3. "Wenn es ein Licht am Ende gibt, ist es bloß die Sonne in deinen Augen."

Ich kam zu spät, war dadurch gezwungen den späteren Bus zu nehmen und musste meinen Boss anrufen, um Bescheid zu geben, dass ich nicht rechtzeitig im Eis-Café antreten würde. Ja, ich arbeitete als Kellner in einer Eisdiele, irgendwie musste man ja als Schüler um die Runde kommen oder?

"Komm einfach so schnell du kannst hier hin.", hatte mein Boss genervt geantwortet.

Also sprintete ich aus dem öffentlichen Verkehrsmittel, sobald es anhielt und ging die paar Meter zu meinem Wohnkomplex rüber.
Ich lebte allein.
Meine Eltern halfen mir dabei die Miete zu bezahlen, sie besaßes viel Geld, wenn ich es so ausdrücken durfte. Beide standen neck deep in der Arbeit, so war es schon immer, weswegen ich auch, so lange ich denken kann selbstständig war.
Mein ganzes Leben über wurde ich privat unterrichtet, bis ich schlussendlich drum bat in einer öffentliche Schule meine Laufbahn zu beenden, damit ich auch mal ein normales Leben führen konnte. Raus aus der einsamen Villa und ab in das kleine Apartment, raus aus der erzwungenen Langeweile und rein in das stressige Leben eines jungen Erwachsenen. Und eines könnt ihr mir glauben; Ich bevorzugte dies bei Weitem. 

Meine Eltern und ich hatten noch nie ein starkes Band miteinander, es gab Tage an denen ich deren Stimmen vergaß oder das Grün ihrer Augen. Sie liesen sich kaum blicken, riefen so selten an, wie auch nur möglich.
War ich ihnen überhaupt in irgendeiner Form wichtig? Sorgten sie sich jemals um mein Ergehen? Anscheinend nicht, villeicht war ich deswegen lieber der einsame Wolf, weil ich es anders nicht kannte.

Meine Gedanken glitten zu Cole, als ich die Tür zu meiner Wohnung aufschließte, ein Pokéballanhänger wackelte freudig an dem Schlüßel hin und her.
Mit einem Seufzen betrat ich meine winzige Höle. Sofort befand man sich zwischen der Küche und dem Wohnzimmer, welche nicht mit Wänden getrennt wurden. Weiter gerade aus war die Tür zum Bad, in welches gerade noch so eine Dusche, ein Klo und ein Waschbecken rein passte. Rechts daneben mein gemütliches Schlafzimmer und links der stolze Balkon. Ich liebte mein bescheidenes Reich.

Meine Beine trugen mit sofort zum Schlafzimmer, wo ich mich hastig umzog. Nachdem ich in eine frische Hose und ein schwarzes Hemd geschlüpft war, fanden die immernoch feuchten Klamotten die Waschmaschine, welche in der Küche neben der Spülmaschine stand.

Meine Wenigkeit benutze noch kurz die Toilette und zähmte seine blaue Mähne, bevor es wieder raus ging.
Der Weg zu dem Café war nicht lang und ich legte ihn immer zu Fuß hin. Wahrscheinlich ist euch die Frage aufgekommen: Warum fährst du nicht einfach mit dem Fahrrad Nathan oder machst dein verdammten Führerschein?
Die Antwort ist simpel, ich kann kein Fahrrad fahren, niemand war da um es mir jemals bei zu bringen und so dumm es auch klingt, ich habe unbeschreibliche Angst davor hinter dem Steuer zu sitzen, es brachte mich in unerklärliche Panikzustände.
Also opferte ich einfach die fünf Minuten Fußweg.

Als ich ankam wurde ich nach einer kleinen, nicht gerade feinen Prädigt vom Boss, zur Arbeit geschickt.
Es war das Übliche, hektisch und vorsichtig, doch mir gefiel es so. Zu arbeiten war die wohl einzige Möglichkeit meine Gedanken ruhig zu stellen, außerdem liebte ich es beschäftigt zu sein.
Mit einem Lächeln ging ich zu einen der Zweiertische, nur noch eine Stunde und ich war fertig für heute, würde gelassen nach Haus schlürfen und mich mit einer Pizza auf der Couch breit machen.
Doch mein Lächeln verfiel als ich sah, wer alleine an dem eckigen Tisch saß; Cole. Seine entzückende Nase war vergraben in einem Buch, der Blick fokusiert und die Augenbrauen leicht zusammengezogen.

Ich räusperte mich, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen.

Mit seinen strahlenden Augen schaute der unwiderstehliche junge Gott zu mir hoch, die Mundwinkel zuckten zurückhaltend.

"Was möchten sie bestellen?", fragte ich professionell. Von ihm und seinem unglaublich süßem Welpenblick ließ ich mich auf keinen Fall aus der Fassung bringen.

Er legte das Buch zur Seite, lehnte den Kopf auf seine Hand und schmunzelte sanft: "Was bietest du mir an, Nate?"

"Nun ja, kommt ganz drauf an; warm oder kalt?", ich ging monoton auf seine Frage ein. Innerlich schmolz ich regelrecht dahin aber lies mir rein gar Nichts anmerken.

"Warm.", gab er knapp zurück.

Fast schnaubte ich, doch riß mich noch mit all meiner Kraft zusammen: "Wenn sie Karamell und Koffein mögen, wäre der karamelisierte Milchkaffee, wie für sie gemacht."

"Das klingt fantastisch!", grinste Cole breit. Mir fiel dabei die hohe Lage seiner Stimme auf. War er so aufgeregt mich hier zu sehen?

"Alles klar, kommt sofort!", schnell schrieb ich die Bestellung in das kleine Notizbuch und verschwand wieder.

Einige Minuten später legte ich ihm mit einem "Lassen sie es sich schmecken." das Heißgetränk unter die Nase und als ich nach einer gewissen Zeit für die Rechnung zurück kam, war er weg. Das Geld lag passend auf dem Tisch.

Grummelnd hob ich es auf, dabei entdeckten meine Augen die beschriftete Serviete.

Ich warte draußen auf dich :) - C , wurde in einer ordentlichen Schrift drauf geschrieben.

Den Rest der verbliebenen Zeit arbeitete ich konzentrierter und fleißiger, bis der Boss mich ablöste.

Nach einem tiefen Atemzug ging ich aus dem wunderbar riechendem Café raus und war konfrontiert mit dem schönsten Anblick seid dem Videospiel 'The Last Guardian'.
Cole war rauchend an seinem Motorrad gelehnt und starrte den atemberaubenden pink-orangenen Sonnenuntergang an. Das farbige Licht der untergehenden Sonne spiegelte sich in seinem glänzenden, schwarzen Zweirad wieder.
Ich hielt für einige Sekunden inne bevor ich auf den Jungen zu ging.

"Was willst du?", wollte ich gereizt wissen.

Er drehte sich zu mir und präsentierte sein verdammtes Lächeln: "Da drin die höflichste Person aller Zeiten und hier der Teufel höchstpersönlich, hast Glück dass du hübsch bist Nate."

Die Hitze stieg mir in die Wangen, teils wegen der Wut und teils wegen dem Kompliment.

"Komm zum Punkt oder ich gehe.", eine Pizza wartet schließlich auf mich.

Er lachte nervös, lies die Zigarette fallen und baß sich hart auf die schon blutige Lippe.

"Cole, ich warte.", brummte ich ungeduldig. Seine seltsame Nervosität war ansteckend.

"Mein name ist Cole Walters, ich bin 19 Jahre alt und habe eine jüngere Schwester. Ihr Name ist Alex, ich drufte den Namen aussuchen und sie ist süße 16.", seine Hand fand seinen Nacken und sein Blick wiech meinem aus, "Ich bin ein Familienmensch, ohne die Unterstützung meiner Eltern wäre ich ein Niemand und ohne das Licht meiner Schwester verloren.", ein Windhauch wehte durch sein blondes Haar, "Ich liebe das Lesen, Bücher haben mir durch die schwersten Zeiten geholfen, genau sowie Musik. In meiner Heimatstadt war ich sogar in einer ziehmlich erbärmlichen Garageband, namens As It Is.", er lachte diesesmal sorgloser und mein Herz setzte aus, "Ich war Leadsänger. Wir sind jedoch umgezogen, weil ich ähm", Cole schien mit den Worten zu kämpfen, "Meine Eltern fanden besser bezahlende Arbeit hier. Ich rauche seid ich 15 bin. Fahre Motorrad seid ich 18 bin, es war mein Geburtstagsgeschenk, ich habe ihn Thosten getauft.", mit einem Lächeln griff er nach dem Helm, "Ich bin pansexuell und finde dich sehr hübsch."

"Warum?"

"Du hast die wunderbarsten Augen die ich je bewundern durfte, das Licht vom Sonnenuntergang bringt sie wortwörtlich zum leuchten, außer dem-"

"Nein, ich meine warum hast du mir das Alles erzählt?", unterbrach ich sofort bevor meine Knie nachgaben. So eine Gottheit fand mich und meine verfluchten Shrek-grünen Augen attraktiv? Hier stimmte doch Etwas nicht.

"Du hast doch gesagt, dass du nicht bei einem Fremden mitfahren willst", er hielt mir zum zweiten Mal an diesem Tag den Helm hin, "Ich bin dir nicht mehr fremd, du kennst jetzt fast Alles über mich."

Ich ignorierte das 'Fast' und schnaubte: "Trozdem bin ich dir fremd."

"Ich weis, dass du Nathan mit Vornamen heißt, dass du als Kellner arbeitest, troz Akne hübsch aussiehst, ein Einzelgänger bist und Angst davor hast Motorrad zu fahren.", seine Augen sahen mich erwartungsvoll an.

"Nicht genug Cole Walters, nicht genug.", ich drückte den Helm gegen seine Brust und trat einen Schritt zurück.

"Entschuldige, ging das zu schnell?", er legte den Kopfschutz zurück und kaute an seiner Unterlippe, "Hast du so gar keine Interesse an Jungs oder eher gesagt an mich?"

Ich schwieg. Er hatte mir so viel von sich erzählt, was ihn nur noch sympathischer machte aber auch unakzeptabel, denn sein Leben klang toll, ich würde nur Alles auf den Kopf stellen, kompliziert machen.

"Nate, du bist nicht sowie die Anderen und das finde ich cool.", Cole schenkte mir ein nervenaufreißendes Lächeln, "Ich würde dich gerne näher kennen lernen wollen."

Er kam auf mich zu und hielt mir etwas hin; eine Zigarette.

Etwas skeptisch griff ich danach. Warum ich danach griff? Ich hatte keine Ahnung.

"Ich bin-", bevor ich ihm erklären konnte, dass ich straight-edge war, entdeckte ich die Handynummer, welche auf dem Nikotinstab stand, "sprachlos."

"Du bist süß.", kicherte Cole etwas zu mädchenhaft, "Sorry, ich nehme kein Blatt vor dem Mund, wenn ich Jemanden hübsches und süßes sehe werde ich es auch gefälligst der Person sagen, dass sie hübsch und süß ist."

Ich fuhr mir mit der freien Hand durch die gefärbten Haare und entfernte mich von dem jungen Gott, die Zigarette fest in meinem Griff: "Guten Abend noch, Cole Walters."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top