konnte er schließlich auch noch später sagen, wie dankbar er ihnen war.
Mit neuer Motivation folgte er seinem Begleiter, der zielsicher auf die Mitte des Saals zusteurte, wo sich eine lange Tanzfläche befand. Er drehte sich ein wenig, um sich einen groben Überblick zu verschaffen und musste zugeben, dass Overhaul sich wirklich Gedanken über das ganze gemacht hatte. Am Rande des Saals gab es ein duftendes Essens-Büffet mit einer größeren Alkoholauswahl, als er überhaupt Sorten kannte. Er mochte dieses Gebräu nicht sonderlich. Er konnte nicht ausstehen, was es mit Menschen machte und verstand nicht, wie Leute es als gutes Mittel zum abschalten und vergessen sehen konnten, denn für einen kurzen Zeitraum war es das vielleicht auch, doch danach fühlte man sich meist nur noch schlechter. Murrend kehrte er diesem Stand seinen Rücken zu und beäugte stattdessen die vielen Menschen, um ihn herum, die sich auf der Tanzfläche rekelten und ihre Körper ausgelassen zur Musik bewegten. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal soviele glückliche Personen gesehen hatte. Die verrückten Zeiten in denene sie lebten ermöglichten einfach keine allgemeine Zufriedenheit, doch scheinbar schien das an diesem Ort hier keine Rolle zu spielen. Ein kurzes Zupfen an seinem Ärmel weckte seine Aufmerksamkeit und mit hochgezogner Augenbraue, drehte er sich zur Seite, wo er von zwei leuchtend goldenen Augen angefukelt wurde. "Lust auf ein Tänzchen?", rief Hawks ihm durch die lauten Geräusche, um sie herum, hindurch zu und dessen Flügel ploppten enthusiastisch auf. Bevor er überhaupt Zeit zum protestieren hatte, wurde er schon von zwei starken Armen nach vorn gezogen und eng an einen fremden Körper gepresst. Sein Herzschlag beschleunigte bei dieser plötzlichen Nähe merklich und er war froh, dass das Licht in dem Raum so weit heruntergdreht war, dass man nicht erkennen konnte, wie rot sein Gesicht wurde.
Es missfiel ihm, wie schnell der Blondschopf ihn zur Verlegenheit bringen konnte, doch es zu unterdrücken war beinahe unmöglich.
Warme Hände glitten seine Taille hinab und umschlossen perfekt seine Hüfte, so als wäre sie nur dafür gemacht wurden. "Hände an meinen Nacken.", wurde ihm sanft zugeflüstert und er war überrascht, dass er überhaupt ein Wort davon verstanden hatte.
"Ich kann gar nicht tanzen.", gestand er und fühlte, wie seine Unsicherheit einsetzte. Würde Hawks sich nun eine andere, eine bessere Person suchen? Es war eigentlich keine große Sache und die Angelegenheit des Blondschopfs selbst, doch bei dem bloßen Gedanken daran, spürte Dabi, wie sein Blut anfing zu kochen. "Keine Sorge, du hast den passenden Lehrer." Bei der Antwort atmete er erleichtert auf und starrte dann fragend in das ertwartungsvolle Gesicht seines Gegenübers. "Und du bist dir sicher, dass du mit mir tanzen willst? Hier gibt es sicher noch viele andere Leute, die bereit wären dein Partner auf der Tanzfläche zu sein." Das typische Grinsen des geflügelten breitete sich auf dessen Gesicht aus und er wuschelte dem Schwarzschopf einmal lachend durch die stachlige Mähne. "Höre ich da etwa Neid aus dir sprechen? Keine Sorge, du bist der einzige, mit dem ich tanzen möchte." Sein Gehirn schaltete bei den Worten 'du bist der einzige' ab, denn der Rest war für ihn nicht wichtig. Mit einem leicht schüchternen Lächeln legte er seine Arme um den Nacken des Blonden und schmiegte sich sanft an dessen Körper, der so eine angenehme Wärme und Geborgenheit austrahlte. Gemeinsam bewegten sie sich im Takt der Musik und unwillkürlich presste Dabi sich noch enger an seinen Gegenüber, als dieser eine geschmeidige Drehung hinlegte.
Er war sich nicht sicher, wie oft er jetzt schon fast auf die Füße des geflügelten getreten wäre, doch er konnte seinen Blick einfach nicht von dem glänzenden gold abwenden, welches ihm warm und ehrlich entgegen funkelte. Er könnte sich jeden Tag aufs Neue in diesen wunderschönen Augen verlieren und doch könnte er nicht genug bekommen. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen und es war ihm vollkommen egal, wer sie gerade alles so sehen konnte. Das einzigste, was im Moment für ihn zählte, war der Mann vor ihm, der ihn immer wieder im schnellen Rythmus der Musik herumwirbelte und dabei grinste wie ein Honigkuchen-Pferd. Es fühlte sich an, als würden ihre Körper miteinander verschmelzen und allein der bloße Gedanke, ließ seine Gefühle Achterbahn fahren. Allerdings stach eine Emotion dabei besonders hervor. Freude.
Er war nicht sicher, welche Zeit es war, als er schließlich völlig berauscht von der Musik und dem Tanzen, den Rückweg zu seinem Zimmer antrat. Hawks war noch geblieben, denn von dem frischen Hühnchenportionen konnten ihn keine zehn Pferde wegbewegen. Allerdings hatte er versprochen bald nachzukommen und ihn nicht so lange allein zu lassen.
Als er beinahe bei seinem Zimmer angekommen war, hörte er auf einmal eine Männerstimme nach ihm rufen und er hielt in der Bewegung inne. Mit hochgezogener Braue drehte er sich zu dem Ankömmling um und schluckte, als er die letzte Person, die er gerade erwartet hatte, vor sich stehen sah.
Overhaul höchstpersönlich.
Der Braunhaarige musterte ihn mit einem unlesbaren Ausdruck und ihm fiel auf, dass dieser im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen noch weitaus nüchtern wirkte. "Ich habe dich auf der Party vermisst. Hawks sagte mir, dass du schon gegangen wärst und da habe ich mich natürlich gefragt, wieso so schnell weg? Gefällt es dir bei uns nicht?" Er spürte einen Schauer seinen Rücken hinaufkriechen. Der Yakuza Boss hatte ausgerechnet nach ihm gesucht? Also entweder, war dieser einfach ein wahnsinnig besorgter Gastgeber oder aber er plante etwas anderes. "Naja, es ist schon recht spät und ich wollte mir meine Energie für morgen aufheben, damit wir eine gute Mission hinlegen.", erklärte er so höflich er konnte. Overhaul nickte ihm zu und seine Augen verzogen sich auf eine seltsame Weise, so als würde er versuchen zu grinsen. Verdammt, unter dieser Maske konnte man absolut keine Mimik lesen. "Also bist du kein großer Party Fan, nehme ich an?" Er kratzte sich einmal verlegen am Hinterkopf und hoffte, dass sein Gegenüber nicht noch mehr solcher Fragen stellen würde. Dieser Mann hatte so eine Präsenz, die ihm die Haare zu Berge stehen ließ. "Es ist schön, für einen Moment seine Sorgen zu vergessen und einfach Spaß zu haben, aber ein riesiger Party Fan bin ich wirklich nicht." Er lachte einmal gekünstelt auf, um sich seine Nervosität nicht anmerken zu lassen, doch in seinem Inneren tobte es. "Schade, ich hätte mich auf einen Tanz mit dir gefreut.", flüsterte der Braunhaarige in einem unheimlichen Ton und kam ihm mit jeden Wort ein Stück näher. Warte, was...was meinte er damit?
Das Blut gefror in seinen Adern, als eine eingehüllte Hand nach ihm ausgestreckt wurde und langsam seine Wange entlang strich. Erst, als sein Rücken etwas hartes berührte, fiel ihm auf, dass er direkt gegen eine Wand gedrängt wurde. Die Hand verweilte auf dem Narbengeflecht, welches sich von seinem Kiefer bis zu seinem Hinterkopf erstreckte und er hatte das Gefühl, als würde er sich jede Sekunde übergeben müssen. "Du bist ein wirklich hübsches Ding, nicht? Wirklich eine Schande, dass Shigaraki dich vor mir gefunden hat. In einer unserer Masken würde dieses Gesicht noch schöner aussehen." Auf seiner intakten Haut breitete sich eine Gänsehaut aus, als ihm die Worte ins Ohr geflüstert wurden. Die Flammen tanzten geradezu unter seinen Fingerspitzen und flehten ihn an sie freizulassen, um diesen Bastard am lebendigen Leib zu einem Haufen Asche zu verwandeln, doch er hielt sie zurück. Das war es nicht wert.
Ein 'Klick' Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken und mit Schrecken schaute er dabei zu, wie seine Gegenüber die lange Vogelmaske von seinem Gesicht löste. Der Ausdruck des Yakuza Bosses war neutral, beinahe abweisend, doch er wusste, dass sich hinter dieser Fassade viel mehr verbarg. Overhaul beugte sich ein wenig zu ihm herunter und für einen Moment starrten sie sich nur gegenseitig an, so als würde die Welt plötzlich still stehen, bevor der Braunhaarige sich noch ein Stück zu ihm herunter beugte und ein fremdes Lippen Paar sich mit seinen eigenen verband.
Er küsste nicht zurück, sondern stand einfach nur still da und ließ das ganze über sich ergehen. Er war es gewohnt von anderen benutzt zu werden und wusste, dass es besser war, wenn man sich erst gar nicht wehrte.
Erst als man aus der Ferne Schritte in ihre Richtung kommen hörte, löste sich der Mann wieder von ihm und konnte gerade noch so seine Maske aufsetzen und ein wenig Abstand gewinnen, als auch schon ein bekanntes Gesicht um die Ecke bog. "Ah, wie ich sehe sind unsere Gäste die ersten, die von der Party verschwinden. Wirklich Schade!", sagte Overhaul gefasst, so als wäre nie irgendwas vorgefallen. Der Klang seiner Stimme ließ Dabi verkrampfen und es fühlte sich an, als wären diese kalten Hände noch immer auf seinem Körper. Er wusste nicht, was diese Situation gerade zu bedeuten hatte und wenn er ehrlich war, dann wollte er es erst gar nicht wissen. "Wir wollen nur ausgeschlafen für morgen sein, nicht dass wir während der Mission noch umfallen. Oh und ich glaube, du solltest wirklich wieder nach deinen Mitgliedern sehen. Wer weiß, auf was für verrückte Ideen sie kommen, mit so viel Alkohol Intus..." Er konnte ganz klar sagen, dass Hawks versuchte Overhaul zu iritieren und von ihnen wegzulocken. Er selbst atmete bei der Präsenz seines Begleiters erleichtert auf und ein Gefühl von Sicherheit breitete sich in seinem Bauch aus. Glücklicherweise schluckte der Yakuza Boss die Ausrede und stimmte dem geflügelten schnell zu, bevor er sich höflich verabschiedete und wieder zurück Richtung Saal lief.
Nachdem er aus ihrem Sichtfeld verschwunden war, packte der Blondschoof ihn hastig am Arm und zog ihn in ihr Zimmer, wo er schnell die Tür verschloss. Seine goldenen Augen wanderten über Dabis komplette Gestalt und schienen nach etwas zu suchen. "Geht es dir gut? Hat er dir etwas getan? Als er nach dir gefragt hatte, hatte ich gleich ein schlechtes Gefühl. Tut mir Leid, dass ich erst so spät eingetroffen bin." Er schluckte und mied den Blick seines Gegenübers. Er wusste nicht, was er ihm sagen sollte, also entschied er sich für den einfachsten Weg. "Mir geht's gut.", log er, doch anhand der Art, wie Hawks sein Gesicht verzog konnte er erkennen, dass dieser ihm kein Wort glaubte. Er kam ein wenig Näher auf ihn zu und instinktiv wich der Schwarzhaarige zurück. Dafür hätte er sich am liebsten selbst eine geklatscht, denn natürlich bestätigte er die Theorie des anderen dadurch nur noch. "Dabi?" Mit vorsichtigen Schritten lief der geflügelte auf ihn zu, so als würde er versuchen ein verschrecktes Tier zu beruhigen und tatsächlich waren diese langsamen und bedachten Bewegungen sehr viel besser für seine Nerven. "Hey, was ist denn los?", fragte sein Begleiter sanft und kam nur Zentimeter von ihm entfernt zum Stehen. Als er nicht antwortete und weiterhin mit dem Blick zu Boden starrte, spürte er wie sich zwei fremde Arme vorsichtig um ihn schlangen und ihm an einen anderen Körper pressten. Zuerst wollte er sich aus dem Griff befreien, doch die Wärme und die sanften Worte, die ihm leise zugeflüstert wurden, lullten ihn ein und er rief sich ins Gedächtnis, dass das hier weder Overhaul noch irgendein besoffener Typ von der Straße war.
Nur abseits bekam er mit, wie sich ihre Körper gemeinsam zu einem der beiden Betten, welches konnte er aus dem Winkel nicht sagen, zu bewegten und er realisierte es erst richtig, als er eine weiche Matratze unter sich spürte. "Was ist passiert?", hörte er eine Stimme neben seinem Ohr flüstern und schluckte einmal, während er sich unmittelbar nur noch mehr in den Rücken des geflügelten krallte.
"Er...er hat mich geküsst." Seine Stimme war so leise und zerbrechlich, dass er erst dachte, sein Gegenüber hätte ihn gar nicht gehört, doch dieser zog bei diesen Worten scharf die Luft ein und brauchte einen Moment, bevor er antwortete. "Ist sonst noch etwas passiert?" Die sonst so lockere Tonlage war auf eine gefährliche Nuance gefallen und hinter dieser hörte man ganz klar einen Sturm toben. "Nein. Es ist nur...es hat mich an damals erinnert. Ich dachte, er würde das selbe mit mir tun.", gestand er und diese schlechten Erinnerungen nach all der Zeit, wenn auch nur teilweise und verschleiert, mit jemanden zu teilen, fühlte sich gut an. Erlösend irgendwie. Es verging ein Moment der Stille, bevor Hawks erneut seine Stimme hob. Diesmal jedoch zögerlich und unentschlossen. "Meinst du...?" Ohne, dass sein Begleiter den Satz beenden musste, nickte er. Als der Blondschopf eine Weile, vielleicht auch nur für ein paar Sekunden, Zeit fühlte sich in diesem Augenblick seltsam an, nichts sagte, kam ein merkwürdiges Gefühl in ihm hoch. Er konnte es zuerst nicht richtig zuordnen, doch kurz darauf spürte er etwas nasses seine Wange entlang rinnen und er schniefte einmal auf. Sein Körper begann zu zittern und er presste sich noch enger, an die Wärme, die Hawks umgab.
Sanfte Hände strichen ihm über den Rücken und er hörte immer wieder beruhigende 'Shhh' Laute.
Dass der Blondschopf nichts dazu sagte, sondern es einfach dabei beließ und nicht weiter nachbohrte, störte ihn nicht. Wenn er ehrlich war, dann war es auch besser so, denn er wusste nicht, ob er in diesem Zustand überhaupt noch ordentlich sprechen konnte.
Seine Augen schlossen sich und mit einem erneuten Schniefer schmiegte er sich an den Körper vor ihm.
Trotz der Umstände fühlte er sich irgendwie glücklich und zufrieden. So leicht, als wäre eine Tonnenschwere Last von seinen Schultern gefallen und er schaffte es doch, nochmal seinen Mund zu öffnen und ein zittriges Wort herauszubringen.
"Danke."
Poor Dabi, das ganze hatte so gut angefangen...
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