~Twenty-One~


Stunde um Stunde vergingen, schleppend langsam zogen sie verüber. Harry hing lieblos in dem Drehstuhl und strich sich im Minutentakt die Haare aus dem Gesicht. Er hasste diesen Job, oh und wie er ihn hasste. 

Johnathan blickte immer wieder zu ihm herüber, seine blauen Augen lugten dann über den Bildschirm. Harry nahm dass kommentarlos hin. Er wollte bei dem mitleidigen Blick anfangen zu heulen, er sollte ihn einfach in Ruhe lassen.

Sein Blauäugiger Freund kam ihm wieder in den Sinn. Irgendwie wollte er sich bei ihm entschuldigen, aber irgendwie war er auch noch leicht angesäuert. Es war eine verflixte Situation und Harry machte es verrückt, dass er nicht wusste was er tuen sollte.

Der Tag neigte sich schließlich dem Ende zu, er musste zwei Stunde dableiben, weil er den Morgen ja verpennt hatte. Als er auch diese Plusstunden mit verzweifelten Seufzern überstanden hatte, räusperte sich Johnathan vorsichtig.

"Willst du mit mir ähm vielleicht etwas trinken gehen ?"

Am Liebsten wollte er absagen, aber er nickte. So schlimm konnte es gar nicht werden. 

"Gerne." Er schenkte ihm ein fahles Lächeln.

Also machten die Beiden Männer Schluss und verließen, wie die meisten Kollegen das Gebäude.

"Soll'n wir in ein Cafe oder ich wohn' um die Ecke, ich kann uns auch ein Kaffee machen..." Ein Zucken mit den Schultern reichte ihm, dass er den Weg zur seiner Wohnung einschlug. 

Dort angekommen, schloss er diese auf und wank ihn herein. Harry streifte seine Schuhe von den Füßen und grinste als ihm eine Katze um die Beine strich. "Das ist Leyla." Lächelnd nahm er ihre Jacken und hing sie an einen Haken. "Wie willst du deinen Kaffee ?"- "Mit einnem bisschen Zucker, danke." Er folgte dem Kollegen in die Küche. Dessen Wohnung war etwas klein, aber durchaus liebevoll eingerichtet. Wahrscheinlich von seiner Mutter, dem Blumengeschirr und auch dem Rest zuzuordnen.

Der Kaffee war fertig, sie nahmen an dem runden Tisch platz und Jonah negann ihn mit Fragen zu durchlöchern. "Wie geht's dir?" 

Harry senkte den Kopf, das war ihm bereits zu viel. "Gut." nuschelte er also in seinen nicht verhandenen Bart. Klar, glaubte ihm dies niemand, nicht einmal Jonah. "Harry, lüg mich doch nicht an. Ich seh' doch dass es dir schlecht geht...., du kannst gerne mit mir darüber reden." Schlecht war eine Vermilderung der Tatsachen, beschissen ging es ihm. Die Maserung des Holz Tisches schien ziemlich interessant zu sein.

Wenn er Hilfe bräuchte, würde er dies schon sagen... oder eben auch nicht. Aber mit jedem weiteren Mal, dass jemand ihm die Hilfe anbot, kehrte er sich mehr in sich. Mensch, sie sollten ihn doch alle nur in Ruhe lassen. Vor allem von Jonah würde er keine Hilfe wollen, er kannte ihn ja kaum.

Einerseits wollte er mehr Zuneigung und Aufmerksamkeit, anderseits sollten ihn alle in Frieden lassen. Es verwirrte ihn doch selbst. 

Seufzend hob er seinen Kopf. "Mir geht's...," Harry zögerte, gut wollte er nicht mehr sagen..., "den Umständen entsprechend." Ein ziehen machte sich in seiner Brust bemerkbar. Maya war kein Umstand, es war seine Tochter.

Jonah blickte ihn verständnisvoll an, Nein im Gegenteil er Verstand nichts, Garnichts! 

"Ich weiß doch.., es ist eine schwierige Zeit für dich, aber ich will..." Harry konnte es sich nicht sparen, sich zu rechtfertigen. "Das kannst du dir sparen!" Er erhob sich ruckartig, so dass der Stuhl nach hinten kippte. Leyla maunzte erschrocken auf und flüchtete unter die Couch. "Weisst du wie viele mir ihre scheiß Hilfe angeboten haben?!" bei dem Wort Hilfe, malte er Gänsefüßchen in die Luft. "Und weißt du wie sehr mich das ankotzt!?"

Sein Hals schmerzte, er wollte Jonah, der es bestimmt nur gut meinte, nicht so anfahren. "Verdammt könnt' ihr mich nicht alle in Ruhe lassen!!" Harrys Stimme war lauter geworden, als eigentlich beabsichtigt. Jonah sank wie ein Häufchen Elend auf seinem Stuhl zusammen. Er hatte traurige Augen, er wollte sich schon entschuldigen, aber Harry flüchtete ohne ein weiteres Wort aus der Wohnung.

Die Halsschlagadern pulsierten ihm unangenehm gegen das Kinn. Seine Schläfen schmerzten, Blut rauschte in seinen Ohren. Als ihm die frische Luft entgegen schlug, wurde es schon etwas besser.

Warum musste es immer so ausarten ? Warum hatte er sich selbst nicht unter Kontrolle? Die angeblich angebotene Hilfe war einer seiner größten Trigger.

Sie meinten es doch nur gut mit ihm, sie wollten ihm alle helfen, aber Harry wollte das nicht. Er wollte sich niemandem anvertrauen, sein Herz ausschütten, er wollte das alles nicht. Oder? Eine Person, der er alles erzählen würde fiel ihm ein; Louis. Aber diesen hatte er auch vergrault.

Seufzend rieb er sich über die tränenden Augen, er war den Tränen nah, aber er wollte nicht hier heulend zusammenklappen, nicht hier mitten in einer übervölkerten Wohnsiedlung. 

"Harry!"

Das durfte nicht wahr sein! Sein Brustkorb verengte sich und er bekam schlechter Luft. "Warte!" Jonah war ziemlich hartnäckig, dass musste man ihm lassen. Die Meisten hauten, nachdem Harry sie einmal abgewiesen hatte, ab.

Aber er hatte sich wohl dazu entschlossen, ihm zu folgen. Was er auch immer davon hatte... es brachte Harry nur noch mehr in Rage. 

Der Grünäugige wollte zu Louis, ihm sagen wie leid es ihm tat und ihn in seine Arme nehmen. Dann wäre doch wieder alles gut ? Er befürchtete nicht, schließlich waren Mayas Hände immer noch kalt und sie wurden jeden Tag kühler. Es machte ihn verrückt zu wissen, dass er allein der Grund dafür war.

Hinter ihm ertönte nun Jonahs Keuchen "Scheiße, Harry warte doch..." Dessen Hand legte sich auf seine Schulter, er unterdrückte sein ersten Impuls, ihn herunter zustoßen.

"Es tut mir leid." 

Harry wollte spöttisch auflachen, sich auf die Schenkel klopfen. Wie gut wusste er, dass dieser Satz meist eh nie ernst gemeint war, ja er kannte dies nur zu gut von sich selbst.

"Wirklich, Ich wollte das nicht. Ich werde dich in Ruhe lassen..." 

Er unterbrach sich selbst und starrte seinem Gegenüber ins Gesicht. "Ich..., sorry.." Bevor Harry irgendetwas tuen konnte, lagen Jonahs Lippen auf seinen.

Sie waren rau und er verlor viel Körperflüssigkeit in dem ziemlich einseitigen Kuss. Der Braunhaarige reagierte wieder und stieß fassungslos den Mann von sich. 

"So...r..r..y." Jonah guckte ängstlich nach oben, er war ein Stückchen kleiner, deswegen hatte er sich während des Kusses auch auf seine Zehenspitzen gestellt.

Harrys Herz schlug laut und eindringlich gegen seine Brust, nicht etwa weil ihn der Kuss so berührt hatte. Nein, es war das erste mal seit Jahren, dass Jemands Lippen auf seinen lagen. Er wünschte sich es wären Louis gewesen. Schnell schüttelte er den Gedanken wieder ab und wandte sich zum gehen. Im Laufen hörte er noch einmal ein "Sorry." von Jonah, aber er war zu beschäftigt die, über seine Wangen strömenden Tränenbäche zu trocknen.




💔

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top