40 ♪ And the night before

Is it worth all this? Is it a simple yes?

Because if you have to think, it's fucked.

You've been up all night.

And the night before.

And you've lost counts of drinks and time.

And in one little moment. It all implodes.

This isn't everything you are.

Breathe deeply in the silence. No sudden moves.

This isn't everything you are.

This is your life, this is your time.

[ Mara Corbin ]



MARA ║ Leises Schmatzen war zu hören als ich neben Niall am Morgen wach wurde. Seit vier Tagen waren die Jungs nun da und manchmal wurde ich mitten in der Nacht wach, weil einer von ihnen zum Klo oder in die Küche latschte. Es war hart sich an diese Geräusche zu gewöhnen.

Doch ich wurde gut entschädigt.

Als ich One Direction das erste Mal zusammen beim arbeiten belauschte und dabei auf der Treppe hockte, um sie nicht zu stören, war das Entschädigung in Millionenhöhe. Es war toll die Begeisterung von den Jungs über Nialls Stimme zu hören. Sie sagten genau das Richtige. Das, was es brauchte um ihn zu überzeugen, dass die Veränderung nicht das Ende von dem war, was er liebte.

Sie schrieben zusammen Musik, probierten sich aus und wenn ich morgens die Erste war, die wach und hungrig in die Küche ging, vorher alle Fenster kontrollierte, dann latschte ich durch ein Meer aus Notenblätter.

Ich sammelte die Seiten auf, sortierte sie und noch bevor einer der Jungs wach war, lag alles ordentlich auf dem Wohnzimmertisch. Heute Morgen verzichtete ich jedoch darauf. Stattdessen blieb ich neben Niall liegen und robbte näher in seine Richtung.

Er bemerkte das und murmelte: „Hoffst du, dass jemand anderes heute Frühstück macht, Kiddo?"

„Nein, ich habe nur keine Lust aufzustehen", gab ich zu und rutschte unter Nialls Decke. Automatisch zog er mich in seine Arme und ich atmete tief seinen Geruch ein. Sollte ich hier irgendwann weg müssen, dann würde ich ganz kitschig und gestört eines seiner Shirts mitgehen lassen. Nur, damit ich ab und an reinschlüpfen konnte.

Mit geschlossenen Augen lag mein Kopf auf Nialls Brust während ich sein Kinn auf meinem Kopf spürte. So hätte ich bis in den Nachmittag liegen bleiben können. Seine Hand strich immer wieder über meinen Rücken und ich genoss die feine Gänsehaut.

So lange, bis ein nerviges Handy sich nicht mehr ignorieren ließ. Sichtlich genervt drehte Niall sich etwas und nahm seines vom Nachttisch. „Ich muss aufstehen, wenn ich pünktlich auf der anderen Seite des Sees sein will."

„Du nimmst Louis mit, oder?", horchte ich und er lachte: „Ja, und Liam, der auf ihn aufpasst, damit er keine Dummheiten macht, wenn er auf mich warten muss."

Niall hielt seine Termine im Krankenhaus und bei seinem Psychiater penibel ein. Ich fragte nicht, warum er weiterhin zu Doktor Morgenthaler ging. Wenn ihm das half, dann war das Antwort genug.

Da es im Haus nur ein Bad gab, kam es zu Stau, denn alle drei Männer wollten gleichzeitig fertig sein und mir kam es vor, als würden sie einzeln ziemlich lange vor dem Spiegel stehen. Als Niall sich schließlich statt Gel Seife in die Haare schmierte, da war sein Limit an Geduld erreicht und er jagte seine beiden Freunde mit dem Wasser aus dem Duschhahn die Treppen runter.

Falls er glaubte, ich würde das Wasser später aufwischen, dann hatte er sich geirrt. Denn nicht ich schwang den Mopp, sondern Harry. Und ich hatte absolut kein schlechtes Gewissen ihm dabei nicht zu helfen. Trotzdem machte ich zum Dank ein frisches Frühstück und räumte den Saustall der anderen drei weg, den sie hinterlassen hatten.

„Es ist ein Wunder, dass mit Nialls Cholesterin noch alles in Ordnung ist, bei dem Frühstück", bemerkte Harry, als er mir gegenüber in der Küche platz nahm. Ich häufte ihm Rührei auf und sprach: „Wenn du dich beschweren willst, dann kannst du das auch an der frischen Luft tun."

„Das war ein Scherz", schob er schmunzelnd hinterher. „Ich bin so Essen gewohnt. Drei Wochen mit Spencer alleine und ich habe vier Kilo zugenommen."

Ich musste lachen: „Daran solltest du dich wirklich gewöhnen. Er hat einen Stoffwechsel, der Läuft wie-!"

„-ein Dieselmoter aus der Zukunft", beendete Harry meinen Satz. „Ja, er kriegt bei all dem Zucker und Fett nicht einmal Pickel. Es wundert mich, dass er nicht noch Sahne auf sein Sandwich sprüht."

Innerlich grinste ich wie ein Honigkuchenpferd und stütze das Kinn auf der Handfläche ab: „Darfst du mir erzählen, wo ihr wart?"

„In Schottland. Davor in Nashville, seinen Bruder besuchen und seine Eltern. Danach waren wir in New York, ach ja und kurz in Los Angeles", fasste er knapp zusammen.

„War es schlimm bei seinen Eltern?", wollte ich wissen, denn Spencer sprach nur in Nebensätzen über seine Eltern und getroffen hatten wir sie nur einmal. Zuerst zögerte Harry, aber er gestand: „Ging so. Sie sind schon sehr speziell und am Anfang war es sehr unangenehm. Sie wussten nicht, wie sie sein 'Flexibel' einschätzen sollten. Im Endeffekt erwiesen sie sich als recht tolerant."

„Das ist wahr", gab ich zu. „Und sehr politisch engagiert."

„Das ganze Haus ist eine Fahne der Demokraten", bekräftigte er. „Aber ansonsten sind sie ein bisschen verschroben, wie Spencer selbst."

Ich musste in meinen Tee prusten, denn Harry hatte recht. Ein wenig speziell war Spencer tatsächlich, aber auf die gute Art und Weise. Im Gegensatz zu Fenton war sein Knall sowieso unauffällig klein.

„Magst du mir von Schottland erzählen?", horchte ich. Denn alles, was ich über meine Freunde hörte, ließ mich sie ein bisschen weniger vermissen. Harry blickte mich nachdenklich an, schließlich zog er sein Handy aus der Jogginhosentasche: „Wie wäre es, wenn er es dir selbst erzählt. Ich meine, er ist im Moment in London, der Stalker nicht auf ihn aus. Also wird er wohl auch nicht mehr überwacht."

Da mochte etwas dran sein.

„Grüß ihn einfach nur von mir", als Harry das aussprach, da glitt sein Daumen über das Display und dann reichte er mir sein Handy. Ich reagierte nicht sofort, doch als ich Spencers Nummer wählen sah, da riss ich die Augen auf. Er meinte das wahrhaftig ernst.

„Ich lasse euch mal alleine", meinte Harry munter, schnappte sich seinen Tee und schlenderte aus der Küche. Am anderen Ende der Leitung hob Spencer ab.

»Hey meine paranoide Schissbuchse, wird dir die Schweiz schon zu neutral?«, begrüßte mich die raue, markante Stimme, die ich kannte wie meine eigene und musste breit lächeln: „Deine paranoide Schissbuchse trinkt seinen Tee auf der Veranda und hat mir das Handy überlassen."

Einen Moment lang war es still. Aber dann hörte ich Spencer ungläubig sagen: »Miss England? Oh mein Gott, das ist nicht wahr! Du bist in der Schweiz? Bei diesem Typen, der in Puderzucker gefallen ist?«

Ich lachte und rieb mir mit den Ärmel des Pullovers über die Augen. Jetzt bloß nicht heulen. „Ja, ich bin schon eine ganze Weile hier und... bleibe es wohl auch noch." Ich musste schniefen.

»Fang jetzt nicht an zu heulen«, durchschaute Spencer mich, obwohl er mich nicht sah. »Du kriegst nur Pusteln im Gesicht und eine verstopfte Nase.«

„Ist das nicht völlig egal?"

»Sind deine Pusteln, verheulten Augen und Kopfschmerzen«, ärgerte er mich und dann heulte ich wirklich. Also versuchte ich mich irgendwie zusammen zu reißen: „Harry hat gesagt, ihr wart in Schottland. Wie war es da?"

Spencer lachte, dann atmete er tief durch: »Wir haben auf der Insel Rousay ein Haus gekauft. Sie gehört zu Schottland und ist sehr klein. Es gibt nur knapp 200 Einwohner und man muss seine Lebensmittel vorab bestellen, aber der Ort ist einfach nur großartig.«

Er schwärmte dermaßen, dass ich mir versuchte die Insel vorzustellen: „Erzähl mir mehr davon." Spencer kam dem nach. Die Insel war so abgelegen, dass man zweimal mit der Fähre fahren musste. Außerdem war sie nur 10 km lang, die Bewohner lebten recht zerstreut und die meisten Einkünfte erzielten sie durch die Fischerei.

Das klang wie Askaban und als ich das sagte, da lachte er so laut als hätte ich seine Gedanken gelesen. Gab es da überhaupt Internet?

»Wir waren bei einem Hummeressen, und Miss England, es war der Hammer! Total lecker! Es würde dir dort gefallen.«

Umrahmt vom Meer war Rousay mit seinen Hochmooren und Seen ein Paradies für Vögel, die im restlichen Großbritannien sehr selten waren. Spencer berichtete vom eiskalten Wasser und das er das natürlich auf Herz und Niere prüfte.

Ich grinste: „Hat Harry dich nicht aufgehalten?"

»Zuerst wollte er, aber du kennst mich, ich kann sehr überzeugend sein!« Oh ja, das glaubte ich ihm aufs Wort. »Am und im Haus muss noch einiges getan werden. Es gibt nur begrenzt warmes Wasser, aber man ist dort absolut unter sich, hat Ruhe und... ich weiß nicht, es ist, als würde man frei durchatmen. Versteht man das irgendwie?«

Wenn ich daran dachte, wie ich mich fühlte, wenn ich die Berge sah, dann verstand ich das total. „Ja, die Zeit geht langsamer und all der Stress ist sehr, sehr weit weg."

»Geht es dir in der Schweiz beim Blödmann so?«

„Nenn ihn nicht so", entwich es mir schneller, als ich darüber nachdenken konnte. Diesen Braten roch Spencer natürlich sofort. »Was hat er getan, damit du weich wirst?«

„Müssen wir das echt am Telefon durchkauen?", hielt ich ihm vor. „Können wir nicht über etwas wichtigeres reden? Zum Beispiel darüber, ob Alex sich bei dir gemeldet hat oder du weißt, wie es den anderen geht."

Kurz schwieg Spencer, dann sprach er trocken: »Alex geht es gut, die anderen beiden – nein. Und jetzt zurück-«

„Wenn wir uns wiedersehen!", unterbrach ich ihn. „Dann erkläre ich alles. Jetzt ist das etwas schwierig. Und überhaupt, im Moment ist es auch nicht wichtig."

Langsam lenkte Spencer ein: »Das ist wahr. Nur eines, Miss England...«

Automatisch hielt ich die Luft an und umklammerte das Handy fester, doch er überraschte mich.

»Passt er gut auf dich auf?«

Ich dachte daran, wie Niall versuchte mich abzulenken, mich mit in den Ort nahm, für mich alle Fenster und Türen schloss und sogar unzählige Nächte für mich auf dem Boden schlief. All das, ohne sich auch nur einmal richtig zu beschweren.

„Er tut sein Bestes", sprach ich und dachte daran, wie gemütlich es in seinen Armen war und wie sicher ich mich mittlerweile bei ihm fühlte. „Hat Alex dich angerufen?"

»Zweimal«, gab Spencer zu. »Er ist heute Abend bei James Corden in der Late Late Show. Hoffentlich bricht er sich dort nichts.«

Laut musste ich lachen und warf ein: „So lange er dort kein Twister spielt." 

Das wiederum fand Spencer nicht witzig, weil er uns damit doch eigentlich etwas Gutes getan hätte. Wir wären immerhin alle beweglicher geworden. Damit er sich nicht dran aufhing, wollte ich wissen, wo genau er nun war und was Parker ihm aufhalste.

»Sobald der Sack die Gelegenheit hatte, spamte er meinen Terminkalender, als ginge die Welt unter. Heute morgen war ich bei Nick Grimshaw in der Radio 1 Breakfast Show und gestern Abend in der Graham Norton Show«, beschwerte sich Spencer, doch ich hörte den gelassenen Unterton in seiner Stimme. »Noch dazu ist Harrys Haus unglaublich still. Man hört die Stille quasi husten.«

In wie weit Stille husten konnte, blieb mir ein Rätsel. Ich hörte ihm dabei zu, dass Parker jeden einzelnen von uns sofort wieder an die Öffentlichkeit schickte, damit wir Gerüchte einer eventuellen Trennung zerstreuten. Immerhin waren Spencer und Alex nicht mehr in Gefahr.

Mich sollte das erleichtern. Aber ich vermisste sie nur noch mehr. Wie gerne wäre ich an ihrer Stelle. Spencer versprach mir keinen Scheiß zu machen und sein Glück nicht herauszufordern.

»Ernsthaft, Miss England. Ich bin alleine hier, kein Fenton, der den Bullshit mitmacht, also würde es auch nur halb so viel Spaß machen. Lohnt sich nicht.«

„Zum Glück", entwich es mir sarkastisch. „Tue nichts Unvernünftiges."

»Dafür musst du etwas für mich tun«, forderte er mich heraus und ich hörte mir seinen Deal an. „Das kann ich mir niemals alles merken!", beschwerte ich mich am Ende.

»Musst du dir wohl aufschreiben«, ärgerte er mich und schließlich merkten wir beide, dass wir aufhören mussten zu telefonieren. Das Handy in meiner Hand war mittlerweile heiß gelaufen.

»Halte durch, Miss England, ich wette vor Weihnachten sehen wir uns alle schon wieder!«, blieb Spencer zuversichtlich. »Wir haben Anfang November und ehe du dich versiehst willst du uns alle wieder loswerden.«

„Nein", konterte ich. „Aber ich glaube, dass wir uns vielleicht alle zusammen setzten sollten, damit wir uns ein neues Haus suchen." Daran dachte ich schon lange. Es war immer noch unser Zuhause, aber ob man sich noch wohl und sicher drin fühlen konnte, blieb fraglich.

»Wir setzten uns damit auseinander, wenn es so weit ist«, beruhigte Spencer. »So lange sorge dafür, dass man auf dich aufpasst.«

„Das kann ich selbst!", behauptete ich energisch und er verabschiedete sich mit einem lauten und langen lachen: »Bis baaald!«

Als ich auflegte, da... fühlte ich mich viel, viel besser. Also brachte ich Harry eine frische Kanne Tee mit auf die Veranda. Er schien die Aussicht zu genießen, dick angezogen, mit Nialls alberner Bommelmütze saß er in einem Gartenstuhl und sah auf den See. Ich goss ihm heißen Tee nach und reichte ihm sein Handy zurück.

„Danke Harry", sprach er und er lächelte, als ich mich neben ihm setzte. Jedoch nicht ohne meine eigene Jacke zu schließen.

„Immer wieder gerne", antwortete er höflich und eine Weile schwiegen wir, dann setzte ich Spencers Deal in die Tat um: „Ich soll dir was von Spencer ausrichten."

„Lass mich raten, in meinem Haus husten die Wände", warf er ein und ich verzog belustigt das Gesicht: „Fast, eher hustet die Stille und er will das Wohnzimmer streichen, außerdem seine Schublade zurück. Er hat den Krempel darin ausgekippt."

Harry seufzte und nippte am Tee. Doch ich war noch lange nicht fertig. Spencer hatte eine Delle in Harrys Cadillac gefahren, das Garagentor spinnte vor sich hin, weil er es neu einstellen wollte und als er eine Runde Sockengolf mitten im Haus spielte, da zerbrach ein bisschen Porzellan.

„Wieso sagt er nicht einfach, dass er ein paar Dinge in meinem Haus nicht mag, anstatt sie kaputt zu machen?", sein linkes Auge zuckte und ich erklärte: „Das würde er. All die Sachen sind ihm wohl wirklich nur aus Versehen kaputt gegangen. Er langweilt sich."

„Ich dachte, er ist mit Nick Grimshaw unterwegs", meinte Harry. Glaubte er echt, dass Spencer damit gleich ausgelastet war? Er bekam schnell innerhalb von einer halben Stunde die Langeweile des Todes.

Da ich noch nicht fertig war mit meinem Job, wechselte ich das Thema: „Außerdem soll ich dich fest drücken und dir sagen, dass ihm jede einzelne Delle, jeder Kratzer und Unfall leid tut und er das in Ordnung bringt."

Gelassen stellte Harry seine Tasse Tee ab. Ich sah ihm an, dass er sich nicht sicher war, was er beängstigender finden soll. All die kaputten Dinge, oder dass Spencer sich kümmerte.

Um die Mittagszeit kam Niall mit Liam und Louis zurück. Die Jungs waren mal wieder groß einkaufen. Sie schleppten eine Menge Essen, Bier und packten eine Playstation aus. Noch dazu kickte Louis kurz vor dem Abendessen einen Fußball durch den Garten.

„Sie müssen gehen!", raunte Niall mir in der Küche zu. Wir schälten seit einer halben Stunde Kartoffeln. Ich runzelte die Stirn: „So ein Quatsch. Es ist gut, dass sie da sind. Sie bringen dich auf Trapp und tun dir gut."

Zufrieden musterte ich ihn: „Außerdem zeigen sie dir, dass deine neue Stimme kein Grund ist sie nicht zu akzeptieren."

Weil Niall nicht antwortete, wusste ich, dass ich recht hatte. Wir schoben schließen den Auflauf mit Kartoffeln, viel Käse und Speckwürfel in den Ofen und beobachteten, wie Liam sich damit abmühte Nialls Technik im Wohnzimmer aufzumöbeln. Neue Boxen wurden angeschlossen und die Playstation ausgepackt.

„Sagt mal, fühlt ihr euch in meinem Haus nicht wohl, oder wieso verändert ihr hier immer wieder etwas?", fragte Niall als Harry zum zweiten Mal innerhalb von wenigen Tagen seine Couch verrückte. Überrascht sahen die Jungs ihn an, schließlich gab Liam zu: „Na ja... du wohnst hier sehr bescheiden und sporadisch."

„Irgendwie fehlt ständig etwas", meinte Louis. „Du hast nicht mal einen Toaster."

Ja, weil Niall kein Toast mehr aß. Nun sah Blondie zu Harry, dieser strich sich nervös durch die dichten Haare: „Ich blicke dein System nicht."

„Was für ein System?", wollte Niall wissen und ich hatte Mühe nicht laut zu lachen, als Harry erklärte, dass die Möbel nur irgendwie standen. Das Regal war nicht mal richtig eingeräumt und die Sitzmöbel wären nicht logisch und praktisch angeordnet. Liam stimmte Harry da zu und nach einigem hin und her schnaubte Niall nur: „Wie gut, dass es meine Bude ist und nicht eure."

„Was bist du eigentlich so empfindlich?", streute Louis Salz in die Wunde.

„Ich bin nicht empfindlich, sondern merke nur wie verwöhnt ihr eigentlich seid", konterte er direkt und damit hatte er wohl recht. Sofort hörte Liam auf irgendwelche Kabel anzuschließen und Harry zog einen Sessel zurück auf seinen Platz.

Niall grinste: „Ne, ne Payno, komm, den Technikkram kannst du jetzt auch zu Ende bringen und du Harry, du hebst dir besser keinen Bruch und lass den Sessel wo er ist."

„Wie wäre es", begann ich vorzuschlagen, „wenn wir morgen den Hexensteig abwandern?" Dann wären sie alle beschäftigt und kämen den Tag über nicht auf dumme Ideen. Niall sah mich mit gerunzelter Stirn an, aber dann ging ihm ein Licht auf und er stieg mit ein: „Ein guter Plan!"

Er holte  verschiedenen Karten für die Wanderwege und bereitete sie auf dem Esszimmertisch aus. Sofort versammelten sich die Jungs drum herum, räumten das Besteck für später zur Seite und stecken die Köpfe zusammen.

„Irgendwie cool, wir müssen nach einem Zeichen Ausschau halten, das eine rote Hexe zeigt", fand Louis. Lediglich Harry wirkte nicht ganz so begeistert: „Wir können auch einfach die Gondel hin und zurück nehmen." Diesen Vorschlag zog er allerdings sofort zurück, als ihn mehrere „Ernsthaft-Blicke?" trafen.

Sie diskutierten darüber, dass sie oben, am Ziel des Hexensteigs den selbstgebrannten Schnaps kaufen konnten und ihren Mentor, Simon Cowell, eine Flasche schickten. Genauso ihrem Management, dem sie zu Dank verpflichtet waren, dafür dass, sie die Pause so schnell organisiert hatten und weiterhin ihr Bestes gaben.

„Sie hätten uns auch alle feuern können", brummte Niall tonlos, doch Louis lachte trocken: „Nicht bei der Kohle, die sie mit uns verdienen."

Da fragte ich mich zum ersten Mal, ob The Metropolis für Parker auch so ein Goldesel war. Eigentlich war mir das immer egal gewesen, denn er kümmerte sich wie ein guter Onkel um uns. Leider nörgelte er auch genauso oft. Vielleicht sollte auch ich eine Flasche kaufen und sie ihm geben, wenn wir uns wiedersahen.

Der Auflauf war fertig und es wurde gespachtelt, als wären alle vier ausgehungert. Louis zwang jedem von uns Salatblätter auf und dann hatte er tatsächlich die Frechheit sich zu beschweren, dass wir keinen Nachtisch hatten.

„Iss deine Salatblätter!", wies Harry grinsend ihn zurecht. Ich fühlte mich so wohl bei ihnen, dass sich die Tage endlich wieder normal anfühlten. Die Vier erinnerten mich in ihrer Dynamik an meine Freunde.

Kaum hatte jeder seinen Teller leer, da rollte Louis die Karte zum wandern direkt wieder aus. Er schien schon die nächsten zwei Routen im Kopf geplant zu haben. Bei Druidenweg würde ich allerdings passen. So toll Hannelores Essen auch war, der Weg war kräftezehrend.

Liam seufzte, als Niall einwarf, dass er eher nackt als Aktmodel posierte, statt mit seinen Freunden diesen Weg zu wagen. Dies führte zu einer heftigen Diskussion und er fing an den Tisch abzuräumen. Keine zehn Pferde brachten mich vom Tisch weg. Zu interessant war es, wie Niall sich da rauswinden wollte.

„Sind wir dir zu gefährlich Niall? Glaubst du, wir würden einen simplen Wanderweg nicht schaffen? Dein Vertrauen ist ja enorm", beschwerte sich Louis und drückte ordentlich auf die Gewissensdrüse. „Vielleicht hilft uns der Weg näher zusammen zu wachsen, als Freunde, als Team! Wir verlassen uns wieder aufeinander und-!"

„Meine Fresse, ist ja gut!", knickte Niall schnell ein. „Von mir aus, laufen wir am Ende der Woche den Druidenweg ab. Aber hör um Himmels Willen auf mit dieser Ich-mache-dir-ein-schlechtes-Gewissen-Nummer! Ich will dir Rosen und ein neues Kleid kaufen!"

Das hier war besser als Fernsehen.

Liam kam mit einer Schüssel Chips zurück ins Wohnzimmer und sprach: „Harry, dein Handy ist aufgeladen und irgendjemand hat versucht dich mehrmals zu erreichen."

„Vielleicht solltest du deine Mum echt anrufen", fand Niall, doch als Harry sein Handy entgegen nahm und auf das Display sah, da meinte er: „Es ist nicht meine Mum." Er stand auf und ging in die Küche.

Louis warf Liam einen fragenden Blick zu und dieser zuckte mit den Schultern: „Preston, kein Plan warum."

Just in diesem Moment breitete sich ein merkwürdiges Gefühl in meinem Magen aus. So, als würde eine Vorahnung zeitgleich an meinen Beinen eiskalt empor kriechen. Automatisch stand ich auf. Ich hörte die Jungs nicht mehr, wie sie weiter über die Routen stritten. Stattdessen war es, als hätte ich Gewichte an den Beinen.

In der Tür zur Küche blieb ich stehen und sah, wie Harry die Gesichtszüge entgleisten, sein Körper sank, wie eine programmierte Regung auf den Stuhl am Küchentisch und seine Hand umklammerte die Tischkante. Als wäre sie ein ein Halt, der ihn davon abhielt Kontrolle zu verlieren. Weißt trat sein Knöchel hervor.

Angestrengt atmete Harry ein und aus, seine Stimme kam von ganz weit weg. „I-Ich mache mich sofort auf dem Weg. Morgen bin ich da und... ich rufe seine Eltern an." Er legte auf, ließ langsam das Handy sinken und sah starr auf die Küche.

„Was wollte Preston?", sprach ich mit einem Kloß im Hals. Harry reagierte nicht sofort und presste die Lippen aufeinander. Dann wandte er sich mir zu, blass und erschreckend durcheinander. „Du solltest dich setzten."

Ich tat, was er wollte und sah ihn an, bemüht nicht zu blinzen.

Hart schluckte Harry und dann ließ er die Bombe platzen: „Sie haben den Stalker."

Im ersten Augenblick durchflutete mich Erleichterung, doch Harrys Miene verriet mir, dass der Preis dafür so hoch war, dass die Erleichterung sofort verpuffte.

„In London ist etwas vorgefallen."

Eine neue Stufe der Angst erfasste mich. Angst, die noch tausend Mal schlimmer war.


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