8 ♪ Apologize
I'm holding on your rope
Got me ten feet off the ground
And I'm hearing what you say
But I just can't make a sound
You tell me that you need me
Then you go and cut me down, but wait
You tell me that you're sorry
Didn't think I'd turn around and say
[ OneRepublic ]
BRIANA ║ Malibu war herrlich, warme Temperaturen, tolles Wetter und das Ferienhaus, welches Louis mietete, war ein Traum. Ich bereute es nicht mitgekommen zu sein, mein Urlaub war dadurch zwar ziemlich aufgebraucht und Chandler verrechnete so meine Überstunden, doch das war es wert.
Umgeben von Sonne, Strand und Meer, Palmen und all diese himmlischen Vorzüge, konnte ich mich trotzdem nur schwer entspannen.
Schon um kurz nach sechs Morgens war ich hellwach und statt faul in der Hängematte zu liegen, ließ ich Freddie keinen einzigen Moment aus den Augen. Außerdem machte mich Louis' Anwesenheit nervös.
Wir sprachen nicht über das, was in London vorgefallen war. Mir war das nur recht, aber oft erwischte ich mich dabei, wie ich von der Verander aus zum Stand blickte.
Zuerst nur um zu sehen, was mein kleiner Lieblings trieb. Direkt daneben Louis in Badeshorts und Snapback, um sich keinen Sonnenbrand zu holen.
Ich konnte sie Stunden dabei beobachten, wie sie erst dem Wasser aus dem Weg hüpften, dann Burgen brauten, mit Wassergräbern und sich unterhielten. Oft hörte ich Freddie vergnügt kreischen, wenn Louis mit den Knien im Wasser stand, ihn hochhob und immer dafür sorgte, dass sein Sohn ebenfalls unbesorgt mit den Füßen das Wasser berührte.
Er achtete darauf, Freddie regelmäßig einzucremen und setzte ihm immer wieder das Mützchen auf. Heimlich hatte ich bereits Fotos von ihnen gemacht und Abends, wenn Freddie schlief und ich alleine am Strand entlang spazierte, dann dachte ich oft an Louis.
Ich wollte das nicht, aber er schlich sich einfach immer wieder in meine Gedanken.
Bis heute wusste ich nicht, was Jay ihm damals sagte, damit sich sein Verhalten mir gegenüber änderte, aber ich mochte diese Veränderung. Erst jetzt kam es mir vor, dass ich Louis vielleicht wirklich so sehen würde, wie er wirklich war.
Albern, fantasievoll und liebevoll. Denn das waren die ersten drei Dinge, die mir im Umgang mit Freddie am meisten auffielen.
Ich genoss es die ruhigen Minuten am Abend zu haben und immer, wenn ich vom Spaziergang am privaten Strand zurückkam, da saß Louis am Klavier. Kopfhörter auf, damit er Freddie nicht weckte und einen Block vor sich, auf dem er ab und an etwas notierte.
Jeden Nachmittag verschwand er für zwei Stunden und ich wusste, dass er das Promises Treatment Center besuchte, in dem sie Niall untergebracht hatten. Jedes Mal kam er mit verschlossener Miene zurück und ich wagte es nicht zu fragen.
Stattdessen übernahm ich die Küche und nötigte Louis oft genug den Grill anzuschmeißen und allerhand Zeug durchzugrille.
So auch heute. Ich hatte mir Freddie geschnappt und besuchte mit ihm den Farmer Markt. All die farbenfrohen Lebensmittel und kleinen Spielstände hielten meinen Liebling bei Laune. Ich kaufte frisches Gemüse, Obst, dazu Fleisch und würde auf dem Rückweg noch Meeresfrüchte besorgen.
Dank der Kühlbox im Auto, war das kein Problem. Ich kurvte zwar immer noch wie eine Oma mit Louis' riesigen Wagen durch die Gegend, aber das war mir egal. Sein zweiter Range Rover war genauso groß, also war es egal welches Auto ich nahm.
Als Freddie müde vom laufen wurde, packte ich ihn in den Buggy und schulterte den vollen Rucksack. Mehrmals war ich schon zum Auto gelaufen. Jetzt wollte ich noch die restlichen Stände genießen.
Gerade wollte ich an einem Zelt vorbei, als entzürnt eine blonde, aufgebretzelte Frau an mir vorbeistürmte und mehrere eingemachte Gläser umwarf.
„Das ist eine Frecheit!", kreischte die Blondine. „Dafür werde ich nicht zahlen! Betrug!" Mit wehendem Haarschopft rauschte sie davon und hätte mich beinahe mit ihrer blingbling Handtasche erschlagen, die sie schulterte.
Automatisch bückte ich mich nach den Einmachgläsern und hob sie auf. Eine rauchige Stimme sprach: „Unhöfliche Gans, zwanzig Dollar verändern nicht automatisch Zukunft und Charakter."
Ich musste lächeln und reichte ihr die Gläser, die zum Glück heile geblieben waren und musterte die runzelige, dunkelhäutige Frau mit Dreadlocks und einer bunten Tunika. An ihren Handgelenken klimperten Armreifen und sie sah mich dankbar mit ihren dunklen Augen an.
Erst da fiel mir die beschriebene Tafel neben dem Zelt auf. Dort stand Hexenzirkel und prompt musste ich lachen: „Einen netten Namen hat Ihr Laden."
„Produkte von Mutternatur klingt etwas altbacken", sprach die alte Frau und nahm mir die Einmachgläser entgegen. „Danke. Möchten Sie ein bisschen ominösen Hokuspokus?"
„Glaskugel und Zaubertränke?", fragte ich belustigt und sie nahm mir das nicht übel: „Etwas weniger Harry Potter geprägt. Was ist mit Handlesen? Denn Hände lügen nicht."
Ohne meine Antwort abzuwarten, kehrte sie wieder ins Innere des Zeltes: „Kommen Sie nur rein. Vielleicht eine Tasse Tee?"
„Nein danke", wies ich ab, es war so fürchterlich warm. Freddies Buggy schob ich ins Zelt und ich sah einen alten Holztisch und zwei Stühle. Das gesamte Zelt war voller Waren, die ich nicht kannte. Abgepackten Tee, Kräutern, bunten Federn und einige getöpferten Pflanzen.
„Kostet mich das auch 20 Dollar?", fragte ich. „Weil, ich kann es mir nicht leisten verflucht zu werden."
Amüsiert kicherte die Frau: „Ach nein, lassen Sie mich einfach Ihre Hand lesen. Am Besten die dominante Hand, mit der Sie die meisten Dinge verrichten."
Kurz wischte ich die rechte Hand an meinen Shorts ab, dann reichte ich sie ihr und beobachtete, wie sie meine Handfläche studierte, als hätte sie einen schweren Code vor sich. Schließlich strich sie mit der Fingerspitze über einzelne Linien und schmunzelte.
„Was ist so amüsant?"
„Es sind interessante Linien, so etwas habe ich lange nicht mehr gesehen", gab sie zu. „Die vielen Raszetten hier", sie deutete in den unteren Teil meiner Hand, „versprechen ein glückliches und gesundes Leben. Ab und an gibt es eine Unterbrechung, Ihre Herausforderung."
Ihr Finger bewegte sich: „Ihre Lebenslinie ist verbunden mit der Schicksalslinie, das heißt, Ihr Leben wird vom Schicksal begleitet."
Na ja, es gab sicher Schlimmeres.
„Die Kopflinie kürzer als ihre Herzlinie, scheint, als würden Sie mehr nach Ihrem Herzen, als rational zu entscheiden", vermutete die seltsame Frau und ich fragte: „Das ist doch nicht unbedingt schlecht, oder?"
„Nein, wenn Sie damit zurecht kommen ein sehr empfindsamer Mensch zu sein, der nicht immer sachlich vorgeht", meinte sie ruhig und fuhr fort: „Eine Sonnenlinie sehe ich nicht, aber das passiert. Nicht alle Menschen haben eine."
Ich wollte irgendwie nicht wissen, was sie damit meinte. Vielleicht, dass man von der Sonne sprichwörtlich geküsst wurde? Wenn ja, dann überraschte mich dies nicht. Ich brauchte da nur an Los Angeles und meine Schulzeit denken.
„Wissen Sie, das hier ist wirklich sehr interessant", die Frau strich über eine zarte Linie zwischen meinem Zeige und Mittelfinger. Dort befand sich ein Bogen. „Man nennt es die Venuslinie, sie steht für Liebe und Partnerschaft. Und hier-"
Ich beugte mich vor und beobachtete, wie sie an der Seite meiner Hand entlang strich, direkt am kleinen Finger: „-befindet sich die Liebeslinie. Die meisten Menschen haben mehrere, aber Sie haben nur eine Einzige. Genauso wie Sie nur eine Venuslinie besitzen."
Nun wurde ich nervös und zog meine Hand zurück, prompt hämmerte mein Herz heftig. Die Frau dagegen lächelte: „Es ist etwas Seltenes, wenn man nur einen Menschen so liebt."
Zittrig lächelte ich und bedankte mich für ihre Auskunft. Ich hoffte, dass sie nicht merkte, wie verunsichert sie mich hatte. „Danke... ich ähm... werde es mir merken."
Ihr Lächeln folgte mir bis zum Ausgang und dort sprach sie: „Ich wünsche Ihnen viel Glück."
„Ja... ich Ihnen auch", und dann gab ich mit Freddie im Buggy Gas. Im Nacken spürte ich ihren Blick und hoffte, dass ich nur eine Staubwolke zwischen Menschen hinterließ.
Zurück auf dem Parkplatz setzte ich Freddie vorsichtig in seinen Sitz, schnallte ihn an und verstaute alle Einkäufe. Dann machte ich mich daran zurück zum Ferienhaus zu fahren.
Das war doch Blödsinn!
Sentimentaler Quatsch.
Sich nur einmal richtig zu verlieben war doch traurig!
Eine Option quasi.
Und es gefiel mir nicht, dass ich direkt danach an Louis dachte. Ich war nicht verliebt in ihn. Nein, ich dachte mal, dass ich für ihn schwärmen würde – genau – schwärmen war etwas völlig anderes, als sich zu verlieben.
Außerdem kannte ich Louis nicht so gut, wie ich es sollte. Ich hatte schließlich erst die letzten Monaten einen Blick auf den freundlichen und angenehmen Louis erhaschen dürfen.
Frustriert lehnte ich die Stirn auf den Lenker, als ich darauf wartete, dass sich das Sicherheitstor des Ferienhauses öffnete. Es war doch zum verrückt werden. Wieso hatte diese Frau mir nicht einfach sagen können, dass ich in Lotto gewinnen würde, oder so?
Oh ja klar, ich spielte kein Lotto.
Das Tor glitt auf und die Garage ebenfalls, dabei bemerkte ich den zweiten Wagen. Louis war also von seiner täglichen Tour zum Center zurück. Als ich neben ihm parkte, da bemerkte ich, dass Louis noch im Wagen saß und sich nicht regte.
Leise stieg ich aus und ging auf die andere Seite.
Was war los?
Zuerst blinzelte ich, denn er strich sich mit beiden Händen über das Gesicht, ein merkwürdiges Gefühl beschlich mich und ich beobachtete, dass er sich angestrengt zwang zu atmen. Ich öffnete die Fahrertür und dann begriff ich es.
Der Besuch war nicht so gewesen, wie Louis es sich erhofft hatte. An seinen Armen sah ich Kratzspuren, die bis ins Fleisch gegangen waren und seine Augen waren gerötet und sein Gesicht blass.
Seine Mundwinkel hoben sich, als er mich sah: „Wie war der Markt?"
Hart schluckte ich und ging gar nicht drauf ein: „Schätze, Niall ist aus dem körperlichen Entzug raus, aber psychisch noch nicht ganz auf der Höhe?"
Louis schwieg einen langen Moment, die Hände hielten den Lenker fest umfasst und dann gestand er: „Zuerst dachte ich, es ist alles okay. Oder zumindest ein wenig. Er war teilnahmlos, gelangweilt, aber das war er vor dem Entzug auch. Also dachte ich mir nichts dabei."
Ich hörte Louis zu, er atmete schwer: „Als ich gehen wollte, da bat er mich ihn mitzunehmen."
Natürlich, jeder, der im Entzug war, wollte raus.
„Er ist plötzlich ausgerastet. Ich habe ihn überhaupt nicht wiedererkannt", sprach er gequält und dann sah er mich an. „Niall hat nie einen Gewaltausbruch gehabt, er hasst Gewalt!"
Ohne, dass ich darüber nachdachte, streckte ich die Hand aus und legte sie auf Louis'. Er nahm sie an, seine Finger verschränkten sich langsam mit meinen. Mit den anderen Arm rieb er sich erneut über das Gesicht.
„Wir haben ihn verloren, ohne, dass wir es bemerkt haben", entwich es Louis. „Er ist so tief gesunken, dass...", die folgenden Worte wollten nicht raus und als Louis mich ansah, seine blauen Augen mich festhielten, da fragte er: „Kriegen wir ihn je wieder?"
„Ich weiß es nicht", gab ich zu, „aber ihr versucht zumindest dafür zu sorgen, dass er eine Chance hat. Ob er sie annimmt, das könnt ihr nicht beeinflussen."
„Hätten wir es nur eher gemerkt", murmelte er und ich konnte darauf nichts sagen. Denn es war schockierend, dass sie es tatsächlich nicht mitbekamen. Wir schwiegen, dann wollte ich wissen: „Fährst du morgen wieder hin?"
„Keine Ahnung."
„Tu es, so lange, bis du den eigentlichen Niall zurückbekommst", wollte ich ihm Mut machen. Louis lachte trocken: „Und wenn er überhaupt nicht zurückkommt?"
„Dann ist das so, ändern kann man es nicht", sprach ich ruhig. „Hilfst du mir die Einkäufe ins Haus zu bringen?"
Wir setzten uns in Bewegung. Ich lud Freddie ab und Louis räumte die Küche ein. Als Freddie wieder wach war, da tobte er erneut durch den Sand und ich machte mich daran zu kochen. Schließlich deckte ich den schönen Tisch auf der Veranda und nötigte Louis dazu die Meeresfrüchte zu grillen.
In Freddies Beisein war unsere Stimmung immer gut, aber mir fiel auf, dass Louis sich arg anstrengen musste, damit mein kleiner Liebling nichts merkte. Sie spielten lange miteinander und als es Abends wurde, da saß ich mit einem Glas Weiswein auf den Stufen der Veranda und genoss es, wie sich der Himmel rot färbte.
„Wir brauchen neue Bücher", sprach Louis. „Ich habe 'Gute Nacht, Hase' jetzt bestimmt hundert Mal vorgelesen. 101 überlebe ich nicht." Schwerfällig ließ er sich mit einem Bier in der Hand neben mir nieder.
„Ich kann mit Freddie morgen in die Stadt fahren, dann deckt er sich zu damit", bot ich an, „oder wir steigen auf Hörbücher um."
„Dann schlafe ich ein, wenn ich dabei hocken muss, um Händchen zu halten", moserte er und auch ich konnte mir vorstellen, dass ich schneller im Reich der Träume war, als mein kleiner Liebling. „Erzähl, wie war der Markt?"
„Groß", meinte ich. „Bunt und warm. Ach ja und ich habe mir die Hand lesen lassen."
Louis grinste: „So ähnlich wie Karten legen, oder? Was ist bei rausgekommen?"
„Nichts Besonderes", antwortete ich leichthin. „Das Meiste wusste ich schon."
Einen Augenblick musterte Louis mich, dann verlangte er: „Dann sag mir, was du erkennst", und hielt mir die Hand hin. Ich brach in Gelächter aus: „Das kann ich nicht. Man hat mir die Hand gelesen und nicht anders herum."
„Komm schon", er stieß mich an, „du wirst dir doch bestimmt etwas gemerkt haben. Welche Linie ist wichtig?"
Überfordert stellte ich das Weinglas ab, dann wandte ich mich Louis zu und nahm seine Hand in meiner. Nachdenklich musterte ich all die Linien und versuchte mich zu erinnern, wo sich welche Linie befand und was die seltsame Frau sagte.
„Du wirst wohl sehr alt", sprach ich und tippte auf seine Lebenslinie. „Sie ist dick und lang. Vielleicht knackst du die 100."
Louis grinste: „Wäre doch cool, so eine Party mit Rollator und Windel."
„Deine Schicksalslinie ist echt ausgedehnt", so wie meine und Louis zuckte mit den Schultern: „One Direction war Schicksal."
Vermutlich.
„Die Kopf- und Herzlinie sind gleichlang und kreuzen sich, keine Ahnung, was das bedeutet", doch, vielleicht hieß dies, dass Louis seinen Kopf und sein Herz gleichermaßen arbeiten ließ und sowohl rational, aber auch vom Gefühl her handelte.
„Ich glaube, das hier ist eine Sonnenlinie", sprach ich. „da ich aber keine habe, kann ich dir nicht sagen, wofür sie steht." Ich sah mir also eine andere Linie an. „Hier sollten die Raszetten sei, doch da keine da sind, weiß ich nicht, wie gesund und zufrieden du im Leben sein wirst."
„Man kann eben nicht alles haben", meinte Louis pragmatisch.
Ich schmunzelte, dann sah ich unterhalb des kleinen Fingers die Linien. Es waren genau zwei Liebeslinien, aber statt ihn darüber aufzuklären ließ ich seine Hand los.
„Wenn du willst, dann solltest du es professionell machen lassen", schlug ich vor und er nahm einen Schluck von seinem Bier: „Besser nicht, sonst heißt es bald in der Presse, ich würde zur Scientology überlaufen."
Wir schwiegen, hörten das Meer rauschen und obwohl die Sonne fast weg war, wurde es nicht kalt.
„Du solltest anfangen länger zu schlafen, als bis sechs Uhr", warf er schließlich ein und ich ignorierte es. Denn ich konnte meine innere Uhr nicht steuern.
„Und du solltest Liam und Harry anrufen. Niall geht sie genauso viel an, wie dich", sprach ich. „Alleine da durch zu müssen fühlt sich nicht gut an, oder?"
Louis' Gesicht wirkte angespannt. Mit den Fingern knippelte er am Etikett der Bierflasche herum. Tief atmete er durch. Doch als er anschließend sein Handy hervorzog, da wusste ich, dass Louis den nächsten Besuch nicht alleine antreten wurde.
Und das war ein gutes Gefühl.
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