Kapitel 36
Der Donnerstag verging wie im Flug und ehe ich mich versah klingelte es zum Ende der letzten Stunde am Freitag. Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, ich wäre nicht nervös. Denn das war ich. Schon den ganzen Tag ging ich mögliche Szenarios in meinem Kopf durch, wie der Abend verlaufen könnte. Natürlich war ich schon das ein oder andere Mal mit Freunden in einem Club gewesen, aber es handelte sich nicht um welche von der Art, die ich heute besuchen würde.
"Maglen, hör auf deine Unterlippe zu töten.", ermahnte mich Katy augenverdrehend, während wir über den Hof zu unseren Zimmern gingen. "Katy hat recht, deine Nervosität macht mich wahnsinnig.", mischte sich nun auch Lucy ein. Ich nickte einlenken.
"Ja, aber was ist, wenn ich mit den Drogen in Kontakt komme oder man uns entdeckt?", fragte ich meine beiden Freunde. Katy hakte sich bei mir unter. "Das wird nicht passieren!" Auch Lucy nickte überzeugt. "Wenn du willst, dann gebe ich dir was von meinem Traubenzucker mit, dass kannst du ja im ernstfall benutzen. Oder du benutzt es gleich, um so zu tun, als würdest du was in deine Cola schütten.", stellte sich sogleich Theorien an.
Dem Optimissmus der beiden folgend nickte ich und ließ mir von Lucy Traubenzucker geben. Die Idee war wirklich nicht schlecht. Viel mehr sorgen sollte ich mir jetzt über mein Styling machen, aber auch dafür fand sich eine Lösung, nämlich die begabte Katy. Als ich ihnen von meinen Sorgen erzählte, wie an Rosenmontag auszusehen bot sie sich bereitwillig an mir einen angemessen Look zu verpassen.
Also ging ich jetzt, aufgestylt wie ein Model, zur Bushaltestelle, um mich mit Jack zu treffen. Mein Hundehalsband hatte ich vorsichtshalber noch nicht umgemacht, dass würde ich vor dem 'Sound of the Night' tun.
Jack stand in kompletter Montur an der Bushaltestelle und guckte etwas enttäuscht, als er feststellte, dass ich mein Halsband noch nicht um hatte. "Schade, ich habe extra die Leine mitgebracht.", provozierte er mich grinsend. "Halt die Klappe und kümmere dich um deinen eigenen Kram." beispielsweise dein ähnliches Problem. Trotz dem neuen Auftrag hatte ich meine Ursprungsmission nicht vergessen, aber jetzt war nicht der Zeitpunkt dafür.
Ich rieb an meinen Armen. "Langsam könnte der Bus ja mal kommen, es ist echt kalt.", murmelte ich und als hätte der Bus meinen Kommentar gehört, tauchte er auf. "Dann mal los.", sagte Jack und wir stiegen ein.
Die Fahrt dauerte eine halbe Stunde und ich sah aus dem Fenster und beobachtete die Umgebung. Als wir endlich ausstiegen warf ich mein wunderschönes Hundehalsband unauffällig in den nächstbesten Mülleimer und ich hatte eine Sorge weniger.
Wir gingen zu dem Club und stellten uns in die Schlange. Während wir warteten wurde mir schon wieder kalt. Warum auch eine Strumpfhose mit Löchern? Frierend trat ich von einem Fuß auf den anderen und vertrieb mir die Zeit mit dem anstarren der anderen Leute, die ebenfalls froren.
Dann war es so weit. "Ausweis?", fragte der grimmige Türsteher. Wir zeigten sie ihm vor und nachdem er sie gründlich inspiziert und "Ihr seht aber jünger aus als 19 und 17." gebrummt hatten ließ er uns durch und sofort wünschte ich, ich wäre wieder draußen und würde frieren.
Es war unglaublich stickig und die Musik war so laut, dass ich dachte meine Ohren würden gleich abfallen. Jack sagte etwas und ich versuchte von seinen Lippen zu lesen, was mir leider nicht gelang. "Was?", brüllte ich und machte einen fragenden Blick. Statt einer Antwort schnappte er sich meine Jacke und hängte sie an den Haken. Ich hielt den Daumen hoch und zeigte auf den nächsten Raum. Er verstand und wir machten uns auf den Weg.
Im nächsten Raum war die Musik, sofern das irgendwie ging, noch lauter. Dazu hatte der DJ beschlossen durch helle Lichtblitze mehr Stimmung zu machen und es wurde ständig hell und wieder dunkel. Jack zeigte in verschieden Richtungen und ich machte mich auf den Weg.
Krampfhaft versuchte ich mich im Takt der Musik durch die Menge zu bewegen. Dabei stellte ich mich wahrscheinlich so ungeschickt an, wie ein Reh, dass gerade seine ersten Schritte machte. Nebenbei versuchte ich irgendwas zu erkennen und niemandem auf die Füße zu treten, bis mich zwei Hände an meiner Hüfte zu tode erschraken.
Ich schrie leise auf und wirbelte herum, darauf bedacht, nicht meine Kampfhaltung einzunehmen. Die zwei Hände gehörten einem Typen, der ungefähr zweiundzwanzig zu sein schien. "Ey, was soll das?", brüllte ich ihn an. "Du bist nicht im Takt.", brüllte er zurück. Und bevor ich mich in irgendeinerweise wehren konnte bewegte er seine Hände an meinen Hüften zur Musik, sodass ich nun endlich mit dem Großteil der Menge verschmolz. Jedem anderen Typen hätte ich einmal die Meinung gegeigt, aber in diesem speziellen Fall war ich dankbar, weil ich es jetzt deutlich einfacher hatte mich durch die Menge zu bewegen und...
...Was machte der Typ da? Er zog mich an einer Hand durch die tanzende Menge in einen Nebenraum. Das schien so etwas, wie der Barbereich zu sein. Er schubste einen auf Halbmasthängenden Typen von seinem Barhocker und deutete mir an mich hinzusetzen. Ich nahm Platz und er wuselte durch die Menge und verschwand.
Äh, was machst du jetzt Maglen? Keine Ahnung, darauf warten bis er wieder kommt? Mmh, in anbetracht der Tatsache, dass er ohne ein Wort verschwunden ist und mit sehr hoher wahrscheinlich wieder irgendwo zu diese furchtbaren Musik tanzt, bist du dir sicher, dass du warten willst.
Bevor ich darüber weiter nachdenken konnte, beendete die Ankunft des Typen, der zwei Gläser Cola balancierend auf mich zukam, meinen inneren Monolog.
"Hier bitte.", sagte er und reichte mir ein Glas. "Danke.", erwiderte ich. Hier im Nebenraum war die Musik zum Glück viel leiser, sodass man sich im normalen Tonfall unterhalten konnte.
"Du bist zum ersten Mal hier oder?", fragte und ich nickte. "Ja, bin gerad erst hierhergezogen." Er lachte:"Woho, in dieses wunderschöne Kaff? Da war es vorher sicher besser oder?" Ich zuckte betont lässig die Schultern "Ja, schon ein bisschen, aber hier gibt es nettere Leute.", sagte ich dann. "So? So nett sind die alle gar nicht. Im Gegenteil, manchmal geht es hier echt strange zu.", erklärte er mir. Das war genau die Art von Informationen, auf die ich aus war. "Ach ja? Wie denn?", fragte ich. Er guckte mich schief an. "Sorry, du bist noch zu neu, um das zu wissen. Erzähle ich dir irgendwann mal, vorrausgesetzt, wir sehen uns wieder?", erklärte er zwinkernd.
"Okay. Sonntagabend?", schlug ich einen Termin vor. "Ne, da habe ich was vor. Dienstagabend würde besser passen." Wir verabredeten uns für kommenden Dienstag und nachdem wir Zeit und Ort abgemacht hatten, schlug er vor nochmal tanzen zu gehen.
Obwohl ich absolut keine Lust hatte mir wieder diese Ohrenkrebsmusik anzuhören, ließ ich mich im Zuge der Mission darauf ein und als ich um halb zwölf genug hatte machte ich mich vom Acker. Mehr würde der Abend sowieso nicht ergeben, beschloss ich und hoffte, dass noch ein Bus fahren würde. Dummerweise fuhr mir der letzte Bus geradewegs vor der Nase weg und ich war zu unmotiviert, um zu rennen.
Ich quälte mich also müde und zu Fuß gehend nach Hause.
Das war der Freitagabend. Ich hoffe es gefällt euch, auch wenn jetzt nicht so viel ans Licht gekommen ist, aber es geht langsam auf den Kern der Geschichte und somit auch auf das Ende zu...
Bis zum nächsten Kapitel, Daisy :D
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