Kapitel 40
Heute war Montag. Ein neuer Tag, um an meiner richtigen Mission weiterzuarbeiten. Aber so wie ich mich kannte würde das nichts werden. Ich grübelte über die Funde aus Jacks Zimmer nach. Offensichtlich handelte es sich um einen Brief zwischen ihm und seiner Mutter und höchstwahrscheinlich seiner noch sehr kleinen Schwester. Dazu würde auch sein gemaltes Bild passen.
Nachdenklich rannte ich gegen jemanden. "'tschuldigung.", nuschelte ich und drängelte mich vorbei, bevor mich jemand zur Schnecke machen konnte. Ich war auf dem Weg in mein Zimmer, um mich für meinen Ausflug in die Stadt vorzubereiten. Mal sehen, was sich heute ergeben würde. Da mein Treffen mit Brad erst morgen war, hatte ich beschlossen mich an seinem letzten bekannten Aufenthaltsort umzusehen: Am Bahnhof.
Dafür packte ich jetzt geistesabwesend meine dunkelblaue Reisetasche zusammen. Ich stopfte einfach ziemlich viel von meinen Sachen hinein, damit es so aussehen würde, als würde ich verreisen wollen.
Kurz bevor ich mich auf den Weg machen wollte fiel mir noch etwas ein. Ich drehte mich um und suchte in meiner Jacke, die ich im 'Sound of the Night' angehabt hatte nach dem Traubenzucker von Lucy. Meine Fake-Drogen wollte ich vorsichtshalber lieber einpacken. Ich verstaute sie sicher in der Innentasche.
Auf dem Weg über den Hof begegnete ich Harry, einem von Jacks Freunden.
"Moin Maglen. Du solltest jetzt eigentlich in Mr. Ys Büro sitzen und mit Jack und ihm eure Ergebnisse besprechen.", sagte er. Wieso hielt es eigentlich niemand für nötig mit einzuweihen? "Schön, dass du besser über meinen Terminkalender bescheidt weißt als du.", erwiderte ich. "An deiner Stelle würde ich mich auf die Socken machen.", gab er seine Meinung zum Besten. "Was meinst, du wo ich gerade hinwill?" "Mit der Tasche?", fragte er und blickte mich kritisch an. "Das ist für danach.", erklärte ich.
Auf einmal kam Harry einen Schritt näher. "Für was danach?", fragte er einen Hauch zu interessiert. "Für die Mission?!", sagte ich. Was sollte das denn jetzt werden? "Sicher?", fragte er zu meinem erstaunen. Ich wollte meinen Mund für eine Antwort öffnen, aber er redete schon weiter.
"Vielleicht willst du dich ja auch aus dem Staub machen. Nach eurem Streit neulich wäre das ja nicht verwunderlich.", er warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu. Daher wehte der Wind. Ich war mal wieder unabsichtlich in die Rolle Spaßbremse gerutscht, die alles doof fand und immer etwas zu meckern hatte.
"Nein, daran liegt es nicht und außerdem müsste ich dann erstmal herausfinden, wo sich die FBI-Anlage überhaupt befindet und oh-", setzte ich an. Mir kam gerade in dem Moment, als ich Harry mal die Meinung geigen wollte eine Erläuchtung. "Sag mal, ihr habt doch hier am Ende des Waldes einen Zaun oder?", fragte ich langsam und auf meine Worte bedacht.
Harry, verdutzt von meinem rasanten Themenwechsel nickte nachdenklich. "Ja, in der Nähe von dem Teich mit dem umgekippten Baum.", erklärte er mir verwundert.
"Okay.", sagte ich gedehnt. "Ich gehe dann mal.", sagte ich zögerlich "zu der Besprechung.", fügte ich noch hinzu und ließ Harry mitten auf dem Hof stehen.
Die Besprechung war nichts besonderes. Ein kleiner Austausch über langweilige nicht erreichte Ziele und über den aktuellen Zwischenstand. Dann machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof. Jack schloss sich mir an, stieg allerdings aufgrund seiner anderen Spur ein paar Stationen früher aus.
Ich hingegen wuchtete meine Reisetasche am Busbahnhof aus dem Bus und achtete dieses Mal darauf, nicht irgendwelche Hunde oder Kinder über den Haufen zu rennen.
Mit meiner Tasche kämpfte ich mich durch das bunte Gewimmel und hoffte, dass ich Brad hier nicht antreffen würde. Ich hatte absolut keine Ahnung, was ich suchen sollte, geschweige denn, was ich finden würde.
Eigentlich war es kein guter Plan einfach zum Bahnhof zu gehen und zu gucken was einen erwartet, aber ich vertraute darauf, dass ich etwas finden würde. Natürlich war die Chance, dass Brad einfach nur jemanden vom Bahnhof abgeholt hatte ziemlich groß, aber da ich keine andere Spur hatte musste ich das Risiko eingehen.
Ich betrat den Bahnhof und studierte den den Abfahrplan der nächsten Züge. Zumindest tat ich so. Aus den Augenwickeln versuchte ich so unauffällig wie nötig irgendwelche verdächtigen Personen zu entdecken, was bei dem ständigen kommen und gehen gar nicht so einfach war. In so einem Gewühl würde sich vermutlich jeder Agent unwohl fühlen.
Für jemanden, der etwas mit einem illegalen Drogennetzwerk zu tun war das hier allerdings ideal. Man konnte keinen Menschen länger als sieben Sekunden im Auge behalten, ohne wie ein Stalker rüberzukommen.
Um an Informationen zu kommen musste ich mich Wohl oder Übel unter die Menge mischen und was eignete sich da besser als eine schmierig aussehende Pommesbude in der Ecke des Bahnhofs. Zumal mein Magen auch angefangen hatte laut zu knurren. Nach einer zu fettigen Mahlzeit war mir allerdings auch nicht, aber ich beschloss im Zuge meiner Ermittlungen mich für ein höheres Wohl zu opfern und mir eine Portion zu gönnen.
Einige Zeit Stand ich an der Theke und mampfte meine bestellten Fritten vor mich hin, bis ich wie durch Zufall zwei Typen in Lederjacke sah, die ohne Gepäck Richtung Ausgang gingen. Daran war eigentlich nichts ungewöhnliches, aber irgendein sechster Agentensinn sagte mir, dass das etwas vielversprechendes werden könnte.
Also knallte ich zwei Euro auf die Theke, was mir viel zu teuer vorkam und marschierte schnurrstracks in die Richtung der zwei mysteriösen Typen.
Die hatten mittlerweile ihren Kurs zum Ausgang umgeändert und als ich das WC-Schild sah, war mir klar, wohin sie wollten. Was eignete sich für Geschäfte dieser Art denn besser als ein abgranztes Bahnhofsklo?
Sie bogen um die Ecke und ich hoffte, dass sie nicht auf die Männertoilette gingen. Ich lehnte mich an die Wand und spitzte meine Ohren.
"Neuer Treffpunkt. Er ist unten.", hörte ich eine Stimme leise sagen.
"Habt ihr auch nötig. Nach dem was letztens passiert ist. Sie sind euch auf der Schliche.", sagte eine zweite.
Ich hörte etwas rascheln und dann wie jemand der beiden sagte. "Stimmt. Hier ist das Zeug."
Aha, hier wurden also gerade die Drogen vertickt. Bevor sie auf die Idee kamen wieder zu gehen und sie mich beim lauschen erwischen würden, bog ich so ungezwungen wie möglich um die Ecke und ging schnurrtracks zur Damentoilette. Ich warf den beiden einen kurzen unverdächtigen Blick zu, der hoffentlich nichts weiter als das übliche abscannen unbekannter enthielt.
Dann öffnete ich die Tür und verschwand im Damen WC.
Hallo, wie schon gesagt dringen wir jetzt zum Kern der Geschichte vor. Irgendwie bin ich aber nicht so richtig zufrieden mit dem Kapitel...
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