61. Kapitel - Kylo Ren

„Leg dich ins Bett. Ich komme auch gleich.", meinte ich und versuchte die Blicke meiner Frau zu meiden.
„Wohin willst du?", fragte sie mich und legte ihre zarte Hand auf meine Schulter.
„Raus."
„Was ist los, Kylo? Du bist so... so anders."
Sie legte ihre Arme um mich und drückte mich fest an sich.
„Nichts. Ich brauche nur frische Luft.", log ich und wand mich aus ihrer Umarmung.
„Geh ins Bett, Ophelia.", sagte ich schlussendlich mit ernstem Ton und verließ unser Heim.
„Ich liebe dich.", hörte ich ihre leise sanfte Stimme noch sagen, bevor sich die Tür hinter mir schloss.

Meine Hand lag auf dem kalten Eisen der Tür. Ich hasste mich für mein schreckliches Verhalten ihr gegenüber, aber ich schaffte es nicht, mich noch mehr zurück zu halten. In mir kochte eine unbändige Wut und ich gab alles, um sie zu unterdrücken.
„Oberster Anführer, haben sie sich ausgesperrt?", fragte mich Alice heitere Stimme.
„Was willst du hier?", knurrte ich und starrte zu Boden.
„Ich wollte nur schauen, ob ihr und die wehrte Lady Ren noch wünsche habt, die ich erfüllen kann. Eine Flasche Wein?"
„Lass sie in Ruhe!", knurrte ich und fletschte dabei meine Zähne.
„Ich verstehe nicht, Sir.", sagte sie und ihre Knie begannen angsterfüllt zu schlottern.
„Verschwinde einfach!"
Sie nickte stumm. Die Panik war ihr in ihr junges Gesicht geschrieben. Dann verschwand Alice mit schnellen kleinen Schritten.
Ich ging ebenfalls, nur in die andere Richtung.

Einerseits gefiel es mir, dass sich all die Offiziere, all meine Untertanen mir demütig unterwarfen, andererseits zeigte es mir auch, wie alleine ich doch war. Ich war nicht blind. Ich sah, will die Sturmtruppler urplötzlich anderweitig beschäftigt waren, wenn ich die Kommandozentrale betrat.  Sie mieden meine Gegenwart, da sie wussten, was für ein Monster ich war. Niemand verstand mich, außer Ophelia.
Weiter ging ich zielgerichtet die Korridore entlang.

Ich muss sie beschützen. Ich darf nicht zulassen, dass jemand sie mir nimmt. Sie ist alles, was ich noch habe... alles, was mir bleibt.

„Guten Abend, Kylo.", begrüßte mich der spanische Akzent. „Wir hatten noch nicht die Ehre, uns nach deiner Vermählung zu sprechen. Herzlichen Glückwunsch!"
Williams Enkel hielt Carolines Hand als wäre sie seine eigene.
„Was wollt ihr?", fragte ich harsch.
„Was ist denn los, Kylo?", fragte mich Caroline besorgt.
„Lass mich in Ruhe!"
„Hab ich etwas falsches gesagt?", fragte Bill unschuldig.
„Nein, Schätzchen.", erwiderte der Rotschopf.
Ich wollte weiter gehen.
„Kylo, warte!"
Ich blieb stehen und drehte mich zu meiner Freundin.
„Was?"
„Was ist los? Rede mit mir!"
„Halt einfach dein Maul und verpiss dich mit deinem Stierkämpfer!"
„Hey, hey! Kylo, du musst dich berühren! Es gibt keinen Grun-..."
Ich unterbrach Bill, indem ich ihm am Hals packte und an die Wand presste.
„Halte dich aus meinem gottverdammten Leben raus!", sagte ich mit eindringlicher Stimme.
„O-ok.", röchelte er.
Ich ließ ihn los und er sackte zu Boden. Dann marschierte ich zielgerichtet weiter.
„Spinnst du, Kylo?", hörte ich Caroline noch rufen, doch ich war schon zu weit weg auf das es sich noch gelohnt hätte umzudrehen.

Meine Hände ballte ich zu Fäusten, welche sich erst wieder lösten, als ich draußen war und der eisige Wind durch meine Haare wehte. Die Kälte peitschte mich, doch das trieb mich nur weiter an. Langsamer ging ich durch die späte Abenddämmerung. Kaum noch Licht war am Horizont zu erblicken, doch ich wusste genau, wo ich hin wollte. Zu oft war ich diesen Weg schon gegangen, dass ich mir wünschte, endlich die vielen schmerzhaften Gründe für diesen Marsch zu vergessen.

Als ich an der Klippe ankam, packte ich nach dem gefrorenen Holz. Ich blickte stumm in den dunkelblauen längst gestorbenen Sonnenuntergang.

Sie sollte, nein, sie muss das Kind abtreiben...
Es geht nicht.
Es macht uns nur noch verletzlicher.
Wie soll ich sie und das Kind beschützen?
... vor den Rebellen, vor Leuten wie Harrison.
... vor mir.
Man könnte sie töten, ehe das Kind geboren ist.
Man könnte sie als Geisel nehmen. Noch einmal werde ich nicht warten können, nur damit irgend so ein Schwein sie Missbraucht... nicht mit unserem Kind im Leibe.
... unser Kind.
Ich bin der Vater. Ich bin Vater.
Ich kann mein Kind nicht töten. Aber was ist, wenn es genau so ein Monster wird wie ich? ...unkontrollierbare Fähigkeiten, die niemand im Zaum halten kann. Nicht umsonst dürfen Jedi nicht... Bin ich ein Jedi? Ich habe mich noch nie um deren Kodex geschert, aber was ist, wenn sie recht haben?
Nichtsdestotrotz habe ich sie in Gefahr gebracht.
Ich muss sie davor bewahren! ... vor den Rebellen, vor Hux, vor Caroline, vor allen!
Wenn sie das Kind, unser Kind, behalten will, muss ich sie um jeden Preis beschützen.
Und das werde ich auch!

Entschlossen stieß ich mich fast schon von dem morschen Zaun weg und ging durch die Dunkelheit zurück zu Ophelia. Das einzige, was ich sah, als ich durch den Schnee stapfte, waren die Lichter, die von der Starkiller Base ausgingen.

Unbeirrbar stürmte ich durch die dunklen Flure. Nichts konnte mich von meinem Weg abbringen, bis ich die Tür zu unserer Wohnung öffnete und in die Finsternis trat. Bis auf ein kleines Nachtlicht an den Stufen war alles erloschen. Ophelia schlief. Langsam und bedächtig stieg ich die Treppe hinauf und betrat das Schlafzimmer. Mein Engel war wohlauf und mit ihr auch unser Kind. Sie hatte mir den Rücken zugewendet und schlief zum Fenster gerichtet. Kaum vernehmlich, nahezu lautlos entkleidete ich mich und ließ meine Robe zu Boden fallen, wobei ich sie keine Sekunde aus den Augen ließ. Dann legte mich klammheimlich zu hier. Meinen kalten Brustkorb presste ich an ihren wohlig warmen Rücken. Sie zuckte kurz zusammen, wachte jedoch nicht. Ich zog sie dicht an mich, umschlang sie liebend mit meinen Armen und genoss ihre Wärme.
„Ich liebe dich, mein Engel.", flüsterte ich sanft und obwohl ich wusste, dass sie mich nicht hörte, war ich mir sicher, dass sie es zumindest im Schlaf fühlte.

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