53. Kapitel - Seine Eltern
Am später Vormittag setzte ich mich alleine mit einer Decke an das Ufer des Sees während Kylo trainierte. Meine Schuhe standen neben mir. Ich spielte mit meinen Füßen im Sand und las in einem Buch, was Caroline mir mitgeben hatte. Ich hatte solange keine Vögel mehr zwitschern höre und die Wärme der Sonne blieb mir solange verborgen, dass ich jede einzelne Sekunde genoss. Auch wenn Kylo nicht bei mir war, tat es gut, zu wissen, dass er ab und an heimlich nach mir schaute. Ich ignorierte es gekonnt, um ihn nicht in Verlegenheit zu bringen und amüsierte mich darüber sobald er sich wieder seinen Beschäftigungen zu wendete.
„Was Geliebte, bist
Du nicht eine unter den Sternen?
Das ich dächte, du kämst
Nach der Abende schwankendem Übergang
Sicher herauf,
Mir maßlos
Schauendem kenntlich an Ferne und Licht."
~ »In einer Rose steht dein Bett, Geliebte«, Rainer Marie Rilke
Unweigerlich dachte ich an Armitage, als ich die Zeilen im Buch immer und immer wieder überflog. Während ich gemütlich meine Flitterwochen mit meinem Mann verbrachte, war er alleine. Ich hatte ihn einfach so zurückgelassen ohne mich um sein Gemüt zu scheren. Obwohl ich wusste, wie sehr es ihn zerfressen würde, verschwand ich mit Kylo, an dessen Stelle er gerne gestanden hätte. Mein Gewissen zerrte an meiner müden Seele und meine Schuld wurde mir immer bewusster. Ich stand auf, ließ mein Buch und meine Schuhe zurück und wanderte langsam am Ufer entlang durch das Wasser. Die Kälte an meinem Füßen sollte mich auf andere Gedanken bringen, aber sie verstärkte nur noch mehr meinen Trübsal. Ich versuchte mir einzureden, dass ich nichts für seine Misere konnte, denn wo die Liebe hinfällt, da fallen auch wir. Ich konnte für sein tragisches Schicksal nichts, aber mein Herz versuchte mich von etwas anderem zu überzeugen.
Ich betrachte, das silberne Kettchen mit dem Diamanten, welches ich seit dem Abend, an dem er es mir gab, nicht mehr abgenommen hatte.
Nur weil er mich liebt und ich ihn nicht, muss ich mich doch nicht schlecht fühlen... oder? Kylo hat ihm schon so viel gutes getan. Er hat ihm verzieh, ihn seinen Posten als General wiedergegeben und das alles ohne nachtragend zu sein. Muss ich ihm auch etwas Gutes tun? Aber was? Etwas, was seine Hoffnung nicht intensiviert... falls er überhaupt noch so etwas wie Hoffnung hat...
„Ophelia, was machst du hier?", fragte Kylo mich schweratmend. Er lief neben mir her und Schweiß ran ihm die Stirn hinunter. Kurzzeitig verlor ich meine Aufmerksamkeit, da Kylo nicht mehr als eine kurze Hose trug und die Sonne verlockend auf seinen nackten und glänzenden Oberkörper schien.
„Nichts. Ich wollte nur spazieren gehen und du?"
„Trainieren."
„Ah."
Mir war bewusst, dass er sich Sorgen gemacht haben muss, als er sah, dass ich nicht mehr am Ufer saß. Ich fand es niedlich und lächelte ihm amüsiert entgegen. Er wurde langsamer und fing letzten Endes an normal zu gehen.
„Ist alles in Ordnung?", fragte Kylo mich musternd.
„Ja."
„Bist du dir sicher? Du wirkst so bedrückt."
„Es ist nur... ach, ich weiß auch nicht. Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich Armitage einfach so zurückgelassen habe."
„Ophelia.", sagte er und blieb stehen. Ich tat es ihm gleich. „Du musst dir um ihn keine Sorgen machen. Caroline wird sich bestens um ihn kümmern."
„Glaubst du wirklich?"
„Ich bin mir sicher.", antwortete er behutsam und küsste mich auf meine Stirn.
Sein Magen knurrte und ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen.
„Hunger?"
„Ja.", schmunzelte Kylo. „Wir haben nun zwei Optionen.", erklärte er. „Entweder wir fliegen irgendwo hin und essen in einem Restaurant oder ich versuche uns etwas zu kochen und töte uns aus Versehen dabei."
„Oder ich koche uns etwas.", wendete ich ein.
Wir drehten um und gingen zurück zum Haus.
„Du kannst kochen?"
„Ja? Verwundert?"
„Ein bisschen. Ich dachte Prinzessinnen werden nur bekocht und müssen selbst keinen Finger rühren."
„Ich habe oft meine Cousine auf Endor besucht. Sie ist von einem niedrigeren Stand und kann sich keine Bediensteten leisten. Ich half ihr oft beim Kochen und lernte dabei.", erklärte ich und schwebte in süßer Nostalgie.
Ich erzählte Kylo noch ein paar Geschichten von meinen Besuchen bei ferneren Verwandten und er hörte mir interessiert zu. Als wir beim Haus ankamen, ging er duschen während ich mir Gedanken machte, was ich kochen könnte. Ich entschied mich für Pasta. Dann stellte ich die Zutaten auf die Kochinsel und begann zu kochen. Als die Nudeln fast fertig waren, kam Kylo hinunter und beobachtete mich neugierig. Er schien sehr zufrieden.
„Wo waren eigentlich deine Eltern?", fragte ich beiläufig als ich die Nudeln abgoß.
„Meine Eltern?"
„Ja, ich hatte nicht das Vergnügen, sie kennen lernen zu dürfen auf der Hochzeit."
„Caroline hatte sie nicht eingeladen.", antwortete er kühl.
Ich schaute ihn überrascht an.
„Warum?"
Ich stellte die Nudeln auf die Kochinsel und mischte das Pesto unter. Kylo musterte jede kleinste meiner Bewegungen.
„Weil ich es nicht wollte.", antwortete er kalt.
Ich schaute ihn fragend an.
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