Aus zwei wird eins
„Hylla?" fragte Nia vorsichtig als sie die den miserablen Zustand ihrer Schwester bemerkte. Diese stand zitternd vor ihrem Bett und blickte sich immer wieder ängstlich um, wie ein aufgescheuchtes Tier.
„Schau Hylla! Da ist Nia!" Lily deutete auf ihr Krankenbett. Vorsichtig nahm Nia die zitternde Hand ihrer Schwester.
„Was ist denn nur los mit dir?" fragte sie, sichtlich geschockt von Hyllas Zustand.
Plötzlich schien Hylla ein Licht aufzugehen und ihre Augen weiteten sich.
„Nia! Was machst du hier? Du musst sofort mitkommen!" rief sie erschrocken und zog ängstlich an ihrer Hand, woraufhin Nia schmerzvoll aufschrie.
„Hör auf damit! Sie ist nicht ohne Grund im Krankenflügel!" fuhr Sirius sie an.
„Was macht ihr überhaupt hier? Nia, du dürftest eigentlich gar nicht bei ihnen sein! Sie- Sie sollen nicht mit dir reden!" fuhr Hylla geschockt fort.
„Beruhig dich..." seufzte Nia, doch Hylla machte nicht auch noch den leisesten Anschein als würde sie sich beruhigen.
„Komm mit, komm einfach schnell mit! Wir gehen in unser Zimmer!"
„Das geht nicht!" fauchte Nia genervt. „Du hast unser Zimmer in einen einzigen Saustall verwandelt! Das ist nicht mehr bewohnbar, und DU verhältst dich wie der reinste Psycho!"
„Sei nicht so unsensibel!" schrie Alice Nia an als sie merkte, dass sich wieder Tränen in Hyllas Augen bildeten.
„Wie oft noch, es geht dich nichts an! Weder dich, noch sonst irgendwen hier!" schrie Nia zurück. „Und seid doch mal ehrlich, würde einer von euch freiwillig mit der da zusammen leben wollen?" Verächtlich deutete sie auf ihre Schwester, die nun von Alice schützend in den Arm genommen wurde.
Nia wusste nicht warum sie so wütend auf Hylla war. Doch in diesem Moment hieß es für sie einfach nur: reden ohne nachdenken, was soviel bedeutete wie „ich beschuldige meine Schwester für alle möglichen Sachen für die sie vermutlich nicht einmal etwas kann".
„Ach was? Ich würde lieber mit Hylla zusammen unter der Brücke wohnen als mir mit so einer Zicke wie dir ein Zimmer zu teilen!" brüllte Remus Nia an.
„Hey! Halt sofort die Klappe, Mann!" drohte Sirius wütend.
„Sonst was? Was willst du dann machen? Oh, tut mir leid, hab ich deine kleine Freundin beleidigt? Bist du jetzt wütend?" fragte Remus provokant. Sirius kam drohend auf ihn zu.
„Jungs, lasst das sein!" versuchte James seine Freunde zu beruhigen.
„Nein, lass ihn sie doch verteidigen!" provozierte Remus Sirius weiter. „Völlig egal ob sie eine kleine egoistische Bitch ist..."
Jetzt reichte es Sirius, denn er schubste Remus unsanft zurück. Dann riss Remus' Geduldsfaden und schlug Sirius mitten ins Gesicht, dieser taumelte rückwärts und hielt sich seine blutende Nase. Er funkelte seinen Freund wütend an und stürzte wieder auf ihn zu.
„Sirius, hör auf!" rief Nia ihm vom Krankenbett zu. Doch Sirius dachte nicht daran. Als Remus dann auch noch auf ihn zu kam und ihm einen ordentlichen Tritt in den Magen verpasste, begannen die beiden sich gegenseitig zu verprügeln.
Ab da ging das Chaos los: Sirius und Remus rauften, James schrie, Peter wimmerte und Lily kreischte, Hylla heulte und Alice und Dorcas saßen bei ihr und versuchten sie zu trösten und Nia saß mitten drin. In diesem Moment stellte sich die Frage, wo zum Geier war Madame Pomfrey? Die Antwort lautete: nicht da!
„Nimm zurück, was du über Nia gesagt hast!" brüllte Sirius Remus ins Gesicht. Remus spuckte Blut.
„Nein! Sie ist gemein und unfair!" brüllte er zurück, was Sirius nur noch wütender machte.
„Hylla bitte hör auf zu weinen, es wird alles gut, Nia hat das nicht so gemeint!" sprach Dorcas ihr sanft zu während Alice sie im Arm hielt, doch ob Hylla zuhörte oder nicht konnte keiner sagen.
Nia saß mitten im ganzen Getümmel und sah zu. Das war einfach zu viel für sie. Alles was sie wollte war ein normales Leben, beweisen, dass sie Pflichten und Freizeit unter einen Hut bringen konnte. Doch alles was sie getan hatte war falsch gewesen... und jetzt wurde sie konfrontiert mit den Auswirkungen.
Wieder einmal kam ihr die Lösung: handeln ohne nachzudenken. Sie schlug ihre Decke beiseite, und egal ob ihr alles weh tat oder nicht, sie sprang auf und rannte so schnell sie konnte aus dem Krankenflügel. Sie rannte die Gänge entlang, Treppen hinunter, bis sie am Eingangsportal ankam. Mit aller Kraft drückte sie die schweren Tore auf, die bereits verschlossen waren. Draußen war es dunkel, immerhin war es bereits Abend. Doch das hielt Nia nicht davon ab weiter zu rennen.
Hinter hier hörte sie wie jemand ihren Namen rief, es waren ihr anscheinend alle gefolgt, trotzdem rannte sie weiter, bis zum Rande des verbotenen Waldes.
Dort musste sie stehen bleiben. Sie hatte zu starkes Seitenstechen und bekam nur schwer Luft. Auch die anderen kamen schnaufend zum stehen... sogar Hylla war mitgekommen.
„Komm schon Nia!" schnaufte James. „Gehen wir wieder rein, das wird sich schon alles regeln." Nia holte noch ein paar mal tief Luft. James hatte recht, sie hatte voreilig gehandelt.
Gerade wollte sie sich auf den Weg zurück machen als plötzlich von einem Moment auf den anderen das Stechen in ihrer Brust zurück kam. Dieses mal war es viel stärker als zuvor. Vor Schmerz schreiend ging sie in die Knie.
Sirius wollte schnell zu Hilfe eilen, doch er blieb ruckartig stehen als er sah, dass etwas sehr komisch war. Nias Füße hoben ab vom Boden, sie begann zu schweben.
Nias Brust schmerzte höllisch. Es war wie als würde jemand ihr Herz ganz fest packen und sie daran in die Luft ziehen. Sie wollte wieder schreien, doch ihr Hals war wie zugeschnürt.
„Nia!" schrie Hylla verzweifelt als sie bemerkte was mit ihrer Schwester los war. James streckte eine Hand aus und hielt sie zurück.
Auf einen Schlag wurde es plötzlich glühend heiß... die frische Luft die Abends herrschte wurde plötzlich stickig. Nia schrie immer weiter und machte keine Anstalten aufzuhören.
„Bei Merlin, was geht hier ab?" fragte Lily verzweifelt. Hylla starrte nur geschockt mit glasigen Augen auf die Situation hin.
Sirius wollte nach vorne stürmen und Nia zur Hilfe eilen, doch plötzlich wurde er von einer Art Kraftfeld zurück geschleudert.
Und dann erschien sie: eine Gestalt aus gleißendem Licht... Asteria! Sie erschien über Nia, die noch immer in der Luft schwebte und hielt die Arme über Nias zierlichen Körper gestreckt.
„Nibora..." Asterias Stimme klang traurig und enttäuscht. „Warum hast du dich mir wiedersetzt?"
Nia blickte angestrengt hinauf, Tränen rannten über ihre Wangen und sie wimmerte tränenerstickt. Hylla hockte daneben und starrte noch immer geschockt auf das geschehen, so wie auch die anderen.
„Ich habe mein ganzes Vertrauen in dich gesteckt! Du hast bewiesen, dass du das Geheimnis der Orakel nicht wahren kannst!" fuhr sie fort. „Und ich habe dich vor den Konsequenzen gewarnt..."
Es schien so als wollte Nia wieder beginnen zu schreien, doch heraus kam nur ein ersticktes Keuchen.
„Aufhören!!!" schrie Remus verzweifelt, doch Asteria ignorierte ihn komplett. Die Luft um alle herum war inzwischen so heiß und stickig, dass die Schüler unter ihren Klamotten begannen zu schwitzen... unter anderem lag das jedoch auch am Angstschweiß.
Asteria legte langsam eine Hand über Nias Brustkorb. In diesem Moment wurde es so heiß, dass die Luft begann zu flimmern.
„Hey!!!" Sirius nahm einen Stein vom Boden und zielte direkt auf die Göttin, doch anstatt sie zu treffen flog er einfach wie durch einen Geist durch sie hindurch, sie selbst schenkte ihm keine Beachtung.
Nias Körper verkrampfte sich schmerzhaft. Asterias Hand näherte sich ihrem Brustkorb. Je näher sie kam desto größere Schmerzen schien Nia ertragen zu müssen.
„Hylla, mach etwas, dass sie aufhört!" schrie Alice verzweifelt. Doch Hylla war nicht im Stande etwas zu unternehmen. Sie wahr nicht einmal im Stande wegzublicken oder gar zu blinzeln. Sie war wie versteinert.
In diesem Moment berührte Asterias Hand Nias Körper... und so schnell wie sie aufgetaucht war, war die Göttin verschwunden und die Temperatur kühlte sofort wieder ab. Doch Nia schwebte noch immer. Plötzlich schwebte eine leuchtende Kugel von ihrem Herzen weg, ein Ball aus Licht. Die anderen starrten gebannt darauf.
Der Ball schwebte eine Zeit über Nias Körper in der Luft, als er plötzlich rasant in die Höhe stieg, bis er nicht mehr zu sehen war. Nias Körper fiel schlaff wieder auf den Boden zurück... ihre Augen hatte sie offen, doch sie strahlten nicht in dem warmen braun welches sie sonst immer taten, nein, sie waren golden gefärbt und ihr Blick war leer.
Die Gryffindors trauten sich nicht auch nur einen Schritt auf sie zuzumachen. Hylla blinzelte zwei, drei mal. Langsam näherte sie sich ihrer Schwester, die anderen starrten gebannt auf das Geschehen.
Vorsichtig hockte sie sich zu ihrer Schwester und blickte in ihre goldenen Augen.
„Nia?" fragte Hyllandria.
„Nibora?" fragte sie noch einmal, als sie keine Antwort bekam.
„Nibora Periklymensis Otera!" sagte sie schließlich, als würde sie hoffen, dass Nia sie so besser hören konnte. Doch auf eine Antwort wartete sie vergebens.
Die restlichen Gryffindors hatten sich Nia nun auch vorsichtig genähert. Geschockt starrten sie auf die beiden Schwestern. Mittlerweile kullerten Tränen über alle Wangen, als jeder die Situation realisiert hatte...
Nia war tot...
Mit Augen voller Tränen nahm Hyllandria die kalte Hand ihrer Schwester.
„Komm schon Nia... steh auf... steh doch bitte auf!" flüsterte sie ganz leise und schüttelte sie leicht!
„Wir können gemeinsam nach Hogsmeade gehen... und Kürbispastete essen! Im Honigtopf! Und wir trinken Butterbier mit extra viel Schaum! Du musst nur aufstehen..."
„Sie wird nicht aufstehen, Hylla!" sagte Remus mit zitternder Stimme. Es brach ihm das Herz Hylla so zu sehen. Sie musste damit aufhören. Er hatte erlebt was mit ihr geschehen war, nachdem sie so lange Zeit von ihrer Schwester getrennt war... er wollte, nein, konnte sich nicht ausmalen was jetzt mit ihr passieren würde.
Sirius kniete geschockt im Gras und hatte sein Gesicht in seinen Händen vergraben. Lily und James hielten einander ganz fest im Arm und weinten, genau so wie Alice und Dorcas... auch Peter stand den Tränen nahe. Und Hylla saß noch immer vorne bei Nia und führte Selbstgespräche.
„Ich weiß was wir machen!" murmelte Hylla. „Wir gehen ins Theater! Du wolltest immer so gerne ins Theater!"
„Hylla!" Remus trat einen Schritt nach vorne und legte eine Hand an ihre Schulter, sodass sie leicht zusammenzuckte.
„Nia wird nicht mehr aufstehen." seine Stimme brach langsam, da der Kloß in seinem Hals immer größer wurde. Hylla sah ihn mit ihren großen glasigen Augen an. Dann geschah alles ganz schnell...
Hylla verschwand und an ihrer Stelle fand sich eine elegante Schleiereule wieder. Ein kurzer Windhauch, und sie war davon geflogen, ein weißer Punkt der am Horizont immer kleiner wurde.
Die restlichen Gryffindors blieben bei Nias Körper und starrten ihr hinterher. Tief in ihrem Inneren wussten sie, dass sie Hyllandria für eine lange Zeit lang nicht sehen würden. Denn sie war fort geflogen... und hatte einen Teil von Remus' Herzen mit sich genommen.
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