8. Kapitel - Sternenklare Nacht

„Wohin führst du mich?", fragte ich lachend während wir durch die vielen Gänge liefen.
„Das wirst du schon sehen."
Armitage zog mich durch enge Flure, Treppen herauf und wieder hinunter, bis er endlich vor einer großen Tür halt machte. Er zog seine Jacke aus.
„Hier zieh das an."
„Ok?"
Ich schaute ihn skeptisch an, aber machte, was er mir sagte. Dann öffnete er die Tür und wir standen draußen auf dem Dach. Ich ging ein paar Schritte und konnte vor Begeisterung nichts sagen. Der ganze Himmel leuchtete in vielen bunten Farben.
„Das sind Polarlichter.", erklärte er mir dann.
„Es ist wunderschön."
„So wie du.", sagte Hux leise. Ich ignorierte es und wäre es nicht dunkel hätte er sehen können, wie rot ich geworden war. Ich entfernte mich von ihm und ging bis zum Rande des Dachs, wo ich mich auf einer kleinen Mauer abstützte.
Er folgte mir. „Der Legende nach, sind die Lichter einsame Seelen, die denen, die sie sehen Hoffnung machen wollen, damit sie nicht so enden wie sie.", sagte Hux in einem weichen Ton.
„Glaubst du an so etwas?"
„Nun ja, in jeder guten Geschichte steckt ein Hauch Wahrheit."
Ich drehte mich zu ihm um.
„Vielleicht hast du Recht."
Wir schauten uns einen Moment ohne etwas zu sagen an. Dann fragte er mit einer ernsten, aber dennoch mitleidigen Stimme: „Bist du glücklich hier?"
„Ja."
„Ich meine mit deinem Schicksal und all dem."
„Bitte, lass uns darüber nicht reden. Mir war von Anfang an bewusst, dass ich eines Tages jemanden heiraten müsste, auch wenn ich ihn überhaupt nicht kenne. Ich bin froh darüber, dass man mir wenigstens Zeit lässt Kylo kennenzulernen."
„Hm..."
„Schau mich nicht so an! Meine Mutter erlitt das gleiche Schicksal und siehe da, sie ist glücklich."
„Das heißt noch lange nicht, dass du auch glücklich wirst."
Ich drehte mich wieder um und schaute in die Ferne. Es war alles so still und kalt, leblos, erfroren.
„Mal abgesehen davon habe ich nirgendwo so guten Wein getrunken wie hier.", meinte ich dann und versuchte meinem Ausdruck so viel Heiterkeit wie möglich zu verleihen.
„Immerhin."
„Bist du öfter hier oben?", fragte ich neugierig.
Er stützte sich nun ebenfalls auf die Mauer und schaute in die Ferne.
„Ja."
„Ganz alleine?"
„Ja."
Seine Stimme wurde genauso kalt wie die Umgebung. Mir war bewusst, dass er wohl offensichtlich nicht darüber reden wollte, weshalb ich nichts mehr sagte. Ich fragte mich, ob Kylo auch jemals hier oben war und was er wohl gerade machen würde.
„Auf Endor gab es zwar keine Polarlichter, aber immer wenn ich alleine sein wollte, setzte ich mich in unser Gewächshaus und beobachtete die Sterne und die Glühwürmchen."
„Was sind Glühwürmchen?", fragte er und lachte ein wenig.
„Das sind kleine Käfer, die leuchten können."
„Ophelia? Hattest du zu viel Wein?"
„Du erzählst mir von einsamen Seelen, aber glaubst mir nicht, wenn ich von Glühwürmchen spreche? Und manchmal kam meine Oma aus heiterem Himmel zu mir und erzählte mir Geschichten. Sie war die einzige, die mich aufmuntern könnte. Ich vermisse sie.", sagte ich in die Ferne blickend.
Mir fiel wieder ein, was sie mir zum Abschied schenkte. Ich griff nach der Kette und hielt sie fest in meiner Hand.
„Ist dir nicht kalt?", fragte ich, um vom Thema abzulenken.
„Es geht und dir?"
„Ja, sehr."
Er schaute an mir runter und sah, dass ich bis auf mein Kleid und meine Schuhe nicht viel mehr anhatte.
„Komm, ich bring dich schnell in deine Gemächer."
„Danke."

Leise huschten wir durch die dunklen Gänge. Ab und zu sah ich ein paar hell erleuchtete Räume mit Sturmtrupplern oder Offizieren, aber sonst schien alles zu schlafen.

Als wir ankamen, öffnete sich die eiserne Tür und wir traten in das Zimmer. Kylo saß wartend an seinem Schreibtisch, jedoch sprang er auf, als er uns sah. „Ophelia, ich hoffe du hattest einen schönen Abend.", sagte Kylo, schaute dabei aber Hux an.
„Ja, er war sehr angenehm.", sagte ich mit zitternder Stimme.
„Naja, ich lass euch dann mal in Ruhe.", sagte Armitage und ging.
„Hux!", sagte Kylo noch bevor dieser den Raum verlassen konnte. „Deine Jacke."
Ich zog sie schnell aus und hielt sie ihm hin ohne ihn dabei anzuschauen. Als Hux nun endlich weg war, machte Kylo einen Satz nach vorne und schloss mich in seine Arme. Ich war verwirrt und irritiert, aber erwiderte die Umarmung aus Höflichkeit. Er war weit aus größer als ich, was mich aber keinesfalls störte.
„Ich hab mir solche Sorgen gemacht.", sagte er.
Nun war ich noch verwirrter.
Warum sorgte er sich um mich?
„Du bist eiskalt. Wo wart ihr?"
„Auf dem Dach. Hux hat mir die Polarlichter gezeigt."

Er ließ mich los und schaute mich konzentriert an.
Dann nahm er meine Hand und führte mich zu seinem Bett.
Ich setzte mich. Mein Herz bebte wie verrückt. Dann kniete er vor mir und zog mir langsam ohne ein Wort zu sagen die Schuhe aus. Kylo stand auf und deutet mit seine Hand, dass ich mich hinlegen sollte. Ich tat es. Dann deckte er mich zu und ich schloss meine Augen. Auf der Seite liegend erwartete ich voller Erstaunen einen Kuss auf meine Wange, aber dem war nicht so. Ich kann nicht sagen, ob ich glücklich darüber war oder enttäuscht.
Dann lauschte ich den Geräuschen, die er machte während er sich selbst auszog und sich zu mir legte. Zwischen uns waren gefühlte hunderte Meter, aber trotzdem konnte ich seinen stillen Atem hören.
„Gute Nacht.", hauchte er sanft.
„Gute Nacht."

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