5. "Ich weis, du willst in den Himmel, aber du bist menschlich heut Nacht."

An dem selben Tag arbeitete ich, jedoch verliesen mich Sophie's Worte für keine Sekunde.
Der Fakt, dass Cole trotz meinem bitteren Verhalten ihm gegenüber zum Café gekommen war, verschlimmerte meine Schuldgefühle nur noch mehr.

Ich weis, ich wollte für das letzte Schuljahr der Einzelgänger bleiben aber das hieß niemals ein Arschloch zu netten Personen sein.

Diese Realisation führte dazu, dass ich auf der Serviette für Cole's Bestellung mit einem Kugelschreiber 'Warte bitte draußen auf mich. - N' hinschrieb.

Mein Herz schlug unglaublich schnell als ich sah wie er nach dem Bezahlen das Café verlies. Was wenn er entgültig genug von mir hatte?

Mit schwitzigen Händen arbeitete ich den Rest meiner Stunden ab und ging danach nervös aus dem Geschäft.

Es regnete, wie aus Eimern. Wie konnte ich das drinnen gar nicht bemerken?

Mein Magen zog sich zusammen als meine Augen nach vorne blickten. Ein klitschnasser, rauchender Gott lehnte gelassen an seinem Motorrad. Er hatte ernsthaft gewartet, auf mich.

"Bist du bescheuert?!", rief ich, während ich achtlos und mit großen Schritten auf ihn zu ging.
Der Regen war mir egal, doch ein erkälteter Cole wäre es nicht.

Er lächelte mich bloß unschuldig an: "Du wolltest doch-"

"Ich wusste nicht, dass es so stark regnet, du verdammter Idiot!", mein Gehirn konnte es immernoch nicht fassen, dass dieser junge Gott auf mich gewartet hatte, im regelrechten Monsunregen, "Du wirst noch krank!"

"Was willst du denn von mir?", Cole warf den Nikotinstümmel weg und fuhr sich durch die Haare. Wie konnte er so durchnässt sein und trozdem atemberaubend aussehen?

Ich wollte mich gerade entschuldigen, als es plötzlich blitzte, kurz daraufhin ertönte ein starkes Donnern. Warmer Wind streichelte meine feuchte Haut. Ein Sommergewitter.

"Wir sollten irgendwo rein.", meinte ich kleinlaut.

Sein lachen lies die Hitze in meine Wangen steigen: "Und was schlägst du vor Nathan?"

Ein Seufzen entfloh meine Lippen: "Ich wohne nicht weit weg."

Für einen Moment starrte er mir tief in die Augen, dann hielt der Junge mir schmunzelnd seinen Helm unter die Nase.

"Cole Walters, könnten wir nicht zu Fuß gehen?", fragte ich ihn mit bittendem Blick.

"Bei diesem Wetter?", er zog skeptisch seine Augenbrauen hoch, "Ich kann auch einfach alleine zu mir nach Hause fahren, so wichtig ist es wohl nicht."

Mit einem Stöhnen ergriff ich geschlagen den schwarzen Helm: "Wenn wir sterben bringe ich dich um!"

"Ohh, Baby!", kicherte der Verrückte vor mir und verwandelte damit meine Knie zu Wackelpudding, "Sag mir einfach wo du wohnst."

Und das tat ich.
Und wir kamen lebend an.
Und mein ganzer Körper zitterte.

"Und wie fühlst du dich?", wollte Cole wissen.

"Lebendich.", antwortete ich ehrlich.

Er lächelte mich bloß an.
Ich führte ihn wortlos zu meiner Wohnung hoch.

"Netter Schlüsselanhänger.", kommentierte mein Besucher amüsiert den baumelnden Pokéball.

"Danke.", hauchte ich als meine Hände die Wohnungstür öffneten.

Wir betraten mein kleines Königreich.

Ich sah zu ihm hoch: "Willst du einen Tee oder so? Villeicht trockene Klamotten?"

"Ich will wissen, was du mir sagen wolltest Nathan.", verlangte er. Seine Stimme klang sicher doch seine Augen spiegelten das Gegenteil wieder.

"Nenn mich bitte wieder Nate.", mein Blick entfloh seinem, "Ich wollte mich für mein dreckiges Verhalten entschuldigen, du hast Sowas nicht verdient."

Cole schwieg, biss sich auf die Unterlippe.

"Ich bin es bloß nicht gewohnt, okay?", fustriert zog ich an den Enden meiner Ärmel, "Noch nie hatte Jemand jemals versucht sich mit mir anzufreunden, geschweige denn mehr als Freundschaft! Ich hatte auch Nichts dagegen, ich war eben ein einsamer, blauer Wolf aber dann kamst du in's Spiel."

Er brachte kein Wort heraus und ohne irgendeinen Plan, wo diese Unterhaltung hinführte, fing ich einfach wieder an drauf los zu sprechen: "Wie sollte ich dann reagieren? Meine Eltern haben sonst immer Alles mögliche für mich entschieden. Scheiße man, ich kenne den Unterschied zwischen richtig und falsch nicht! Da habe ich Angst bekommen, gewaltige Angst. Aber du bist-"

"-Beides.", unterbrach seine Stimme mich aprubt, "Ich bin richtig und auch falsch."

Diesesmal blieb ich wortlos.

"Wenn du das Risiko eingehen willst, erzähl mir alles von dir, Nate, hier und jetzt.", Cole trat einen Schritt auf mich zu und wie magnetisch lehnte sich mein Körper unbewusst nach vorne, "Wenn nicht dann trete ich endgültig aus deiner niedlichen Wohnung und somit auch aus deinem niedlichen Leben."

Ihn zu küssen, das war mein Instinkt. Doch seid wann ging ich meinen Instinkten nach?

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top