Kapitel 15


𝐌𝐄𝐑𝐋𝐈𝐀𝐇

„Du..du..du bist ein arrogantes Arschloch, Jaxon White!" sage ich mit drohender Stimme und verschränke abweisend die Arme vor der Brust.
Es legt sich ein träumerisches Lächeln auf das Gesicht von Jaxon, was ich mir nach meiner Beleidigung gerade irgendwie nicht als seine Reaktion vorgestellt habe.
Kann er nicht wenigstens empört gucken oder so?
„Ich liebe es, wenn du meinen Namen mit deinen vollen Lippen vollständig aussprichst, aber ich denke es wäre noch schöner, ihn dich stöhnen zu hören, während ich dich ficke."
Aha, jetzt weiß ich wo dieses Lächeln herkommt und zu meinem Nachteil habe ich nun auch das passende Kopfkino dazu im Kopf, was ich dringend wieder loswerden möchte.

„Du bist unmöglich! Man kann nicht einmal richtig mit dir sprechen.
Ich hatte eigentlich heute keine Lust mehr deinem Vater zu begegnen, aber das lässt sich wohl leider nicht vermeiden", meine ich ohne auf sein Kommentar einzugehen.
„Du kommst ohne mich sowieso nicht in sein Büro. Er ist in den Pausen immer im Nebenzimmer, dort hört er kein Klopfen und die Tür zum Büro ist natürlich auch abgeschlossen. Aber ich nehme an, dass weißt du alles schon?"
Ich nicke und freue mich über den ersten sinnvoll erklärten Satz von ihm, ich hatte schon die Vermutung seinem Spatzenhirn gleich irgendwas mit Zeichensprache vorführen zu müssen.

Mit ein wenig Überwindung frage ich ihn : „Kannst du mich bitte zu deinem Vater bringen, es ist wichtig."
Er tut so als würde er überlegen und steht ein paar Momente später auf, um einfach wieder loszugehen, ohne mir mitzuteilen, ob ich jetzt hinterher soll oder nicht.
„Attacke Merliah." ruft Jaxon mit über seine Schulter hinweg zu.
Toll, der Typ hat mit seiner Größe von ungefähr 1,95 schon zehn Meter Vorsprung, die ich jetzt einholen muss, Wahnsinn.
Ich bin wieder zurück in 2012, die Bundesjugendspiele stehen an und ich erfinde eine Ausrede gegenüber den Betreuern, warum ich nicht mitmachen kann.
Bevor ich meine Periode bekommen habe, war es echt schwer, aber als sie dann da war, hatte ich das Gefühl Gott schenkt mir die Ausrede, auf einem Silbertablett.
Und mit dieser bin ich auch tatsächlich bis zu meinem 17 Lebensjahr durchgekommen, Schulterklopfen an mich selbst bitte.

„Jaxon, jetzt warte doch mal man!" rufe ich, während ich im Schnellschritt hinter ihm her Hechten muss.
„Ne, ich will auch nochmal fertig werden, nicht meine Schuld, dass dir mit Abstand viel zu wenig Körpergröße gegönnt ist." kriege ich von dem lachenden Poser zu hören, der nun an der Eigangstür, die rechte Seite des Gebäudes führt, auf mich wartet.
„Ich kann nichts dafür!" schnauze ich ihn an, als nur noch fünf Meter zwischen uns liegen, bei denen ich leider immer langsamer werde.
„Wie groß bist du?" fragt er interessiert.
Ich überlege, ob ich lieber die ganze Zeit für meine Größe gepiesackt werden möchte oder die ganze Zeit seine Aufreißer Sprüche in den Ohren, bezüglich meiner Größe, haben möchte.
Beides wird sich nicht vermeiden lassen, leider.
„1,50." antworte ich also und stelle mich jetzt schon auf einen blöden Spruch seinerseits an.

„Krass, dir wurde echt nur die Größe eines Gartenzwerges gegönnt, na dann wirst du meinen Spitznamen wohl akzeptieren müssen, kleines." haut Jaxon direkt ohne jegliches Schamgefühl ein Kommentar raus.
„Büro von deinem Vater. Jetzt", sage ich und schlängele mich an ihm vorbei, um nach dem eintreten direkt vor der Tür des Direktors zu warten.
Mit ihm zu diskutieren würde jetzt eventuell meine Wut stillen, andererseits aber meine Probleme nicht lösen.

Wenige Momente später gesellt sich Jaxon neben mich und schließt die Tür mit einem Schlüssel auf, den er davor aus seinem schwarzen Rucksack gezogen hat.
„Vater, Merliah würde gerne was besprechen." brüllt Jaxon beim eintreten beinahe schon durch den Raum und lässt sich danach wie ein nasser Sack auf das Sofa fallen, auf dem ich gestern noch gesessen habe.
„Boah man, gehts auch leiser?" zische ich ihm mit zusammen gestressten Zähnen entgegen.
Theoretisch hätte ein anklopfen auch genügt, damit wäre solch eine unangenehme Situation vermeidbar gewesen.
Hoffentlich nimmt Edmund das stören seiner Mittagspause nicht zu ernst.

„Hallo ihr beiden." meint Edmund mit vollem Mund, während er gerade das Zimmer neben dem Büro verlässt.
„Hi", antworte ich und lächele ihn dabei entschuldigend an, dass scheint aber gar nicht nötig zu sein, denn er sieht mich mehr als freundlich an.
Komisch, ich an seiner Stelle wäre wütend.
Vielleicht ist es auch nicht so schlimm weil ich neu bin...ja, das wird es sein!

„Ich wollte gerne etwas wichtiges mit dir besprechen..", beginne ich vorsichtig und halte auch meine Wut, die bei dem Gedanken an die Lügen wieder aufsteigt, in Grenzen.
„Gerne. Setzt dich doch." antwortet er mir und deutet auf das Sofa.
Ich gehe dem nach, sitze aber mit so viel Abstand zu Jaxon wie möglich.
Edmund nimmt sich den Stuhl und setzt sich mir gegenüber auf ihn, genau wie gestern.

„Ich möchte alles wissen.
Ihr seit um ehrlich zu sein keine guten Lügner und ich merke, wenn ich nur mit halb Wahrheiten vertröstet werde.
Also würde ich jetzt gerne alles wissen, von Anfang an und jedes schmutzige Detail, will ich bitte erzählt bekommen.
Sonst werde ich nicht fähig sein die Entscheidung zu treffen, die du mich selber gebeten hast zu fällen", sage ich bestimmt und lege abwartend meine Hände in den Schoß.

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