Noch immer / Kapitel 20
Cara's POV:
Ella war neulich nicht mehr ganz so lange geblieben, nachdem wir mit Freundin Schaukel in unsere Traumwelten gereist waren. Aber das war mir ehrlich gesagt auch ganz Recht. Ich lag auf meinen Bett, mit einem Buch in der Hand und las. Aber ich wusste nicht genau, was ich dort las, denn meine Gedanken waren mal wieder ganz woanders. Überall, aber nicht bei dem Buch, welches drohte, auf mein Gesicht zu fallen.
Das war schlussendlich der Grund, weshalb ich es dann doch aus der Hand legte und mich ganz meinen Gedanken widmete.
Viele Themen wirbelten in meinem Kopf durcheinander. Unteranderem bekam ich nun doch langsam Angst, die Klausuren nicht gut genug zu bestehen, um an einer Uni angenommen zu werden. Dann kam noch hinzu, dass ich noch immer nicht genau wusste, welchen Studiengang ich wählen sollte. Ideen hatte ich jede Menge, aber war es auch das, was ich wirklich wollte?
Und dann kamen zwischendurch immer mal wieder die "Alten" Probleme hoch, die immer noch nicht ganz geklärt schienen. Zum Einen die Geschichte mit meiner angeschlagenen Psyche, zum anderen die Probleme mit Merle, Mika und Ben. Die Drei gingen mir einfach nicht aus dem Kopf, ganz besonders Ben nicht.
Gut, er hatte mit einem anderen Mädchen 'rumgemacht, aber war das nicht vielleicht irgendwo normal? Er war ein gutaussehender, junger Mann. Außerdem war er betrunken gewesen. Okay, in Ordnung wäre es dann immer noch nicht, aber hatte ich vielleicht etwas übertrieben?
Er war mein erster Freund überhaupt gewesen (und seitdem auch der einzigste), ich kannte mich damit nicht aus. Aber hätte er dann nicht von sich aus um mich kämpfen müssen, wenn ich ihm etwas bedeutet hätte? Hatte ich ihm überhaupt etwas bedeutet?
Und wieder drehten sich meine Gedanken und Gefühle im Kreis. Ich hatte, wenn ich ehrlich war, nie aufgehört diesen Kerl zu lieben. Er bedeutete mir noch immer sehr viel.
Und jetzt gerade wurde mir eine Sache schmerzlich bewusst. Er bedeutete mir nicht nur viel. Er bedeutete mir mehr als das. Mehr als Alles andere.
Ich weiß nicht, ob es jetzt naiv war, aber ich schnappte mir mein Handy und suchte seine Nummer. Ich schrieb ihm eine Nachricht, in welcher ich einfach alles erwähnte, was mir seit damals durch den Kopf ging. Einfach Alles. Auch das, was mir erst vor Kurzem klar geworden war.
Die Nachricht war unendlich lang. Ich las sie mir durch. Dann noch einmal. Und noch einmal. Bis ich schließlich weinen musste und sie wieder löschte.
Wie sagt man immer? Die Nachrichten, welche man nie abschickt, sind die ehrlichsten. Oh ja, dem konnte ich definitiv zustimmen!
Ich schmiss mein Handy weg. Es landete nach mehreren Hüpfern sicher auf einem Kissen. Ich versuchte krampfhaft an etwas anderes, neutrales zu denken. Doch es klappte nicht, der Text, den ich eben getippt hatte, hatte sich in mein Gedächtnis gebrannt.
Und so schnappte ich mir wieder mein Handy und tippte den selben Text noch einmal in das Nachrichtenfeld. Ich kniff die Augen zusammen und drückte auf 'Senden'.
Bis dahin dachte ich noch: "Du musst es loswerden. Du musst es ihm einfach sagen und dann schauen wir, was wir mit dem Ergebnis machen."
Aber jetzt dachte ich nur noch: "Fuck, Fuck, Fuck! Wieso hast du das gemacht?! Bist du eigentlich bescheuert?"
Ich legte mein Handy weg und suchte mir eine andere Beschäftigung. Ich durfte jetzt nicht mehr auf mein Handy schauen!
Ich schnappte mir Bobby und lief die große Runde mit ihm. Nach anderthalb Stunden, um 14:00 Uhr, war ich wieder zurück.
Aber ich traute mich noch immer nicht, auf mein Handy zu schauen und deshalb beschloss ich, für Mom einen Kuchen zu backen. Sie war arbeiten, aber ich dachte, sie würde sich freuen, wenn sie nach Hause kam.
Aber auch der Kuchen war um 15:00 Uhr fertig und stand dampfend in der Küche. "Und nun?", oh Gott, ich war verzweifelt, ich redete schon mit mir selbst! Ich könnte Ella oder Mona anrufen und fragen, ob wir etwas zusammen unternahmen. Aber auch dazu müsste ich mein Handy in die Hand nehmen.
Das ging also auch nicht. Nein, das ging wirklich nicht. Und schwups, fand ich mich vor meinen Schulbüchern wieder. Also wenn ich keine Eins in den Arbeiten bekam, wusste ich auch nicht weiter. Ich war wirklich zu einem Streber mutiert, aber egal, was tut man nicht Alles für gute Noten und einen Uniplatz?
Zwei Stunden später kam Mom nach Hause und wir aßen den Kuchen. Sie freute sich total über den Kuchen. Ich erzählte ihr verschämt, dass ich Ben geschrieben hatte und mich seitdem nicht mehr getraut hatte, auf mein Handy zu schauen. Mom grinste nur. "Du bist mir eine. Nun schau' schon nach. Sonst erfährst Du doch nie, wie er antwortet.", okay, damit lag sie richtig.
Ganz langsam ging ich also die Treppe hinauf, in mein Zimmer. Ich griff nach meinem Handy, hielt es aber noch lange in meiner Hand, ohne etwas zu machen oder einen Knopf zu drücken. Doch als ich sah, dass es blinkte, siegte die Neugier.
5 Neue Nachrichten und 4 verpasste Anrufe. Alle von Ben. Oh shit.
Ich tippte vorsichtig auf die Nachrichten. Mit geschlossenen Augen konnte man sie nicht lesen, aber ich brauchte noch ein paar Sekunden ohne zerstörtes Leben.
Was hatte ich nochmal geschrieben?
"Hey Ben. Ich weiß, wir haben uns lange nicht mal eines Blickes gewürdigt, geschweige denn ein einziges Wort miteinander gewechselt. Aber es gibt da so einiges, was meine Gedankenwelt gerne loswerden möchte. Deswegen dachte ich mir; Hey, schreibe dem Kerl doch einfach mal und hau' deine Fragen raus. Nein. Ehrlich jetzt mal. Ich habe wirklich eine Frage, oder eher mehrere. Wieso? Warum tust Du mir das an? Warum machst Du vor meinen Augen mit anderen Mädchen rum? Wieso lässt du es zu, dass ich wegen Dir in einem verschissenen Krankenhaus lande und besuchst mich dann nicht einmal? Habe ich dir jemals wirklich was bedeutet? Wieso kämpfst du nicht um mich? Wieso lässt du es zu, dass wir fast 2 1/2 Jahre nicht miteinander sprechen? Weißt du, eigentlich bereue ich diese Nachricht schon wieder, weil du sicherlich schon wieder vergeben bist, so beliebt, wie du bist. Habe mich schon von Anfang an gefragt, wieso du ausgerechnet was mit mir anfängst, aber hat ja sowieso nicht lange gehalten. Aber eins muss ich noch loswerden. Du hast es geschafft. Du hast mich in der kurzen Zeit so um den Finger gewickelt, dass du mir einfach nicht aus dem Kopf gehst und ich nie aufgehört habe, dich zu lieben. Ja, richtig gelesen. Ich liebe dich noch, du Arschloch. Also melde dich wenigstens zurück. Diese Antworten bist du mir schuldig.
Ich hatte wirklich viel geschrieben.
Aber das war Nichts, gegen die Nachrichten von Ben. Seine 5 Nachrichten hatten alle diese Länge. Zusammengefasst stand aber nur drin, dass es ihm unfassbar leid tat, er zu der Zeit nicht er selbst war, weil er betrunken war und er es unendlich bereute. Außerdem stand drin, dass er nicht wusste, dass ich im Krankenhaus war, beziehungsweise erst Zwei Tage nach dem Vorfall davon erfuhr und er sogar im Krankenhaus war, Ella ihn aber nicht zu mir gelassen hatte. Er liebte mich ebenfalls noch immer und würde mir das Alles gerne persönlich erklären und er hoffte, ich würde ihn zur Tür rein lassen, wenn er klingelt.
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