60. Kapitel - Gewissheit und Schmerz

„Wart ihr überhaupt schon bei Williams?", fragte Hux, nachdem er sein Frühstück runter geschluckte hatte.
„Ehm... nein.", gab ich zu.
„Wie? Das heißt, ihr wisst gar nicht, ob du wirklich schwanger bist?", fragte Caroline und löste sich auf der Stelle aus der Umarmung.
„Naja, mein Zyklus und irgendwie spüre ich, dass da etwas in mir ist.", versuchte ich zu erklären.
Kylo legte seinen Arm auf meine Schulter.
„Meine liebe Dame, du gehst jetzt sofort zu Dr. Williams und lässt das überprüfen!", befahl sie mir.
„Es ist noch nicht einmal zehn und meine Nerven liegen jetzt schon vollkommen blank.", murmelte sie vor sich hin.
„Na los! Worauf wartet ihr? Wenn dein Bauch wächst, müsst ihr auch nicht mehr zum Arzt."

Caroline ließ sich erschöpft auf ihren Stuhl fallen und stützte ihren Kopf mit ihren Händen. Wir verließen Hux' Wohnung und schlenderten durch die kalten Korridore zum Krankenflügel.
„Kylo, ich bin mir sicher, dass ich schwanger bin. Williams muss mir das nicht bestätigen."
„Wie kommst du darauf?", fragte er skeptisch.
„Ich spüre es. Es ist wie ein kleines Licht, dass man in der Finsternis entfachte."
„Ein Licht?"
„Halt mich bitte nicht für verrückt, Kylo."
„Das tue ich nicht, Liebste, ich sorge mich lediglich um dich."
„Du sorgst dich?"
„Was ist, wenn das Kind genau so wird wie ich?", fragte er mich vollkommen paralysiert.
„Das wäre doch wunderbar.", entgegnete ich heiter.
„Nein. Was ist, wenn es die gleichen Fähigkeiten hat wie ich... wenn es dir wehtut... so wie ich."
„Das wird es nicht, Kylo.", hauchte ich behutsam und nahm seine Hand, doch er blickte mich nur besorgt an.

„Guten Morgen, Familie Ren.", sagte Williams während er in seinen Akten blätterte. „Wie kann ich behilflich sein?"
„Wir... Ophelia würde gerne ihre gynäkologischen Dienste in Anspruch nehmen.", antwortete Kylo und schluckte.
„Na endlich. Es hat ja auch nur gute drei Monate gebraucht.", grinste der Arzt und kam auf uns zu. Er klopfte Kylo auf den Rücken und führte und zufrieden lächelnd in ein anderes Zimmer.

„Ich warte draußen.", meinte Kylo und ließ meine Hand los.
„Bist du dir sicher?", fragte ich leise.
„Ja.", hauchte er und lehnte sich stumm gegen die Wand.
Ich sah deutlich, wie unzufrieden Kylo war. Er hatte Angst. Er war noch nicht bereit Vater zu werden und dennoch ließ ich ihm nichts anderes übrig. Ich konnte das Lichtlein nicht erlösen ehe es noch nicht einmal begonnen hat zu lodern, doch ich war mir sicher, dass aus dem Glimmen einst ein tosendes Feuer entfachen wird.

Nach einigen kleinen Untersuchungen, machte ich mein Kleid wieder zurecht und schaute den Arzt erwartungsvoll an.
„Heureka! Du bist schwanger! Wenn ich das Mrs. Williams erzähle, wird sie vor Freude weinen!", sagte er und hatte beinahe selbst Tränen in den Augen. „Wie schnell sie doch erwachsen werden.", schwärmte er vor sich hin. Amüsiert verließ ich mit ihm den Raum.
Kylo stand immer noch an der Wand. Wie eine Statue starrte er auf den Boden als würde er dort Erlösung von seinem Leiden finden, jedoch nur auf Enttäuschung stoßen.
„Du wirst Vater.", hauchte ich.
Sein Körper blieb still, aber sein Kopf drehte sich zu mir. Kurzzeitig hatte ich das Gefühl so etwas wie Freude in seinem Gesicht zu sehen, doch diese verschwand unmittelbar.
Er nahm mich in den Arm und streichelte sanft über meinen Rücken.
„Danke.", hauchte er so leise, dass Williams es niemals gehört haben könnte.
„Ich hab noch was zu tun.", meinte er seufzend und ging zurück zum Krankenflügel.
Wofür bedankt er sich?

„Lass uns zurück ihn unsere Gemächer gehen.", schlug ich vor, da Kylo mich nicht los ließ.
„Gut."
Er ließ mich los und wir gingen zurück, wobei er meine Hand immer noch fest hielt.

„Oberster Anführer, verzeiht mein Stören.", sagte ein Offizier, der uns über den Weg lief.
„Was?", knurrte Kylo.
„Ehm... ich... ehm... wir haben eventuell ein kleines Problem mit der Überlieferung von Daten an den...", stotterte er, doch ehe er zu Ende stottern konnte unterbrach ihn Kylo harsch.
„Ich habe keine Zeit für so etwas! Wendet euch an Hux!"
„Jawohl, Sir.", antwortete der Offizier mit schlotternden Knien. Dann verschwand er.
Kylo und ich gingen stumm weiter. Meine Hand hielt er so fest, dass meine Finger schmerzten. Er war sichtlich aufgebracht und seine innere Ruhe war nicht mehr zu finden.

Als wir endlich ankamen, zog ich ihn vorsichtig zum Sofa und setzte mich. Er nahm neben mir Platz und ich legte meinen Kopf auf seine Schulter. Seine Hand hielt immer noch meine, nur nicht mehr so fest und mit mehr Gelassenheit. Er schien sich sicher zu fühlen in unseren Gemächern und langsam kehrte wieder Ruhe in sein Gemüt.
Wir starrten beide auf den schwarzen Fernseher und rührten unsere Lippen um keinen Millimeter. Ich war zufrieden darüber, dass Kylo das Kind zu akzeptieren schien, es fraß jedoch am meiner Seele, wie unglücklich er mit dieser Situation war.

„Du musst es deinem Eltern noch erzählen.", meinte er nach einer ewigen Weile monoton.
„Du hast recht."
Ich stand auf und holte mir Papier und Feder. Dann setzte ich mich an den Tisch, schaute aus dem Fenster und suchte nach dem richtigen Worten. Ich blickte zu Kylo. Er saß stillschweigend auf der Couch ohne sich zu rühren. Das Trauerspiel fügte meiner Seele schreckliche Pein zu. Dann schrieb ich:

Mama,

Ich trage ein Kind unter meinem Herzen.
Schreib mir, sobald Du Zeit findest.

Ophelia

Das Papier faltete ich und steckte es in einen Umschlag. Dann legte ich den Brief auf den Tisch und spielte mit dem Gedanken, Alice zu suchen oder zu warten, bis sie irgendwann zu uns käme. Ich entschied mich für letzteres und wendete mich wieder meinem Mann zu. Ich setzte mich neben ihn auf das Sofa und streichelte ihm vorsichtig durch sein pechschwarzes Haar während ich zärtlich seine Lippen liebkoste.

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