35 | safehouse
Kurz nach Sonnenaufgang landet der Jet auf einer Wiese. Blinzelnd steige ich hinter den anderen aus, die Decke immer noch um meine Schultern gelegt.
Clint führt uns zu einem Farmhouse. Er hat die Arme um Natasha gelegt und stützt sie auf dem Weg. Rechts im Hof liegt ein Schuppen, und davor steht ein Laster mit Ladefläche. Was soll das sein? Ein Safehouse? Dieser Ort ist so ziemlich das letzte, was ich mir unter einem Safehouse vorgestellt habe.
»Sind wir hier sicher oder hat Clint den Verstand verloren?«, frage ich Dad in gesenkter Stimme.
»Hoffe mal Ersteres trifft eher zu.«
Auf der Veranda stehen Blumenkübel, Werkzeug, ein Schaukelstuhl - und ist das Kinderspielzeug? Nacheinander betreten wir das Haus. Clint führt uns nach rechts. Geradezu befindet sich eine Treppe, die ins Obergeschoss führt.
»Schatz? Ich bin Zuhause!«
Moment, Schatz? Ist das eine Art Codewort? Was geht hier ab? Ich sehe zu Steve, Thor und Dad, die ebenso wenig Ahnung haben wie ich. Eine hochschwangere Frau kommt mit einem Stapel Bastelpapier in der Hand durch die Küche auf unsere Gruppe zu. Sie sieht uns, dann Clint und lächelt.
»Wir haben Besuch. Tschuldige, ich konnt nicht anrufen.«
»Muss auch 'ne Art Agentin sein«, meint Dad.
Muss sie wohl. Was sonst könnte hier abgehen?
»Gentlemen, das ist Laura«, stellt Clint uns die Frau vor.
Sie hebt kurz die Hand. Wenn sie lächelt, bilden sich kleinen Lachfalten um ihre Mundwinkel. Sie sieht nett aus, und gar nicht wie eine Agentin. »Ich kenne alle Ihre Namen.«
Fußgetrappel ist zu hören, und keine Sekunde später stürmen zwei Kinder den Raum. Das kleine Mädchen wirft sich sofort in Clints Arme, und er wuschelt dem älteren Jungen durch die Haare.
»Das sind dann kleinere Agenten«, sagt Dad.
»Wie bei Spy Kids?«, frage ich. Doch mittlerweile ist wohl klar, was das hier sein soll.
»Hast du Tante Natasha mitgebracht?«, fragt das Mädchen, das ohne Zweifel Clints Tochter sein muss.
Ich drehe meinen Kopf zu Nat. Sie wusste von all dem hier?
»Knuddel sie doch einfach, dann weißt du's.«
Mittlerweile scheinen alle gerafft zu haben, was hier wirklich abgeht. Das hier ist Clints Familie, das hier ist sein Haus und seine Farm, aber warum zur Hölle wusste ich das nicht? Wieso wusste Nat davon? Das ist irgendwie unfair. Jahrelang hab ich gedacht, Clint lebt in irgendeinem Taubennest auf den Dächern Manhattans.
»Entschuldigen Sie den Überfall«, sagt Steve.
»Wir hätten angerufen, aber wir waren beschäftigt damit, nicht zu wissen, dass Sie existieren«, fügt Dad hinzu.
Clint hat einen Arm um seine Frau gelegt. »Ja, Fury hat mir hierbei geholfen als ich dazustieß. Es stand nie in den SHIELD-Akten, und dabei soll es auch bleiben. Ich glaub hier können wir 'ne Weile abtauchen.«
Während Nat ihre Tarnung nun endgültig aufgibt, und zu Laura geht, nähere ich mit einem Schritt Dad an.
»Du kannst mir nicht sagen, dass du nicht von Bartons Familie wusstest«, murmele ich ihm zu. Mein Blick ist immer noch auf die Leute gerichtet, die hier im Raum versammelt sind.
Dad beugt seinen Kopf leicht zu mir. »Glaub mir, wenn ich es gewusst hätte, hätte ich mich schon längst zum Essen eingeladen.«
»Wie konnte Fury das geheim halten?«
»Ich wette, Hill wusste auch davon.«
Zwei Scheiben Toast springen aus dem Toaster in der Küche. Ich bemerke, wie hungrig ich eigentlich bin. Ein leckeres Frühstück wäre jetzt genau das Richtige. Wie aus dem nichts stürmt Thor an uns vorbei aus dem Haus. Steve folgt ihm.
»Welche Laus ist dem denn über die Leber gelaufen?«, wundere ich mich. Okay, er hat alles Recht der Welt, sich in unserer Situation unbehaglich zu fühlen. Aber an Clints Gastfreundschaft ist nun wirklich nichts auszusetzen.
»Es war ein schwieriger Tag für uns alle«, sagt Clint in die entstandenen Stille hinein. »Ihr könnt euch ausruhen. Und das untere Bad benutzen.«
Clints Frau Laura leiht mir netterweise ein paar Klamotten, sodass ich wenig später in einer geblümten Bluse und einer lockeren Jeans am Esstisch der Bartons sitze. Allerdings nicht für lange, denn beim Essen bemerke ich, dass mein Handy hier im Haus kein Netz hat. Also stopfe ich mir noch ein Toast in den Mund, nehme eins in die Hand und verlasse das Farmhaus.
Ich klettere auf einen Zaunbalken, kontinuierlich mein Handy in die Luft streckend. Nichts. Missmutig schnaubend springe ich auf der anderen Seite wieder runter. Blöde Pampa.
»Kletterübungen?« Nat kommt durch das hohe Gras auf mich zugestapft.
Ich verziehe das Gesicht. »Kein Netz.«
»Ich glaub da muss ich dich enttäuschen, diese Gegend ist vollkommen von der Außenwelt und gewöhnlichem Netz abgeschirmt. Was hattest du denn vor?«
Ich klettere wieder über den Zaun und sehe nochmal auf mein Handy. Kein einziger Balken. »Ich wollte Cass schreiben.« Und Matt. Ich dachte eigentlich, mit meinem sowieso schon gepimptem Handy habe ich überall Zugriff auf das Internet, aber hier anscheinend nicht. Ich lasse mein Handy in die Hosentasche gleiten und setze mich auf den Zaun. »Wie lange weißt du von den Bartons?«
Nat sieht zurück zum Farmhaus. »Lang genug. Seit Budapest hat sich einiges geändert.«
Ich ziehe eine Augenbraue hoch. »Was war in Budapest?«
Sie schenkt mir ein geheimnisvolles Lächeln, sagt aber nichts. Anscheinend ist das ein genauso großes Geheimnis wie die Existenz dieser Farm.
Neben dem Haus hacken Dad und Steve Holz, während sie offensichtlich in eine hitzige Diskussion verwickelt sind. Männer.
»Was machen wir jetzt?«, frage ich. »Wir können uns nicht für immer auf Clints zugegebenermaßen idyllischen, aber gottlosen Farm ausruhen.«
»Du kannst mir nicht sagen, ein wenig Ruhe würde dir nicht gefallen.«
»Nicht bevor Ultron weg vom Fenster ist und wir die Zwillinge haben. Sie sind anders als die Teens, mit denen ich letztes Jahr zu tun hatte. Sie sind viel störrischer. Verankert in ihrer Ideologie - oder vielmehr Struckers und Ultrons Ideologie. Das werden sie bestimmt bald erkennen, da bin ich mir sicher.« Ich ändere meine Sitzposition. Steve zerreißt gerade einen Holzblock mit bloßen Händen. Hat wohl zu viel übrige Kraft. Im Gras um uns herum zirpen Grillen.
»Hast du sie gesehen? Die Person, die du getötet hast«, fragt Nat unvermittelt.
Ich blinzele sie an. Das war ein unerwarteter Themenwechsel. »Was?«
»In Maximoffs Vision. War sie da?«
Spielt sie auf Alekto an? Letzten Herbst habe ich herausgefunden, dass sie hinter dem Mord an meiner Mum steckte. Meine nächsten Handlungen waren getrieben von Rachegelüsten, und vermutlich auch Verzweiflung. Ich habe eine Pistole aus Natashas Schrank mitgehen lassen, doch sie hat das nie angesprochen, weswegen ich davon ausging, dass die Sache abgehakt sei. Ich stelle mich also dumm. »Von wem redest du?«
Natasha seufzt. »Judy, ich weiß, dass du die Waffe aus meinem Zimmer gestohlen hast. Und ich weiß auch, dass du an dem Abend des Homecoming-Balls etwas getan hast, das du nicht hättest tun sollen. Ich dachte, es gab einen bestimmten Grund dafür, und es würde früher oder später rauskommen, aber...«
»Was hat Maximoff dir gezeigt?«, stelle ich die Gegenfrage.
Natasha legt ihren Kopf schief. Sie hat aufgehört zu lächeln. »Am Tag danach, als es in den Nachrichten kam, habe ich Nachforschungen angestellt. Rache, Judy, ist ein kompliziertes Konstrukt. Du hättest es nicht tun sollen.«
Natürlich musste ich irgendwie Mum rächen. Niemand sonst hätte es getan. »Ich war es nicht«, sage ich leise. Unser Gespräch soll ja nicht jeder mitkriegen. Laura fragt Dad irgendetwas, und daraufhin geht er in Richtung Schuppen. »Matt hat abgedrückt.« Sein Gesicht taucht vor mir auf, grau und im Dunkeln verschwindend.
»Der Blonde?« Sie scheint nicht im Geringsten überrascht zu sein. Was weiß sie denn nicht?!
Ich sehe auf den Boden und scharre mit meinen Füßen in der sandigen Erde. Ich presse meine Lippen aufeinander. Das Zirpen hört sich fast an wie Summen. »Sie war nicht da. Aber alle anderen. Mein Dad. Meine Freunde. Sie waren alle da. Und ich hab sie enttäuscht, hab's nicht geschafft, meine Versprechen einzuhalten.«
Nat hockt sich auf dem Feldweg vor mir hin. Auch sie trägt geliehene Klamotten von Laura. »Das, was Maximoff uns gezeigt hat, ist unsere Vergangenheit, nicht die Zukunft. Es muss so nicht kommen. Ich wurde zur Mörderin erzogen. Mach nicht die gleichen Fehler wie ich.«
Was auch immer Natasha gesehen hat, es muss etwas mit ihrer Vergangenheit als Agentin zu tun haben. Vielleicht sogar aus der Zeit davor. Fest steht jedenfalls, dass sie es mir nicht sagen wird. Doch wie dicht kann sie halten?
»Du darfst es niemandem erzählen, Nat, niemandem«, beschwöre ich sie. Niemals. Auf keinen Fall meinem Dad, der wird deswegen unglaublich viel Stress machen. Matt hat sowieso schon genug zu tun, da braucht er nicht auch noch eine Standpauke à la besorgter Vater serviert. Und ich auch nicht.
»Hey, das ist deine Sache«, sagt Natasha, ihre Stimme wieder sanfter. »Du musst damit umgehen können. Ich dachte nur, du möchtest vielleicht darüber reden.«
»Will ich nicht. Ehrlich, mir geht's gut. Ich will die Sache einfach dabei belassen. Und Matt, er - er kann damit umgehen.« Glaube ich zumindest. Ich weiß, dass es ihn nicht komplett kalt lassen kann. Immerhin war das der Anstoß, den er brauchte, um sich helfen zu lassen. Wenn er den nicht gehabt hätte, wer weiß, wie es mit ihm weitergegangen wäre. Mit uns.
»Du magst den Jungen sehr, oder?«, fragt Nat.
Ich reiße den Kopf hoch. Vermutlich habe ich zu lange verträumt in die Gegend gestarrt. Langsam wird Natashas Agentengespür echt anstrengend. »Ich weiß nicht.«
Eine Lüge. Seit dem Abend, an dem ich ihn geküsst habe, bin ich heillos in ihn verschossen. Aber da war nie etwas Offizielles im Gange. Wir haben es nicht geschafft, unsere Beziehung in den wenigen Wochen bis Weihnachten auszubauen. Und dann war er auch schon weg, unerwarteterweise. Und aus unseren Nachrichten werde ich auch nicht wirklich schlauer. Ich seufze laut.
»Er scheint ein netter Typ zu sein. Sei trotzdem vorsichtig. Niemand mordet rein aus Liebe.«
Liebe? Wow, nicht so hastig, davon kann man nun wirklich noch nicht sprechen. Ich muss mich hier wirklich mal zusammenreißen, um Nat von mehr Fragen abzuhalten. »Sag mal, Nat, bist du jetzt nur hier, um mich zu auszuhorchen?«, frage ich.
Sie lächelt wieder. Aber irgendwie scheint das Lächeln diesmal etwas trauriger zu sein als vorher. »Ich brauchte etwas zu tun.«
»Dann muss dir schon sehr langweilig sein, wenn du mich als Zeitvertreib-Gesprächspartner aussuchst.«
»Wir können ein Spiel spielen«, schlägt sie vor. »Mit Lila und Cooper. Vielleicht Mensch-Ärgere-Dich-Nicht. Oder Verstecken. Oder-«
»Pirat«, sage ich überrascht.
»Pirat?«, fragt Natasha verwirrt.
Ich deute zum Schuppen. Hinter Dad kommt noch jemand heraus. Ein dunkelhäutiger Mann mit Seemannsmütze und Augenklappe. Nicht nur ein Pirat, nein, der Pirat schlechthin. »Fury lebt?«
Zum tausendsten Mal heute ist es wieder Natasha, die unbeeindruckt aussieht.
»Das kann doch nicht dein Ernst sein.« Ich schüttele den Kopf, stoße mich vom Zaun ab und gehe zum Haus zurück.
Steve hat wenigstens eine überraschte Miene aufgesetzt, aber er kann mich erst recht nicht täuschen. Clint sieht kurz von seiner Zaunkonstruktion auf der Veranda auf, dann schickt er seine Kinder nach drinnen. Dad steht mit verschränkten Armen neben Fury. Er wusste es also auch nicht. Wieso wurden ausgerechnet die Starks von dieser Information ausgeschlossen?
»Wo hast du den denn aufgegabelt?«, frage ich Dad.
»Die Garantie für ihn ist wohl doch noch nicht abgelaufen«, sagt er. Er und Steve tauschen wieder angespannte Blicke aus.
»Stark Junior«, begrüßt der ehemalige SHIELD-Direktor mich. Wir haben uns erst einmal gesehen, vor drei Jahren auf dem Helicarrier, kurz vor der Schlacht in New York.
»Sind Sie der echte Fury, sein Zwillingsbruder oder ein böser Klon?« Kritisch mustere ich den Mann vor mir.
»Wieso haben Sie die Kleine mit in die Sache reingezogen?«, fragt er Dad und ignoriert mich somit völlig.
»Sie haben ihre Gründe, ich hab meine«, antwortet er schlicht.
♦
Während des Abendessens sagt eigentlich niemand etwas. Clint albert mit seinen Kindern herum, Steve unterhält sich leise mit Banner, und Dad starrt die ganze Zeit über auf seinen Teller, während er in seinem Stuhl zurückgelehnt die Stirn runzelt. Es gibt Kartoffelauflauf. Nicht gerade mein Lieblingsessen. Dafür trinke ich eine halbe Kanne der selbstgemachten Limonade leer.
Nach dem Essen verstreuen sich alle im großen Esszimmer der Bartons. Laura macht die Kinder bettfertig. Während Natasha und ich am Tisch sitzen bleiben (ich, um meine Limonade noch auszutrinken und mich so vor dem Abräumen zu drücken), spielt Dad am anderen Ende der Küche Dart.
»Ultron hat mit Ihnen seine Spielchen getrieben, um Zeit zu gewinnen«, sagt Fury, der jetzt an der Küchentheke steht und dort herumwerkelt. »Meine Kontakte sagen, dass er etwas bauen will. Die Menge an Vibranium, mit der er entkommen ist, hat sicher was damit zu tun.«
»Was ist mit Ultron selbst?«, fragt Steve.
»Oh, ihn finden wir leicht, er ist überall. Er kann sich schneller als ein katholisches Karnickel vermehren. Aber damit wissen wir immer noch nicht, was er eigentlich vorhat.«
Dad wirft noch einen Dartpfeil. »Sucht er immer noch Abschusscodes?«
»Ja tut er, aber er kommt damit nicht weiter.«
»Ich hab die Pentagon-Firewall schon in der High School geknackt«, gibt Stark Senior an.
»Angeber«, huste ich und verstecke mich hinter einem weiteren Schluck Limonade, als Dad mir einen Seitenblick zuwirft.
»Ich habe schon unsere Freunde am Nexus deswegen kontaktiert«, sagt Fury. Er beißt in sein Toast. Es gab ja nicht gerade erst Abendessen.
Steve, der im Türbogen zwischen Esszimmer und Wohnzimmer steht, meldet sich zu Wort. »Nexus?«
»Ach Steve, du arme alte Seele«, seufze ich. »Das weiß doch jeder, das ist der Welt-Internet-Hub in Oslo.«
»Jedes Datenbyte fließt da durch«, bestätigt Banner. »Ist der schnellste Zugang der Welt.«
»Und was sagen die?«
Fury stellt sein Glas auf die Theke. »Er fixiert sich auf die Raketen. Aber die Codes werden ständig verändert.«
»Von wem?« Zwei Dartpfeile fliegen knapp an Dads Kopf vorbei und landen im Mittelpunkt der Dartscheibe. Clint zuckt nur mit den Schultern.
»Von einem Unbekannten.«
»Ein Verbündeter?«, fragt Nat.
»Ultron hat einen Feind. Das ist nicht genau dasselbe. Aber ich würde was drum geben ihn kennen zu lernen.«
Ultron hat 'ne Menge Feinde. Auf jeden Fall die Avengers, und noch dazu jeden Menschen mit auch nur einen Funken Verstand. Obwohl, vielleicht ist Feind da nicht die richtige Bezeichnung. Nicht viele wissen von Ultron, noch weniger von seinen Absichten, und nur die Avengers sind stark genug, um sich ihm zu stellen. Das sind sie doch, oder? Gedankenverloren nippe ich an meinem fast leeren Limonadenglas.
»Dann muss ich nach Oslo und ihn finden«, stellt Dad fest.
»Du meintest wir«, korrigiere ich ihn.
»Wieso bist du überhaupt noch auf? Laura hat dir eine Matratze in Lilas Zimmer gelegt.«
»Wollen wir jetzt wirklich über meine Zubettgehzeit diskutieren?«
Dad kommt zu mir rüber, nimmt mir (unter stillen Protesten meinerseits) die Karaffe weg, mit der ich mir ein weiteres Glas Limonade einschenken wollte, und zieht meinen Stuhl zurück. »Ab ins Bett mit dir.«
Ich presse die Lippen aufeinander. Aber gut, dann führen wir die Diskussion eben im Flur weiter.
»Ich fliege nach Oslo, und du bleibst erstmal hier auf Clints gemütlicher Farm«, stellt er nochmal klar.
Ich verschränke die Arme. Ich werde nicht zulassen, dass Dad mich die Treppe hochschiebt. »Und wann, bitteschön hast du vor, mich abzuholen?«
»Du hast morgen Schule.«
»Ernsthaft, du willst mich unter diesen Bedingungen in die Schule schicken? Ich hab'n Trauma durchlebt. Außerdem ist es doch nur Oslo. Von dort aus können wir direkt nach New York zurückfliegen.«
Seufzend reibt sich Dad die Stirn. In seinem Holzfällerhemd sieht er schon fast so aus wie ein Quoten-Vater. Nicht, dass er das jemals sein wird. »Glaub bloß nicht, dass du jede Diskussion so einfach gewinnen kannst.«
»Also nimmst du mich mit?«, frage ich überrascht.
Er sieht zurück ins Esszimmer. »In zehn Minuten, genau hier.«
Ich hab's mal wieder geschafft, ihn zu überreden, hervorragend. War diesmal leichter als gedacht. Ich flitze in den Hauswirtschaftsraum neben der Küche, wo Laura unsere frischgewaschene Wäsche zusammengefaltet auf eine Kommode gelegt hat. Als ich meine eigenen Klamotten anziehe - eine schwarze Jeans, ein T-Shirt und eine Jacke - gibt mein Handy einen Ton von sich.
Stirnrunzelnd sehe ich das Gerät an. Hab ich doch Empfang? Es wird eine einzige Nachricht angezeigt, doch falls ich Netz hatte, ist es jetzt wieder weg. Ich schnaube auf. Ich freu mich schon auf Oslo, wo mein Handy wieder ordentlich funktionieren kann. Die Nachricht ist von Matt. Sie lautet schlicht: Alles in Ordnung bei dir?
»Nein Matt, hier ist ganz und gar nichts in Ordnung«, murmele ich zu mir selbst. In meiner Brust macht sich ein warmes Gefühl breit. Er ignoriert mich also doch nicht komplett. Nach Maximoffs Vision habe ich davor mehr Angst als zuvor. Ich starre den Bildschirm eine Weile lang an. Der dunkle Raum und das Summen geistern noch so klar wie zuvor in meinen Gedanken herum.
Hoffentlich ist er sicher, wo auch immer er ist. Cass ist es auf jeden Fall. Aber von Matt befürchte ich, dass er sich wieder halsüberkopf in etwas reinstürzt, das nicht seine Sache ist. Wenn wir Ultron nicht aufhalten, wird er zu groß für uns alle sein.
Aus dem Esszimmer höre ich Furys Stimme: »...und ob Ultron es zugibt oder nicht, seine Mission ist die globale Zerstörung.«
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