Kapitel 14
„Jonah komm schon!", Eliahs Stimme donnerte durch das ganze Hause.
„Ich komm ja schon, warte einen Moment.", rief ich zurück und schnappte mir meine Jacke, die wie immer über dem Stuhl am Schreibtisch hing.
In den letzten Monaten war viel passiert. Eliah und ich hatten es endlich hinbekommen, einander zu sagen, wie sehr wir uns mochten und tatsächlich hatte sich herausgestellt, dass wir Mates waren. In diesem Moment war ein Traum für mich wahr geworden, denn ich hatte nicht gedacht, irgendwann meinen Partner fürs Leben zu finden und doch war es wahr geworden.
Anschließend hatten mich Eliah und Jiro in zahlreiche Therapiestunden gesteckt. Sie hatten wirklich geholfen, auch wenn ich dem Therapeuten nie die ganze Wahrheit erzählt hatte. Er hatte aber auch deutlich zu verstehen gegeben, dass ich wirklich Zeit brauchen würde, um einige Ängste zu überwinden. Wie den Schnee zum Beispiel. Ihn fürchtete ich immer noch und solange er noch auf dem Boden lag, wagte ich mich nicht aus dem Haus. Einmal hatte es in der Nacht heftig geschneit, was dazu geführt hatte, dass ich mich völlig verbarrikadiert hatte und mehrere Tage das Zimmer nicht verlassen. Und Jiro und Eliah hatten mich zu nichts gedrängt. Und so ging es mir ganz langsam immer besser.
Auch Alistar hatte ich seit seinem Angriff auf mich nie wieder gesehen. Er hatte sich tatsächlich zurückgezogen und ich hatte seit Monaten keine Anzeichen von ihm oder anderen meiner ehemaligen Rudelmitglieder gespürt. Es schien, als würden sie mich tatsächlich endlich in Ruhe lassen.
Und dann hatte Jiro mich eines Abend ganz unvermittelt gefragt, ob ich nicht sein zweiter Beta werden wollte. Und natürlich hatte ich ja gesagt, auch wenn es mir ein bisschen wehtat zu wissen, dass er mir so vertraute, ich ihm aber noch nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte. Allerdings hatte ich als sein Beta die Chance, auf Ereignisse in der Zukunft besser zu reagieren und dieses Rudel vor Alistars Angriffen zu schützen. Und heut würde ich offiziell vorgestellt und ins Rudel aufgenommen werden und deswegen musste ich mich jetzt beeilen, denn ich war bereits spät dran.
„Jonah!", rief Eliah noch einmal.
„Jaa!", rief ich zurück, schon sprintete ich die Treppe nach unten und stolperte dort in Eliahs Arme.
„Jetzt aber schnell. Die anderen warten bestimmt schon auf uns.", er drückte mir einen sanften Kuss auf die Stirn und ergriff dann meine Hand.
Zusammen eilten wir zum Mittelpunkt des kleinen Dorfes, das das Rudel bildete. Naja, klein war es eigentlich gar nicht, ziemlich groß eigentlich und es wuchs auch jetzt stetig an. Überall waren Baustellen und es wurden neue Häuser gebaut.
Beinahe schlitternd kamen wir kurz hinter Jiro zum Stehen, der die Hände hinter seinem Rücken gefaltet hatte und starr in die Menge blickte. Als Sohn des Alphas musste gerade er präsent und mächtig auftreten.
„Da seid ihr ja endlich.", zischte er.
„'tschuldigung, ich hab mich im Bad eingeschlossen und bin nicht mehr herausgekommen.", nuschelte ich.
„Was?", flüsterte Eliah verwundert und auch Jiros Körper vor mir wurde von einem leichten Lachen geschüttelt.
„Naja, Hauptsache du bist jetzt hier."
Während wir Jiros Vater bei seiner Red zuhörten, griff Eliah nach meiner Hand. Wir, also er, ich und Jiro hatten oft darüber geredet, wie das heute laufen würde. Sie hatten versucht mir die Angst hiervor zu nehmen, denn zu dieser Zeremonie gehörte auch der Biss des jetzigen Alphas, dann würde ich offiziell zum Rudel gehören. Davor hatte ich am meisten Angst, es würde mich vermutlich an meine ganze Folter erinnern, aber da sowohl Jiro als auch Eliah das bereits befürchtet hatten, hatten sie mir sofort versichert, die ganze Zeit bei mir zu sein, wofür ich ihnen unglaublich dankbar war.
„Und nun werde ich das Wort an meinen Sohn übergeben.", dieser Satz lenkte unsere ganze Aufmerksamkeit auf Jiro, der nun vortrat und sich an den Platz seines Vaters stellte.
„Ich danke euch, dass ihr heute alle hier erschienen seid. Für uns alle und vor allem für mich ist es ein wichtiger Tag, denn heute heißen wir nicht nur ein neues Rudel- und damit ein neues Familienmitglied willkommen. Ich will diesen Tag, diese Zeremonie dafür nutzen, euch endlich meine beiden Betas vorzustellen. Ich bin mir sicher, die meisten von euch kennen Eliah bereits, denn er ist seit vielen Jahren an meiner Seite, als guter Freund und Berater. Aber heute möchte ich euch gerne Jonah vorstellen.", er breitete einen Arm in meine Richtung aus und unter dem Applaus der Menge wurde ich von Eliah nach vorn zu Jiro geschoben.
Jiro, der meine Angst spürte, ergriff sofort meine Hand und ließ sie nicht los.
Als der Applaus abgeklungen war, ergriff Jiros Vater wieder das Wort. „Und nun vollziehen wie den traditionellen Biss, um Jonah endlich bei uns aufzunehmen. Ganz offiziell."
Innerlich wappnete ich mich bereits für die scharfen Zähne. Ich wurde früher oft mit Nadeln gestochen, teilweise auch gebissen und alles, was spitz war, versetzte mich in Panik. Auch jetzt versuchte ich einen Schritt zurück zu machen, doch Jiro hielt mich am Handgelenk und im nächsten Moment tauchte auch Eliah hinter mir auf. Er legte seine Hände auf meine Hüfte und küsste meine Wange, als sich Jiros Vater vor mich stellte.
„Gib mir einfach dein Handgelenk.", sagte er sanft und zögerlich hob ich meinen Arm, „Ich versuche vorsichtig zu sein, aber wehtun wird es trotzdem etwas."
Ich nickte, umklammerte Jiros Hand fester und presste mich gegen Eliah während mein Atem sich rapide beschleunigte.
„Hey, sieh mich an, es wird alles gut.", flüsterte Eliah hinter mir.
Mit einem panischen Blick in den Augen wandte ich meinen Kopf zu ihm und er lächelte mich beruhigend an. Die Art und Weise, wie seien Hände vorsichtig über meine Seiten glitten und mich streichelten beruhigten mich nur ein ganz kleines bisschen. Und dann keuchte ich plötzlich auf und ein unglaublicher Schmerz zuckte durch meinen Körper. Ich wollte meinen Arm so schnell wie möglich wegziehen und zog panisch daran, konnte ihn aber nicht zu mir zurück ziehen.
„Stopp, stopp, stopp.", keuchte ich panisch.
Ich konnte meine eigene Stimme kaum hören und spürte, dass ich am ganzen Körper zitterte. Ich verdankte es Eliah und Jiro, dass ich überhaupt noch aufrecht stand.
Dann, ganz plötzlich war der Schmerz wieder verschwunden und auf meinem Unterarm prangte ein Bissmal.
Ein unglaublich glückliches Lachn verließ meine Kehle. Ich hatte es überstanden! Ich war nun endlich Teil des Rudels. Ich hatte nun offiziell eine Familie!
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