12 ♪ It's true
Close your eyes so you don't feel them
They don't need to see you cry
I can't promise I will heal you
But if you want to I will try
To sing this summer serenade
The past is done we've been betrayed
It's true
Someone said the truth will out
I believe without a doubt in you
[ Robbie Williams ]
NIALL ║ Ich konnte nicht schlafen.
Mal wieder nicht.
Immer wieder träumte ich davon zu ertrinken und mittlerweile hatte ich regelrecht Angst davor ins Bett zu gehen. Noch dazu war mein Kopf voll von Selbstvorwürfen und Abscheu auf mich selbst. Ich wünschte Louis würde noch einmal vorbeikommen, doch Raymond untersagte mir Besuch.
Die Sitzungen fielen mir weiter schwer.
Mein Blick glitt zur Uhr.
Es war halb drei.
Frustriert stand ich auf und zog mich halbwegs vernünftig an. Ich war erschöpft, kaputt und doch fand ich innerlich keine Ruhe. Mit leisen Schritten wanderte ich durch das Center und ärgerte mich darüber, dass ich scheinbar alleine war.
Ich wollte an die frische Luft, doch verwirrt erwischte mich Bud dabei. Er schien die Nachtschicht für heute zu haben. „Wo wollen Sie hin?"
„Ist es möglich sich die Beine zu vertreten?"
Knapp nickte Bud und kurz darauf schlug ich zum ersten Mal den Weg zum Meer ein. Ich musste Steintreppen herunter, hörte das Brechen der Wellen und spürte den salzigen Wind auf meiner Haut.
Bud leuchtete mit einer Taschenlampe den Weg, aber es war genug Licht vorhanden. Immer wieder flackerte ein Bewegungsmelder auf und als ich den Rand des Strandes erreichte, da atmete ich tief durch.
Achtlos schlüpfte ich aus meinen Schuhen und berührte barfuß den Sand. Es war ein herrliches Gefühl und ich schritt direkt auf das Meer zu. Über mir erstreckte sich ein schwarzer Himmel und obwohl der Ort nachts bedrohlich sein sollte, so war ich zum ersten Mal seit Langem innerlich absolut ruhig.
Ich setzte mich hin, beobachtete die Wellen und glaubte frei atmen zu können. Meine Augenlieder waren schwer, aber mein Kopf nicht müde.
„Wieso können Sie nich' schlafen?", fragte Bud höflich und setzte sich neben mich. Die Taschenlampe legte er in den Sand. „Schmerzen?"
„Nein", wehrte ich ab und wollte schweigen, aber dann erklärte ich zögerlich: „Ich habe... nur mittags Gelenkeschmerzen, wenn ich zu lange sitze."
„Das sollte sich noch geben", meinte Bud zuversichtlich, trotzdem musterte er mich weiterhin und dann gab ich zu: „Ich schlafe nicht gut, weil... ich keine Ruhe bekomme." Es war schwer zu erklären, ohne bescheuert zu klingen.
Bud veränderte seine Sitzposition: „Sie ertrinken, nich' wahr?"
Überrascht blinzelte ich und er erklärte: „Sie übergeben sich oft und das meiste ist Wasser, kein typischer Mageninhalt oder Verdauungsreste."
Ich presste kurz die Lippen aufeinander, dann wollte ich wissen: „Wie kann ich das ändern?"
„Raymond würde Ihnen raten, dass Sie anfangen Ihre Träume zu kontrollieren, das ist möglich, wenn Sie ihr Unterbewusstsein auf etwas steuern, an dem Sie halt finden. Klingt schwierig, aber während der Traumphase müssen Sie sich innerlich selbst überwinden und der aufkeimenden Panik entgegensetzten. Meistens ist es doch derselbe Traum, also kennen Sie die Abläufe."
„Toll", antwortete ich trocken. Sehr hilfreich.
Ich sah wieder auf das Meer und hörte, dass Bud fortfuhr: „Vielleicht hilft es zu wissen, was es bedeutet zu ertrinken."
Was sollte das schon heißen? Ich verlor den Verstand, das war alles.
„Der Tod steht in der Traumsymbolik für das Ende und für den Beginn von etwas Neuem", sprach Bud einfach weiter. „Das Wasser gilt als stärkstes Traumsymbol der Emotionen. Wer im Wasser schwimmt, ist mit sich und seinen Gefühlen im Reinen, er kann sich in seiner Gefühlswelt frei bewegen."
Eigentlich wollte ich spöttisch lachen, denn ich glaubte an so etwas nicht.
„Träume vom Ertrinken sind in den meisten Fällen Warnträume. Sie zeigen dem Träumenden seine Ängste auf, die oft auch mit einer emotionalen Überforderung in der Wachwelt zusammenhängen", ließ Bud mich wissen, „die Analogie zur Wachwelt ist recht offensichtlich. Der Träumende durchlebt sehr intensive Gefühle, die ihn übermannen und die er nich' einordnen kann. Er befindet sich in einem emotionalen Meer und schafft es nich', ein sicheres Ufer zu erreichen. Ihm fehlt der feste Boden unter den Füßen."
„Pff", kam es von mir, „das war jetzt aber nicht die große Analyse."
Bud zuckte mit den Schultern: „So wird es in der Psychologie beschrieben. Wer vor dem Ertrinken gerettet wird, dem sagt das Unbewusste, dass noch nich' alles verloren ist."
Mein Unterbewusstsein gab einen Furz auf mich und niemand wusste das besser, als ich selbst.
Ich erhob mich schließlich wieder, damit wir nicht die gesamte Nacht hier saßen. Schweigend gingen wir zurück zum Center und erneut lag ich wach auf meinem Bett.
Regungslos sah ich an die Decke, schloss die Augen und versuchte ruhig zu atmen. Ich dämmerte lediglich, dem tiefen Schlaf traute ich nicht.
So wunderte es mich auch nicht, dass ich nach dem Frühstück auf der Hollywoodschaukel einschlief. Ich hatte mir eigentlich die Zeitung zum Lesen mitgenommen, aber ich konnte mich nicht konzentrieren.
Im Schatten döste ich völlig weg und es passierte, ich schlief ein, fiel ins unendliche Meer. Der Übergang war so schleichend, erst umhüllte mich das Nichts und dann änderte sich alles, so als würde ein Schwarzweißfilm in Farbe überlaufen. Nur mit den kühlen und dunklen Tönen.
Sofort drückte sich meine Kehle zusammen.
Die Luft verschwand, es wurde dunkler und ich sah nur die Meeresoberfläche von unten. Meine Brust verkrampfte, Panik kroch durch meinen Körper und ich versuchte mich an Buds Worte zu erinnern.
Kontrolle.
Halt.
Doch ich fand keinen.
Es wurde immer dunkler und ich würde definitiv sterben. Meine Venen schmerzten, ich konnte nicht einmal mehr meine Arme bewegen und spürte die eisige Kälte, die Hoffnungslosigkeit und brüllte mich selbst an, dass ich endlich aufwachte.
Der Alptraum zog mich tiefer, als wäre ein Sog da, der mich nicht losließ.
Ich streckte die Hände aus, wollte nach der Sonne greifen, aber ich konnte nicht. Hilflos ließ ich die Hände sinken, glaubte von innen heraus zu zerreißen und kniff die Augen zusammen.
Und dann... hörte ich es zum ersten Mal.
Meinen eigenen Herzschlag.
Er hämmerte kraftvoll und schmerzhaft gegen meine Brust. Doch er veränderte etwas.
Ich spürte Wärme, sie begann in meinen Fingerspitzen, strich über meinen Arm und umhüllte mich. So wie sanfte Sonnenstrahlen oder wie eine zärtliche Umarmung.
Ich riss die Augen in der Realität auf, schnappte nach Luft, als wäre ich tatsächlich an der Meeresoberfläche und begriff nur langsam, dass ich im Hier und Jetzt war. Keuchend versuchte ich meinen rasenden Puls zu beruhigen.
Die Hollywoodschaukel bewegte sich leicht im Wind, ich bemerkte, dass jeder Muskel in meinem Körper sich angespannt hatte und gab mir die Zeit langsam runterzukommen. Es war anstrengend, ermüdend und doch war der Alptraum dieses mal anders.
Diese Wärme... ich schluckte hart und versuchte mich an sie zu erinnern. Ich kannte sie. Regungslos versuchte ich mir diese Wärme noch einmal in Erinnerung zu rufen, nur um mir einzubilden, ich würde sie noch einmal spüren.
Doch vergebens.
Tief atmete ich durch und blickte auf die Uhr um meinem Handgelenk. Meine Sitzung mit Raymond fing gleich an, ich sollte mich auf dem Weg machen. Hastig packte ich meine Sachen zusammen und bemerkte beim Aufstehen, dass mir der Alptraum noch in den Knochen saß.
Ich sollte mit Raymond darüber sprechen, doch als ich in sein Büro kam, da wurde mir klar, dass er andere Pläne mit mir hatte. Nach Louis' Besuch sprachen wir überwiegend darüber, wie ich zu den Medikamenten gekommen war und wie schleichend sich die Sucht entwickelte.
Erst, als Raymond es zusammenfasste, da begriff ich, wie zielsicher es zu meinem Absturz gekommen war. Dieses „Bisschen" würde ja nicht schaden und nur mal ausprobieren, das alles war mein Anfang und er riss mich mit sich, weil... ich Angst hatte.
Verdammte scheiße, Angst!
Nüchtern betrachtet hatte Raymond natürlich recht – wie immer – und das machte mich fast rasend vor Wut. Durchschaut und durchleuchtet zu werden war unangenehm.
„Einen angenehmen Tag, Niall, komm rein", begrüßte mich Raymond freundlich und deutete mit seinem Stock an, dass ich mich neben seinen Schreibtisch auf den Drehstuhl setzte. „Du hast bescheiden geschlafen, habe ich gehört."
„Das reinste Klatschnest hier", beschwerte ich mich mit einem schmalen Grinsen. Raymond erwiderte es und rügte mich wie ein Vorschulkind: „Und du hast die Gruppentherapie und die Yogarunde zweimal geschwänzt."
„Ich bin eingeschlafen und habe sie verpasst", redete ich mich schwach raus.
„Komisch, die Termine bei Miss Springsklee hältst du penibel ein", ertappte er mich während ich mich schwerfällig auf dem Drehstuhl niederließ: „Man kann auf einer Massagematte erstaunlich gut dösen. Also macht es keinen Unterschied. Bei einer Gruppensitzung ist es schwer den Aufmerksamen zu spielen, wenn man dabei ist wegzudösen."
Raymond lächelte: „Versuch trotzdem hinzugehen, es wird dir helfen."
Mal sehen.
Ich wartete ab und bemerkte, dass ein Telefon auf dem Tisch lag, daneben ein Zettel mit einer Nummer. Die Zahlenabfolge kam mir bekannt vor.
„Was steht heute auf den Plan?", fragte ich und Raymond musterte mich aufmerksam: „Weißt du, worüber wir in der letzten Stunde gesprochen haben?"
„Ja", antwortete ich trocken. „Über den Grund für meinen Durchhänger und den anderen psychischen Kram."
„Du darfst dass gerne detaillierter von dir geben", meinte Raymond und erhob sich, dann schob er mir das Telefon samt der Nummer zu: „Ich möchte, dass du jemanden anrufst und ihm genau das erzählst, was du mir in der Sitzung gesagt hast."
Im ersten Moment reagierte ich nicht, dann fuhr ich beinahe aus dem Stuhl: „Nein! Auf gar keinem Fall! Es war schlimm genug es einmal auszusprechen und ich werde es kein zweites Mal tun."
Nachdenklich neigte Raymond den Kopf: „Und wenn ich Yoga aus deinem Programm nehme, wenn du den Anruf getätigt hast?"
Die Verlockung war groß, ich sank zurück auf den Stuhl und sah auf die Nummer. Auf meiner Zunge machte sich ein bitterer Geschmack breit und schließlich seufzte ich: „Ein einziger Anruf?"
„Ja", Raymond nickte, „ich verspreche dir, danach wirst du dich besser fühlen." Er humpelte an mir vorbei und gab mir einen aufmunternden Klaps gegen die Schulter. „Ich lasse dich für dieses Telefonat alleine und wenn du fertig bist, dann komm in den Außenbereich."
Damit verließ Raymond den Raum, ich hörte die Tür hinter mir zugehen und starrte auf die Nummer.
Das Gespräch mit Raymond war in der letzten Sitzung sehr ehrlich gewesen, danach war ich erleichtert es endlich einmal gesagt zu haben. Hätte ich gewusst, dass er mir einen Strick raus drehen würde, hätte ich mir alles noch einmal überlegt und es nicht getan.
Zuerst zögerte ich, schließlich nahm ich den Hörer in die Hand und starrte auf die Nummer, so als würde sie sich magisch verändern. Sie hatte viel Ähnlichkeit mit der speziellen Anrufbeantworternummer, die Louis vor langer Zeit einrichtete, damit man ihm zu jeder Zeit unbegrenzt Nachrichten hinterlassen konnte.
Er nahm nicht jedes Gespräch entgegen und legte sein Handy so oft aus der Hand, dass er nicht zu den Menschen gehörte, die man immer sofort an die Strippe bekam. Schon gar nicht im Urlaub.
Angefangen hatte er damit, weil sich Jay beschwerte. Dann war er mal zu Hause und hing nur an seinem Handy, also hatte er sich diese Nummer einfallen lassen, die er automatisch einstellte, wenn er länger nicht auf sein iPhone sah.
Raymond wollte, dass ich direkt auf den Anrufbeantwortet landete, demnach sollte es mir das Reden vielleicht leichter machen.
Ich wählte die Nummer und dann lauschte ich dem typischen Vorgang.
»Dies ist ein Anrufbeantworter - Du weißt was Du zu tun hast, also mach's, piep!«, die Stimme von Louis klang gleichgültig und schnell daher gesagt. Irgendwie hatte ich etwas Lustigeres erwartet.
Tief atmete ich durch, dann sprach ich: „Hey... hier ist Niall."
Meine Stimme war belegt und ich kam mir augenblicklich blöd dabei vor mit mir selbst zu reden. Doch Raymond wollte, dass ich es durchzog und ohne Yoga konnte ich leben.
„Es tut mir leid, dass... ich so rüde war", begann ich langsam. „Ich... wollte das nicht."
Mir fiel es schwer den Anfang zu machen und so begann ich mich dafür zu entschuldigen, was ich getan hatte. Mir tat es leid, dass ich Harry einen Schwanzlutscher nannte, dass ich Sophia küsste, obwohl ich wusste, dass Liam was für sie empfand und alles, was ich Louis vorgeworfen hatte.
Natürlich wollte er nur das Beste für Freddie und konnte sich nicht zerreißen und obwohl manche Dinge der Wahrheit entsprachen, so war mein Ton absolut unpassend gewesen. Kurz machte ich eine Pause, denn ich musste mich zwingen ehrlich zu bleiben.
„Für alles andere entschuldige ich mich nicht", meine Handflächen wurden feucht und ich rieb sie an meiner Jeans ab. Der Knoten in meinem Hals wurde größer und ich fuhr fort: „Es war meine Schuld, dass ich abgestürzt bin und es ist eure, dass ihr es nicht verhindert habt."
Es klang nicht wie ein Vorwurf, denn es war einfach wahr.
„Meine Stimme fing an auf Tour zu schmerzen, ich war so unglaublich ausgelaugt und erschöpft", gestand ich, „aber ich wollte das nicht wahrhaben. Immerhin gab es für mich nichts Größeres als zu touren." Ich lächelte bitter. Jeden Tag eine andere Stadt, fünf Länder in sieben Tage. „All die Konzerte, ich habe das geliebt."
Das hatte ich wirklich.
„Aber dann fing es an mich kaputt zu machen", brachte ich es auf den Punkt. „Ich bekam eine Lungenentzündung und habe mich kaum davon erholen können. Klar, ich durfte zuhause bleiben, aber ihr habt weitergemacht und ohne mich funktioniert."
Ich hätte froh sein sollen, dass sie die Termine weiterhin wahrnahmen, aber im Endeffekt hieß das nur eines,
„Ihr brauchtet mich nicht - weißt du, was für ein furchtbares Gefühl das ist?", dieses Gefühl war schon sehr lange dagewesen. Mich konnte man ersetzten, alle wussten das und ich schon von Anfang an.
„Ich war nie der Typ, der in den Mittelpunkt kam. Harry war immer der Liebling der Scheinwerfer, Liam wurde wegen seiner Stimme in den Vordergrund geschoben und bei dir, Louis, witterte man ständig interessante Skandale. Ich war unwichtig."
Es war dumm, natürlich war ich nicht unwichtig. Aber wenn man lange genug jemanden den Vortritt gab und die Menschen von der zweiten Reihe aus beobachtete, dann glaubte man das irgendwann selbst.
„Als meine Stimme das erste Mal wegfiel und ich mich untersuchen ließ, da habe ich gelogen", gab ich zu. „Meine Stimmbänder haben Knötchen und die Ruhe sie direkt zu behandeln, hatte ich nicht. Ich wollte mir die Zeit nicht geben, denn wenn ich ausfiel, dann...", schwer holte ich Luft. „... dann wäre ich nur weiter ein Klotz am Bein gewesen."
So war es.
„Es hätte euch nur auf den Gedanken gebracht, dass ihr solo besser dran wärt und wisst ihr was? Vielleicht wärt ihr das tatsächlich", sprach ich bitter. „Ihr braucht das nicht abzustreiten, denn nachdem Zayn gegangen ist habt ihr alle mit diesem Gedanken gespielt."
Oh ja, ich sah ihre Gesichter noch heute vor mir.
„Ich wollte nicht, dass ihr noch einmal auf diese Idee kommt und habe nichts gesagt", ein Fehler, wie ich jetzt wusste. „Also musste ich funktionieren und habe einen Weg gefunden."
Zumindest vorrübergehend.
Meine Finger der linken Hand gruben sich in die Falten meiner Jeanshosen. „Als das nicht mehr funktionierte, da wolltet ihr mich abschieben."
Genauso hatte es sich angefühlt. „Plötzlich setzt ihr mir Gary vor die Nase und glaubt zu wissen was gut für mich ist, aber vorher hat es euch einen Dreck interessiert."
Nun wurde meine Stimme lauter und ich bemerkte, dass sie voller Bitterkeit war. „Ich wurde nicht einmal gefragt, ob ich in die verdammte My Way Betty Ford Klinik wollte! Es wurde einfach von euch beschlossen!"
Der Tag war rabenschwarz gewesen, für uns alle.
„Es interessierte euch überhaupt nicht, was ich vorher getan habe, wieso auch, ich funktionierte, alles lief wie immer und dann, als ich es nicht durchhielt, da sollte ich ohne Fragen aus dem Verkehr gezogen werden! Als wäre ich... eigentlich... total egal."
Ich musste eine Pause machen, denn immer wieder hämmerte es in meinem Kopf, dass Louis diese Nachricht auch hören würde. Es Raymond zu erzählen war anders und irgendwie doch leichter gewesen.
„Ich weiß, dass ihr mir vorwerfen werdet, dass ich jeder Zeit zu euch hätte kommen können, aber das stimmt nicht", fuhr ich belegt fort. „Denn zu wem hätte ich gehen sollen? Louis, du warst beschäftigt mit deinem Danielle-Desaster, mit dem Stress um Freddie und diesen dämlichen Streit mit Briana."
Ich mochte die Blondine, sie machte es richtig Freddie aus Los Angeles rauszuhalten, aber sie schaffte es auch, dass mein Kumpel überall Buschfeuer anzündete, in seiner Wut alles besser machen zu wollen.
„Harry, macht eh sein eigenes Ding. Er konntest uns noch nicht einmal davon erzählen, dass er sich verliebt hat. Wie soll ich also glauben, dass ich ihm vertrauen kann, wenn er es bei mir nicht konnte?"
Zuerst war ich geschockt gewesen Harry so ertappt zu haben, aber dann war da dieser bittere Beigeschmack gewesen.
„Von Liam will ich nicht anfangen, er verschwindet bei jeder Gelegenheit und will uns so wenig wie möglich um sich haben. Er redet überhaupt nicht mehr mit uns", schloss ich. „Also sag mir Louis, wem hätte ich etwas sagen sollen?"
Der einzige Mensch, der es gewusst hatte, war Mara.
Wieso, das war mir erst viel später bewusst geworden. Sie hörte zu, ich hatte ihr vertraut und hatte mich bei ihr sicher gefühlt. Ich bereute es zutiefst, dass ich sie so furchtbar behandelte.
Noch immer hielt ich den Hörer fest umklammert, ich musste mich zusammenreißen und schloss: „Ich kann nicht mehr auf euch zählen, nicht so wie früher. Jetzt mögt ihr euch kümmern, aber das wird aufhören und dann sind wir wieder genau dort, wo wir vor meinem Absturz waren."
Ehrlich sein tat weh.
„Und darauf kann ich verzichten. Also tut ihr es bitte auch", waren meine letzten Worte.
Ich konnte nicht sofort auflegen, doch ich wusste nicht, was ich noch hinzufügen sollte. Langsam ließ ich den Hörer in meiner Hand sinken und kämpfte gegen den Drang wie ein dummer, blöder Schuljunge zu heulen, nur weil er auf die Nase gefallen war.
Mit meinem Schweigen hatte ich nur das hinausgezögert, was ich eigentlich schon seit langem wusste. Nämlich, dass One Direction sein Ende fand. Gewisse Dinge konnte man nicht aufhalten.
Ich sah das ein.
Regungslos blieb ich eine Weile sitzen, mein Blick ging zum riesigen Fenster. Ich wartete darauf, dass ich mich schlecht fühlte, aber es war viel eher so, wie Raymond es gesagt hatte,
Ich fühlte mich besser.
Befreit.
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