15 ♪ Not the one
Take the ribbon from your hair,
shake it loose and let it fall
Lay it soft against you skin,
like the shadows on the wall
Come and lay down by my side till the early mornin' light
All I'm takin' is your time,
help me make it through the night
[ Johnny Cash & June Carter ]
MARA ║ „Ja seid ihr denn wahnsinnig!" – ein bisschen vielleicht.
Parker ging an die Decke, als wir ihm freundlich erklärten, wir würden das Album nicht mögen. Gerade, als er uns in der Luft zerreißen wollte, da hielt Fenton ihm die neuen Aufnahmen unter die Nase.
Wir hatten fünf Tage ohne Pause im Tonstudio verbracht und leider sah man uns das mehr als genug an.
Im Klartext, wir waren fix und fertig.
Einige Dinge wurden ganz anders, als wir es vermutet hätten. Dreamer, von Mattheo hatte eine extrem rockige Note bekommen. Son of man dagegen war so anstrengend für Spencer, weil er zwischen den Höhen und Tiefen sprang, dass er danach erst einmal zum Atmen kommen musste und eine halbe Flasche Wasser trank.
Bei Last day in paradies machte sich eine beklemmende Stille zwischen uns breit, schließlich brauchten wir eine Pause, da Alex seiner Freundin den Song schicken wollte. Hintenherum natürlich, um ihre professionelle Meinung zu hören, aber Demi würde den Braten riechen.
Once before i die war geplant als ruhige Ballade, mit nur einem Instrument. Aber das gefiel Spencer nicht: „Es würde wirken, als ständen nur zwei von uns dahinter."
Und so kam es, dass der Song ganz ruhig begann, aber nach und nach jeder von uns einstieg, sodass es am Ende sehr interessant klang.
Nachdem ich beide Versionen gehört hatte, die mit der dezenten musikalischen Unterstützung und die mit allen zusammen, da musste ich zugeben, dass Spencers Stimme für einen gesamten Song mit wenig Unterstützung zu dominant war.
Er drückte das Lied und es würde auch nichts nützen, wenn er nur noch gehauchte Töne von sich gab. Außerdem klang dieses Gehauchte nach einer Weile eher anstößig als traurig.
Bei Not the one schlug Alex eine musikalische Zusammenarbeit vor und versprach sich darum zu kümmern. Sofort hatte Fenton die wahnwitzige Idee man könnte Taylor Swift fragen, oder gleich Demi, aber dem schob Alex ein Riegel vor: „Nein, es muss... es darf nicht... vorhersehbar sein."
Was er damit meinte, verstand ich nicht und Mattheo vermutete: „Ist ganz bestimmt ein Oldie."
Mehr als fünf Tage hatte Alex das private Studio von Liam Gallagher nicht bekommen. Noch dazu war der Sack äußerst launisch und nervig. Mittlerweile verstand ich, wieso meine Tante ihr eigenes Tonstudio hatte. Wir waren alle froh, als wir das Grundstück von Gallagher verlassen konnten.
Mit tiefen Schatten unter den Augen und mehr auf Autopilot laufend waren wir bei Parker im Übergangsbüro fast eingeschlafen. Dieser hörte sich das komplette Album an, vier erste Songs waren schließlich vom alten Album geblieben. Er machte sich Notizen und bat uns bis zum Ende der Woche ein paar Entscheidungen zu treffen.
„Wenn ihr bis morgen Abend niemanden für Not the one habt, dann kümmere ich mich drum", erklärte er brummig und ich sah an seinen Augen, dass ihm das neue Album sehr gefiel. Auch wenn er was anderes behauptete: „Übrigens bei Once before i die bin ich nicht sicher, wo die Kritiker es einordnen werden, rechnet damit, dass es als Country abgestempelt wird."
„So ein Blödsinn", murmelte ich, „ich tippe auf Pop, aber eigentlich ist es doch völlig egal. Es ist gut."
„Das stimmt", gab Parker zögernd zu. „Also, ab ins Bett mit euch."
„Danke", kam es gähnend von Mattheo, denn was wir alle brauchten war Schlaf.
In unserer Zentrale lief Mattheo mit dem Gesicht voran fast vor eine geschlossene Badezimmertür und unsere Chaoten fingen direkt im Flur einfach an sich auszuziehen. Achtlos warfen sie ihre Klamotten in den Weg, damit sie nur noch auf ihr Bett fallen mussten.
Ich strampelte mich auf meinem Bett umständlich aus meiner Hose und dann fiel ich buchstäblich ins Koma. Noch nicht einmal daran das Handy auf lautlos zu stellen, dachte ich. Schon lange hatte ich nicht mehr so tief und fest geschlafen, dementsprechend gerädert wachte ich auf.
Und das auch nur, weil meine Blase drückte und ich etwas hörte. Schlaftrunken taumelte ich im orangen Garfieldnachthemd aufs Klo und hatte mich gerade hingesetzt, als Spencer ins Bad taumelte.
Er störte sich nicht daran, dass ich mit heruntergelassenen Slip auf dem Thron saß, im Gegenteil. „N' morgen", kam es nur von ihm und er machte den Wasserhahn an, um sich das Gesicht zu waschen und dann nach seiner Zahnbürste zu greifen.
Mittlerweile war ich abgehärtet und daran gewöhnt, dass man nirgends seine Privatsphäre hatte. Ich griff nach dem Klopapier und just in diesem Moment horchten wir auf.
„Hat das echt geklingelt?", fragte ich verdattert.
„Isch masch nisch auf", lallte Spencer übermüdet und putze sich seelenruhig die Zähne. Als wir jedoch Stimmen hörten, da huschten wir wenig später über den Flur. Es roch nach Kaffee und ich zog meinen Hut vor Alex, dass er scheinbar schon wieder total auf der Höhe war.
„Wer ist denn so unhöflich und stört so früh?", brummte Spencer. Wir schlichen durch das Wohnzimmer und ich ließ unkommentiert, dass es schon kurz nach elf Uhr war. Es roch herrlich nach Kaffee, Eiern und Speck.
Der Tisch war gedeckt und in diesem Moment stieß ich mir den Fuß an der Kommode und hüpfte durch die Tür. Unglaublich unangenehmer Schmerz zog durch meinen Zeh und dann passierten mehrere Dinge gleichzeitig.
Ich erkannte unseren Besuch, hielt sofort inne, stieß einen hohen Laut von mir und schlug mir geschockt die Hände vor den Mund. Vergessen war der pochende Zeh.
Oh. Mein. Gott!
In unserer verdammten Küche saß Super-Ober-Queen Adele.
Ich bekam Probleme beim Atmen und gab nur düsseliges Zeug von mir. Wie konnte Alex es wagen sie über die Türschwelle zu lassen, ohne uns vorzuwarnen? Ich musste mich auf der Stelle umziehen und einen guten Eindruck machen. Dabei rannte ich gegen Spencer, der die Coolness selbst blieb.
„Gibt es Würstchen?", fragte er und reichte Adele die Hand: „Guten Morgen."
Die Königin des Souls lächelte, sie wirkte in Jeans und ihrem Strickpullover völlig normal. Ihr Haar war zu einem schlichten Zopf gebunden und sie sprach: „Ich war so frei und habe Brötchen mitgebracht."
Brötchen!
Von Adele!
Ich-war-im-Himmel!
Alex schmunzelte und meinte: „Wie wäre es, wenn du dich hinsetzt, Mara?"
Ich konnte kaum einen Fuß vor dem nächsten wuchten, wie sollte ich mich da auf den Hintern fallen lassen? Um nicht völlig gaga zu wirken, wollte ich ebenfalls dieses Stimm-Wunder begrüßen und reichte ihr die total verschwitze Hand, die ich mir vorher am Nachthemd abwischte: „Ähm... hallo."
Ihr Händedruck war fest und Adele lächelte auch mich freundlich an. Sofort erwiderte ich es. Neben mir fing Spencer ungehemmt an zu frühstücken, goss sich Kaffee ein und Alex erklärte, er würde die anderen beiden Schnarchnasen wecken.
Ich verbrannte mir fast die Zunge am heißen Kaffee und räusperte mich nervös. Spencer rollte die Augen: „Jetzt beruhig dich mal." Er wandte sich Adele zu: „Sie ist ein bisschen von der Rolle. Bei ihrem letzten Liebeskummeranfall – und der ist noch gar nicht zu Ende – haben wir das Album 21 in Endlosschleife gehört."
„Wir könn' es im Schlaf rückwärts rappen", mischte sich Fenton ein. Mit chaotischen Haaren und nur in Boxershorts nahm er gegenüber von Adele Platz und murmelte ein: „Hey." Dann angelte er mit der Gabel nach einem Würstchen aus der Pfanne.
Zumindest Mattheo hatte wenig später so viel Manieren und saß vollkommen angezogen am Tisch, erst dann erzählte uns Alex, als er das Rührei verteilte: „Die Idee Not the one mit einer Collab aufzunehmen, das ließ mich einfach nicht los und ich habe gesagt, ich kümmere mich drum."
„Wann hast du das denn noch gemacht?", fragte Spencer, aber es war Adele, die antwortete: „Er hat einfach meinen Sklaventreiber angerufen. Dick hat es erst für einen Scherz gehalten"
Mir war der Name Jonathan Dickins ein Begriff und Alexs Schneid, einfach zum Hörer zu greifen, war schon toll. Wir wussten, warum er unser eigentlicher Boss war. Er schmunzelte: „Ja, Mr Dickins wirkt etwas überfahren, ich hätte ihn vielleicht nicht während der Mittagspause anrufen sollen."
„Papperlapapp", wehrte Adele ab und hielt Mattheo die Tasse für Kaffee hin. „Er sollte eh daran arbeiten seine innere Diva zu zähmen."
Ich konnte kaum den Blick von dieser wunderbaren Künstlerin nehmen, oh man, ich wünschte, ich würde so aussehen wie sie oder eine so grandiose Stimme. „Ich dachte Sie wären im Urlaub", platze es aus mir heraus, denn auch ich hatte von der Auszeit gelesen, seid ihre Stimme auf einem Konzert Probleme machte und abstürzte.
Adele seufzte tief: „Hör mit dem Gesiezte auf, ist ja nicht so, als würde ich mich noch nicht alt genug fühlen."
Ich lief knallrot an und mich rettete Fenton mit vollem Mund: „Geht Spence nich' unter, bei dem ganz'n Soul?"
„Was soll das denn jetzt heißen?", empörte Spencer sich und Alex setzte sich: „Das heißt, dass du ein bisschen Nachhilfe kriegst. Für morgen hast du Gesangstraining, ich habe dir drei Termin organisiert."
In den nächsten Minuten hörte ich nur noch zu und nippte an meinem Kaffee. Es war der Hammer Adele beim Frühstück zu haben, sie war erstaunlich unkompliziert, locker und schien sich nicht zu hetzten. Wir kamen immer wieder vom Thema ab, aber Mattheo sorgte geschickt dafür, dass wir das Wesentliche nicht aus den Augen verloren.
Für die Collab wollte Alex etwas Neues probieren, aber um bei Adeles vielseitiger Stimme nicht völlig abzukacken, brauchte Spencer einen gewissen Grad an Sanfte in seiner Tonlage. Es war möglich und würde ihm dabei helfen sich weiterzuentwickeln.
So kam es, dass Spencer am nächsten Morgen zeitig aufbrach und Alex ebenso loszog, um mit Parker den Videodreh klar zu machen, denn er plante, dass Not the one die Single wurde, mit der wir uns zurückmelden würden.
„Wo hat er Spencer eigentlich genau hingeschickt?", fragte ich in die Runde, als wir uns im hinteren Wintergarten zusammenfanden, um zu üben. Mattheo lächelte wie ein Gangsterboss, der einen Supergau gelandet hatte: „Zu Phil Collins, ich hatte noch seine Handynummer."
Hoffentlich benahm Spencer sich.
In Gammelklamotten griff ich nach meiner Gibson und sah auf den Notizblock, womit wir anfangen würden. Fenton saß im Fußballdress von Tottenham Hotspur am Klavier und klemmte sich einen Stift hinter das Ohr.
„Fehlt noch unser Boss", stellte Mattheo fest und stopfte weiter am Drums Cookies in sich hinein. Kopfhörer hingen um seinen Hals. Wir hörten die Tür und jeden Moment konnte es losgehen, denn Alex war zurück.
Leider hatte er Adele im Gepäck, die uns heute zuhören wollte, um ein gutes Gefühl für den Song zu bekommen.
Ich stöhnte frustriert auf, wenn das so weiterging, dann machte ich mir bald Gedanken darum, was sie von mir hielt. Ständig erwischte sie mich in komischen Momenten. Allerdings versprühte Adele so viel positiven Einfluss, dass ich mich versuchte zu entspannen.
„Alte Lady, bei mir is' noch Platz", begrüßte Fenton sie dreist und klopfte neben sich, auf die Bank vor dem Klavier. Empört blies Adele die Wangen auf: „Nenne mich noch einmal so und die alte Dame wird dir zeigen, wie rüstig sie ist."
„Ja Madam", zog er sie weiter auf und bekam einen herben Stoß gegen die Rippen.
Es wurde eine tolle Arbeit.
Noch einmal erinnerten mich diese Stunden daran, wie toll es war im Team zu arbeiten und wie sehr wir uns ergänzten. Wir stressten uns nicht untereinander, sondern machten uns eher darüber lustig, wenn es nicht lief.
Nach drei Stunden Training blieb es nie aus, dass Fenton anfing Mattheo nachzuäffen. Er hörte wie ein Luchs und ein: „Fehler, auf null zurück", war nicht selten, besonders, wenn einer von uns meinte einen viertel Takt schneller oder langsamer zu spielen.
Erst als wir in Adeles persönliches Studio zogen, da hörte ich Not the one in seinem vollen Umfang. Es war Gänsehaut und ich konnte nur mit Mühe den Schluckauf unterdrücken. Adele sang den Refrain, dramatisch, klar und so einfühlsam. Spencer war ein harter Kontrast, rau, dunkel und anklagend.
Ich war berührt.
Doch da war ich nicht die Einzige, Spencer und Adele brauchten nur zwei Anläufe und das gesamte Packet war buchstäblich im Kasten. Alex und Mattheo hörten sich die Aufnahme immer und immer wieder an, hinter ihnen lümmelte Fenton und meinte schließlich: „Geb's auf, es is'n krasser Song."
„Das ist er wirklich", gab Adele zu und Spencer sprach: „Hätte nicht gedacht, dass es... gut klingt."
Da musste ich ihm recht geben, gerade der Unterschied in ihren beiden Stimmen machten den Song enorm hörenswert. Mir war es mittlerweile sogar egal, ob die Fans mit diesem Stilbruch umgehen konnten oder nicht.
Schließlich ging alles ganz schnell, der Dreh für die Single fand an der Themse statt, der Himmel war schwer dunkelgrau, über der Themse lag Dunst.
Der Kamerafokus würde immer auf Adele und Spencer bleiben, beide in schwarz gekleidet, sollten getrennt an der Themse entlanggehen. Am Ende des Clips liefen sie aneinander vorbei und drehten sich kurz unabhängig nacheinander um.
Der Rest von uns würde immer mal wieder am Rande des Bildes erscheinen, in Farbe.
Ich trug einen roten Regenmantel, genauso knallige Kopfhörer und gepunkten Gummistiefeln. Wie ein gut gelaunter Zwerg sollte ich über den Asphalt tanzen.
Alex spazierte gelassen, allerdings humpelnd, mit einem geschlossenen bunten Regenschirm in blauer Kleidung an Adele vorbei, während Mattheo auf einem Skateboard den chilligen Typen gab. Er stellte sich erstaunlich gut dabei an, auch wenn ihm die gestrickte Mütze mit dem Bommel immer wieder ins Gesicht rutschte.
Fenton durfte auf einem Gelände sitzen und so tun, als würde er lebhaft telefonieren. Der hellbraune Mantel und die grüne Hose hätten albern aussehen sollen, aber das tat es nicht.
Wir hätten Glück, es regnete an diesem Tag nicht. Der Wind war eisig und jeder von uns war froh, als wir abends in dicke Socken schlüpfen konnten. Dabei wurde Alex nicht müde uns daran zu erinnern, dass wir packen mussten.
In zwei Tagen ging die Tour wieder los, wir würden die Konzerte nachholen. Genau an jenem Tag, wenn die neue Single rauskam, samt Video.
Mit packen fing niemand so richtig an, stattdessen gingen wir mit Adele ein Ale trinken. Sie hatte einen bekannten, der seinen Pub eher privat hielt und wo wir ungestört zusammensitzen konnten.
Umgeben von alter Popmusik, eher einer dunklen Nische diskutierten wir über Gott und die Welt. Wir hatten es auch nicht eilig den Abend zu beenden, ganz im Gegenteil. Wir tanzten und setzten uns auch zu Hause noch einmal zu fünft zusammen.
Adele freute sich darauf, dass erste Mal live mit uns zu spielen und im Wohnzimmer applaudierten wir Alex für seinen Mut, sie ins Boot geholt zu haben. Er verbeugte sich: „Ist eben mal etwas anderes als ein Pin-up-Girl."
Treffsicher bekam er von Mattheo ein Sofakissen ins Gesicht und ich zog meine Beine auf dem Boden zum Schneidersitz. Ich öffnete gerade meine Bierflasche, als Alex mal wieder das Programm für die nächsten Wochen durchgehen wollte.
Gott sei Dank machte Spencer ihm einen Strich durch die Rechnung und winkte ab: „Verschiebe das Mal auf einem anderen Tag."
Oder ins nächstes Jahr.
„Gibt etwas, das hat Vorrang", führte er aus. Alex ließ sich in seinen Sessel plumpsen: „Na das klingt aber ernst."
Wir erwarteten alle, dass Spencer das sofort entschärfte, aber das tat er nicht. Stattdessen rieb er die Handflächen aneinander und wir alle wussten, dass dies ein Zeichen für seine Nervosität war.
Er atmete tief durch und dann gestand er: „Ich... ähm... werde in naher Zukunft jemanden treffen und das mit Emma im Sommer spätestens beenden."
„Wir wissen doch, dass das nur Show war", bekräftigte Mattheo und jetzt kroch mir eine vage Ahnung durch den Körper.
Er würde doch wohl nicht...
„Als ich im letzten Jahr ab und an abgehauen bin, da war ich nicht immer in Nashville", gab er zu, aber bevor er weiterreden konnte, hob Alex die Hand: „Du bist zu diesem Styles abgehauen, nicht wahr?"
Spencer runzelte die Stirn und Mattheo atmete dramatisch aus, dann zuckte er mit den Schultern: „Da Fenton anfing zu spinnen, von wegen, du hättest ihn gegen Harry Styles ausgetauscht, haben wir den Braten zehn Meilen gegen den Wind gerochen."
„Aber wie!", schob Alex belustigt hinter. „Während also unser Blödmann-!"
„Hey!"
„-seinen Eifersuchtsanfall hatte, haben Matty und ich eins und eins zusammengezählt", er zuckte mit den Schultern. „Mensch Spencer, das hättest du auch gleich sagen können."
„Ich durfte es nicht", verteidigte dieser sich. „Harry hat mich drum gebeten."
„Und das hat sich nun geändert, weil ihr-!", Mattheo machte eine Handbewegung, die keine falschen Schlüsse zuließ, doch Spencer schüttelte den Kopf: „Nein, wir sind nicht zusammen."
In diesem Moment bewegte sich jeder in unserer Truppe, außer Fenton, der wahrscheinlich schon bescheid wusste.
Gelassen erklärte Spencer, dass er der Typ für heimliche Dinge nicht wahr und Harry nicht für Öffentliche. Da prallten zwei Ansichten aufeinander und weil Spencer wusste, er würde denselben Fehler nicht noch einmal machen, kam eine Beziehung so nicht in Frage.
„Also stellst du ihn uns nicht offiziell vor", fasste Alex zusammen und Spencer bestätigte das: „Nein. Offiziell wahrscheinlich niemals."
Ein betretenes Schweigen entstand.
Dann warf ich fragend ein: „Und... ähm... wie lange wollt ihr das so machen? Ich meine, ihr seid nicht zusammen, aber trotzdem trefft ihr euch und so."
Spencer strich sich durch das Haar: „Keine Ahnung. Schätze, wir schauen einfach wie es läuft."
Das klang ja mal mega vage, aber wer war ich um das zu beurteilen?
Nacheinander sahen wir uns an, dann erklärte Fenton: „Viel Glück dabei, wir halt'n dicht."
„Du bist alt genug, wenn du ein Alibi brauchst, dann sag Bescheid", kehrte bei Alex der Daddy zurück. „Dann kriegst du das natürlich auch von uns."
Es wurde recht locker aufgenommen, trotzdem blieb eine gewisse Neugierde nicht aus. Natürlich wollten wir wissen, woher Spencer Harry kannte und wie eines zum anderen kam.
Aufmerksam hörten wir zu und zu meiner Überraschung sprach Mattheo: „Ich kann Harry schon verstehen, nicht jeder kann damit umgehen diesen Privatteil öffentlich zu zeigen."
Wir erinnerten uns daran, dass die Öffentlichkeit von Finja gewusst hatte, aber Mattheos Beziehung zu ihr war bei den Fans nicht sonderlich gut angekommen und Finja musste sämtliche Media Accounts auf geschlossen stellen. Die wenige Zeit, die sie dazu noch zusammen hatte und wenig Verständnis, führten zum Ende der Beziehung.
Wenn wir noch einmal auf Anfang gehen könnten, dann würde Mattheo wohl einiges anders machen, vor allem aber Finja komplett aus diesem Leben im Rampenlicht raushalten. Doch dazu hatte mittlerweile jeder von uns eine andere Meinung. Denn wenn wir auf Alex und Demi sahen, dann konnte das durchaus funktionieren.
Musste unser Mann der Stunde nur noch seine Eier widerfinden und seiner Liebsten sagen, wo der Hase begraben lag.
Die Nacht, bevor unsere Tour offiziell weiterging, war kurz.
Nicht nur, weil ich vorher lange bei Penny blieb, sie verabschiedete und ihr versprach, dass wir uns dieses Mal öfters sahen. Sie dagegen bekam den Schlüssel für unsere Hauptzentrale und ich grinste sie schief an: „Für den Fall, dass du die Nase von Stan mal voll hast."
„Das wird nie passieren", behauptete dieser selbstbewusst, aber meine beste Freundin verstand, was ich ihr damit sagen wollte. Nämlich, dass sie bei mir zu Hause so willkommen war, wie ich bei ihr und sich daran nichts ändern würde.
Ich hatte noch knapp fünf Stunden Schlaf und war gerade dabei die letzten Reste in meine Reisetasche zu stopfen, als es leise an meiner Tür klopfte. Eigentlich hatte ich geglaubt, dass jeder von den Jungs entweder im Reich der Träume war, oder wie Mattheo vielleicht mit seiner Familie skypte.
Überrascht sah ich auf und Spencer schob sich in mein chaotisches Zimmer. Er trat auf meine Haarbürste und stürzte fast in meinen Schrank. Zischend fluchte er und ich machte zusätzlich meine Lichterkette an, zum Nachtlicht auf der Konsole.
„Was schleichst du hier so spät noch rum, wir müssen um kurz nach Sechs zum Flughafen", sprach ich und er warf sich auf mein Bett.
„Wir pennen doch eh alle im Flugzeug", meinte er und grinste schief. Ich kannte dieses Grinsen, es war nicht halb so taff, wie er es mir verkaufen wollte. Statt aufzustehen, blieb ich auf dem Boden, umgeben von meinem Zeug, sitzen.
„Wo drückt der Schuh?", fragte ich leichthin und wedelte mit der Hand in seine Richtung: „Bestreite es nicht, mir kannst du keinen Mist mehr verkaufen."
Kurz biss sich Spencer auf die Unterlippe, dann fragte er: „Wenn ich dich um einen Gefallen bitten würde, würdest du ihn mir dann..."
Er sprach den Gedanken nicht zu Ende und ich kratzte mich gespielt nachdenklich am Kinn: „Wenn es gefährlich, illegal oder total bescheuert ist, vergiss es."
„Nichts davon", versprach Spencer angespannt und zog meinen typischen Schreibblock zu sich. Es dauerte einige Momente, dann verstand ich, um was er mich bitten wollte.
Ich sollte etwas für ihn schreiben.
„Aber erzähl das nicht weiter!", verlangte er sofort, weshalb ich die Augen verdrehte und schwerfällig aufstand. Ich nahm ihm den Block aus der Hand und suchte nach einem Stift.
„Keine Sorge, von mir erfährt niemand etwas."
In dieser Nacht schrieb ich Old time feeling.
Und es war mein letzter Song, bevor ich verlernte zu schreiben.
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