45. Kapitel - Friede

Bis es dunkel wurde lag ich in meinem Bett und weinte. Ich konnte Kylo nicht verstehen. Er hat mir so schrecklich wehgetan und wollte mir nicht einmal mehr erklären weshalb. Es ließ mich nicht einmal mehr mit Hux sprechen, welcher es schaffte, mich zumindest für kurze Zeit abzulenken, mich aufzumuntern und es nicht noch viel schlimmer zu machen wie Kylo. Meine Wut hatte sich mittlerweile in pure Verzweiflung gewandelt. Ich wusste nicht, wie ich ihn heiraten könnte, wenn er mich einsperrte, wie einen tollwütigen Köter, der langsam verreckte. Ich wollte ihm nicht mehr in die Augen schauen, ich wollte nicht mehr mit ihm reden, ehe er mir erklärt hätte, was seine Beweggründe waren.

Es klopfte an meiner Tür.
„Ophelia?", fragte Carolines Stimme vorsichtig.
Ich antwortete nicht.
„Ich weiß, dass du mich hörst. Ich soll dir von Kylo ausrichten, dass er auf dem Dach auf dich wartet. Du musst nicht zu ihm, aber er würde gerne seine Fehler erklären und versuchen, alles wieder gut zu machen."
Ich gab immer noch keinen Ton von mir.
„Wenn du nicht willst, dann ist das für ihn auch ok, aber er weiß, was er falsch gemacht hat. Ophelia, tue ihm das bitte nicht an."
Ich war so erschrocken, dass ich meinen Atem anhielt und ihre kleinen Schritten aus dem Zimmer gehen hörte.
Langsam und unsicher stand ich auf und ging ins Bad. Als ich in den Spiegel blickte, sah ich rote nasse Augen, blasse Haut und Haare, die wild über meinen Kopf verteilt waren. Ich entschloss, dass es mir egal war, wie zerstört ich aussah, schnappte mir meinen Mantel und ging langsam durch die Korridore.

Ich erinnerte mich daran, wie ich das erste mal diesen Weg gegangen war. Hux führte mich aufgeregt durch die Flure und ich folgte ihm neugierig und voller Erwarten. Er zeigte mir etwas so schönes, dass ich nicht dorthin zurück wollte, zumindest nicht heute, da ich wusste, dass Kylo und ich uns nur wieder streiten würden. Ich wollte die Erinnerungen nicht zerstören. Ich wollte diesen wunderbaren Ort bewahren und ihn nicht mit Hass und Schmerzen verbinden.
Vor der letzten Tür blieb ich schweratmend stehen. Hier gab mir Armitage seine Jacke.

Meine Augen brannten, als ich langsam die Tür öffnete. Ich trat zögernd heraus. Das erste was ich erblickte waren die bunten Lichter über mir. Dann schweifte mein Blick zur Eiswüste und ich sah Kylo am Geländer des Daches stehend. Er schaute in die Ferne und ich fragte mich, ob er mich bemerkt hatte. Vorsichtig ging ich auf ihn zu. Je näher ich ihm kam, desto kälter wurde mir. Ich spielte mit dem Gedanken wieder zurück zugehen, aber ich schaffte es, genügend Mut aufzubringen, um mich neben ihn zu stellen und mich ebenfalls auf die Mauer zu lehnen.

„Tut dein Arm noch weh?", fragte er kühl. Er schaute mich nicht an. Sein Blick war fest fokussiert und wirkten beinahe wie in Stein gemeißelt.
„Nein.", log ich. Meine Stimme war genauso kühl. „Warum, Kylo? Warum hast du mir das angetan?"
Er atmete tief durch.
„Wir heiraten in ein paar Tagen.", fing er an. „Dann darf ich dich endlich meine Frau nennen."
Worauf will er hinaus?
„Und ich hatte mir erhofft, dich dann berühren zu dürfen, wie es kein anderer Mann darf, deine Nähe zu spüren, wie niemand sonst und dir das zu geben, was dir noch niemand zuvor gab."
Er schluckte und schaute starr nach unten.
„Der Tag, an dem du mir gesagt hast, dass du mich heiraten willst und du mich zum glücklichsten Mann der gesamten Galaxie gemacht hast, hat sich tief in mein Gedächtnis gebrannt, teils aufgrund von eben genannten und teils, weil ich mich selbst dafür Hasse, was ich dir angetan habe. Ich war so selbstsüchtig und habe dich auf Wegen angefasst, wie du es nicht wolltest, ich habe deine Grenzen nicht erkannt und dich missbraucht."
„Du hast mich nicht missbraucht.", wendete ich leise ein und schaute ihn mitleidig an.
„Ich war so wütend auf mich.", fuhr er fort. „Ich wünschte, ich könnte alles rückgängig machen.", seufzte er.

Meine Wut war längst verflogen, aber dennoch konnte ich es nicht erwarten, eine Erklärung zu erhalten. Ich wollte ihn keineswegs drängen, weiter zu reden, denn es war unschwer zu erkennen, dass es ihm unheimliche Qualen bereitete. Geduldig wartete ich, bis er fortfuhr.

„Bedauerlicher Weise war ich nicht der einzige, der dich missbrauchte."
Ich wollte ihn wieder unterbrechen und ihm sagen, dass er mich nicht missbraucht hatte, aber ich schwieg aus Angst, wir würden vom Thema abkommen.
„Dean hat dir etwas angetan, was nicht einmal mehr ich durfte und nun habe ich Angst, dich gar nicht mehr anfassen zu dürfen. Ich sehne mich so sehr nach deiner Nähe und Liebe. Jede deiner Berührungen lässt mich all meine Sorgen, mein Leid, vergessen. Aus reinem Egoismus erzählte ich Caroline davon. Ich brauchte jemand, um darüber zu reden, denn es hat mich selbst sehr mitgenommen, aber noch viel wichtiger, ich hoffte, sie könnte mir helfen, mir einen Rat geben oder... ich weiß nicht... mir sagen, wie Frauen berührt werden wollen ohne ihnen dabei Angst zu machen und ohne ihnen wehzutun. Ich wollte lediglich ihre Hilfe, jedoch nur, weil ich zu feige war, dich selbst zu fragen, was du für richtig hälst, andererseits halte ich es immer noch für eine schlechte Idee, mit dir darüber zu sprechen, da es ja noch nicht als zu lange her ist. Vorher waren die einzigen, die mir so nah kamen, Prostituierte und Huren, bei denen mir nur meine eigene Befriedigung im Vordergrund stand, aber jetzt habe ich dich. Dein Wohl ist mir wichtiger als alles andere auf der Welt und nie würde ich dich irgendwie verletzen wollen. Ich bildete mir ein, dass ich der einzige sei, der deine Begierden stillen könnte, aber nun wird mir klar, dass ich nur mein eigenes Verlangen stillen wollte."
Er seufzte als wäre ihm ein Stein von seinem Herzen gefallen. Dann fuhr er fort: „Ich weiß, dass ich sehr eifersüchtig bin und ich weiß auch, dass ich daran arbeiten muss. Es macht mich krank, zu sehen, wie glücklich du mit Armitage sein kannst und wie ungern du bei mir bist. Ich wollte dein Vertrauen nicht missbrauchen und ich wollte dir auch nicht wehtuen. Ich hatte es ja nur gut gemeint. Es tut mir so schrecklich Leid."

„Kylo.", hauchte ich leise. Ich war erschüttert. Ich konnte kaum glauben, was ich hörte. Mein Gewissen lag mir schwer auf der Seele und ich begann ihn endlich zu verstehen. Es ergab alles Sinn, was er gesagt hatte und ich glaubte ihm jedes Wort.
Er drehte sich zu mir und ich sah ihm in seine von Tränen gefluteten Augen.
„Bitte, verzeih mir.", flehte er mit zitternder Stimme. Ich fiel ihm bitter weinend in seine Arme.
„Danke.", hauchte er zu tiefst erleichtert.

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