Teil 16
Ja, und heute war schon wieder Sonntag. Der letzte Tag bevor ich mich wieder dem Grauen stellen muss. Ich freute mich schon tierisch auf Mr. Smith (ich glaube ich muss hier nicht erwähnen, dass das Sarkasmus war). Da Ben und ich nun endlich auch mal mit unserem Projekt vorangekommen sind, können wir uns heute vielleicht mal der Wut von Mr Smith entziehen. Obwohl...wenn ich so darüber nach denke, wohl eher nicht.
Ich schlief circa bis 15.30, was ziemlich selten bei mir war. Aber das Wissen, dass der Tumor kleiner geworden war, hatte mich anscheinend so überwältigt, dass ich einfach mal ausschlafen musste. Ich stand auf, schlurfte in meinem Schlaftop und der Jogginghose runter in die Küche und schnappte mir einen Apfel, mit dem ich mich dann auf den Tisch setzte. Meine Mum kam rein und sah mich verwundert an. "Guten Morgen, Schätzchen. Ich hab dich ja gar nicht runterkommen gehört. Hast du gut geschlafen?" Fragte sie lächelnd. "Ja, danke." Gab ich zwischen zwei Bissen zurück. "Komm setz dich doch zu mir ins Wohnzimmer und dann schauen wir American Next Topmodell zusammen!"
"Au ja!" Quiekte ich begeistert und rannte zum Fernseher.
Nach circa Dreieinhalb Stunden, die ich zusammen mit meiner Mum verbracht hatte und wir über die jungen Mädchen im TV gelästert hatte, war es schon sieben Uhr und ich beschloss in mein Zimmer zu gehen und mich fürs Kino fertig zu machen. Ich duschte schnell, zog mir einen grauen Kapuzenpulli und eine jeans Hotpan an, schnappte mir meine Umhängetasche und verließ, samt Skateboard das Haus.
Es war mittlerweile Oktober geworden, was aber im Großen und Ganzen keinen Unterschied machte, denn hier in Kalifornien liefen die Leute auch an Weihnachten mit kurzer Hose und Sonnenbrille rum.
Eine halbe Stunde später kam ich am Kino an und hielt Ausschau nach dem blonden Wischmop namens Em. "Livie!" Rief nach einiger Zeit ihre vertraute Stimme hinter mir und ich dreht mich lächelnd um. "Hi" sagte ich und fiel ihr in die Arme. Als wir uns wieder lösten, sah sie mich an und fragte ernst: "Wie war die Untersuchung?"
Ich quiekte auf und fiel meiner Freundin erneut um den Hals. "Er ist kleiner geworden!" Sagte ich freudig. "Echt?" Fragte Em perplex. "Ja" grinste ich zurück. "Das ist ja toll!" Rief sie und drückte mich ganz fest.
Wir mussten eine Weile in der Schlange vor der Kinokasse stehen, bis wir endlich drankamen.
"Zwei Karten bitte." Sagte ich und zog eine Augenbraue hoch, als der (etwas wie eine Birne aussehende) Typ hinter der Kasse nicht gleich reagierte. "Für den Hobbit?" Fragte er dann gelangweilt. "Nein, dass ist eigentlich mein Freundin." Sagte ich und musste grinsen. Ja ich weiß der war schlecht, aber vielleicht könnte ich mit diesem Witz den langweiligen Tag des Toastbrots, nein Moment, der Birne, etwas auflockern. Nicht das ich dem Typ hier unbedingt eine Freude machen wollte. Nein. Ich hatte nur schon immer mal auf eine Gelegenheit gewartet, diesen Spruch einmal loszuwerden. Die Birne prustete los und auch Em bekam einen Lachanfall. Zufrieden, dass der Witz funktioniert hatte schaute ich eine Weile zu, wie der Mann äußerst komische glucksende Laute von sich gab und sein Gesicht rot anlief. "Äh naja... du kannst jetzt auch wieder aufhören diese geräusche von dir zu geben. Das sollte nur ein Witz sein...Hey sie!" Sagte ich und rüttelte an dem Kassierer. "Ja, ja. Alles gut." Brachte er zwischen zwei Lachern hervor.
Als wir den Mann endlich wieder zur Besinnung gebracht und bezahlt hatten, saßen wir im Kino und warteten darauf, dass der Film endlich begann. Wir hatten Karten für einen Horrorfilm gekauft. Ich hasste Horrorfilme, aber meinem Gold mädchen zur Liebe war ich ausnahmsweise mal mitgekommen. Tausend Leute schlängelten sich an uns vorbei, um zu ihren Plätzen zu kommen und irgendwann erblickte ich ihn. Ein Typ, etwa in meinem Alter und seinen Kumpel. Und natürlich, wer hätte es gedacht, setzte er sich links neben mich. "Hey" begrüßte er uns. "Hi" gab ich skeptisch zurück und musterte ihn. Dunkelblonde Haare, graue Augen. Mehr konnte ich bei diesem Licht nicht erkennen. Er sah gut aus, soviel stand fest, doch da ging auch schon der Film los, wobei ich bei jeder Kleinigkeit zusammenzuckte.
Zum Ende hin war es dann so abartig gruselig, dass ich mich nach links drehte und in Ems Arm krallte. Ich drückte mein Gesicht an ihre Schulter und...Moment...das war nicht Ems Geruch! Verdammt! Wie peinlich! Ich hielt mich hier nicht an meiner besten Freundin fest, sondern an dem Typ neben mir. Ruckartig setzte ich mich auf und starrte ihn an. Ich war kurz davor mir die Popcorntüte über den Kopf zu stülpen, entschied mich dann aber doch dagegen. Auch er schaute mich an und ein Grinsen huschte über sein Gesicht. "Äh... Entschuldigung" nuschelte ich und kroch, sofern es mir der Kinosessel erlaubte, soweit von ihm weg wie nur irgendwie möglich. "Kein Problem!" Lächelte er zurück und ich musste zugeben: Dieses Lächeln war total süß! Irgendwie mochte ich ihn. Ein Bisschen.
Nach dem Film standen Em und ich draußen vor dem Kino herum und quatschten noch eine Weile, als der Typ von vorhin sich wieder zu uns gesellte. "Ich bin übrigens Kyle" sagte er und grinste. "Und ich: muss los" sagte ich schnell, schnappte mir mein Skateboard und fuhr los. Ich konnte noch hören wie Kyle zu Em sagte: "Ich wollte sie grade Fragen ob ich Ihre Nummer haben kann" irgendwie schwang Enttäuschung in seiner Stimme mit und ich sah nochmal zurück. Em schrieb diesem wildfremden Typ, da gerade MEINE Nummer auf die Hand! (Ich dachte zumindest das es meine Nummer war, alles andere wäre auch irgendwie unlogisch gewesen.)
Aber umdrehen wollte ich nicht mehr. Sollte er mich doch anrufen. Ich würde ihm schon klarmachen, dass ich nichts von ihm wollte. Oder doch?...
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