Kapitel 9


𝐌𝐄𝐑𝐋𝐈𝐀𝐇

„Komm endlich aus der Wanne Merliah, du hockst jetzt schon seit einer halben Stunde im Badezimmer und es ist gleich 22:00 Uhr." unterbricht Lia meinen rauchenden Schädel. Wofür ich einerseits dankbar bin, andererseits nervt mich aber auch ihre Lautstärke extremst.
„Ja doch!" antworte ich und tunke meinen Körper ein letztes Mal schnell in das Badewasser, um den restlichen Schaum loszuwerden.
Beim Ausstieg aus der Badewanne, schnappe ich mir zwei von den Handtüchern, die neben mir auf einem kleinen Schrank liegen.

Das kleinere wickele ich so um meine Haare, dass ich einen Turban auf dem Kopf habe und das große Handtuch schlinge ich nachdem kurzen abtrocknen, einfach schnell um meinen Körper und halte es mit meinen Händen fest.
„Klamotten sammle ich später ein", sage ich zu Lia, als ich das Badezimmer verlasse.
„Ich pack sie jetzt schnell mit weg.
Und falls du eine unordentliche Person bist, nehm dich in acht, ich kann das nämlich überhaupt nicht ab." antwortet Lia und schenkt mir zusätzlich warnende Blicke.
„Ich bin sehr ordentlich", meine ich kurz bevor sie die Tür des Badezimmers schließt und bin mir meiner Lüge sehr bewusst.

Es ist nunmal einfach nicht meins aufzuräumen, aber wenigstens bin ich kein Messi.
Wenn es katastrophal aussieht, platzten bei mir auch alle Kragen und ich verfalle in einen aufräumrausch, das passiert dann aber eben auch nur, wenn es schlimm aussieht.
Ich sehe mich nach einem Spiegel um, aber es scheint zu meinem Bedauern nur einen im Badezimmer zu geben. Deswegen muss ich mir jetzt sozusagen „blind" die Haare mit meiner blauen Bürste kämmen, die ich gerade aus dem Koffer geholt habe.

Beim zweiten Mal nachdenken, hole ich auch noch meinen Schlafanzug aus dem Koffer.
Dieser besteht meist aus einem T-Shirt von irgendwelchen Kinderserien, heute ist es übrigens „Barbie" und aus einer langen schwarzen Jogginghose, die beim Eislaufen schon einiges einstecken musste.
Schnell schlüpfe ich in die gemütlichen Schlafsachen und hänge mein Handtuch vorne an die Kleiderhaken, an dem auch meine khaki grüne Winterjacke vorhin ihren platzt gefunden hat.

Anschließend setze ich mich in mein Bett und kämme meine Haare bis zum verzweifeln durch, diese scheiß knoten sind einfach verdammt nervig!
„Ich klaue mir mal ein Haargummi von dir, Lia", gebe ich ihr Bescheid und nehme mir wie selbst verständlich vor ihrer Zustimmung eines ihrer schwarzen Haargummis, die sie vorhin schon auf ihrem Nachttisch verteilt hat.
„Mach das!" erteilt mir Lia die Erlaubnis, während ich schon dabei bin mir meine langen Haare in einen Zopf zu flechten, damit sie mich beim Schlafen nicht stören.
Ich hab heute wirklich keine Kraft mehr zum Haare föhnen, mein kleines Schläfchen zwischen durch hat mich dummerweise noch müder gemacht.
Und zusätzlich bin ich sowieso kein Fan vom Haare föhnen.

Wie zuvor kuschele ich mich wieder in meine  Bettdecke und lege mich auf die linke Seite, sodass ich erneut aus dem Fenster schauen kann.
Mittlerweile ist es stockdunkel und ich kann perfekt den leuchtenden Halbmond betrachteten, lange jedoch kriege ich es nicht hin den Mond zu beobachten, da meine Augenlider schwer werden und ich einschlafe.

______

„Warum hast du auch keinen Wecker gestellt?" verfluche ich Lia, während ich mir in Rekord Geschwindigkeit irgendwelche Klamotten überziehe, die gerade griffbereit auf meinem Koffer liegen.
„Du hast doch auch keinen gestellt!" ruft sie aus dem Bad heraus. Ich verstehe zuerst nur Bahnhof, weil sie sich gerade dabei ist die Zähne zu putzen, das habe ich schon hinter mich bringen könnten.
„Wo liegen die Stundenpläne?" frage ich sie und ziehe mir zeitgleich meine dunkelblauen Converse an, die ich zur Sicherheit noch in meinem Koffer hatte.

„Beim Fernseher." kommt wieder eine nuschelnde Antwort.
Wie kann man nur so lange Zähne putzen?
Wir hätten schon längst los gehen können, was heißt gehen, wir werden rennen müssen, um nicht komplett zu spät zu kommen.
Ich sammle unsere Stundenpläne ein und stelle mich abwartend an die Tür, Lia wäscht sich gerade den Mund aus, ihre Stiefel bindet sie noch im Badezimmer zu.
Die weißen Turnschuhe konnte sie heute Morgen nämlich erstmal vergessen, an denen klebt überall Schlamm und dieser stinkt auch noch schrecklich dolle, wo sie reingetreten ist will ich nicht wissen.

„Attacke jetzt", sage ich und scheuche sie aus der Tür.
„Rucksack, Schlüssel, Stundenpläne.., wir sollten alles haben", zähle ich auf, während wir gerade durch die Glastür ins Treppenhaus gehen und anschließend die Treppen hinunter rennen.
„Wie spät?" frage ich Lia, als wir gerade dabei sind an den Schlafräumen der Jungen vorbei zu laufen.
„7:35 und ja, wir haben alles. Gib mir mal bitte eben meinen Stundenplan." bittet sie mich Atemlos und ich reiche ihr den Plan mit ihrem Namen darauf.
Lia Groose.

Bei mir steht nur Merliah.
Ein weiterer Punkt der mich nachdenklich stimmt, es wundert mich nur warum Lia nichts sagt, ihr muss es doch aufgefallen sein? überlege ich, und sehe sie untersuchend von der Seite an, mein Blick scheint sie aber gar nicht zu bemerken, mehr ist sie damit beschäftigt nicht von den Treppen zu fallen.
Wir erreichen gerade die Glastür, die aus dem Treppenhaus führt und auf direktem Weg zu den Unterrichtsräumen.
Raumnummer 23
Raumnummer 23, rufe ich mir in den Kopf und halte links und rechts Ausschau nach der richtigen Nummer.

21..,22..,23!
„Ich muss hierhin", sage ich zu Lia, welche kurz neben mir stehen geblieben ist.
„Okay, ich muss weiter, bis nachher." gibt sie mir zu verstehen und streicht ihre blonden Haare hinter die Ohren, bevor sie weitergeht.
„Alles klar, los gehts", spreche ich zu mir selbst, atme einmal tief ein und drücke anschließend die Türklinke runter.

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