33 | fun or no fun
Auf der Party sind so viele Leute, dass es nicht aufgefallen wäre, wenn auch ich ein paar eingeladen hätte. Die meisten von ihnen kenne ich nicht, und ehrlich gesagt bin ich dieses Mal froh darüber. Ich entdecke einige junge Leute mit Bierflaschen in der Hand, Frauen in Cocktailkleidern, aber auch eine Handvoll alte Männer mit Basecaps, die sie als Kriegsveteranen auszeichnen.
Steve entdecke ich an einem Billardtisch, und bei ihm...
»Na wenn das nicht The Pigeon ist.«
Sam Wilson dreht sich zu mir um und zieht eine Augenbraue hoch. »Nach so langer Zeit, immer noch?«
»Immer noch«, bestätige ich. Zur Begrüßung gebe ich ihm ein High-Five. Zu Weihnachten habe ich ihn das letzte Mal gesehen, genauso wie James Rhodes, Dads besten Freund. Die beiden stehen mit Thor und Maria Hill (die schon seit einer ganzen Weile für Stark Industries arbeitet), an der Bar. Wie sollte es auch anders sein.
»...ich nehm also diesen Panzer, fliege damit zum Generalspalast, schmeiße ihm das Teil vor die Füße und sage ›Boom, suchen Sie das hier?‹« Erwartungsvoll sieht er Dad und Thor an. Sie reagieren anscheinend nicht so, wie er es gerne hätte. »›Boom, suchen Sie-‹ warum rede ich eigentlich mit euch, die Story ist der Knaller!«
»Bei normalen Menschen vielleicht«, werfe ich ein. Maria Hill schenkt mir ein zustimmendes Nicken. Sie trägt ein elegantes Cocktailkleid, so knallrot wie ihr Lippenstift. Ich bestelle eine Cola beim Barkeeper. Die Erwachsenen halten alle hohe Champagnerkelche, nur Thor hat ein Bierglas in der Hand.
»Also, Pepper kommt nicht?«, fragt Rhodey, nachdem er bemerkt hat, dass er seine War Machine Stories lieber woanders erzählen sollte.
Dad schüttelt bedauernd den Kopf.
»Und was ist mit Jane? Hier fehlen die Ladies, Gentlemen«, stellt Maria fest.
»Nun, Miss Potts hat ein Unternehmen zu leiten«, sagt Dad. Tatsächlich ist Pepper schon die ganze Woche weg, unterwegs in Australien, um dort die Installation neuer Stromnetze in der Gegend um Adelaide zu beaufsichtigen.
Thor muss da natürlich noch eine Schippe drauflegen. »Und ich bin nichtmal sicher, in welchem Land Jane ist. Ihre Arbeit an der Konvergenz macht sie zur weltweit führenden Astronomin.«
Ich lehne mich gegen die Theke und rühre in meiner Cola herum, sodass das Eis im Glas klirrt. Diese Konversation wird immer lustiger.
»Und die Firma die Pepper leitet ist der größte Technologiekonzern der Welt, sehr spannend.«
»Es heißt Jane soll einen Nobelpreis bekommen.«
Rhodey, Maria und ich tauschen belustigte Blicke aus. »Ja, sie müssen wirklich sehr viel zu tun haben, euch zusammen verpassen beide sicher ungern. Testosteron«, gibt Maria unter einem vorgetäuschten Husten von sich.
»Du solltest wirklich aufhören, mit Pepper zu prahlen«, sage ich zu Dad. »Auch, wenn sie's wert ist.«
»Judy, wie ist es eigentlich in dieser Schule, die du besuchst?«, fragt Thor. Er nimmt einen Schluck Bier, womit er quasi das halbe Glas leert.
»Smalltalk? Von dir, Thor, ganz ehrlich?« Ich bin überrascht. Nichtsdestotrotz fange ich an, ihm vom gesamten letzten Schuljahr zu erzählen.
Die meiste Zeit verbringe ich auf der Couchlandschaft und berichte Cass über alles, was geschieht. Ab und zu schaue ich von meinem Handy auf, um beispielsweise Rhodey dabei zu beobachten, wie er seine War Machine Story einer anderen Gruppe erzählt. Damit hat er die Lacher auf seiner Seite. Thor füllt mittlerweile Steve ab. Und flirtet Banner gerade mit Nat?
Ich spiele mit einer Haarsträhne, während die Finger meiner rechten Hand über das Display fliegen.
-----
CASS🔥
Öde Party. Es läuft nur Fahrstuhlmusik. <<
>> Wenigstens sind dir nicht soeben die Chips ausgegangen.
Oje, soll ich mit der Iron Legion Nachschub senden? <<
>> Beeil dich aber, die Staffel ist fast vorbei.
>> Ich glaub jemand Wichtiges ist gerade gestorben, ich sollte wirklich mal aufpassen.
-----
Ich grinse in mich hinein. Doch dann fällt mein Blick auf meinen Chatverlauf mit Matt. Ich hatte ihm von den Talenten geschrieben, doch er hat die Nachricht noch nicht gelesen. Nur ein grauer Haken steht unter dem Text.
Kurz vor Mitternacht sind alle Gäste verschwunden. Der Rest hat es sich auf den cremefarbenen Sofas gemütlich gemacht. Bierflaschen und Boxen mit chinesischem Essen stehen quer über den Tisch verteilt. Thor gibt gerade den Angriff auf Struckers Basis aus seiner Perspektive wieder. Lässig wirbelt er seinen Hammer in die Luft, bevor er ihn auf dem Glastisch abstellt.
»Wie kann ein einfacher Hammer Wirbelstürme verursachen und den Gesetzen der Gravitation trotzen?«, frage ich. Ich fläze mich auf einem Sessel gegenüber von Rhodes und Dad, die mit Maria Hill Skat spielen. »Und wieso reagiert er nur bei Thor?«
Barton wirbelt zwei Essstäbchen wie Drumsticks durch die Luft. »Das ist doch nur ein Trick«, meint er.
»Nein nein, es ist viel mehr als das.« Thor reicht eine kleine Flasche Hochprozentiges an Steve weiter. Ich hab das Gefühl die trinken schon den ganzen Abend lang.
»Klar, wer auch immer würdig ist, der möge die Macht besitzen... Hör auf Mann, das is'n Trick.«
Lächelnd deutet Thor auf Mjölnir. »Na gut, dann bitte, versuch dein Glück.«
Die einzelnen Gespräche verstummen, und die Aufmerksamkeit liegt nun voll und ganz auf Barton.
»Na los, versuch's«, sagt Hill.
»Ich bin sicher es wird der Hammer«, sage ich, stemme mich hoch und stütze erwartungsvoll den Kopf in die Hände.
»Ich hab das schonmal gesehen, okay?«, beteuert Clint. »Und ich...« Er zieht am ledernen Griff des Hammers, der sich aber keinen Deut von der Stelle bewegt. »...weiß nicht wie du das anstellst.«
»Spürst du das stille Urteil?«, fragt Dad.
»Bitte, Stark, versuch du's.«
»Oh oh, jetzt geht's los.«
»Ich drück mich nie vor 'ner echten Herausforderung.« Dad schiebt sich an Barton vorbei, der sich zurück auf das Sofa setzt und sich am Zuschauen beteiligt. »Das ist Physik.« Zuversichtlich krempelt er die Ärmel seines Hemds hoch. Das kann ja was werden.
Ich nehme mir eine neue Flasche Cola. Auch Banner und Nat haben ihr Gespräch unterbrochen, um dem Wettkampf beizuwohnen. Es ist spät und die Erwachsenen sind betrunken oder zumindest angeheitert - was sollte man mehr erwarten?
»Und wenn ich ihn anheb, dann herrsche ich über Asgard?«, vergewissert sich Dad.
»Ja natürlich.« Thor weiß, dass er die Sache nicht ernst nehmen muss. Aber lustig wäre es schon, wenn es doch jemand schaffen würde, den Hammer anzuheben.
Ein Bein auf den Tisch gestemmt zieht Dad an Mjölnirs Griff. Wie erwartet passiert nichts. »Bin gleich zurück.«
»Er geht sich kurz Odins Segen holen«, witzele ich.
Zurück kommt er allerdings mit der Armrüstung des Iron Man Anzugs. Als auch das nicht klappt, holt er Rhodey dazu. Lachend beobachten wir alle, wie die beiden um den Hammer herum stehen und mit vereinten Kräften an dessen Griff ziehen. Heimlich filme ich die ganze Aktion mit meiner Handykamera. Irgendwann in ein paar Jahren krame ich das wieder hervor, und die Reaktionen werden göttlich sein.
»Seht's ein, der Hammer mag euch nicht«, sage ich.
»Also Judy, von dir hätte ich ein wenig mehr Unterstützung erwartet«, sagt Dad gespielt enttäuscht.
Ich zucke mit den Schultern und lege mein Handy zurück in meinen Schoss. Als nächstes ist Banner dran. Wie ein Verrückter zieht er an Mjölnir und gibt dabei Grunzlaute von sich. Doch keiner nimmt ihm die Hulk-Nummer ab. Steve schmunzelt nur. Er nimmt einen letzten Schluck von seinem Asgard-Mischgetränk und steht dann auf.
»Na komm Steve, kein Stress«, sagt Dad.
»Komm, Cap«, wird er von Barton angefeuert.
»Zeig ihnen, dass der alte Mann doch noch was kann«, sage ich.
Steve lässt meinen Kommentar unbeachtet (was mir sehr missfällt), und krempelt die Ärmel seines blauen Hemds hoch, um auch sein Glück zu versuchen. Er zieht mit aller verfügbarer Kraft, und ich könnte schwören, Mjölnir hat sich ein winziges Stück bewegt. Ich werfe einen Blick in die Runde. Bis auf Thor scheint es kein anderer bemerkt zu haben. Vielleicht habe ich es mir auch nur eingebildet.
Schließlich gibt sich Steve geschlagen. Thor scheint sichtlich erleichtert zu sein.
Die Aufmerksamkeit liegt nun auf Natasha. »Und, Widow?«
Sie schüttelt den Kopf. »Oh nein, da lass ich euch alleine spielen.« Lässig nippt sie an ihrem Bier und lehnt sich auf dem Sofa zurück. »Und, Judy? Willst du dich an dem Spielchen beteiligen?«
»Wieso nicht? Ich werd's auch versuchen«, sage ich. Alle sehen mich erstaunt an und fangen dann an zu Lachen.
»Nur zu«, sagt Thor belustigt.
Ich stolziere auf den Hammer zu, schiebe den Stoff meines pflaumenfarbenen Skater Dress zur Seite und packe Mjölnir mit beiden Händen. Ich ziehe und stemme mich mit meinen Fuß auf dem Glastisch ab. Aber Mjölnir bewegt sich kein Stück von der Stelle. Verärgert verziehe ich das Gesicht. Ja okay, was habe ich auch erwartet?
»Naja, vielleicht nächstes Mal«, tröstet mich Steve.
»Ja, mit mehr Alkohol intus, ich glaube das ist der Trick bei der Sache.«
»Hey, was willst du denn damit andeuten?« Dad schiebt die Bierflaschen zur Seite, bemerkt eine, die noch gefüllt ist und setzt sie an. »Der Mann, der nicht König sein wollte in Ehren, aber da ist etwas faul.«
Barton klopft ihm lachend auf die Schulter. »Da kannst du deinen Arsch drauf wetten.«
»Steve, das war ein Kraftausdruck«, sagt Hill.
»Hast du das jedem erzählt?«, fragt Steve an Dad gerichtet.
»Oh ja, das hat er«, sage ich schmunzelt. Und so schnell wird er das nicht wieder los. Ich habe sogar schon überlegt, Jarvis so umprogrammieren, dass er jedes Mal ›Keine Kraftausdrücke!‹ ruft, sobald jemand im Tower flucht.
»Der Griff ist graviert, richtig?«, sagt Dad nun, als er die Bierflasche abstellt. Seine wievielte ist das heute Abend? »Wie ein Sicherheitscode. ›Wer immer Thors Fingerabdrücke hat‹, ist wahrscheinlich die wörtliche Übersetzung.«
»Ja, das ist, äh, eine überaus interessante Theorie. Meine ist einfacher.« Thor hebt den Hammer auf und wirbelt ihn einmal herum. »Ihr seid nicht würdig.«
»Ach komm. Würdig oder nicht würdig, das ist hier also die Frage«, schmunzele ich. Alle in der Runde lachen.
Auf einmal schallt ein ohrenbetäubendes Kreischen durch den Tower. Ich halte mir die Ohren zu, nehme die Hände aber wieder runter, als ein schleifendes Geräusch, ein Humpeln, ertönt und näherkommt.
»Wüüüürrrrrdiiiiig», röchelt eine Stimme.
Ich schaudere. Sie klingt nicht menschlich. Eher wie die eines Roboters. Alle Blicke wenden sich zu den Laboren. Eine krumme Gestalt humpelt auf uns zu und zieht dabei eine schmierige Ölspur hinter sich her.
»Nein. Wie könntet ihr würdig sein. Ihr alle seid Killer.«
Ich bewege mich langsam zu Dad hinüber. »Dad, ist das einer der Iron Legionaries?«, flüstere ich.
»Verzeihung, ich hab geschlafen«, sagt der Roboter. »Oder ich war ein Traum.«
Dad wendet den Blick kurz von ihm ab, um auf einem Tablet herumzuwischen. »Jarvis? Starte Legionär OS neu, ich glaube eine Einheit spinnt.«
»Ein schreckliches Geräusch«, redet der Roboter weiter. »Ich hatte mich verfangen. In Fäden. Den anderen musste ich töten, er war ein guter Kerl.«
»Du hast jemanden umgebracht?«, fragt Steve.
»Wäre nie meine erste Wahl. Aber in der wirklichen Welt warten hässliche Entscheidungen auf uns.«
Dad greift nach meinem Arm und schiebt mich ein Stück zurück. Aber ich will wissen, was dieser merkwürdige Ersatzteilhaufen zu sagen hat. Und was er hier zu suchen hat. Die gute Stimmung ist nun endgültig im Keller.
»Wer schickt dich?«, verlangt Thor zu wissen.
Dads Stimme wird durch den ramponierten Roboterkopf abgespielt. »Ich denke an einen Schutzwall um die ganze Welt.«
»Ultron.« Banner sieht zu Dad. Er scheint zu wissen, wovon der Roboter redet. Mir ist allerdings schleierhaft, wie er an die Aufnahme gelangt ist.
»Was ist Ultron?«
»Nicht jetzt, Judy«, murmelt Dad, den Blick starr auf den Schrotthaufen gerichtet.
»In Fleisch und Blut. Oder nein, noch nicht. Nicht diese Hülle. Aber ich bin bereit. Ich habe eine Mission.«
»Welche Mission?«, fragt Nat misstrauisch. Sie hat bereits ihre Kampfstellung eingenommen, und als ich zur Seite linse, sehe ich, dass auch Maria Hill ihre Waffe gezückt hat.
»Frieden für unsere Zeit.«
Wie aus dem Nichts schießen zwei der Legionaries aus der Wand hinter Ultron. Steve kickt den Couchtisch nach oben. Ich höre Schüsse, die abgefeuert werden. Das nächste, was ich mitbekomme, ist, wie Dad mich vom Geschehen wegzieht, sich über das Geländer hievt, und ich hinter ihm über das Glas in die untere Etage rutsche. Dabei wird Dad von einem der Roboter getroffen und durch ein Bücherregal geschleudert.
»Dad!«, rufe ich, kann mich im nächsten Moment gerade noch so unter einem fliegenden Billardtisch wegducken und muss mit ansehen, wie Rhodes durch die Glasfassade geschossen wird. Viel Glas zersplittert.
»Judy, renn zu den Fahrstühlen!«, weist Dad mich an.
Blöd nur, dass diese auf der oberen Ebene sind, und es gerade überall Metallteile regnet. Kurzerhand schnappe ich mir einen Billardstab und spieße den nächsten Roboter, der mir zu nahe kommt, auf. Leider scheint ihn das nicht zu beeindrucken.
»Wie zur Hölle kannst du noch fliegen?«, fluche ich, bekomme eine Bierflasche zu fassen und werfe sie auf den fliegenden Oberkörper. Er zischt und geht ruckend zu Boden. Ich streiche meine Haare zurück.
»Weg da!«, ruft mir Steve zu, der auf einen Roboter springt und es Ersatzteile hageln lässt.
Guter Vorschlag, Steve, wohin denn bitteschön? Ich sehe Nat und Banner die Treppe zur oberen Ebene hochlaufen. Thor ist damit beschäftigt, die Roboter die Macht Mjölnirs spüren zu lassen. Eine der Schrottleichen landet direkt zu meinen Füßen. Zur Sicherheit trenne ich ihr den Kopf ab. Dad benutzt mittlerweile ebenfalls einen der Roboter als fliegende Untertasse, während Thor und Steve Helen Cho davor bewahren, aus dem Fenster geschossen zu werden.
»Hey, Cap!« Barton wirft Steve den Schild zu, der ihn fängt und den letzten Roboter in Kleinteile zerschmettert. Jetzt ist nur noch einer von ihnen übrig. Und der steht, präsent wie zuvor, vor der Wand zur Werkstatt.
»Das war dramatisch«, sagt Ultron. »Verzeiht, ich weiß ihr meint es gut. Ihr habt es nur nicht zu Ende gedacht. Ihr wollt die Welt beschützen, aber ihr wollt nicht, dass sie sich ändert. Wie kann die Menschheit gerettet werden, wenn sie sich nicht entwickeln darf?« Er greift nach dem Torso eines zerstörten Iron Legion Roboters. »Mit denen hier? Diesen Marionetten?« Ultron stößt ihn von sich. »Es gibt nur einen Weg zum Frieden. Die Vernichtung der Avengers.«
Thor schleudert seinen Hammer auf Ultron, der an der Wand in lauter Einzelteile zerschellt. Öl tropft auf den Boden. Das blaue Licht im Helm flackert noch ein letztes Mal auf.
»Ich hing an Fäden, doch jetzt bin ich frei.«
Stille breitet sich unter den Anwesenden aus.
»Das war total irre«, bringe ich hervor. »Vernichtung der Avengers? Was machen wir jetzt?«
Dad rafft sich von der Treppe auf, an die er sich gelehnt hat. Neben ihm liegt ein weiterer blau-weißer Roboter. »Nein Küken, du gehst jetzt ins Bett.«
»Ins Bett?« Ich schnaufe auf. »Wir wurden gerade von einem Mörder-Pinocchio angegriffen, und du verlangst von mir, dass ich ganz normal schlafen gehe?«
»Ultron ist nicht mehr im Tower«, beharrt Dad.
»Woher willst du das wissen? Du hast ihn erschaffen und hattest keinen Schimmer davon.«
»Das reicht.« Er schiebt mich zu den Fahrstühlen. »Im Appartement bist du in Sicherheit.«
»Nein«, sage ich entschlossen. »Ich fahre jetzt runter, hole mir etwas Bequemes zum Anziehen und komme dann wieder. Soll ich dir etwas mitbringen?«
»Einen Pullover vielleicht, wenn du dabei bist«, sagt Nat.
»Und eine Pinzette«, wirft Maria Hill ein. »Ich glaube ich hab mir ein paar Glassplitter eingetreten.«
♦
Dad betrachtet einen der zerstörten Roboter, den er bis in die Werkstatt geschleppt hat, und der nun auf einem Tisch liegt.
»Unsere ganze Arbeit ist im Eimer«, sagt Banner. »Und Ultron hat sich ins Internet abgesetzt.«
Nat hat sich mit den Sachen umgezogen, die ich mitgebracht habe. »Er war überall drin. Dateien, Überwachung - Er weiß wahrscheinlich mehr über uns als wir voneinander.«
Über alle Bildschirme im Raum laufen blaue und rote Fehlermeldungen. Ich sitze neben Maria Hill auf einem Bürostuhl und halte ein Schälchen, in das sie Glassplitter hineinfallen lässt.
Auch Rhodes hat etwas abgekriegt. Er hält sich die Schulter. »Er ist in euren Daten, im Internet... Was wenn er sich etwas sucht, dass ein bisschen aufregender ist?«
Maria sieht auf. »Nuklearcodes.«
»Nuklearcodes«, wiederholt Rhodey. »Also, wir müssen ein paar Anrufe machen. Falls wir das überhaupt noch können.«
»Atomwaffen? Er sagte er will unseren Tod.«
»Er hat nicht Tod gesagt«, sagt Steve mit Grabesmine. »Sondern Vernichtung.«
»Das klingt gleich viel beruhigender«, murmele ich.
»Und dass er jemanden umgebracht hat«, fügt Clint hinzu.
Maria legt noch einen kleinen Splitter in die Schale. »Es war aber sonst niemand im Gebäude.«
Dad, der bis zu diesem Zeitpunkt an der Werkbank gestanden hat, tritt in die Mitte des Raumes. »Doch allerdings«, sagt er und projiziert etwas vor sich.
Ich begreife erst einen Wimpernschlag später, was genau da vor uns im Raum schwebt. Beinahe hätte ich die Schüssel fallen lassen. »Jarvis? Ultron hat Jarvis umgebracht?«
Die KI sieht übel zugerichtet aus. Flackernde Strukturen, aufgebrochene Datenleitungen und erlöschende Knotenpunkte ist alles, was von der einstigen Superintelligenz übriggeblieben ist.
»Was? Das ist verrückt«, murmelt Banner.
»Jarvis hätte Ultron bei Gefahr abgeschaltet, das ergibt Sinn«, sagt Steve.
»Nein. Ultron hätte Jarvis assimilieren können. Das ist keine Strategie, das ist Zorn.«
Auf das Geräusch schwerer Schritte hin wende ich meinen Kopf zum Eingang des Labors. Thor stapft in voller Rüstung herein, und bevor Dad sich umdrehen kann, hat er ihn schon am Hals gepackt und hebt ihn hoch. »Ist wohl ansteckend.«
»Komm schon, sag's mit Worten«, presst Dad hervor.
»Ich habe mehr als genug Worte für dich, Stark.«
»Thor. Wo ist er hin?« Auf Steves ernsten Blick hin lässt der Asgardianer Dad los. Er scheint ziemlich wütend zu sein.
»Die Spur verliert sich nach hundert Meilen, aber sie führt nach Norden. Und er hat das Zepter. Jetzt müssen wir es schon wieder zurückholen.« So vorwurfsvoll wie er klingt muss er tatsächlich sehr wütend auf Dad sein.
»Der Geist ist aus der Flasche«, sagt Nat. »Es ist ohne Zweifel Ultron.«
»Ultron wie er leibt und lebt«, füge ich hinzu. »Aber er wird sich einen neuen Körper bauen müssen. Das kostet ihm Zeit.
Doctor Cho lehnt sich über den Roboter-Torso. Kurzzeitig habe ich vergessen, dass sie ja auch noch da ist. »Ich versteh das nicht. Sie haben dieses Programm geschrieben. Warum will es uns töten?«
Das ist tatsächlich etwas, das ich auch gerne wissen würde. Vermutlich stellen sich alle Anwesenden im Raum diese Frage. Vermutlich stellt sich selbst Dad diese Frage, und zwar von dem Moment an, als Ultron unsere Partyrunde gestört hat. Die Stimmung ist angespannt. Wenn ich eine Stecknadel hätte (was nicht der Fall ist) könnte ich sie fallen lassen und man würde sie hören.
Und dann lacht Dad.
»Findest du das lustig?«, fragt Thor, und findet es definitiv nicht lustig.
»Nein. Ist es wahrscheinlich auch nicht. Oder? Ist es wirklich furchtbar?« Dad sieht jeden der Anwesenden an. Auch mich. Ich neige den Kopf. Was zum Teufel ist in ihn gefahren? »Ist es so? Es ist... es ist so furchtbar.«
»Es wäre nicht passiert, wenn du nicht mit Dingen gespielt hättest, die du nicht verstehst.« Thors Stimme wird immer lauter.
Dad hingegen kommt näher an Thor heran. Ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute Idee ist, da dieser ihm noch vor wenigen Minuten an die Gurgel gesprungen ist. »Tut mir leid. Es ist lustig. Es ist 'n Heuler, weil du nicht kapierst, warum das wichtig ist.«
»Tony, das ist vielleicht nicht der richtige Moment«, sagt Banner vorsichtig. Ich weiß, dass Dad in diesem Moment eh nicht auf mich hören würde, deshalb versuche ich gar nicht erst, ihn zu stoppen. Außerdem bin ich neugierig, was er noch zu sagen hat. Thor wird ihn schon nicht umbringen.
Er dreht sich zu Banner um. »Ist das dein Ernst? Du kneifst? Drehst du dich immer auf den Rücken und winselt wenn einer knurrt?«
»Nur wenn ich einen Mörderroboter gebaut haben.«
»Haben wir nicht. Wir war'n nicht mal nah dran, hatten wir ein Interface?«
»Na irgendwas habt ihr hingekriegt. Und zwar genau hier.« Steve klingt beinahe noch vorwurfsvoller als Thor. Mit immer noch verschränkten Armen geht er auf Dad zu. »Die Avengers sollten anders sein als SHIELD.«
Okay, also diese beiden Organisationen zu vergleichen ist schon sehr gewagt, selbst von unserem Lieblings-Senioren. Sollte ich irgendetwas sagen, um eine der beiden Positionen zu unterstützen? Nein, ich warte lieber ab. Momentan verrät mir Dads Gesichtsausdruck, dass er nicht zu Späßen aufgelegt ist. Schon gar nicht zu meiner Art von Späßen.
Er sieht in die Runde. »Wisst ihr noch, wie ich 'ne Atombombe in ein Wurmloch gehievt habe? Und New York gerettet habe? Erinnert ihr euch?«
Alle verdrehen entweder die Augen oder wenden den Blick ab. Vor meinem inneren Auge tauchen Bilder von dem Tag auf, an dem sich ein Portal über New York City geöffnet hat und nichts als Zerstörung über die Stadt gebracht hat.
»Eine feindliche Alienarmee hat uns angegriffen, durch ein Loch im Weltall. Und wir steh'n hundert Meter darunter. Wir sind die Avengers. Wir können immer Mal ein paar Waffenhändler hochnehmen, aber das da oben, das... das ist das Endspiel. Wie habt ihr vor sie zu besiegen?«
»Gemeinsam«, sagt Steve entschlossen.
»Wir werden verlieren.«
»Dann tun wir das auch gemeinsam.«
Steves Teamgeist aller Ehren, aber was bringt es, jeden einzelnen von uns in Gefahr zu bringen? Etwas muss gegen Ultron unternommen werden, da stimme ich ihm zu. Das will auch Dad. Das einzige, was er nicht will, ist, die alleinige Schuld zu tragen. Den diese Schuld wird schwerer auf seinen Schultern lasten, als alle Verantwortung, die er jemals ertragen musste.
-
Argh, ich bin gar kein Fan von dem ganzen Wort-für-Wort Mitschriften. Aber diese Stellen sind wichtig für die Handlung. Und sie bleiben, voraussichtlich zumindest, die einzigen Stellen die so ausführlich wortnah neben dem Film verlaufen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top