Kapitel 2

Regungslos stand ich vor der Haustür meiner Eltern.

Ihrem Wissen nach lag ich gerade in meinem Bett und schlief.

Wenn sie nur  wüssten, dass ich mich Raus geschlichen hatte um Nick zu sehen.

Wenn ich Glück hatte waren die beiden gerade in ihren Arbeitszimmern und so auf ihre Arbeit konzentriert das sie mein Kommen und gehen gar nicht mitbekommen würden.

Tja und wenn dem nicht so war, stünde ich jetzt eben vor einem großen Problem.

Nein ich wollte es nicht darauf ankommen lassen.

Auf Zehenspitzen schlich ich ums Haus herum in der Hoffnung ein offenes Fenster zu finden.
Doch vergebens.

Was ich allerdings feststellen konnte, als ich ums Haus herum lief war, dass das Licht nicht wie erhofft in den Arbeitszimmern meiner Eltern oder gar in ihren Schlafzimmern brannte.

Es war nur ein einziges Zimmer beleuchtet und das war das Wohnzimmer.

Mein Unterkiefer spannte sich an,aus Angst was mir nun bevorstehen würde.

Das hier war kein gutes Zeichen.

Meine Eltern verbrachten keine gemeinsame Zeit,soetwas existiert bei ihnen nicht.

Doch sollten diese beiden Menschen jetzt tatsächlich  beide dort im Wohnzimmer sitzen, war ich verloren.

Auf Zehenspitzen schlich ich die Stufen zu unserer Haustür nach oben und vergewissern mich nach jedem Schritt, dass der Bewegungsmelder auch ja nicht anging.

Als ich letztendlich vor unserer Tür stand bereitete ich mich mental so gut es ging, auf die mir bevorstehende Situation vor.

Ich atmete noch Einmal tief ein und drehte den Schlüssel so leise wie möglich im Schloss herum.

Zu meiner Überraschung schienen meine Eltern meine Abwesenheit noch nicht bemerkt zu haben.

Auf Zehenspitzen schlich ich den Flur entlang in der Hoffnung nicht entdeckt zu werden.

Noch 2 Schritte bis ich das Wohnzimmer passierte.

Ich konnte das Blut nur so durch meine Venen pulsieren fühlen.

Ein winziger Schritt und ich würde für kurze Zeit erkennbar sein.

Ich nahm erneut einen tiefen Atemzug und...

,,Alice Konstanze Tessa Rodriguez, Wo bist du gewesen?", erklang die tiefe Stimme meines Vaters.

Shit.

Ich wagte es gar nicht in seine Richtung zu blicken, doch es führte kein Weg daran vorbei.

Widerwillig trat ich ins Wohnzimmer, nur um meinen Vater Tiefenentspannt gemeinsam mit meiner Mutter auf dem Sofa sitzend zu sehen.

Schauten sie da gerade etwa gemeinsam einen Film?

,,Was ist hier los?" ,fragte ich deutlich irritiert.

Was zur Hölle ging hier vor sich ?

,,Wo warst du?",fragte mich mein Vater kühl und wich meiner Frage dadurch gekonnt aus.

,,Um ehrlich zu sein geht euch das inzwischen einen Scheiß an.
Seit meiner Geburt bestimmt ihr den Verlauf meines Lebens und haltet mich hier drinnen gefangen.
Ich durfte nicht mal zur Schule gehen und Freunde finden, weil die Welt da draußen ja zu Gefährlich für mich sei.
Ich hab es satt!"

Die Worte sprudelten nur so aus mir heraus wie das angestaute Wasser eines Dammes der endlich gebrochen wurde.
All diese verdrängten Gefühle kamen verstärkt in mir hoch und verursachten in mir einen Tornado, welcher von meiner Wut getrieben wurde.

Ich wollte schon aus dem Zimmer hinaus rennen raus aus diesem Haus, doch mein Vater sah meine Absicht und kam mir zuvor.
In rekordverdächtiger Geschwindigkeit war er aufgestanden, zu mir gerannt und hatte mich am Handgelenk gepackt.

Sein Griff war nicht gerade sanft und alles andere als angenehm.

Ich keuchte vor Schmerzen doch er packte nur fester zu.

,,Du hörst mir jetzt gut zu.
Wenn du auch nur einen Schritt vor diese Tür setzten wirst, werde ich dafür sorgen das du dies mit jeder Faser deines Körpers bereuen wirst. Hast du mich verstanden?", brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Er sah in diesem Moment so mordlustig aus das ich es kaum wagte ihm zu widersprechen.
Ich blickte direkt in seine fast schwarzen Augen welche durch mich hindurch zu blicken schienen.

Meine Mutter beachtete uns gar nicht sondern blickte wie gebannt auf den flackerneden Bildschirm an der Wand.

Das traurige daran war das es mich nicht mal verletzte das sie mir keine Beachtung schenkte, das hatte sie nie getan.

Ich hatte noch nie ein enges Verhältnis zu ihr oder meinem Vater gehabt, aber solch eine Wut hätte ich ihm nicht zugetraut.

,,Hast du mich verstanden?", brüllte er mir erneut ins Gesicht.

Ich nickte stumm und befreite mich aus seinem schmerzhaften Griff.

Ich machte 2 Schritte Richtung Treppe um den Anschein zu erwecken mich an seine Worte zu halten.

Doch kaum saß mein Vater wieder auf dem Sofa sprintet ich Richtung Haustür, öffnete sie und rannte ins Freie.

Ich hatte es tatsächlich geschafft zu fliehen.

Tränen strömten über mein Gesicht während ich rannte, doch in diesem Moment waren es einfach nur Tränen der Freude.

Ich nahm einen Tiefen Atemzug.

Dies war mein erster Atemzug in Freiheit.
Nie wieder auf irgendwelche bescheuerten Regeln achten.
Nie wieder auf meine Eltern hören, nie wieder zurück in dieses Gefängnis.

Das Dopamin pumpte nur so durch meine Adern und gab mir die Kraft die ich gerade brauchte.

Plötzlich spürte ich zwei Arme die sich von hinten um meine Arme schlossen und mich nach hinten zogen.

Ich wurde unsanft aus meinem glücksrausch gerissen und flog nur so gegen die harte Brust der Person die mich festhielt.

Durch den harten Aufprall war ich so geschockt und überwältigt das ich kein einziger Ton meine Lippen verlassen konnte.

Durch meine ausbrechenden Glücksgefühle hatte ich die Person hinter mir nicht gehört und jetzt zahlte ich den Preis dafür.

Was als nächstes passierte, passierte so schnell das ich mich noch weniger dagegen wehren konnte.

Mir wurde ein Sack über den Kopf gestülpt und die fremde Person warf mich ohne jegliche Probleme über seine Schulter.

Als ich endlich realisiert hatte was soeben geschehen war, war es bereits zu spät.

Was ich aber wusste war, das ich echt tief in der scheiße saß.

Mir wurde schummrig und eine beängstigend aber gleichzeitig auch vertraute Dunkelheit legte sich wie ein Schleier über mich.

Das letzte woran ich mich erinnern konnte war das Geräusch einer sich schließenden Autotür, bevor die Dunkelheit mich vollständig überrollte.

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Was haltet ihr bisher so von Alice?

Meinungen zu diesem Kapitel?

Dankö fürs Lesen :)

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