Bücher, Pergament und Tinte

„...Und verstehst du, ich bin einfach komplett daneben in letzter Zeit. Nachts lasse ich immer alle Türen offen, weil ich so einsam bin... und wenn mir jemand Zucker in meinen Tee gibt, obwohl ich ihm gesagt hab, ICH WILL keinen Zucker in meinem Tee dann... dreh ich durch. Aber daran ist nichts falsch, verstehst du? Daran ist nichts falsch... Am schlimmsten ist es wenn ich sehe, dass die Hauselfen meine Blusen nicht alle gründlich gebügelt haben, im Ernst! Wenn ich irgendwo eine Falte sehe, fange ich an zu heulen!"

„Eine Frage?" der kleine pummelige Erstklässler aus Ravenclaw hob eingeschüchtert und einigermaßen verstört seine Hand. Hylla stockte und sah ihn fragend an.

„Warum erzählst du mir das?" fragte der kleine dicke Junge.

„Ähm... nun ja, keine Ahnung, ich... ähm..." stotterte sie verlegen und spielte mit ihren Fingernägeln.

„Lady... sie sollten sich echt Hilfe holen..." meinte der kleine Junge, packte seine Bücher und dackelte davon, ehe er ihr noch einen letzten verstohlenen Blick zuwarf.

Beschämt senkte Hylla den Kopf. Sie hatte den kleinen Jungen zufällig in der Bibliothek getroffen... und aus irgendeinem Grund hatte sie das Bedürfnis gehabt ihm ihr Herz auszuschütten... war wohl doch keine besonders gute Idee gewesen...
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In der Zwischenzeit war Nia natürlich wieder einmal bei den Rumtreibern. Alle gemeinsam saßen in einem Kreis auf dem Boden, nur Nia saß mit Sirius auf seinem Bett.

„Okay James... du bist dran!" forderte Sirius seinen besten Freund auf. James grinste, schloss die Augen und griff in die Packung Bertie Botts Beans, die in der Mitte lag.

„Ich schwöre euch, wenn ich wieder Popel habe, kotze ich!" seufzte er und blickte die kleine grüne Bohne an. Dann steckte er sie sich in den Bund und fing an zu kauen... kurz darauf spuckte er die Bohne quer durch das Zimmer, während alle anderen begannen zu lachen.

„Popel?" fragte Nia und hielt sich den Bauch vor lachen. James schüttelte den Kopf.

„Nein, Schimmel! Es war definitiv Schimmel!" hustete James und versuchte den Geschmack loszuwerden indem er ein Glas Wasser trank.

„Ha! Du Opfer!" spottete Peter woraufhin er einen fiesen Blick von James kassierte.

„Ich würde sagen Peter ist als nächstes dran!" brummte James und verengte seine Augen zu schlitzen.

„Gerne! Kannst du mir etwas empfehlen Nia?" fragte Peter mit gehässigem Blick.

„Tja also an deiner Stelle würde ich nicht die rote da nehmen, sonst hängst du die nächsten paar Minuten über der Toilette... nimm die gelbe!" riet sie ihm.

„Hey, das ist so unfair! Nia weiß welche die schlechten und die guten Bohnen sind!" protestierte James. Nia und Peter gaben sich ein schnelles High-Five und Peter griff nach der gelben Bohne. Doch gerade als er genussvoll hineinbiss veränderte sich sein Gesichtsausdruck schlagartig.

Die nächste Bohne flog quer durchs Zimmer und erneut lachten alle... außer Peter.

„Käse? Ist das dein scheiß Ernst, Nia? Käse?!" warf Peter ihr vor.

„Ich dachte du magst Käse." verteidigte Nia sich unschuldig, während Sirius, Remus und James wieder zu prusten begannen.

„Sehr lustig..." brummte Peter. Nia kicherte weiter als plötzlich ein stechender Schmerz durch ihre Brust fuhr und sie zusammenzuckte.

„Ah!" keuchte sie und griff sich an die Brust.

„Alles okay?" fragte Sirius neben ihr besorgt und legte einen Arm um sie.

„Jaja, alles gut!" stritt sie ab, doch das Stechen ließ nicht nach. Doch sie sprach es nicht weiter an... sie würde es einfach ignorieren.
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Nachdem Hylla noch einige Stunden in der Bibliothek verbracht hatte machte sie sich auf den Weg zu Professor McGonagalls Büro. Sie klopfte an die schwere Holztür. Die Lehrerin öffnete und blickte die Blondine verwirrt an.

„Guten Tag Miss Asterias..." begann die Professorin, doch Hylla ließ sie nicht ausreden und streckte ihr gleich fünf Pergamentrollen entgegen.

„Ich wollte ihnen ein paar Zusatzaufgaben abgeben!" sagte sie stolz und übergab McGonagall ihre Arbeiten.

„Schon wieder?" fragte sie verwundert und nahm sie entgegen. Hylla nickte lächelnd.

„Miss Asterias, sie sind mittlerweile ja schon fast mit dem Stoff für dieses Schuljahr fertig... und es ist erst Mitte April!" stellte die Lehrerin fest.

„Ach wirklich?" Hyllas Augen weiteten sich ängstlich.

„Nein! Dann... dann brauche ich ja bald die Bücher der siebten! Oder bin ich spät dran? Ich könnte ja jetzt schon mit dem Stoff der nächsten Klasse anfangen, sie wissen schon, und dann parallel lernen..." spekulierte sie nervös herum.

„Miss Asterias!" versuchte McGonagall die Schülerin zu beruhigen.

„Wissen sie was? Ich stelle eine Literatur Liste aus der Bibliotek zusammen! Aber woher weiß ich welche Bücher die wichtigsten sind? Ach was, ich lese sie einfach alle! Mehr als die Hälfte hab ich sowieso schon durch, wenn nicht sogar mehr... Hey, im Turm für Wahrsagen gibt es ja auch noch Bücher!"

„Miss Asterias!!!" sagte McGonagall jetzt strenger und Hylla verstummte und sah die Frau verunsichert an.

Die Lehrerin fuhr fort. „Ich bitte um Verzeihung, aber haben sie denn keine Freunde?"

Hylla blickte ihre Lehrerin mit großen Rehaugen an.

„Ich meine, sie sind nur noch am Lernen, wo soll das denn hin führen? Ich meine, was ist mit ihrer Schwester, die lernt ja nicht ansatzweise so viel."

Hylla schüttelte zögernd den Kopf.

„Sehen sie! Wissen sie was, ich würde vorschlagen sie suchen sie erstmal, während ich ihre Arbeiten korrigiere..." Die Lehrerin zog sich wieder in ihr Büro zurück.

„Danke für ihren Besuch!" Und schon wurde Hylla die Tür vor der Nase zugeknallt. Doch anstatt weg zu gehen blieb sie dort stehen. Erst nach ein paar Minuten machte sie am Absatz kehrt und ging zurück in den Gryffindor Gemeinschaftsraum.

„... Großer Wagen: zirkumpolar... ganzjährig sichtbar..." murmelte sie ständig vor sich hin. Sie kam am Porträt der fetten Dame an.

„Passwort?" fragte diese gelangweilt. Hylla hörte nicht auf ihre Sätze über Sternbilder zu murmeln und sagte kein Passwort... sie hatte es vergessen.

„Dann eben nicht." seufzte die fette Dame. Hylla blieb vor dem Porträt stehen. Die Zeit verging und nach einer halben Stunde stand Hylla noch immer vor dem Porträt und murmelte unvollständige Sätze über Sternbilder. Plötzlich kamen drei Zweitklässlerinnen um die Ecke.

„Honigtopf!" sagte die kleine blonde und das Porträt schwang zur Seite. Auch Hylla trat ein und betrat den Gemeinschaftsraum.

Auf dem Sofa beim Kamin saßen Lily, Alice und Dorcas.

„Hallo Hylla!" rief Lily ihr freundlich zu und winkte.

„... Kleiner Wagen: wichtiges Mittel zur Feststellung der geografischen Nordrichtung..." Hylla schenkte Lily keinerlei Beachtung, sie murmelte nur weiter ihre Sätze und ging schnurstracks die Treppe hinauf in ihren Schlafsaal, der (wie zu erwarten) leer war. Keine Nia weit und breit.

Hylla setzte sich sich auf das Kopfkissen ihres Bettes... der einzige Teil davon auf dem noch Platz zum Sitzen war. Der Rest war voll mit Büchern oder einzelnen Buchseiten die sie herausgerissen hatte... oder Sternkarten, selbstgezeichnete und welche aus dem Unterricht. Daneben lagen alle möglichen Arten von Schreibfedern, und die Bettwäsche war vollgesaut mit Tintenflecken.

In dem Chaos griff Hylla nach einem verschmierten Stück Pergament auf dem noch nichts geschrieben war... und fing an sich weitere Notizen zu machen.

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