Kapitel 7: Als er mich wollte
14.07.17: Tag 0
Obwohl ich es ihm eigentlich so schonend wie möglich gesagt habe, fühlte ich mich total schuldig. Vielleicht auch, weil ich seine Anrufe ignorierte. Und seine Nachrichten. Einfach alles. Denn ich wollte mich zuerst sammeln.
Ich weiss noch genau, wie es in der Zeit geregnet hat. Wie die ganze Welt spürte, dass etwas schreckliches geschehen wird und es mir auch mit allen Mitteln versucht hat, deutlich zu machen. Und obwohl ich dies merkte und auch mein Bauchgefühl mir sagte, dass ich es am besten sein lassen soll, seine Nummer löschen und blockieren sollte und versuchen sollte ihm nie wieder zu begegnen, trotzdem ging ich zu einem letzte Treffen. Er meinte, er will noch etwas reden und ich fühlte mich schuldig, dass ich letztes Mal weggerannt bin, weswegen ich doch zusagte.
Da ich Angst hatte bei Regen Auto zu fahren, nahm ich die U-Bahn, was sich als fataler Fehler später herausstellte. Emmi war bei einer Freundin und so wie letztes Wochenende sollte sie dort übernachten. Ich war den Eltern der Freunde wirklich dankbar, dass sie Emmi so oft aufnahmen, damit ich etwas Zeit für mich hatte. Ich wusste nicht warum, aber die meistens Eltern meinten, ich täte ihnen leid. Ich hatte mein Leben im Griff und auch Emmi war glücklich bei mir, ich verstand also nicht, warum ich jemandem leid tat.
Als ich bei Lucas klingelte und er mir die Tür öffnete, wirkte er besser als vor einer Woche. Er wirkte frisch, irgendwie glücklich und bis zu dem Zeitpunkt verstand ich nicht, warum er wie verrückt grinste. Doch es dauerte nicht lange, bis ich genau das erfahren würde.
"Komm doch rein", meinte er und ich schlüpfte in die Wohnung. Doch als ich schon in das Wohnzimmer kam, drehte ich mich etwas erschrocken um. Klack. Ich sah, wie er die Wohnungstür abgesperrt hat und den Schlüssel auf den Türrahmen gelegt hat. Keine Chance, dass ich da jemals ran kommen würde. "Was..was machst du da?", fragte ich und grinste gestellt, es war bloß Angst, die sich jetzt meinen ganzen Körper durchflutete.
"Ganz einfach Prinzessin. Du bleibst hier. Bei mir!", sagte er mit rauer Stimme, und kam auf mich zu. Und ich? Ich war in kompletter Schockstarre. Ich konnte mich nicht bewegen, nichts sagen und nicht denken. Es war wie ein Alptraum. Ich realisierte auch gar nicht, dass das die Realität war. Dass ich wirklich in dieser kleinen Wohnung mitten auf dem Campus fest saß, weil ein Psychologie Student in mich verliebt war. Wenn man hier überhaupt von Liebe sprechen konnte.
Zurück in die Realität kam ich erst wieder, als ich an der Wand neben der Terasse gedrückt worden war. Lucas Arme waren jeweils links und rechts von mir, direkt neben meinem Kopf. Er war so nah, ich konnte seinen warmen Atem an meinem Hals spüren. Mein Herz klopfte bis zum Hals, es fühlte sich an, als würde es gleich heraus springen. Ich hatte nun wirklich Panik vor Lucas. Ich verspürte keine Freude und keine Sympathie mehr gegenüber diesem jungen Mann. Ich verspürte Panik, die sich bald schon in Hass verwandeln sollte.
"Gott, wie sehr ich dich liebe", flüsterte Lucas mit fast schon erregter Stimme direkt an mein Ohr und leckte kurz darüber. Natürlich zuckte ich zusammen und schubste ihn direkt nach hinten. Er war so überrascht, dass er tatsächlich nach hinten taumelte. "Du Arsch!", schrie ich dann wütend und wischte mit meiner Hand über mein Ohr. "Was fällt dir ein? Lass mich sofort hier raus oder ich werde ungemütlich!"
Lachen. Nichts als ein raues Lachen verließ seine Lippen und schneller als ich blinzeln konnte, drückte mich dieser Verrückte erneut an die Wand. Diesmal nahm er aber meine Handgelenke und drückte sie nach oben, nur um sie dann mit der rechten Hand zusammen zu halten. Dabei drückte er sie so fest zu, dass es für mich schon schmerzvoll war. Kurz zischte ich auf und kniff die Augen zusammen, als ich sie aufmachte, schaute ich in diese nussbraunen Augen, die mich bei unserer ersten Begegnung so verrückt gemacht haben.
"Du denkst wirklich, du kannst mir entkommen?", knurrte er dann und drückte seinen Körper gegen meinen. Gott, er war so schwer! Mein ganzer Körper fühlte sich nun so leicht an, während ich seinen Körper an mir als unendliche Last empfand. Als würde er mich zerquetschen. Doch das tat er nicht. Er dachte wirklich, wenn er so "liebevoll" mit mir umgehen würde, würde ich ihn auch lieben.
Er neigte sich zu mir herunter und begann, über meinen Hals zu lecken und zu beißen. Und obwohl ich ihn am liebsten getreten hätte, verließ meine Lippen nur ein Keuchen, weswegen ich sofort rot im Gesicht wurde. Wie konnte ich in so einer Situation nur keuchen? Es gefiel mir nicht, das ist nun mal die Wahrheit. Dass der Körper trotzdem reagiert, konnte und wollte ich mir nicht eingestehen.
Ein Kichern war von Lucas zu vernehmen, als er sich von mir löste. "Ich wusste dir wird es gefallen, mein Engel", meinte er und strich mir eine Strähne hinter das Ohr, bevor er sich wieder an dieses lehnte und mir leise zuflüsterte: "Wenn du jemals versuchst zu verschwinden, bringe ich deine Freunde um."
Und dieser Satz war eigentlich auch der Grund, weswegen ich nie wirklich versuchte abzuhauen, bis auf dieses eine Mal, zu welchem wir noch kommen werden. Ich lag mit allen meinen bisherigen Gedanken falsch. Ich dachte, Lucas könnte niemanden was tun. Doch ich lag falsch. Und jetzt zu denken er wäre nicht in der Lage, seine Drohung wahr zu machen und meine Freunde zu töten, wäre einfach zu fatal gewesen.
"Bitte lass mich gehen", flehte ich ihn an, dabei lief mir sogar eine Träne die Wange hinunter, obwohl ich eigentlich nicht weinen wollte, "Ich gebe dir alles was du willst, aber bitte lass mich gehen!", rief ich voller Verzweiflung und schaute ihm in die Augen. Meine Arme hielt Lucas immer noch über meinem Kopf, somit konnte ich mich gar nicht erst bewegen. Meine Beine waren taub, um irgendwie nach ihm zu treten. Mein ganzer Körper war taub und unbeweglich.
Doch wieder war nur ein raues Lachen zu hören. Dieses Lachen machte mich wahnsinnig. Er fühlte sich machtvoll. So überlegen. Ich war wie eine Maus und er die Katze. Ich saß in der Falle. Eine Katze ließ eine Maus niemals laufen, genauso würde er mich niemals laufen lassen. Ich war sein Opfer. "Ich habe dich, das ist alles was ich will", flüsterte er und legte seine Stirn gegen meine.
Ein paar Sekunden schaute er mich bloß an, ehe er plötzlich seine Lippen auf meine legte. Ich riss meine Augen auf und presste meine Lippen aufeinander, damit er mich ja nicht küssen konnte. Bitte nicht! Er sah doch, dass ich litt. Aber ich war hier bei ihm, das war alles, was zählte. Ob es mir schlecht ging oder nicht, dass wollte er gar nicht sehen. Mir müsste es ja gut gehen, denn ich war bei ihm, einem Mann, der sich um mich kümmerte. Warum sollte es mir schlecht gehen? Das war zumindest sein Gedankengang.
Doch dass ich ihn nicht küsste machte ihn fuchsteufelswild. Er packte meine Hände und zerrte mich über den Boden. Ich schrie aus vollem Halse und zappelte wie wild herum, doch er war so unvorstellbar stark, dass er mich ohne Probleme ins Schlafzimmer zerrte, wo er mich einfach wütend auf den Boden schmiss.
Ich schrie nicht mehr, ich zappelte nicht mehr, ich weinte nur noch bitterlich. Aus Angst, aus Panik, ich wollte die ganze Situation nicht wahr haben. Ich wollte nicht wahr haben, dass ein Mann mich in seiner Wohnung eingesperrt hat und ich keinen Weg sah, zu entkommen, ohne das jemand zu schaden kommt.
Seine Miene war von einem Schlag auf den anderen komplett verändert. Er schaute mich so wütend, so hasserfüllt an, als würde er mich gleich umbringen wollen. "Heul nicht, Schlampe!", schrie er mich an und kniete sich vor mich hin, mit seiner rechten Hand nahm er mein Gesicht und drückte es nach oben, damit ich ihm in die Augen sehen musste.
"Mach was ich will und es wird hier der Himmel für dich sein. Wenn du dich wehrst wirst du dir wünschen nie geboren worden zu sein", meinte er, stand auf und verließ das Schlafzimmer, knallte die Tür hinter sich zu. Ich hörte noch, wie ein Schlüssel im Schloss umgedreht wurde.
Mit zittrigen Beinen stand ich auf und ging zum Fenster, schaute nach unten. Es war unendlich hoch. Was habe ich auch vom 11. Stockwerk erwartet? Ängstlich kauerte ich mich auf dem Boden zusammen und weinte leise weiter, bis ich irgenwann so erschöpft war, dass ich einfach einschlief.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top