50. Kapitel - Vermählung
Ich schreckte erschrocken hoch und atmete panisch.
„Ophelia!"
„Kylo, du lebst!", platzte es aus mir. Ich legte mich auf seinen nackten Oberkörper und umschlang in fest mit meinen Armen.
„Ich hatte einen schrecklichen Albtraum. Ich dachte du seist tot."
Er streichelte mir behutsam über meinen Rücken.
„Alles ist gut. Es war nur ein Traum.", meinte er tröstend.
„Kylo?"
„Ja?"
„Kann man vom Blasen schwanger werden?", fragte ich deprimiert.
„Nein, Schatz, kann man nicht.", erklärte er mir ruhig. „Aber wie kommst du darauf?"
„In meinem Traum trug ich Deans Kind in mir. Er war bei mir. Er wollte mir wieder wehtun."
„Dean ist tot. Mach dir keine Sorgen, Ophelia. Ich habe seinen Kopf von seinen Schultern getrennt. Er kann dir nichts mehr tun."
„Danke."
Wir schwiegen eine Weile und Kylo streichelte mir weiterhin über meinen Rücken.
„91 Tage.", hauchte er dann.
„Es ist beeindruckend, wie schnell die Zeit vergeht.", antwortete ich.
„Ich kann es kaum erwarten, dich endlich meine Frau nennen zu dürfen."
„Alles ist auf einmal so anderes. Vor kaum drei Monaten habe ich dich noch gehasst und jetzt..."
Er unterbrach mich: „Du hast mich gehasst?" Es war weniger eine Frage als eine Feststellung.
„Nein. Ja. Nicht dich, aber dafür wohl vielmehr meine Eltern, die mir meine Entscheidungsfreiheit nahmen. Im Nachhinein bin ich jedoch so glücklich über ihre Entscheidung. Ich will keinen Tag meines Lebens mehr ohne dich verbringen müssen."
Ich richtete mich auf und beugte mich über ihn, um ihn zu küssen. Er strich mir zärtlich durchs Haar und erwiderte jeden meiner Küsse mit sanfter Geduld.
Die Tür öffnete sich und ich schaute neugierig zu ihr.
„Guten Morgen.", sang Caroline leise. „Es gibt Frühstück."
Ich legte mich wieder neben Kylo und betrachtete mit vollkommener Achtung die zwei Zimmermädchen, die uns Tablets auf die Schöße legten. Als wir uns aufrichteten wollten, zückten sie sofort weitere Kissen, um unsere Rücken zu stützen. Dann stellten sie sich wortlos und lächelnd wieder neben Caroline.
„Genießt es. Um 11.00 Uhr erwarte ich dich in meinen Gemächern, Ophelia. Und Kylo, du wirst zu meinem Bruder gehen. Ihr werdet getrennt von einander Mittag essen. Um 14.00 Uhr werden die Gäste kommen, um 15.00 Uhr beginnt die Zeremonie und anschließend werdet ihr gemeinsam mit ein paar Experten Fotos machen gehen. Die Gäste haben derweil die Chance, Kuchen zu essen. Danach werdet ihr euch mit euren Freunden und Familien amüsieren können. Um 18.00 Uhr dinieren wir alle gemeinsam. Nach dem Abendessen werdet ihr den ersten Tanz beginnen und um 22.00 Uhr ist ein Feuerwerk geplant. Nun dürft ihr selbst entscheiden, wann ihr nach Naboo fliegen wollt. Eure Koffer sind gepackt und warten im Schiff. Noch fragen?"
„Nein.", antwortete Kylo überrascht.
Caroline nickte, die Zimmermädchen verbeugten sich und gemeinsam verschwanden sie.
„Das war... überraschend.", meinte ich etwas verwirrt.
„Ja, das war es."
Gemeinsam aßen wir entspannt unser Frühstück und genoß die Zeit, die uns vor der Trauung blieb. Ich hatte wie jeden Morgen einen Joghurt. Er war mit Erdbeeren und Bananen dekoriert. Dazu trank ich einen weißen Tee. Kylo hatte schwarzen Kaffee und erstaunlicher Weise aß er heute morgen ebenfalls etwas. Auf seinem Teller lag Brot mit frischen Tomaten und Gurken. Nach dem Frühstück stellten wir die Tablets auf den Boden und warteten die restlich Zeit gemeinsam ab während ich auf ihm lag.
Wir standen beide auf und zogen uns etwas Bequemes an. Dann brachte Kylo mich zu Caroline und umarmte mich fest.
„Ich liebe dich, Ophelia."
„Ich liebe dich auch, Kylo."
Er küsste mich noch einmal und ging. Ich öffnete die Tür und trat in Carolines Zimmer.
„Mama, was machst du denn hier?", fragte ich erschrocken.
Sie stürmte auf mich zu und drückte mich fest an sich.
„Ich bin so stolz auf dich, mein kleines Mädchen.", jauchzte sie.
„Dafür haben wir keine Zeit! Ophelia, du gehst jetzt duschen!", unterbrach uns Caroline hektisch und zog mich ins Bad.
Es war ähnlich ausgestattet wie Kylos Bad, weshalb ich mich gut zurecht fand. Nur die unzähligen Seifen und Shampoos irritierten mich. Ich griff willkürlich nach einem und stellte mich unter das plätschernde Wasser. Während ich mich wusch, stellte ich mir vor, was Kylo gerade machen würde. Er müsste mindestens genauso panisch sein wie Caroline, wohingegen Armitage eher meinem ruhigen Gemüt entsprechen müsste. In Kombination war es ein chaotischer Haufen.
Nachdem ich fertig war, nahm ich mir ein Handtuch und trocknete mich ab. Anschließend zog ich mir einen Bademantel an und setzte mich zu Caroline und meiner Mutter an den Tisch.
„Glaub mir, du willst nicht mehr als einen Salat essen wollen. Wenn du wüsstest, was für heute Abend alles geplant ist. Ich befürchte, das Kleid wird dir nicht mehr passen."
Ich gab mich mit dem Salat zufrieden und gemeinsam aßen wir.
Noch bevor ich wirklich aufgegessen hatte, riss Caroline mir meinen Teller weg und begann meine Haare mitleidslos zu bearbeiten.
„Sollte ich nicht zuerst das Kleid anziehen? Nicht das wir noch die Frisur zerstören."
„Ich bitte dich, Liebes. Wir sind drei Frauen und wir werden es ja wohl schaffen, dir ein Kleid anzuziehen.", tadelte mich meine Mutter scherzhaft und begann mir Make-up aufzutragen.
Caroline zauberte mir eine verspielte, aber dennoch elegante Frisur. Sie steckte meine braunen Locken nach oben und dekorierte sie mit kleinen silbernen Blümchen. Dann setzte sie mir mein Diadem auf und hielt mir einen Spiegel hin. Es sah aus als hätte Caroline Monate lang dafür geübt, was mich mehr als nur zufrieden machte. Meine Mutter hielt sich beim Make-up etwas dezenter. Sie trug dunklen Lidschatten auf meine Lider auf und setzte hier und dort kleine hellere Akzente. Meine Lippen bemalte sie mir mit einem matten und schmeichelhaften rot.
„Wir liegen gut in der Zeit.", meinte Caroline zufrieden.
„Ja, finde ich auch. Warte mal, was ist mit ihren Nägeln?", fragte meine Mutter.
„Um Gottes Willen! Das habe ich vollkommen vergessen."
Und weg war ihre Ruhe...
Hux kam ins Zimmer.
„Ehm... Caroline? Wo ist der Anzug?"
„Was?", fragte Caroline kalt. Ihre Gesichtszüge entglitten ihr vollkommen.
„Kylos Anzug... wo ist er?"
„Wie wo ist er? Er ist bei dir.", platzte es aus ihr.
„Nein?"
„Frag doch Mr. und Mrs. Williams. Sie haben Kylo doch beim Kauf begleitet.", mischte ich mich ein und hoffte, dass Caroline sich wieder beruhigte. Meine Mutter hatte bereits begonnen meine Nägel zu lackieren, als Hux halbwegs erleichtert das Zimmer verließ und Caroline sich entrüstet in den Stuhl fallen ließ.
„Du musst den Verlobungsring noch eine deine linke Hand stecken.", wies mich Caroline hin.
„Ach ja. Was ist eigentlich mit den Eheringen?"
„Mach dir keine Gedanken. Du wirst sie lieben.", versicherte die mir.
„Sicherlich.", lächelte ich belustigt.
Nach dem, der zu meinen Lippen passende Nagellack getrocknet war, halfen die beiden Frauen mir in mein Kleid. Mein Vater betrat den Raum.
„Ophelia, meine Prinzessin.", sagte er erstaunt und rang mit Tränen, was sich als Kampf entpuppte, den er nie hätte gewinnen können.
„Sind die Gäste schon da?", fragte Caroline prompt.
„Ja, Kylo und Armitage haben sie bereits in Empfang genommen. Sie werden wohl schon im Saal sein.", erklärte mein Vater.
„Bist du bereit?", fragte mich Caroline.
„Ja.", antwortete ich und versuchte meine Tränen zurückzuhalten.
„Wehe du zerstörst das Make-up. Dafür ist keine Zeit!"
„Ich versuche es.", meinte ich amüsiert über Carolines Panik.
Meine Mutter und Caroline gingen mit uns zum Saal. Sie schlichen sich hinein und nahmen ihre Plätze in der ersten Reihe ein. Ich hielt mich an dem Arm meines Vaters fest und wartete darauf, dass die Musik begann zu spielen.
„Wie geht es dir?", fragte mich mein Vater leise.
„Gut.", schluchzte ich voller Freude.
Dann ertönte die Musik und man öffnete uns die großen Flügeltüren. Der Saal war feierlich dekoriert. Auf dem Boden lag ein langer roter Teppich. Links und rechts standen hölzerne elegante Bänke, die mit Schleifen geschmückt waren und überall standen Blumen.
Alle drehten sich zu uns um. Langsam gingen wir im Rhythmus des Liedes Richtung Altar.
Kylo betrachtete mich als wäre ich sein Leben, welches ihm nun endlich eine Erfüllung gab. Er trug einen schwarzen Anzug, mit schwarzen Schuhen und einer schwarzen Krawatte, dazu ein weißes Hemd.
Als meine Vater und ich den schier endlosen Weg endlich hinter uns hatten, übergab er Kylo meine Hand und setzte sich zu meiner Mutter.
Ich nahm keinen anderen Laut war als Kylos beständigen Atem. Ich sah nichts anderes als seine braunen Augen - meine Zukunft. Ich schmeckte nichts anderes als das Echo der vergangenen Küsse, die er mir auf meinen Lippen gelassen hatte. Ich roch nichts anderes als den lieblichen Hauch der Liebe, der sich mit unser beider Atem vermischte.
„Ja, ich will.", hauchte ich. Er erwiderte es und ich fühlte nichts anderes als seine zitternden Hände, als er mir den roségoldenen Ring an meinen Finger steckte. Der Ring war am Rand mit weißen kleinen Perlen verziert. Der Ring, den ich Kylo gab, war ohne feinere Details. Er war schlicht und dennoch von unschätzbarem Wert. Dann küsste er mich und eine einzelne kleine Träne rann mir über meine Wange.
Ich konnte nicht glauben, was passiert war. Ich war nun verheiratet, auf ewig gebunden an den Mann, dem ich mein Leben aus freien Stücken übergeben hatte. Vollkommen paralysiert fand ich mich irgendwann im Speisesaal wieder. Meine Eltern und meine Freunde beglückwünschten mich. Ich hatte große Mühe Kylo allen vorzustellen. Kylo stellte mir ebenfalls einige Leute vor. Höhere Offiziere, wichtige Politiker und bekannte aus alten Zeiten, jedoch war nirgendwo eine Spur von seinen Eltern.
Noch bevor ich nach ihnen fragen konnte, entführte mich Caroline und zeigte mir das Kamerateam.
„Ich weiß, es ist kalt draußen, aber du und Kylo müssen dadurch."
Armitage führte Kylo zu uns und gemeinsam gingen wir nach draußen. Kylo gab mir seine Jacke und Hux trug meine Schleppe.
Wir machten duzende Fotos. Caroline war nie vollends befriedig und drapierte uns immer wieder in neue Positionen. Nach einer kalten Ewigkeit gingen wir wieder zurück und ich gesellte mich zu meinen Freunden, die mich mit noch mehr Geschenken überhäuften.
„Es wir Zeit fürs Abendessen.", erinnerte Caroline die Gäste. Alle nahmen ihre Plätze ein. An meinem Tisch saßen Caroline, ihr Bruder, meine Eltern und mein Mann. Man servierte allen teueren Rotwein und ein aufwendiges Fünfgängemenü. Ich war froh, zum Mittag nicht mehr als einen Salat gegessen zu haben.
Gemeinsam amüsierten wir uns alle prächtig. Eine Pianist und drei Geiger spielten leise romantische Musik in der Mitte des Speisesaales. Hin und wieder wirkte Armitage deprimiert und schaute betrübt zum Flügel als wäre die Musik sein einziger Halt, aber ich versuchte stets ihn in alle Gespräche zu integrieren, sodass er sich nicht unwillkommen fühlte.
Nach dem Essen ruhten wir noch ein paar Minuten auf den Stühlen und ließen die Gespräche ausklingen. Dann begaben Kylo und ich uns auf die Tanzfläche und der Pianist begann im Solo einen langsamen romantischen Walzer.
„Ich wusste gar nicht, dass du tanzen kannst.", meinte ich leise während er elegant mit mit über die Tanzfläche flog.
„Ich habe es extra für dich gelernt.", antwortete er stolz.
Meine Augen füllten sich mit Tränen.
„Was ist los?", fragte Kylo mich erschrocken.
„Ich bin so unglaublich glücklich. Ich kann das alles gar nicht begreifen. Ich liebe dich, Kylo."
„Ich liebe dich auch."
Nach dem ersten Tanz kamen einige andere Gäste auch auf die Tanzfläche. Kylo übergab mich meinem Vater und er selbst tanzte den zweiten Tanz mit meiner Mutter.
„Ich weiß, du wolltest die Hochzeit nicht...", begann mein Vater, aber ich unterbrach ihn: „Nein! Ich will nie wieder ohne Kylo sein müssen. Ich liebe ihn mehr als alles andere auf der Welt."
„Das freut mich zu hören."
Mein Vater war zufrieden und ich war es auch.
Nach den Tänzen amüsierten wir uns wieder mit den Gästen und um Punkt 22.00 Uhr versammelten wir uns auf einem temporären Weg auf der Eiswüste. Zu linken Seite des Weges sah man einige Maschinerien, die in den Himmel gerichtet waren. Kylo legte seinen Arm auf meine Schultern und gemeinsam betrachteten wir das Feuerwerk mit unseren Freunden und Familien.
Bunte Lichter schillerten am Himmel und helle Farben erleuchteten den späten Abend. Noch nie zuvor in meinen Leben durfte ich mir so ein spektakuläres Ereignis anschauten. Ich starrte wie ein kleines Kind in den Himmel und war erstaunt über das Funkeln. Nach dem wunderbaren Auftritt applaudierten alle und gingen zurück in den Saal. Armitage, Caroline, meine Eltern, Kylo und ich blieben noch eine Weile draußen stehen und genossen die Stille der Nacht.
„Ich glaube, es ist an der Zeit zu gehen.", meinte ich zufrieden.
„Ja, du hast recht.", stimmte mir Kylo zu.
„Nun gut. Wir begleiten euch zum Hangar.", meinte Caroline und führte uns wieder hinein.
Sie nahm den Arm ihres erschütterten Bruders und mein Gewissen schlug mir auf meine Seele.
Als wir endlich ankamen verabschiedeten wir uns von meinen Eltern und von Caroline und Hux.
„Danke, Armitage, für alles.", hauchte ich ihn in sein Ohr und umarmte ihn dabei fest.
Dann stiegen wir in das Schiff und flogen fort.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top