5. Kapitel - Frühstück

„Aufstehen!", sagte eine herzlich warme Stimme.
„Es ist noch dunkel Mary-Ann. Lass mich noch schlafen!", antwortete ich und vergrub meinen Kopf im Kissen.
„Wer ist Mary-Ann?" Ich schreckte hoch. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich nicht zu Hause war.
„Verzeiht mir bitte, aber Mary-Ann war mein altes Dienstmädchen. Sie weckte mich früher immer. Wie spät ist es?"
„5.45 Uhr."
„Warum weckst du mich so früh? Wer bist du überhaupt?"
Das einzige Licht kam aus Kylos Zimmer, weshalb ich nur die Silhouette einer Frau erkannte.
„Ich bin Alice, euer neues ‚Dienstmädchen' und ich wecke euch so früh, weil Commander Ren viel Arbeit zu erledigen hat und vorher gerne noch mit Ihnen frühstücken will."
Sie machte das helle Licht an und lächelte mir motiviert zu. Sie öffnete meinen Kleiderschrank und holte ein graues Etuikleid heraus und dazu passende schwarze Schuhe mit Absatz. Sie drückte mir beides in die Hand und ich stand langsam und müde auf, um ins Bad zu gehen. Ich zog mich an und dachte dabei an Mary-Anns Wahl bezüglich meiner Kleidung. Sie gab mir immer bunte Kleider mit vielen Mustern und Blumen, um mein Gemüt zu erheitern. Aber Alice gab mir ein schlichtes Kleid, welches hierher passte, welches zu Kylo Ren passte... Ich wusste nicht ganz, was ich davon halten sollte. Ich wollte mich nicht für jemanden verändern, den ich nicht kannte, ich wollte aber auch nicht zu provokant wirken. Als ich mich angezogen hatte öffnete ich die Tür und Alice stürmte hinein. Mit ein paar gezielten Handgriffen sortierte sie meine braunen Locken und steckte sie elegant zurück. Dann öffnete sie eine Schublade unterhalb des Waschbeckens und holte etwas Lidschatten heraus. „Gefällt es Ihnen?" „Ja, sehr. Vielen Dank.", sagte ich und versuchte zu lächeln. „Keine Ursache." Ich mochte Alice. Sie wirkte nett und aufgeschlossen, aber vor allen war sie ehrlich und scheute sich nicht davor ihre Gute Laune hier frei und offen zu zeigen.

„Na dann wollen wir mal.", sagte sie und zog mich aus meinem Zimmer, um mich gleich wieder auf einem Stuhl zu platzieren. Ich saß nun alleine an einem voll gedeckten Tisch. „Commander Ren müsste gleich aus der Dusche...", sie stoppte und hielt ihre Hand vor dem Mund. „Was möchtet ihr trinken?" „Eine heiße Schokolade, bitte." Sie ging peinlich berührt aus dem Zimmer und ich erblickte die halboffenen Tür hinter ihr. Ich musste schmunzeln über die Vorstellung, dass er sie gehört hatte. Das plätschernde Wasser brachte mich immer tiefer in meine Gedanken und ich erschrak, als Alice mir eine Tasse Kakao auf den Tisch stellte.
„Ich hoffe, ich habe Ihnen mit meinen Worten keine allzu verlockenden Gedanken gebracht.", flüsterte sie mir zu und das Wasser hörte auf, auf den Boden zu plätschern. Ich lachte leise und hielt mir meine Hand zärtlich vor meinen Mund.
„Nein."
„Gut! Ich meine schlecht.. Nein, gut! Ausgezeichnet? Ich komme gleich wieder."
Ich fand Alice äußerst amüsierend und freute mich darüber, dass sie Mary-Anns Arbeit übernahm. Sie kam wieder und stellte eine Tasse schwarzen Kaffee auf die andere Seite des Tisches, dann verbeugte sie sich leicht und verließ den Raum.

Ich vermisste unser kleines Frühstückszimmer und meinen Vater der mir jeden Samstagmorgen einen Witz aus der Zeitung vorlas. Der Himmel begann langsam heller zu werden und ich erkannte die Eiswüste wieder.
„Guten Morgen, Ophelia."
Erschrocken drehte ich mich weg vom Fenster und schaute in die braunen Augen von Kylo Ren, welcher nur wenige Meter von mir entfernt war. Ich stand auf und machte einen kleinen Knicks.
„Guten Morgen, Commander... Sir...?" ich schaute ihn fragend an.
„Nenn mich Kylo.", sagte er trocken und setzte sich dann. Eingeschüchtert schaute ich zu Boden und setzte mich wieder.
„Guten Morgen, Kylo.", korrigierte ich mich dann. Er sah so anders aus, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Er hatte schwarzes Haar und obwohl sein Blick ernst und unerschrocken wirkte, sah ich in seinen Augen Trauer und Schmerz.
„Caroline erzählte mir, dass du Joghurt magst, weshalb ich Alice... ich hoffe, es schmeckt dir.", erklärte er mir. Er wirkte irgendwie genervt von mir. Ich war mir sicher, dass ihn meine Anwesenheit ungemein stört.
„Ja, danke."
Stille brach über uns ein. Ich trank vorsichtig aus meiner Tasse und aß meinen Joghurt langsam. Er schien keinen Hunger zu haben, denn das Brötchen auf seinem Teller hatte er nicht beachtet. Er trank lediglich in kleinen Schlucken seinen Kaffee und schaute aus dem Fenster. Ab und zu schaute er auch zu mir, aber dann wand ich meinen Blick so schnell wie möglich von ihm ab. Ich wollte nicht, dass Kylo dachte, dass ich ihn beobachtete.

Ich hatte noch nicht aufgegessen, als er aufstand, seinen Stuhl an den Tisch schob und sagte: „Ich muss jetzt arbeiten."
Er ging und als er die Tür erreichte, drehte er sich noch einmal um. „Ach ja, Caroline will dir heute die Basis zeigen und anschleichend gemeinsam mit dir Mittag essen. Für heute Abend habe ich ein Tisch reserviert." Dann war er weg. Ich war verzweifelt und ging zurück in mein Zimmer.

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