32 ♪ London love
What's the time?
Seems it's already morning.
I see the sky, it's so beautiful and blue.
The tv's on, but the only thing showing
Is a picture of you.
[ Roxette ]
BRIANA ║ Mein Urlaubsgefühl verflüchtigte sich in London enorm schnell. Nicht nur, dass mein Chef mir zahlreiche Überstunden aufhalste, ich hatte auch noch den unmöglichsten Schichtdienst. Mehr als eine Hand voll Male stand Louis gähnend um halb sieben auf meiner Matte und übernahm den Dienst bei Freddie.
Mein kleiner Liebling ging nun in den Kindergarten.
Leider verhielt er sich nicht nur vorbildlich, sondern raufte mit Leidenschaft mit anderen Kids. Es war mir unglaublich peinlich, als ich zum Gespräch hatte antanzen müssen. Lediglich Louis sah das nicht so ernst: „Mach kein Drama raus, er hat doch niemanden den Zahn ausgeschlagen."
„Er soll begreifen, dass man anderen Kindern nicht wehtut!", schimpfte ich aufgebracht im Auto und zum ersten Mal hatten Louis und ich eine hitzige Diskussion über die Erziehung von Freddie. Während Louis gegen Strafe war, wollte ich konsequent sein.
Wir einigten uns nicht und so verbot ich Freddie Süßigkeiten und funkelte Louis bei der Übergabe wütend an, dass er es bereuen würde, wenn er ihm trotzdem Schokolade gab.
Der Stress auf der Arbeit und der Spagat zum gewöhnlichen Alltag machte mich fertig, inklusive, dass ich hin und her musste, um Freddie auch wieder abzuholen. Irgendwann schlief er nur noch bei Louis und mich empfing Abend für Abend eine Wohnung, wo Larry miauend auf mich wartete.
Die Katze war um einiges umgänglicher geworden, schnurrte ständig um meine Beine und beanspruchte eine Seite auf dem Bett. Mittlerweile konnte ich sie ohne zerkratze Arme kraulen. Nie hätte ich gedacht, dass ich Penny einmal dankbar für ihr Geschenk sein würde.
Penny selbst hatte furchtbar schlechte Laune, seit sie Mara nicht mehr erreichte. „Als wäre sie vom Erdboden verschwunden", beschwerte sich die Blondine bei mir, als wir den Laden nach Schluss putzen und aufräumten.
„Vielleicht habe ich sie gekränkt und es nicht gemerkt", mutmaßte sie traurig und ich versuchte sie aufzumuntern: „Das glaube ich nicht. Ich bin sicher Mara wird sich bald melden. Du weißt doch, es gab angeblich ein paar Zwischenfälle und wenn das bereinigt ist, dann geht ja auch die Tour weiter."
„Das hoffe ich für sie, denn ich habe ihr die gesamte Mailbox voll gequatscht", schnaubte Penny frustriert. Ich dachte darüber nach, denn alles, was ich über The Metropolis im Moment wusste.
Die verschobene Tour hatte für verärgerte Fans gesorgt, auch wenn es sich nur um einen gebrochenen Arm von Mattheo als Grund handelte und als ich Louis fragte, wieso man deshalb direkt eine Tour abbrach, da antwortete er: „Nur im äußersten Notfall. Immerhin hängen viele Jobs und eine Menge Kohle dran. Wenn das Management keine andere Möglichkeit sieht, muss es schon echt ernst sein."
Das verschwieg ich Penny besser.
Als wir endlich fertig waren damit aufzuräumen und den Laden abschlossen, da fragte Penny, ob ich zum nächsten Mädelsabend kommen würde. Obwohl die nächste Woche stressig war, sagte ich zu.
Mit Sophia, Eleanor und ihr eine Flasche Wein nach der nächsten zu köpfen ließ ich mir nicht entgehen. Mittlerweile wurde es jedoch echt Zeit, dass ich Louis davon erzählte, mit wem ich so den Tratsch der Welt erörterte und wer mir dabei die Zehen lackierte.
Im Auto legte ich die Stirn auf den Lenker und bereute es, dass ich so sehr darauf pochte, dass Freddie nicht die ganze Woche bei Louis verbrachte, denn für mich hieß es nun, dass ich noch einmal einen Umweg fahren musste.
Meine Füße taten weh, ich hatte Hunger und merkte erst jetzt, wie erledigt ich war. Aber für nichts in der Welt würde ich die Arbeit missen wollen. Es machte mich immer noch stolz mein Leben selbst bezahlen und wuppen zu können, inklusive einige Extras für Freddie. Im Moment sparte ich für zwei Fahrräder. Bis ich das Geld zusammen hatte, würde mein kleiner Liebling mit Stützräder fahren lernen können.
Darauf freute ich mich und dann, wenn er alt genug war, dann konnten wir kleine Radtouren planen. Alleine der Gedanke daran, was mir mit Freddie noch alles bevor stand, motivierte mich wieder. Der Verkehr war dicht, also dauerte es noch einmal länger eh ich bei Louis war. Nächstes Mal würde ich darauf bestehen, dass er ihn zu mir brachte, auch wenn er mir wieder argumentierte, dass er Freddie bereits abholte.
Das große Grundstück empfing mich gut beleuchtet und ich zwang mich aus den warmen Wagen. Langsam zeigte der Herbst nur noch seine ungemütlichen Seiten. Als rieb ich meine Fingerspitzen aneinander und keine Sekunde früher ging die imposante Haustür auf.
„Ich habe gerade versucht dich anzurufen", begrüßte Louis mich und hielt das Handy in der Hand. Er ließ mich ins Warme treten und erklärte: „Heute Mittag habe ich Freddie aus dem Kindergarten abgeholt, er hat eine laufende Nase und einen ziemlich hartnäckigen Husten."
Mein Hirn lief nicht mehr ganz so schnell also musste ich mich anstrengen ihm zu zuhören: „Also ist Freddie krank?"
„Erkältung, er schläft bereits. Velleicht ist es besser, er bleibt jetzt über Nacht hier und ich bringe ihn dir wieder, sobald es ihm besser geht", schlug Louis vor. Ich rieb mir mit den kalten Fingern über die Stirn: „Okay, ja... du hast Recht. Ja dann, sag mir morgen einfach Bescheid, wie es ihm geht, ja?"
Damit wandte ich mich zum gehen, doch Louis hielt mich auf: „Wieso willst du dich jetzt schon wieder aus den Staub machen?"
„Na ja, ich habe Feierabend, bin kaputt und mir ist nach Essen", gab ich zu. Louis' Gesicht wurde ernst, er seufzte: „Ich kann eine Pizza in den Ofen schieben, Betten sind frisch bezogen und ich habe eine erstklassige Masseure hier."
Ich hielt inne: „Du hast was hier?"
Er hielt mir seine Hände unter die Nase: „Eine Masseure."
Zuerst reagierte ich nicht, dann verstand ich und brach in lautes Gelächter aus. „Das ist die billigste Anmache, die ich je gehört habe!"
„Aber sie funktioniert", behauptete Louis und eh ich mich versah, da half er mir bereits aus dem Mantel und verlangte: „Schuhe aus, und sag mir welche Pizza du am liebsten isst."
„Salami", gab ich zu und Louis runzelte die Stirn: „Ganz der Klassiker, huh?"
„Ganz die keine-Experimente-Pizza", meinte ich und folgte Louis auf Socken durch das Haus, in dem ich mich mittlerweile ziemlich gut auskannte. In der Küche ließ ich mich am Tisch nieder, auch wenn ich wusste, dass Louis eher den gewaltigen Tisch im Esszimmer nutze. Ich hielt das für übertrieben, also beobachtete ich ihn dabei, wie er die zwei Pizzen aus dem Kühlfach nahm und sie in den Ofen steckte.
„Was magst du trinken?", erkundigte er sich bei mir und ich antwortete automatisch: „Zwei Flaschen Wein und was Hartes hinterher."
Louis hielt inne und ich winkte ab: „Sorry, das war ein Scherz, Wasser ist okay." Bekommen tat ich tatsächlich ein großes Glas Rotwein und ich sah ihn überrascht an: „Ich dachte, du trinkst nur so etwas wie Bier."
„Den säuft Lottie immer, wenn sie hier ist", erzählte Louis und setzte sich mit einer Bierflasche in den Händen zu mir. Das Lächeln auf seinen Lippen war süß, so wie immer, wenn er anfing von seinen Schwestern zu erzählen. Leider tat er das viel zu wenig.
„Wir sind seit Wochen wieder hier in London und jedes Mal wenn ich mit dir ausgehen möchte fällt dir etwas anderes ein, wieso du nicht kannst", sprach Louis schließlich ruhig und ich fühlte mich ertappt, denn es stimmte.
Er musterte mich: „Wenn du kein Bock drauf hast, Briana, dann sag mir das einfach. Ich höre dann auf mir zu überlegen, was wir machen könnten, was dir gefallen würde und so ein Kram."
Schweigend sah ich ihn an und musste zugeben, dass er recht hatte. „Tut mir leid, es ist nur... wenn wir ausgehen, dann gehen wir raus."
„Ja und?", Louis runzelte verwirrt die Stirn, also erklärte ich: „Egal, wo wir hingehen werden, wir sind nicht alleine. Wir werden überhaupt keine Zeit haben ganz entspannt zu essen, weil uns ständig irgendwelche Leute belästigen werden. Papparazzis, Fans, du weißt schon, die üblichen Verdächtigen." Ich wusste, wie so was aussah. Zweimal war ich mit Louis unterwegs gewesen und das reichte mir für die Ewigkeit.
Damals hatte er zumindest Bodyguards dabei, aber als ich dann alleine mit Freddie war, da wurde es ohne Sicherheit gefährlich. Rampenlicht dieser Art war mir verhasst.
Statt etwas zu sagen, schwieg Louis und ich setzte langsam hinzu: „Ich mag diesen Rummel nicht, den du mit dir bringst. Wenn ich also mit dir ausgehe, dann möchte ich nicht am nächsten Tag mit gestalkten Fotos in der Sun zu sehen sein, verstehst du?"
Louis nippte an seinem Bier. „Das ist alles?"
„Reicht das nicht?", warf ich ein und er schmunzelte: „Was, wenn ich dir garantiere, dass wir absolute Privatsphäre haben, wenn wir ausgehen?"
Dann wäre das sicherlich ein Versuch wert und Louis grinste: „Morgen hast du keine Schicht, oder?" Es war einer der mageren freien Tage.
„Nein", gab ich zu und Simsalabim war ich für den nächsten Abend verabredet. Die Pizza kam aus dem Ofen und es tat gut endlich etwas im Magen zu haben. Louis schlug vor, dass ich die Nacht einfach hier blieb und da meine Beine schwer waren und ich müde, da ließ ich mich bequatschen. Schlussendlich fand ich mich auf seiner Couch wieder, das Glas Rotwein in der Hand und seine Hände an meinen Füßen.
„Als Masseure bist du echt gut", stellte ich fest. Er lächelte, sah aber weiter auf den Film, der in der Flimmerkiste lief. Meine Füße fühlten sich wie im Himmel und ich mich selbst auch, als ich zwei Stunden später im Gästezimmer ins Bett fiel.
Im Gegensatz zu meinem Bett war dieses hier enorm groß, ich hätte mich auch quer reinlegen können. Bei Louis war es absolut still, ich hörte in meiner Wohnung jeden Floh husten, Larry Mist anstellen und Freddie über den Flur tapsen, sobald er wach war.
Aber hier schaltete sich meine innere Uhr aus. Ich wurde erst wach, als der Wecker halb neun zeigte und konnte mich nicht erinnern, wann ich so lange das letzte mal geschlafen hatte. Schwerfällig zog ich mich am Morgen aus dem Bett und bemerkte auf dem Weg ins kleine, angrenzende Bad, dass mir Louis' Jogginhose fast von alleine in die Knie rutschte.
Nach der Katzenwäsche und umgezogen hörte ich, dass Louis mit Freddie in der Küche war. Mein kleiner Liebling hustete ein paar mal und Louis sprach liebevoll auf ihn ein. Hustensaft war eben keine Limonade.
Freddie sprang mir sofort in die Arme, als er mich in der Küche sah und ich überzeugte mich selbst davon, dass er nur eine kleine Erkältung hatte. Die Nase lief und er hustete ab und an, aber Temperatur hatte er keine.
„Ich lasse ihn heute noch einmal aus dem Kindergarten", erklärte Louis. „Nur zur Sicherheit. Für heute Abend spielt Oli den Babysitter."
Freddie seinen Tee geben lächelte ich: „Schon gut, schon gut, ich werde nicht kneifen. Wir gehen heute Abend aus. Muss ich irgendeinen Dresscode beachten?"
„Ist völlig egal, was du anhast, bring nur Hunger mit und Zeit", sprach er. Ein wenig irritierte mich die Aussage, denn in Jeans kam man nicht überall rein. Doch Louis blieb stur, es sei wirklich total wursch. „Du kannst auch nen' Badeanzug tragen, es spielt keine Rolle."
„Also gehen wir Schwimmen, in die Sauna, oder so was?", horchte ich. Louis verzog belustigt das Gesicht: „Nein."
„Wird es kalt, wo wir hingehen?"
„Nein."
„Sehr warm?"
„Nein."
„Sollte ich nicht besser bequeme Klamotten anhaben, wenn wir etwas sportliches machen, oder es ist vielleicht-!"
Louis drückte mir den Mantel in die Arme: „Bleib locker, ich verspreche, sollten wir zum Diner den Mount Everest besteigen, dann sage ich dir Bescheid. Keine dermaßen böse Überraschungen."
„Bei dir weiß man ja nie", behauptete ich und als ich zum Auto eilte, Freddie mir nach winkte, da rief Louis noch: „Ich bin um sechs bei dir. Lass dir bis dahin keine grauen Haare wachsen."
Ich doch nicht.
Die Wahrheit war jedoch, dass ich zu Hause den Haushalt schmiss und dann unglaublich ratlos vor meinem Schrank stand. Was zog man an, wenn man mit dem Ex-One-Night-Stand und dem Vater des Kindes auf ein erstes richtiges Date ging?
„Oh Gott", das war ja schwieriger als durch fremde Gärten zu kriechen um unerkannt ins Haus zu kommen.
Neben mir ließ sich Larry nieder und miaute. Wenn sie wieder Fressen wollte, dann wurde sie noch fett. Kurzerhand rief ich Penny an und erklärte ihr mein Dilemma. Prompt lachte sie mich aus und riet mir unglaublich unoriginell: „Jeans geht immer. Dazu ein hübsches Top und sexy Schuhe."
Tja, bei sexy Schuhe scheiterte es bei mir schon. Ich hatte nur noch vernünftiges und anständiges Schuhwerk, ganz die Fußball-Mommy könnte man sagen. Im Endeffekt tat ich das Gegenteil, ich kletterte in meinen Schrank, suchte einen schwarzen kurzen Rock heraus, eine schwarze Feinstrumpfhose und eine musterte Bluse von H & M die ich noch nie anhatte.
Kritisch musterte ich mich im Spiegel und beschloss die Haare offen zu lassen und da nichts zu investieren. Am Ende war ich zu Overdress.
Larry verfolgte mich auf Schritt und Tritt und ich erwischte mich selbst, wie ich mir ein Glas Wein eingießen wollte, nur um meine Nervosität zu betäuben. Allerdings wollte ich auch nicht den ersten Schwips riskieren.
Also kippte ich das Glas wieder aus und fing an in der Wohnung unnötig hin und herzuräumen. Zumindest beschäftigte mich das. Leider war Louis nicht besonders pünktlich und ich erschrak mich zehn nach sechs vor meiner eigenen Hausklingel.
„Mach keinen Unsinn, Larry", ermahnte ich die Katzendame, die gähnend auf der Couch hockte. Ich wusste jetzt schon, dass sie sich wieder elegant in der Küche umsehen würde, was sie dort fressen konnte.
Hastig stürzte ich in meinen Mantel, schnappte mir die Handtasche und schloss die Tür hinter mir. Louis wartete mit einem Schirm unten im Hausflur. Er sah völlig normal aus, so wie immer und das erleichterte mich total.
Grinsend sah er zu mir hoch: „Das Wetter ist Mist, aber du kriegst keine kalten Füße, oder?"
„Machst du Witze?", widersprach ich. „Ich habe doppelte Socken an."
„Jetzt machst du definitiv Witze", sprach er. „Und nun lass dich entführen. Wir haben um sieben Uhr den Tisch und ich will sicher sein, dass wir ihn kriegen."
Er klang so überschwänglich, dass ich mich fragte, ob wir uns durch einen Hamburger fressen mussten, um am Ende wieder Tageslicht zu sehen.
„Hör mal, Louis", begann ich im Auto. „Ich hoffe, du hast nichts geplant, wo wir auf Leben und Tod um unser Essen kämpfen müssen. Immerhin können wir Freddie Oli nicht sieben Tage überlassen. Oder die Ewigkeit." Rotschopf würde vor die Hunde gehen mit so viel kindlicher Energie.
„Was denkst du von mir!", empörte er sich. Ich grinste: „Nur das Beste, besonders weil du derjenige bist, der nackt ins Meer springt. Wenn du das mit mir der Themse wiederholen willst, dann setzt mich bitte vorher ab."
Es ging nicht an die Themse, sondern an den Rand der Innenstadt. Als Louis auf dem Parkplatz hielt, da warf ich zum ersten Mal einen Blick auf den Namen des Restaurants: Dinner in the Dark.
„Hier wird uns niemand stalken, beobachten, geschweige denn sehen", erklärte Louis mir und ich sah in ungläubig an: „Wir essen im Dunkeln?"
„Wird vielleicht ganz lustig, weil wir nicht wissen, was wir da essen und trinken, aber ich dachte, das ist vielleicht besser als unter Wasser zu futtern. Gibt da ein Restaurant, da ist eine Kugel im Schwimmbad und dort kommt dann ein Taucher mit dem Diner hin. Kam mir allerdings ein bisschen too much vor. Was nicht heißt, dass wir das nicht trotzdem machen können. Beim neunten oder zehnten Date vielleicht", er hielt mir die Tür zum Lokal auf und ich schmunzelte: „Manchmal hast du einfach nur einen Knall."
„Aber einen guten Knall", verbesserte er mich. „Und jetzt sei mutig für das erste Date mit mir."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top