Kapitel 5
Aus der Ferne konnte ich Youngster laut flehen hören. Ab und zu lösten sie sich von Schreien aus. „D-Das ist BM", flüsterte er leise und krabbelte wieder zu der Wand, von der ich vermutete, dass sie sein Lieblingsplatz im Käfig war. Ich blieb weiterhin an der Käfigtür und wappnete mich vor dem gefürchteten Cager. Dann kam er in unsere Reihe und wie Chan steckte er in einem schwarzen Overall und auch wie der andere Cager konnte ich Muskeln an seinen Körper erkennen. Allerdings hatte er blonde Haare. Hinter ihm zog er kleinen quietschenden Wagen. Wahrscheinlich war dort das Essen für uns. Ein paar Käfig weiter bat eine Youngsterfrau nach mehr Essen, worauf sie einen Hieb mit Bms Schuhspitze bekam. Jisung hatte keine leeren Sprüche von sich gegeben. Der blonde Cager war wirklich gewalttätig. „Ich habe es dir gesagt", hörte ich Jisungs dünne Stimme hinter mir. Am liebsten würde ich es vergessen, das ganze hier, nur eine gruselige Erinnerung in meinem Kopf behalten, doch das war Realität. Die Schreie der Youngster, die menschenunwürdigen Verhältnisse, mit den ich konfrontiert werde. Der Wahnsinn des Raumes wollte sich an mich reißen und meinen Verstand zerstören. Ich konnte es fast schon spüren.
BM trat zu meiner Käfigreihe und sah mich an der Tür sitzen. Sein Gesichtsausdruck verwandelte sich zu einem dämonischen Grinsen, welches so viel schlimmer als Chans war. Ich wollte mich wie Jisung in den hinteren Teil des Käfigs verstecken, doch ich reagierte wie bei Chan trotzig. Ich hielt mit den braunen Augen Blickkontakt. „Wen haben wir denn da? Du bist neu. Was für ein hübscher Youngster du doch bist. Du siehst ziemlich jung aus. Wie alt bist du? 16?"
„Das wüsstest du gerne, oder?" Mein Herz raste vor Angst und ich würde für meine gehässige Antwort Ärger bekommen aber irgendwie wollte ich mich nicht einschüchtern lassen von Bms massiger Gestalt. Seine Faust schnellte zwischen den Gitterstäben und wollten mich verprügeln, als er inne hielt und mit den Zähnen knirschte. „Ein Jammer, dass ich nur die Youngster verprügeln kann, die keine Chance auf ein Fest haben. Hier, dein Essen. HJ1409, komm her oder ich gebe dir nichts zu essen." Jisung krabbelte langsam und bedacht zu ihm und setzte sich ein bisschen weiter von den Gitterstäben als ich. BM holte zwei Stück Brot und zwei Wasserflaschen raus und gab sie uns, bevor er weiterlief. Jisung schlang das Stück Brot runter und leerte seien Wasserflasche mit ein paar Schlücken. Dann krabbelte er zurück zu seiner Wand. Anders wie Jisung aß ich mein Essen langsam und trank das Wasser schlückchenweise.
Die Nacht brach ein und ich wurde müde. Der heutige Tag war ziemlich stressig für mich. Heute morgen war ich noch frei, jetzt steckte ich in einem Käfig. Ich musste zwar in ständiger Angst leben, doch ich war wenigstens frei. Traurig legte ich mich hin und rollte mich zusammen. Die ganze Zeit hatte sich Jisung nicht bewegt und sah wie tot aus. Meine Augenlider wurden immer schwerer und ich konnte sie nicht mehr aufhalten. Ich schlief ein. Mein Schlaf war nicht fest, denn ich spürte wenig später ein Gewicht bei mir. Nachdem ich meine Augen geöffnet hatte, sah ich Jisung an mich kuscheln. „Ich h-hoffe...das stört d-dich nicht", meinte er leise. Immer wenn Jisung also nervös wird, fing er an zu stottern. Ich legte meine Arme um ihn. Wie lange musste er schon alleine hier sein, dass er die so schnell die Nähe eines fremden Youngster suchte? „Danke...Jeongin."
In meinem Armen beruhigte er sich und auch ich genoss die Nähe des anderen Youngster. Jisung war ein netter Youngster, den ich langsam anfing gern zu haben. Zwar hatten wir bisher nicht viel miteinander geredet, aber ich hatte ein Gefühl, dass man sicher viel Spaß mit ihm haben konnte, wenn er aufgeblüht war. Wieder musste ich an Felix denken, mit dem ich auch so gekuschelt hatte, wenn wir zusammen schliefen. Erst mit Kuscheleinheiten konnte er einschlafen. Jisung erinnerte mich im Moment an ihn und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Wie sehr ich ihn vermisste. Seit meinen Eltern vor sechs Jahren gestorben waren, war Felix mein einzige Bezugsperson gewesen. Ich war eigentlich ziemlich taff und hart im nehmen, doch die Verhältnisse und die Nähe von Jisung brachten mich zum Weinen. Ich trauerte um Felix und meine Familie. Jisung schien meinen Gefühlsausbruch zu bemerken, denn er schlug wieder die Augen auf und musterte mich sorgenvoll. „Was ist los? Ist dir meine Nähe zu viel? Ich k-kann auch wieder an die Wand zurück." Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. „Du erinnerst mich gerade nur an einen alten Freund von mir. Er war ein Youngster wie wir." Jisung schien mich trösten zu wollen, denn er tätschelte mir den Kopf und kuschelte sich an mich. „Möchtest du von ihm erzählen?"
Ich fing an über Felix zu erzählen und wie wir uns kennen gelernt hatte. Ich hatte ihn damals in einem Süßigkeitenladen gefunden, in den er sich mit einer Tüte Bonbons versteckt hatte. Als er sah, dass ich ein Youngster wie ich war, hatte er mich gebeten bei ihm zu bleiben und hat mir Wassermelonenbonbons gegeben. Nachts hat er sich wie Jisung an mich gelegt und die Arme um ihn geschlossen. Sein Atem roch nach Wassermelone. Ich weinte weitere Träne, als ich an ihn dachte. Jisung wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. „Hoffentlich geht es ihm gut, wo auch immer er ist." Ich lies meine Tränen von Jisung trocknen und schlief ein.
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