Kapitel 5

Nachdem ich das Wasser von meinem Badezimmerfußboden entfernt hatte, meine Pflegeutensilien aus der Badewanne geangelt und das Wasser abgelassen hatte, dachte ich über meine Rache nach. Zweifellos war die Anspitzerbombe von Luke und Leon, aber wie waren sie in mein Zimmer gekommen ohne die Tür und das Fenster zu öffnen. Andererseits war ich ja auf einem Einsatz gewesen, in dieser Zeit hätten sie theoretisch die Kopie meines Zimmerschlüssels von dem Schlüsselbrett im Lehrerzimmer klauen und die Bombe positionieren können. Aber dann hatten sie es schon länger geplant und nur noch auf den richtigen Moment gewartet. Mein Plan war so zu tun, als wäre es noch nicht passiert und dann zu zuschlagen. Natürlich mit etwas genauso gewagtem. Ich hätte den Vorfall natürlich auch melden können, aber wir hatten so eine Art ungeschriebenen Ehrencodex, der uns nicht 'erlaubte' zu petzen. Petzen ist halt was für Feiglinge und nur in Besonderen Situationen richtig. Da war sich das ganze FBI einig und wir sind für unsere Meinungsverschiedenheiten Berüchtigt. Da ist das CIA das genaue Gegenteil, aber nun gut, jedem das seine. Ich überprüfte meinen Schreibtisch auf andere fiese Accesoirs von Luke und Leon. Normalerweise hätte ich meine Klassenkameradinnen um Hilfe gebeten, aber die waren ja (mit Ausnahme von Jana) alle auf einer Mission. Selbst Steve, den ich seit Kindertagen kannte, war nicht da. Wir hatten im Moment im FBI einen totalen Ausnahmezustand. In meinem Schulkurs befanden sich momentan nur neun Schüler, sonst sind wir sechszehn. Nachdem ich eine Weile vor dem leeren Blatt Papier gesessen hatte beschloß ich nachzuschauen, ob Jana schon mit ihrer Krankengymnastik fertig war. Jana ist jemand, der sich streng an Regeln hält, sie muss zum Beispiel immer pünktlich sein, hasst es, wenn man nicht ordentlich mit Messer und Gabel isst und plant alles durch. Sie lernt von morgens bis abends, auch an den Wochenenden und in den Ferien. Trotz diesen Ticks ist sie manchmal sehr kreativ und lustig, manchmal habe ich das Gefühl, dass sie sich selbst in ihrer Welt voller Ehrgeiz einsperrt. Aber sie ist eine treue und loyale Freundin. Würde ich wählen können, wäre sie immer meine erste Wahl, weil sie mich so perfekt ergänzt. Ich bin unpünktlich, unordentlich, trödel gerne und bin sehr leicht aus der Fassung zu bringen. Dann beruhigt sie mich immer. Ich könnte mir nie vorstellen ohne sie hier zu sein. Sie hat damals, als sie ankam die ersten Schritte auf mich zugemacht, ist in den Pausen immer zu mir gekommen, hat mich Hausaufgaben abschreiben lassen und hat sich als wir uns umgesetzt haben einfach neben mich gesetzt. Ich habe ihr dafür geholfen sich zurecht zu finden und habe sie mit den Grundlagen in Fächern wie Waffenkunde, Spionage und Feinderkennung vertraut gemacht. Daraus ist unsere Freundschaft gewachsen. Unser erster und einziger gemeinsamer Einsatz war in Amerika in New York, wo wir Geschwister darstellen sollten. Falls es euch interessiert, wir haben den Dieb, der dort verkehrte und außerdem ein hohes Tier aus einem Drogennetzwerk geschnappt. Genau aus diesen Gründen ist Jana seit knapp drei Jahren (seit dem Tag ihrer Ankunft) meine beste Freundin. Im Unterschied zu mir versucht sie immer neue Freunde zu gewinnen. Seit ihr klargeworden, dass wir Außenseiter sind und nie etwas mitbekommen (ihre Theorie) versucht krampfhaft neue Anschlüsse an alle möglichen Leute zu finden. Ich habe meiner Meinung nach genug Freunde, auch wenn die meisten nicht aus unserer Klasse kommen. Ich verstehe mich mit allen und mehr ist da eben nicht. In letzter Zeit hängt Jana in den Pausen immer mit allen möglichen anderen Leuten Rum
Dann wurde sie auf diesen Einsatz geschickt und ich hatte Tag und Nacht Angst, dass ihr etwas schlimmes passieren könnte. Eines Tages, mitten im Unterricht kam Frau Möller in die Klasse, sie unterrichtet Waffenkunde und rief mich vor die Tür und ich habe so gezittert, als sie mir gesagt hat, dass Jana verunglückt ist und im Hubschrauber hier her unterwegs war, anscheinend schwer verletzt. Sie hat mich durch die Flure zur Krankenstation, die mir an diesem Tag kälter und abweisender denn je erschienen, mitgenommen. Jana kam kurz darauf auf einer Trage herein, ihr ganzes Bein war voller Blut und sie war ganz Blass und dann sagte sie zu mir diesen einen Satz, der unsere Freundschaft, die nah daran war zu zerbrechen, wieder heile machte: "Ich schaffe das, für dich!" Ich hatte Tränen in den Augen, die auf den weißen Fußboden tropften und nachdem ich mich neben Frau Möller gesetzt hatte, wusste ich, das alles wieder gut werden würde.









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