14 ♪ And so by the way

Keep smiling and keep shining

Knowing you can always count on me, for sure

That's what friends are for

In good times and bad times

I'll be on your side forever more

That's what friends are for

  And so by the way

I thank you  

[  Stevie Wonder ]




NIALL ║ Ich konnte mich nicht bewegen. Mein Blick war fest auf die Jungs gerichtet und ich zwang mich nicht den Atem anzuhalten. Raymond hatte mich reingelegt, dieser Bastard!

Statt auf meiner Seite zu sein, stand er scheinbar darauf mich immer wieder imaginär gegen Wände laufen zu lassen. Ich wusste nicht, was ich nun tun sollte und scheinbar ging es nicht nur mir so.

Schließlich war es Liam, der sich als erstes von uns allen richtig regte. Er stand auf und schob sich an Louis vorbei. In seinem schwarzen Tanktop und den zerschlissenen Jeans wirkte er wie ein klassischer Badboy. Doch ich wusste, dass er genau dies eigentlich nicht war.

Mit jeden weiteren Schritt, den er auf mich zu machte, verstärkte sich mein Verlangen einen Schritt zurückzumachen. Denn Liam zeigte mir brutal wie enorm der körperliche Unterschied zwischen uns aussah. 

Er war durchtrainiert, gesund und trotze vor Kraft, während ich blass, schmal und kränklich aussah.

Immer noch.

Seine Miene war aus Stein gemeißelt und ich spürte, dass ich automatisch die Hände zu Fäusten ballte. Mein Herz schlug bis zum Hals, die Nervosität ließ mich fast in Schweiß ausbrechen.

Und dann passierten mehrere Dinge gleichzeitig.

Liams Gesichtsausdruck veränderte sich und er sprach: „Es tut mir leid."

Die Worte ließen einen harten Panzer in meinem Inneren aufspringen, ich war vor den Kopf gestoßen: „Was?"

„Ich... habe dich hängen gelassen, Niall. Mir war nie klar, dass...", er schluckte hart und zögerte, „.. wie entsetzlich das gewesen sein muss Angst zu haben." Er sah mich an und ich konnte die Qualen fast greifen, die er nun empfand: „Wie können wir uns für deine Freunde halten, wenn wir das nie bemerkt haben?"

Liam atmete schwer aus und versuchte kläglich zu lächeln, dabei wirkte es bitter und zutiefst zerschlagen: „Du hast recht, wir hätten es merken müssen. Zumindest einer von uns, aber stattdessen haben wir... gar nichts getan."

Ich wollte darauf irgendetwas sagen, aber ich konnte es nicht, also fuhr Liam fort: „Ich war so wütend darüber, dass du Sophia geküsst hast und ihr näher warst, als ich, dass ich buchstäblich rotgesehen habe."

Ja... aber waren wir ehrlich, ich hätte nicht anders reagiert.

„Als dann schwarz auf weiß klar war, dass du in den Entzug musstest, da habe ich nicht einen Gedanken daran verschwendet, wieso das alles passiert ist", gab er zu. „Ich wollte nur, dass diese... Unannehmlichkeit so schnell wie möglich aus der Welt geräumt wird."

Ich sollte wieder funktionieren.

Was auch sonst.

„Aber du liegst falsch, wenn du glaubst, dass alles ohne dich läuft", sprach er und ich runzelte leicht die Stirn. 

Liams Augen bohrten sich in meine: „Wir funktionieren ohne dich nicht."

„Bullshit", wehrte ich ab und spürte die Wut in mir aufsteigen, doch er schüttelte den Kopf: „Nein, es ist wahr. Als du nach Malibu geflogen bist, da haben wir uns zusammengesetzt und... wir sind... also wir haben festgestellt, als du angefangen bist zu entgleiten, da haben wir uns einander losgelassen."

Wie sollte ich das verstehen?

Mein Blick glitt zu Louis und Harry, doch keiner von ihnen sagte etwas.

Ich sprach: „Wir hatten vorher schon Probleme."

„Ja", gab Liam zu. „Aber wir hätten das gepackt. Das haben wir immer, egal, ob Zayn ausgestiegen ist, wir glauben vor Erschöpfung die Nerven zu verlieren, enormen Mist bauten oder ob wir einfach nur alles hinschmeißen wollten, um nach Hause zu gehen."

„Du hast uns daran erinnert, wieso wir das alles machen", ergriff zum ersten Mal Louis das Wort. Er schob sich die Snapback in den Nacken und ich sah auf das typische Adidas-Shirt. Keine andere Marke definierte Louis so sehr.

Liam nickte leicht: „Wir mussten dich nur neben uns auf der Bühne sehen, uns daran erinnern, wie viel Spaß wir gemeinsam hatten und wie sehr wir eigentlich liebten, was wir taten. Du hast uns zusammengehalten, egal welche Krise wir hatten."

Das stimmte nicht. Ich rieb mir die nassen Hände an den Shorts ab: „Fang nicht an zu spinnen."

In diesem Moment wurde Liams Gesichtsausdruck wütend, ich hatte definitiv das Falsche gesagt: „Du hast das nie gesehen! Für dich war klar, dass wir auch alleine unseren Weg im Business machen würden und auf One Direction nicht angewiesen sind. Aber ist dir vielleicht einmal der Gedanke gekommen, dass wir...", er suchte nach den richtigen Worten. „... das wir One Direction aus einem anderen Grund brauchen?"

Louis sah mich ruhig an und dann grinste er: „Wir sind doch keine Zweckgemeinschaft, du Blödmann."

Dann seufzte er tief und rollte wichtigtuerisch die Augen: „Wir haben deine Bude auseinandernehmen lassen und die glücklichen Putzfeen gespielt. Weißt du, wie viel Dreck wir unter deinem Bett gefunden haben und wieviel Ramsch du eigentlich besitzt? Außerdem war die Hälfte deiner Lebensmittel seit 2013 abgelaufen. Ein Glück, dass wir so viel auf Tour waren, sonst hättest du dich glatt noch selbst vergiftet."

Louis lachte aufgesetzt, aber niemand stimmte mit ein, stattdessen schwebte eine unangenehme Stille über unseren Köpfen.

Ich rieb mir über die Nase, es war so furchtbar warm und ich fühlte mich so unglaublich fehl am Platz. 

Automatisch sah ich auf den Boden und in diesem Moment platze Liam der Kragen: „Raffst du es nicht? Wir versuchen uns hier ziemlich schlecht zu entschuldigen und dir klar zu machen, dass du nicht mehr zu funktionieren brauchst. Es ist unwichtig."

Nun seufzte er tief und erschöpft und da fiel mir zum ersten Mal auf, dass auch Liam müde und abgekämpft wirkte.

„Was Payno eigentlich sagen will", beteiligte sich Harry mit ruhiger Stimme, „wir wollen, dass du wieder anfängst auf uns zu zählen. Solltest du hier also rauskommen und noch mal mit der Nase voran in einen Topf voller Aufpuschmittel fallen, dann kannst du dir sicher sein, dass wir dich auch ein zweites Mal einsammeln."

„Und ein drittes und viertes Mal", schob Louis hinterher.

Liam verschränkte die Arme vor der Brust: „Ich für meinen Teil trete dir lieber vorher in den Hintern, damit du hier nicht Dauergast wirst. Meine sadistische Ader hält sich da mehr als nur in Grenzen."

Sie klangen, als würden sie es förmlich von mir erwarten, dass ich einen Rückfall hatte.

„Aber selbst wenn", fügte Liam nun bestimmt hinzu, „wir werden unser Bestes geben und das nie wieder zulassen."

„Wie wollt ihr das machen, ihr könnt mich nicht vierundzwanzig Stunden lang kontrollieren", entwich es mir verächtlich und im nächsten Moment nahm Liam mir genauso direkt den Boden unter den Füßen weg. Nur, dass seine Worte absolut echt waren.

„Wir nehmen dir die Angst, was dachtest du denn?"

Just in diesem Augenblick glaubte ich, dass ich kaum noch Luft bekommen würde, also krätze ich: „Was?"

„Das ist der Grund, wieso überhaupt erst hier landen musstest", erklärte Louis. „Wir sorgen dafür, dass du keine Angst mehr haben must." Er lächelte: „Es ist egal, ob deine Stimme funktionierst oder nicht, wir brauchen dich trotzdem."

„Wir... wollen dir die Freunde sein, die du verdienst", meißelte Liam es in Stein.

Schwer holte ich Luft und rieb mir mit den Händen über das Gesicht. Ich verstand sie nicht, doch das schien in dem Augenblick egal, denn ich spürte, wie Liam mir einen Arm um die Schulter legte und mich zu den anderen zog.

Die Gruppenumarmung fühlte sich an, wie etwas, was ich längst vergessen glaubte. Jeder schien mich willkommen zu heißen und zuerst wusste ich nicht für was oder wozu, bis wir uns setzten. Es war erschreckend fremd.

Das hier war ein Neustart und keiner der Jungs hatte vor es zu verkacken.

Unsicher, was sie nun erwarteten, goss ich mir was zu Trinken ein und erneut legte sich das Schweigen über uns. Zu meiner Überraschung räusperte sich Harry. In seinem bunten Hawaii-Hemd wirkte er merkwürdig passend für Malibu.

„Wir haben irgendwann einfach aufgehört miteinander über die wirklichen Dinge zu sprechen, die uns wichtig sind und ich denke, wir sollten das ändern", begann er. Ich nippte am Wasser und meinte: „Nur zu." Wenn er schon so Töne spuckte, dann durfte er gerne den Anfang machen.

Harry strich sich durch die dichten Locken, er wirkte nervös und dann gestand er: „Ich... ähm... bin in einem Mann verliebt."

Liam überraschte das eiskalt und ich dachte an Silvester zurück, als ich mit der Wahrheit konfrontiert worden war. Neben mir lächelte Louis sonnig und ich bekam die Vermutung, dass Louis bereits wusste, was Harry nun sagen würde.

Er beugte sich vor und schließlich sprach Harry so offen und ehrlich mit uns, wie ich es niemals noch einmal für möglich gehalten hätte. 

Ich erfuhr von Los Angeles, seinem ersten Treffen mit Spencer. Berlin, Paris, London, Silvester, zahlreiche Momente waren uns allen entgangen und schließlich lehnte sich Liam zurück: „Das erklärt, wieso du plötzlich so mega schlecht gelaunt warst."

„Ja", gab Harry zu und Liam wollte wissen: „Und... wie läuft es jetzt so? Du bist doch noch einmal nach Berlin geflogen, oder? Zu ihm..."

Ich sah Harry an und er wirkte beklemmend: „Wir sind nicht zusammen."

„Wieso nicht?", fragte ich irritiert. „Was hat sich geändert?"

„Nichts", gab Harry zu, „und genau deshalb möchte Spencer keine Beziehung mehr mit mir."

Nachdenklich neigte Louis den Kopf: „Kann ich verstehen."

Wir wandten uns in seine Richtung und er sah uns überrascht an: „Ihr nicht? Ich würde so ein Versteckspiel auf Dauer auch nicht mitmachen, also hat Spencer schon recht, das was er hat ist das Beste, was er von Harry kriegen wird."

„Oh man", kam es von Liam und ich sprach: „Du nimmst das ganz schön gefasst. Hätte ein bisschen mehr Schock von dir erwartet."

„Ach weißt du", erklärte Liam gelassen, „ich habe geahnt, dass irgendwas im Busch ist und Harry hatte schon immer das Talent dafür irgendwas mit Leuten anzufangen, die wir bis dato nicht einmal auf den Schirm hatten." Er zuckte mit den Schultern: „Und ich würde mal sagen, dass Spencer ein sehr diskreter Mensch ist. Was in Harrys Fall mehr als nur ein Heimsieg ist."

„Das ist wahr", gab ich zu. „Jeder, der mit Harry was anfängt, der hat eine übergroße Zielscheibe auf dem Rücken." Es war merkwürdig hier mit ihnen zu sitzen und offen zu sprechen.

„Was heißt das, ihr seid nicht zusammen, aber trefft euch weiter?", warf Louis verwirrt ein und Harry nickte: „So was in der Art."

Ich zuckte mit den Schultern: „Wenn dich das, was ihr da habt zufrieden macht, was soll's."

„Genau das weiß ich noch nicht", gab Harry zu und Louis meinte: „Finde es raus, ich für meinen Teil kann mit so was nicht besonders gut. Entweder ganz oder gar nicht."

„Dir ist schon klar, was es heißt, wenn es keine Beziehung ist?", fragte Liam nachdenklich und da Harry schwieg, erklärte er: „Im Endeffekt ist es nichts anderes als eine Affäre oder ein Gelegenheitsfick."

„So ist Spencer nicht", behauptete Harry. Er klang ziemlich sicher, doch ich sah in seinem Gesicht, dass es überhaupt nicht so war. Wahrscheinlich wusste Harry selbst nicht worauf er sich da eigentlich eingelassen hatte.

Liam sah das scheinbar genauso: „Trefft ihr euch also auch noch mit anderen?"

„Was soll das!", fuhr Harry ihn nun an. „Man könnte meinen, dass du-!"

„Ich sage dir nur, wie es auf mich wirkt", zog dieser sich zurück. „Aber schlussendlich musst du das selbst wissen."

„Genau", meinte Harry erneut und trank einen großen Schluck Wasser. Obwohl die Stimmung angespannt war, lächelte Louis, dann sprach er: „Vielleicht solltest du uns Spencer offiziell vorstellen?"

„Ja", stimmte ich zu. „Dann kann Liam ihm auf den Zahn fühlen und ihn durchleuchten. Sollte er danach nicht schreiend das Weite gesucht haben, dann hat er vielleicht nur einen Schaden fürs Leben."

„Ihr seid bescheuert!", beschwerte Harry sich, aber mein Einwurf sorgte dafür, dass die dicke Luft verschwand. 

Meine Mundwinkel zuckten und langsam entspannte ich mich. Trotzdem blieb dieses merkwürdige Gefühl von Fremdheit. Man konnte nicht einfach so da weitermachen, wo man aufgehört hatte und zum Glück sahen die Jungs das ähnlich.

„Du hast Freddie und Briana mit nach Malibu genommen?", fragte ich Louis und dieser schien überrascht.

Harry schnaubte: „Es wundert mich, dass ihr euch noch nicht gegenseitig umgelegt habt."

„Wahrscheinlich hat Louis schon einen Auftragskiller angeheuert", orakelte ich trocken, doch er zeigte mit dem Mittelfinger: „Schwachsinn! Ich habe...", verlegen kratzte er sich an der Nase, „... also ich habe festgestellt, dass sie nicht übel ist und ich vielleicht etwas Starrköpfig war."

In diesem Augenblick prustete ich in mein Wasser, während Liam und Harry in lautes Gelächter ausbrachen. Ich konnte mich nicht erinnern, wann wir das letzte Mal alle so zusammengesessen hatten. 

Ohne Zeitdruck, Hektik und einer unsichtbaren Wand zwischen uns. Wir redeten über viele Dinge, doch vor allem nicht über die Arbeit.

Ich hörte, wie liebevoll Louis beschrieb, dass Freddie den Strand vergötterte und nicht aufhören konnte Sandkuchen zu backen. 

Harry berichtete davon, wie Berlin war und Liam überrumpelte uns damit, dass er beschlossen hatte sein Monster an Villa zu verkaufen.

Fast zwei Stunden blieben die Jungs, vielleicht auch länger, ich verlor das Zeitgefühl. Erst als Bud zu uns trat und darauf hinwies, dass ich noch Programm hätte und die Besuchszeit langsam endete, da erhoben sie sich.

Nacheinander verabschiedeten sich, doch als ich ihnen an der Rezeption nachsah, da hielt Liam noch einmal inne und musterte mich ernst: „Versuch dir selbst zu helfen, ja? Wir können das nicht, aber wir werden dich brauchen."

Ich schmunzelte angespannt: „Nein, ihr braucht mich nicht."

„Doch", widersprach Liam, dann räusperte er sich leicht beschämt, als würde er jeden Moment eine Liebeserklärung von sich geben: „Du bist der Fixpunkt, Niall."

Gerade wollte ich lachen, als er hinzufügte: „Du bist wichtiger, als jeder von uns und alle wissen das, nicht nur wir."

„Was redest du da, ihr seid prima ohne mich klar gekommen", wies ich ihn drauf hin und Liams Blick veränderte sich: „Nicht wirklich, es sah nur so aus." Er gab mir einen Klaps gegen die Schulter: „Wir sehen uns morgen."

Verdattert öffnete ich den Mund und er schnaubte: „Wir dürfen dich besuchen, mach dich drauf gefasst, dass wir dich so oft nerven, wie wir können. Es sei denn du drehst am Rad, dann müssen wir natürlich draußen bleiben."

Das klang sarkastisch, doch als ich ihnen nachsah, da blieb ich etwas länger an der Rezeption stehen und wartete, bis sie aus meinem Blickfeld verschwunden waren. Erst dann wandte ich mich wieder dem Center zu. In der Tür zum Aufenthaltsraum erkannte ich Raymond.

„Na die Suche hat aber lange gedauert", behauptete ich spöttisch, er lächelte jedoch und wusste genau, dass ich ihn durchschaut hatte.

„Geht es dir gut?"

Ich dachte nach: „Ja, irgendwie schon. Allerdings schmerzen meine Gelenke." Ich versuchte abzulenken und Raymond ließ sich drauf ein. 

Ohne zu murren lief ich das Programm für den Tag ab und nach dem Abendessen und einer langen, ausgedehnten Massage fand ich abends im Aufenthaltsraum Platz.

Zuerst spielte ich mit Carl eine Runde Billiard und fragte dann an der Rezeption nach Internetzugang. Ich wollte schauen, was sich im Sozialen Netzwerk so abspielte. Man versprach mir, dass man sich die Tage drum kümmern würde, sodass ich überall Zugriff hatte.

Wahrscheinlich hatte ich mir das endlich verdient.

So vertrieb ich mir die Zeit mit Logan und Lauren beim Kartenspiel. Ab und an schweifte mein Blick zum Fernseher, wo jemand MTV laufen ließ. Reality-Sendungen wurden hier heiß und innig geliebt, aber bevor es so weit war, kündigte ein kanadischer Hipster die neusten Erscheinungen an.

Zuerst spielten sich das neue Video von Brad Paisley. Sämtliche Country-Herzen schlugen höher, aber man hörte direkt heraus, dass Moonshine seine typische Richtung war. Der Cowboy und einsames Mondlicht eben.

Dann erschien Nickelback und der Hipster erklärte: »Killerboy ist der gefeierte alternative Rock, für den Nickelback bekannt sind, eine Tour wird in naher Zukunft ebenfalls starten. Für alle Nickelback-Fans also ein absolutes Muss. Sie werden viel Unterstützung in den Charts brauchen denn-«

Sofort hörte Lauren auf Karten zu geben, sie sah wie ich zum Fernseher, denn dort wurde das nächste Video eingeblendet und ich spürte den heftigen Knoten im Magen.

»- The Metropolis melden sich mit einer Bombe zurück. Not the one ist jetzt schon auf Platz eins der iTunes-Download-Charts, dabei ist der Song erst seit einer halben Stunde auf den freien Markt. Der kleine Stilwechsel hätte gewaltig in die Hose gehen können, aber wohl niemand hat mit der Verstärkung gerechnet, die sich die Fünf ins Boot holten. Jetzt brennen wir nur umso mehr auf das neue Album.«

Ich regte mich nicht, das Video, zweifelsohne in London gedreht, verschwand und der Hipster wandte sich nun der Vorschau einer neuen Serie zu. Doch ich dachte nur an das, was ich eben erfahren hatte und die wenigen Schnipsel Musik, die ich hörte.

Not the one.

Es war ein Tritt in den Magen und ich wusste ganz genau für wen Mara diesen Song geschrieben hatte. Nämlich für sich selbst. Offen und ehrlich, wie es für sie ein Markenzeichen war.

Ich musste an den Song kommen, so schnell wie möglich. Die News schmeckten bitter und irgendwie blieb dieses nagende Gefühl haften, dass ich den Song nicht mögen würde.

Lauren zog ihr iPad hervor und ich fragte: „Du hast Internet?"

Sie nickte und mir war sofort klar, was sie nun suchen würde. Hastig rückte ich den Stuhl. Es dauerte etwas und dann war es endlich so weit.

Die ersten Töne waren zu hören.

Und innerhalb von knapp vier Minuten schaffte Mara das Unglaubliche. Meine Verdrängungstaktik stürzte in sich zusammen und all die Empfindungen, denen ich mich noch nicht stellen wollte, brachen auf mich ein.

Schmerz, Scham und Reue waren ein furchtbarer Cocktail an Gefühlen. 


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