37. Kapitel - Wir werden sehen
Ich war so paralysiert, dass ich beinahe vergas, aus dem Aufzug zu steigen. Gedanken leer ging ich durch die Korridore. Es fühlte sich an als hätte ich eine gigantische Rauchwolke in meinem Kopf, die es mir unmöglich machte eine klare Sicht zu behalten.
Als ich in unseren Gemächern ankam, setzte ich mich auf Kylos Seite des Bettes. Ich wollte mit ihm reden, ich wollte wissen, warum er Hux so sehr hasste, aber ich konnte keinen Gedanken fassen. Keine sinnvolle Schlussfolgerung schien sich zu ergeben. Dann wurde mir bewusst, dass ich so nicht hätte denken können; eingenommen von allem, was ich an Kylo so liebte. Ich musste raus. Ich musste weg. Ich ging schnellen Schrittes in das Zimmer, indem sich mein Schrank befand und nahm mir meinen Mantel und einen Schal, dann lief ich zum Hangar, doch bevor mir klar wurde, dass ich niemals einen Sturmtruppler dazu bewegen könnte, mich nach Endor zu fliegen, blieb ich stehen. Ich konnte nicht weg und drehte verzweifelt um.
Kylo, wo bist du nur? Ich brauche dich.
Ich hatte überlegt, wo ich hingehen könnte. Caroline wollte ich es nicht erzählen, Mr. und Mrs. Williams durfte ich es nicht erzählen und meiner Oma konnte ich es nicht erzählen. Ich fühlte mich so alleine gelassen und einsam. Dann beschloss ich zur Klippe zu gehen, um frische Lift zu atmen. Ich hoffte darauf, dass sich all die Gedanken in meinem Kopf entwirren würden, wenn ich meinen Lungen mit dem eisigen Wind füllte und so war es auch. Als ich am Abgrund ankam, fühlte ich pure Erleichterung in meinem Herzen. Ich schaute in die endlose Ferne und beobachtete Eisfüchse, die zielgerichtet über den Schnee liefen. Mir war nun bewusst, was ich fühlen sollte und mir war bewusst, dass Kylos Verhalten absolut falsch war.
Ich bin wütend und ich habe auch allen Grund dazu. Ich sollte... nein ich muss mit ihm sprechen. Hux darf nicht in diesem Loch verrotten und es ist mir auch egal, wie sehr Kylo mich liebt. Wenn meine Freunde darunter leiden müssen, dann ist mir diese Liebe nichts wert. Oder doch? Nein! Ich darf es nicht zulassen... Er muss ihn frei lassen... sich entschuldigen...
Ich überlegte mir, wie ich das folgende Gespräch anfangen sollte, ob ich schreien sollte oder mit ruhiger Stimme versuchen sollte, ihm zu erklären, wie ich die Lage betrachte. Ich überlegte, welche Worte ich wählen sollte und welcher Ort sich für die Unterhaltung am besten eignen würde. Ich warf all meine Pläne hin, als ich realisierte, dass es so oder so in einem fürchterlichen Streit enden würde, dass ich weinen würde und dass er sich dann schuldig fühlen würde.
Nun hatte ich Angst. Am liebsten wäre ich vor dem kleinen morschen Holzzaun stehen geblieben und hätte gewartet, bis er selbst zu mir kommt. Ich wollte nicht auf ihn zugehen und ihm sagen, wie schrecklich ich sein Verhalten fand. Ich hatte Angst vor seiner Reaktion, davor ,dass er mich nicht verstehen könnte und davor, dass er Armitage noch weiter quälen wird. Aber dann erkannte ich, weshalb er eigentlich heute Morgen fort gegangen war. Er wusste, wie wütend ich werden würde und er wusste, das er falsch handelt. Darüber nachzudenken führte nur dazu, dass ich noch wütender auf ihn wurde. Das Blut kochte in meinen Adern. Der Zorn brannte unter meiner Haut, aber ich war nicht fähig, ihn zu Taten, geschweige denn zu Worten zu formen.
Doch dann hörte ich Schritte im Schnee. Das Stapfen war so unregelmäßig, dass ich mir sicher war, dass Kylo zu mir humpelte. Er suchte das Gespräch. In mir bahnte sich die Hoffnung, dass er zu mir kam, um sich zu entschuldigen. Ich war erleichtert und drehte mich voller Freude um.
„Du bist nicht Kylo.", sagte ich erschrocken. Ich fühlte mich, wie ein Kaninchen vor den Reißzähnen des großen bösen Wolfs.
Er antwortete nicht sondern kam einfach nur näher. Ich hatte diesen Mann, dieses Wolf, noch nie zuvor gesehen. Er war stämmig und kräftig gebaut und trug einen alten braunen und abgenutzten Mantel, dazu eine zerrissene Hose, kaputte Stiefel und eine Fellmütze. Über seinen schmalen braunen Augen waren buschige Brauen und seine fast blauen Lippen waren von einem langen dunklen Bart umgeben.
„Wer bist du?", fragte ich panisch. Meine Herz bebte vor Angst. Er sah nicht aus als wäre er Teil der ersten Ordnung. Er kam nicht von hier.
Er grinste nur und kam immer näher. Er zückte ein Messer aus seiner Tasse und richtete es auf mich.
„Was willst du von mir?"
Er hielt mir das kalte Metall an meine brennende Kehle und packte mich an meinem Arm.
„Wir werden sehen.", antwortete er.
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